Frau hat Schmerzen aufgrund einer Zyste am Eierstock
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Zysten am Eierstock: Symptome und Therapie von Ovarialzysten

Von: Marina Bierbrauer (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.04.2024

Etwa sieben Prozent aller Frauen haben mindestens einmal im Leben eine Zyste am Eierstock. Oft bemerkt man sie gar nicht, sie können jedoch auch Schmerzen und weitere Beschwerden auslösen. Informieren Sie sich hier über die verschiedenen Arten von Eierstockzysten, wie sie entstehen und wie die Behandlung erfolgt. Außerdem erfahren Sie, ob Zysten am Eierstock gefährlich sein können und wann sie entfernt werden müssen.

Was sind Zysten am Eierstock?

Zysten sind in sich geschlossene, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, die überall im Körper auftreten können. Auch an den Eierstöcken können sie sich bilden. Der medizinische Fachbegriff lautet Ovarialzysten. Sie sind in den allermeisten Fällen gutartig (benign), es handelt sich also nicht um eine bösartige Erkrankung wie Krebs. Ovarialzysten treten häufig auf und bilden sich meistens ohne Behandlung von alleine wieder zurück. In seltenen Fällen können Eierstockzysten jedoch zu einem bösartigen (malignen) Tumor entarten.

Diese Symptome können auftreten

Zyste am Eierstock: Entstehung und Formen

Die meisten Zysten sind sogenannte funktionelle Zysten. Ihre Entwicklung wird durch die normale hormonelle Funktion der Eierstöcke ausgelöst. Zysten, die unabhängig davon wachsen und durch Sekretverhalt entstehen, sind seltener. Sekretverhalt bezeichnet eine Ansammlung von Flüssigkeit. Man nennt sie organische Zysten oder auch Retentionszysten. 

Funktionelle Eierstockzysten

Man unterscheidet drei Formen von funktionellen Ovarialzysten:

  • Follikelzysten (Bläschenzysten): Follikelzysten entstehen, wenn das Eibläschen (Follikel) heranreift, aber nicht platzt, um das Ei freizugeben. Das bedeutet, der Eisprung bleibt aus und das Eibläschen wächst durch Flüssigkeitsansammlung weiter. Bläschenzysten können drei bis zehn Zentimeter groß werden. Sie kommen besonders häufig kurz nach der allerersten Monatsblutung und dann wieder kurz vor der Menopause vor.
  • Gelbkörperzysten (Corpus-luteum-Zysten): Der Gelbkörper entsteht nach dem Eisprung aus den Resten des Follikels und produziert die Hormone Progesteron sowie geringe Mengen Östrogen. Kommt es nicht zu einer Befruchtung, wird er abgebaut. Manchmal kommt es jedoch zu kleinen Einblutungen in den Gelbkörper, wodurch er wächst und eine Zyste entsteht. Corpus-luteum-Zysten werden vier bis acht Zentimeter groß. Gelbkörperzysten sind die häufigsten Ovarialzysten bei Frauen im gebärfähigen Alter.
  • Luteinzysten: Eine weitere Form sind die – häufig in beiden Eierstöcken vorkommenden –  Luteinzysten, die in den allermeisten Fällen durch eine Überstimulation der Eierstöcke im Rahmen einer Hormonbehandlung bei unerfülltem Kinderwunsch auftreten. Sie bilden sich in der Regel zurück, wenn die Hormonbehandlung abgesetzt wird. In selteneren Fällen kommen sie während einer Schwangerschaft vor. Sie können bis zu 20 Zentimeter groß werden.

Polyzystische Ovarien

Das polyzystische Ovarialsyndrom (kurz PCOS) ist ein eigenständiges Krankheitsbild, bei dem es – neben weiteren Symptomen – zur Ausbildung vieler kleiner Zysten an den Eierstöcken kommt.

Schokoladenzysten bei Endometriose

Bei Endometriose wächst Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Geschieht dies an den Eierstöcken, kommt es zu Zysten, die dunkles, verdicktes Blut enthalten, weshalb Endometriosezysten auch als Schokoladenzysten bezeichnet werden.

Dermoidzysten

Bei einer Dermoidzyste handelt es sich um einen gutartigen Tumor der Keimzellen (Teratom). Er entsteht durch eine Fehlentwicklung beziehungsweise -steuerung und kann unterschiedliche Arten von Gewebe enthalten, darunter Drüsengewebe, Talg, Haare, Knorpel, Knochen und Zähne.

