Geschädigte Nerven: Ursache für Kribbeln, Zucken & Missempfindungen
Muskelzucken, Taubheit, Kribbeln können ganz harmlose Missempfindungen sein. Manchmal sind sie jedoch Anzeichen einer Nervenschädigung (in der Fachsprache als Neuropathie bezeichnet), die behandelt werden muss: Die Finger werden taub und die Hände pelzig, die Beine kribbeln, das Augenlid zuckt und der Pudding schmeckt nach Seife. Nervenstörungen und die daraus resultierenden Symptome wie Taubheitsgefühle, Muskelzucken am ganzen Körper, Kribbeln oder ungewöhnliche Geruchs- und Geschmackseindrücke können verschiedene Ursachen haben. Wir erklären die Zusammenhänge.
Missempfindungen und Störungen durch Nervenschäden
Alles, was der Mensch sieht, hört, tastet, schmeckt, fühlt oder riecht muss von den Nerven weitergeleitet und im Gehirn verarbeitet werden. Und alles, was vom Körper geleistet wird, muss vom Gehirn über die Nerven an die Muskeln übertragen werden. So ist es nicht verwunderlich, dass bei Nervenschädigungen Missempfindungen und Bewegungsstörungen entstehen können.
Dies ist auch möglich, wenn die Nerven aufgrund von Durchblutungsstörungen nicht mehr richtig versorgt sind, wie etwa bei der diabetischen Polyneuropathie, einer Nervenschädigung, die als Folge von Diabetes auftreten kann. Polyneuropathie bezeichnet dabei eine Neuropathie (also eine Nervenschädigung), die gleich mehrere Nerven betrifft.
Nervenstörungen können viele Ursachen haben
Neuropathien können in vielen Zusammenhängen auftreten. Viele sind harmlos, wie zum Beispiel das pelzige Gefühl an den Händen, doch andere können ernste Erkrankungen sein, wie eben Diabetes mellitus oder die von Zecken übertragene Infektionskrankheit Borreliose.
Ein nervöses Zucken am Körper kommt immer mal wieder vor, so erleben zum Beispiel viele Menschen vorm Einschlafen ein Zucken in den Beinen. Das kann passieren, ohne dass man es bewusst wahrnimmt.
Am Augenlid beispielsweise fällt es jedoch auf. Ist jemand beunruhigt über sein Lidzucken oder tritt das Muskelzucken mehrere Wochen hintereinander lang immer wieder auf, sollte er zum Arzt gehen. Meist kann ein Gespräch mit dem Experten schnell Klarheit schaffen, ob mehr dahintersteckt – zum Beispiel die Überfunktion der Schilddrüse. In der Regel ist das Zucken jedoch harmlos.
Ursache kann beispielsweise ein Mangel an Mineralstoffen sein, wie er bei starkem Schwitzen auftritt. Hier helfen schon Ruhe und elektrolythaltige Getränke. Aber auch Durchfall oder Medikamente können zu einer Elektrolytverschiebung im Körper beitragen, die zu Zittern oder Zucken führt. Manchmal reicht sogar eine Hyperventilation – ein schnelles Atmen aufgrund von Aufregung, Panik, Stress oder Angst-, um körperliche Symptome auszulösen.
Ernste Ursache einer Nervenschädigung möglich
Andererseits sind die Missempfindungen aber nicht immer harmlos. Auch eine Schädigung der Nerven außerhalb des Rückenmarks oder des Gehirns, die sogenannte Polyneuropathie, beginnt meist schleichend mit Kribbeln oder Empfindungsstörungen in Füßen und Händen, die später die gesamten Beine und Arme betreffen können.
Mehr als die Hälfte der rund sechs Millionen Menschen mit Diabetes entwickeln früher oder später eine Nervenschädigung, wenn sie länger als zehn Jahre an der Krankheit leiden. Nimmt man alle Betroffenen von Typ 1 und Typ 2 zusammen, leiden nach Schätzungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft rund ein Drittel an Neuropathien. Diese beeinträchtigen die Reizwahrnehmung und die Funktion der Organe.
Ein weiterer häufiger Auslöser ist chronischer Alkoholmissbrauch. Darüber hinaus gibt es viele andere Krankheiten, bei denen es zu einer Polyneuropathie kommen kann. Dazu zählen Infektionskrankheiten, Stoffwechselerkrankungen oder Krebsleiden.
Personen, die an starken Missempfindungen, Taubheits- oder Lähmungserscheinungen leiden, sollten sich deshalb neurologisch untersuchen lassen. Je früher der Patient und Arzt nämlich Klarheit über die Ursachen haben, desto früher kann eine gezielte Therapie begonnen werden.
Kribbeln und Ameisenlaufen als erstes Symptom
Viele Patienten sagen, die ersten Symptome fühlten sich so an, als ob der Arm oder das Bein in einem Ameisenhaufen steckt. Später kann es dann zu plötzlichen oder anhaltenden Schmerzen kommen, die auch in Ruhe auftreten, sowie zu Taubheitsgefühlen bis hin zu Lähmungserscheinungen.
Von einer Neuropathie können grundsätzlich alle Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark betroffen sein. Sie treten jedoch besonders an den längeren Nervenbahnen des Körpers auf, also an den Verbindungen zu Händen und Füßen.
Weitere Anzeichen einer Nervenstörung
Ähnlich wie bei einem Kabel, dessen Isolierung defekt ist, ist bei der Polyneuropathie die Ummantelung der Nervenfortsätze zerstört. Das hat zur Folge, dass letztlich weder Signale zum Hirn gemeldet werden noch Befehle zu den Muskeln gelangen. Sind motorische Nerven betroffen, welche die Muskeln versorgen, kann es zu Muskelschwäche, Muskelschwund oder Muskelkrämpfen kommen.
Ist das vegetative Nervensystem geschädigt, betrifft es Nerven, die zu Organen, Gefäßen und Drüsen führen. Folgende Symptome können dann auftreten und erste Anzeichen einer Neuropathie sein:
- Potenzstörungen
- Blasenschwäche
- Herzrhythmusstörungen
- Wechsel von Verstopfung und Durchfall
Schleichender Beginn bei geschädigten Nerven
Die Nervenschädigung setzt nicht erst ein, wenn die ersten Beschwerden auftreten, sondern sie beginnt meist schleichend, sodass die Betroffenen lange Zeit nichts merken.
Keinesfalls sollte die Angst vor einer ungünstigen Diagnose davor abschrecken, zum Arzt zu gehen. Denn entweder sind die Symptome wirklich harmlos oder aber sie sind erste Anzeichen einer Erkrankung, die erkannt und behandelt werden muss.