Eierstockzyste: Symptome

Die meisten Ovarialzysten sind asymptomatisch, das heißt, sie verursachen keine Beschwerden. Wenn Ovarialzysten besonders groß werden, können sie jedoch Beschwerden verursachen, da sie dann auf umliegende Organe wie die Blase oder den Darm drücken. Das macht sich durch ziehende oder stechende Schmerzen im Unterleib bemerkbar. Wenn Frauen ein Ziehen im linken oder rechten Unterbauch verspüren, könnte es sich um eine Zyste am Eierstock handeln. Jedoch können seitliche Unterbauchschmerzen noch viele weitere Ursachen haben. Darunter fallen beispielsweise andere Erkrankungen des weiblichen Genitaltrakts, wie Myome oder Endometriose, sowie Harnwegsinfekte oder eine Divertikulitis.

Der Druck auf die Organe kann auch Probleme beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang verursachen. Sehr große Zysten können den Bauchumfang vergrößern und von außen tastbar sein.

Es kann außerdem zu Zyklusstörungen wie Zwischenblutungen sowie starken oder ausbleibenden Periodenblutungen kommen. Das liegt daran, dass manche Zysten Geschlechtshormone bilden, die das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut verstärken. 

Diese Symptome können bei einer Zyste am Eierstock auftreten:

  • diffuse, stechende oder ziehende Schmerzen im Unterbauch, häufig links oder rechts
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation
  • sichtbare Schwellung oder vergrößerter Bauchumfang

Komplikationen: Sind Zysten am Eierstock gefährlich?

Grundsätzlich können bei Eierstockzysten zwei Komplikationen auftreten:

  • Zystenruptur
  • Stieldrehung

Ruptur bedeutet, dass die Zyste am Eierstock geplatzt ist und sich die Flüssigkeit in den Bauchraum entleert. Das klingt schlimmer, als es meistens ist. Der Körper ist in der Regel in der Lage, die Flüssigkeit abzubauen, sodass keine weitere Behandlung notwendig ist. Selten kann dabei ein Blutgefäß am Eierstock reißen, sodass die Blutung bei einer kleinen OP mittels Bauchspiegelung gestillt werden muss. Anzeichen einer geplatzten Ovarialzyste sind plötzlich einsetzende oder sich plötzlich verstärkende Schmerzen. Diese sollten Sie umgehend gynäkologisch untersuchen lassen, um abzuklären, ob eine Operation notwendig ist.

Anders sieht es bei einer Stieldrehung aus. Dabei dreht sich die Zyste einmal um ihre eigene Achse oder um den Eierstock, was zum Beispiel bei einer ruckartigen Bewegung, aber auch ohne erkennbaren Auslöser passieren kann. Auch eine Stieldrehung äußert sich durch plötzliche, sehr starke Schmerzen im Unterbauch. Hier ist immer eine zeitnahe Operation erforderlich, da durch die Drehung die Blutzufuhr zum Eierstock vermindert oder ganz abgeschnitten wird. Andernfalls kann der Eierstock durch die unzureichende Durchblutung absterben.

Wie werden Ovarialzysten diagnostiziert?

Da Zysten am Eierstock häufig keine Symptome verursachen, erfolgt die Diagnose oftmals als Zufallsbefund, zum Beispiel während einer Allgemein- oder Vorsorgeuntersuchung bei der*dem Gynäkologin*Gynäkologen.

Bei unklaren Beschwerden im Unterbauch oder Zyklusstörungen ist die Fachpraxis für Gynäkologie ebenfalls der richtige Anlaufpunkt. Neben der Anamnese, bei der Sie genau zu Ihren Beschwerden gefragt werden, erfolgt die Diagnose einer Eierstockzyste durch einen transvaginalen Ultraschall, also einer Sonografie durch die Scheide. Dadurch können die Geschlechtsorgane besser beurteilt werden als bei einer Ultraschalluntersuchung über die Bauchdecke. Zysten lassen sich für gewöhnlich im transvaginalen Ultraschall gut darstellen und auch ihre Größe lässt sich messen.

Nur selten sind weiterführende Untersuchungen wie eine Computertomografie (CT) notwendig. Dies wird zum Beispiel bei sehr großen Zysten gemacht, um auszuschließen, dass sie bösartig sind. Manchmal lassen sich Zysten auch nicht eindeutig von einem Tumor unterscheiden, sodass zur Sicherheit eine genaue Abklärung erfolgt.

Therapie von Eierstockzysten

Zysten am Eierstock müssen häufig nicht behandelt werden. Manchmal ist jedoch eine Operation zur Entfernung notwendig. Diese sollte immer mit ärztlicher Beratung sorgfältig abgewogen werden. Denn grundsätzlich sollen unnötige Operationen vermieden und zugleich aber auch das Risiko einer bösartigen Entartung möglichst gering gehalten werden.

Regelmäßige Kontrollen bei Ovarialzysten

Das sogenannte "Watchful Waiting" oder "beobachtendes Abwarten" wird bei kleinen Zysten und wenn keine starken Beschwerden bestehen, empfohlen. Das bedeutet, dass die Zyste regelmäßig per Ultraschall kontrolliert wird. Bei leichten Schmerzen können vorübergehend Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Naproxen, Ibuprofen oder Novalgin verordnet werden.

Meistens bilden sich Ovarialzysten innerhalb von ein bis zwei Menstruationszyklen von alleine wieder zurück. Bei Follikel- und Gelbkörperzysten ist das zum Beispiel bei 90 Prozent der Fall. 

Wenn nach mehreren Monaten keine Besserung eintritt, starke Schmerzen bestehen oder der Verdacht besteht, dass es zu einem bösartigen Wachstum kommen könnte, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden.

Wann muss eine Eierstockzyste operiert werden?

Manchmal muss eine Eierstockzyste operativ entfernt werden. Ein Grund dazu kann in diesen Situationen bestehen:

  • Bei einer Stieldrehung (immer) oder Ruptur (manchmal) einer Eierstockzyste muss diese operativ entfernt werden.
  • Zysten, die größer als fünf Zentimeter sind, lösen häufiger Beschwerden aus und bilden sich seltener von alleine zurück.
  • Bei Frauen nach den Wechseljahren, da in diesen Fällen häufiger bösartige Tumore entstehen.
  • Dermoidzysten werden oftmals vorsorglich entfernt, da aus ihnen in ein bis zwei Prozent aller Fälle ein bösartiger Tumor wächst.
  • Wenn unklar ist, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Erkrankung handelt.
  • Bei weiterem Wachstum oder Fortbestehen über sechs Monate wird eine OP empfohlen.

Die OP erfolgt durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung, auch Pelviskopie genannt). Bei dieser minimalinvasiven Operationsmethode sind nur wenige kleine Schnitte im Bauchraum notwendig. Aus diesem Grund wird die Methode auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt. Bei der Operation werden nur die Zysten entfernt. Eine Entfernung des gesamten Eierstocks (oder sogar beider) stellt die Ausnahme dar. Wenn sich die Zysten nicht von den Eierstöcken lösen lassen oder ein Krebsverdacht besteht, kann dies empfohlen werden. Frauen im gebärfähigen Alter kommen durch die Entfernung beider Eierstöcke allerdings umgehend in die Wechseljahre. Deshalb wird immer versucht, zumindest einen Eierstock zu erhalten, auch im Hinblick auf einen möglicherweise bestehenden Kinderwunsch. 

Eierstockzyste nach den Wechseljahren behandeln

Bei Frauen nach den Wechseljahren ist bei unauffälligen, kleineren Zysten ein Abwarten mit regelmäßigen Kontrollen ebenfalls gerechtfertigt. Jedoch wird man die Entscheidung einer operativen Entfernung eher erwägen, da im höheren Alter die Gefahr einer bösartigen Entartung steigt. 

Antibabypille bei Zysten am Eierstock?

Die Antibabypille zur Behandlung von Eierstockzysten zu verschreiben, gilt als veraltet. Die enthaltenen Hormone verhindern zwar den Eisprung, in Studien wurde jedoch festgestellt, dass sich Zysten dadurch nicht (schneller) zurückbilden.

Prognose und Verlauf

Funktionelle Ovarialzysten, die die Mehrheit aller Zysten ausmachen, bilden sich fast immer von alleine zurück. Daher hat die Erkrankung eine gute Prognose. Da diese Zysten jedoch hormonell- und zyklusbedingt sind, können sie wiederholt auftreten. Bei großen Zysten besteht die Gefahr, dass die Eierstöcke oder Eileiter geschädigt oder verletzt werden. Auch kommen mit zunehmender Größe Stieldrehungen häufiger vor. Bei Operationen besteht ebenfalls ein geringes Risiko, dass die Eierstöcke durch den Eingriff zu Schaden kommen. Komplikationen können grundsätzlich dazu führen, dass einer oder beide Eierstöcke entfernt werden müssen. Das ist jedoch glücklicherweise nur selten der Fall.

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