Polypen in Darm, Gebärmutter & Co. – erkennen und entfernen
Wenn von Polypen die Rede ist, denken viele Menschen an Nasenpolypen. Aber Polypen können auch in anderen Organen vorkommen, so unter anderem im Darm, in der Gebärmutter oder in der Gallenblase. Bei allen Arten von Polypen handelt es sich um Ausstülpungen von Schleimhaut, die meist gutartig sind. Im folgenden Artikel erfahren Sie unter anderem, welche Symptome bei den verschiedenen Polypen auftreten, ob Polypen bösartig werden können und wann man Darmpolypen, Nasenpolypen & Co. entfernen lassen sollte.
Was sind Polypen?
Polypen sind Zellwucherungen, die sich aus Schleimhautzellen bilden, wenn sich diese vermehrt teilen. Infolgedessen wölbt sich die Schleimhaut vor und es entstehen Geschwülste, die meist harmlos (gutartig) sind. Sie können eine Größe von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern aufweisen. Selten sind sie flächig mit der Schleimhaut verbunden, vielmehr sitzen sie auf kleinen Stielen.
Polypen können überall dort vorkommen, wo Organe von Schleimhaut ausgekleidet sind. Am häufigsten sind Nasen- und Darmschleimhaut betroffen. Aber auch in der Gebärmutter, im Magen oder in der Gallenblase sind sie zu finden.
Fälschlicherweise werden auch vergrößerte Mandeln im Rachen (Rachenmandeln) bei Kindern und Kleinkindern umgangssprachlich als Polypen bezeichnet.
Nasenpolypen: Polypen in der Nase
Wucherungen der Schleimhaut in der Nase und insbesondere in den Nasennebenhöhlen können zur Bildung von Nasenpolypen (Polyposis nasi et sinuum) führen. Oft treten Nasenpolypen auf beiden Seiten gleichzeitig auf. Es wird vermutet, dass sie durch chronische Entzündungen der Schleimhaut in der Nase oder den Nasennebenhöhlen (beispielweise infolge von Infekten, Asthma, Mukoviszidose oder Allergien) in Kombination mit einer gewissen Veranlagung für die Bildung von Polypen entstehen.
Nasenpolypen bleiben oft lange unbemerkt, insbesondere wenn sie noch klein sind. Erst mit zunehmender Größe machen sich durch folgende Symptome bemerkbar:
- eingeschränkte Nasenatmung (vermehrte Atmung durch den Mund)
- Schnarchen und Schlafstörungen
- vermindertes Riechvermögen
- nasale Stimme
- Nasennebenhöhlenentzündungen (polypöse Sinusitis)
- Kopfschmerzen
- Infekte der Atemwege durch eingedrungene Erreger, da die Schutzfunktion der Nasenschleimhaut beeinträchtigt ist
Bei Verdacht auf Nasenpolypen sollte eine Praxis für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) aufgesucht werden. Ausführliche Informationen über die Erkrankung finden Sie in unserem Artikel über Nasenpolypen.
Darmpolypen – wenn Polypen im Darm wachsen
Darmpolypen kommen überwiegend im Bereich des Dickdarms vor, seltener sind sie in anderen Abschnitten des Darms zu finden. Sie können einzeln oder in Gruppen auftreten und ragen häufig in den Innenraum des Darms hinein.
Was genau zur Entstehung von Darmpolypen führt, ist nicht ganz klar. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zu den Ausstülpungen der Darmschleimhaut beitragen, darunter:
- höheres Alter
- genetische Veranlagung, wenn zum Beispiel andere Familienmitglieder ebenfalls von Polypen betroffen sind
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
Wie bei anderen Darmerkrankungen wird auch bei Darmpolypen angenommen, dass psychische Ursachen bei der Entstehung eine Rolle spielen können. Denn dauerhafter Stress und seelische Belastungen können sich negativ auf die Funktion und die Gesundheit des Verdauungssystems auswirken.
Genauso wie Nasenpolypen sind Darmpolypen in der Regel gutartig und verursachen selten Symptome, vor allem wenn sie klein sind. Erst wenn die Wucherungen so groß werden, dass sie den Darminhalt daran hindern, weiterbefördert zu werden, treten damit verbunden Verstopfung (Obstipation) und Bauchschmerzen auf. Weitere Anzeichen können Durchfall, schmerzhafter Stuhlgang und Blut im Stuhl sein. Mit der Zeit und zunehmendem Wachstum können die Wucherungen bösartig werden und sich zu Darmkrebs entwickeln.
Polypen in der Gebärmutter
Gebärmutterpolypen bestehen aus Gebärmutterschleimhaut. In den meisten Fällen sind sie harmlos. Manchmal treten Polypen auch am Gebärmutterhals auf (Zervixpolypen). Dann ist es möglich, dass sie aus dem Muttermund in die Scheide hineinragen.
Die Größe von Gebärmutterpolypen beträgt zwischen wenigen Millimetern und mehreren Zentimetern. Sie müssen nicht unbedingt Beschwerden verursachen. Wenn es zu Symptomen kommt, sind die folgenden am häufigsten anzutreffen:
- Schmier- oder Zwischenblutungen
- Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr oder nach den Wechseljahren
- verstärkter, schleimiger oder eitriger Ausfluss
- ungewollte Kinderlosigkeit
Wenn Polypen in der Gebärmutter oder am Gebärmutterhals Probleme bereiten, sollte über das Entfernen der Wucherungen nachgedacht werden.
Treten kleine Erhebungen oder Wucherungen am Scheideneingang auf, könnte es sich auch um Zysten handeln. Dies sind mit Flüssigkeit gefüllte, abgekapselte Hohlräume im Gewebe, die unterschiedliche Ursachen haben können. Zur Abklärung sollte in jedem Fall frauenärztlicher Rat eingeholt werden.
Magenpolypen oft unbemerkt
Polypen im Magen werden oft nicht bemerkt, da sie keine Beschwerden verursachen. Häufig werden sie bei einer Magenspiegelung zufällig entdeckt. In den meisten Fällen sind Magenpolypen gutartig. Wodurch sie entstehen, ist nicht genau geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren das Risiko für die Entwicklung von Magenpolypen erhöhen:
- wiederholte Magenschleimhautentzündungen
- zu wenig Magensaft
- langfristige Einnahme von Medikamenten zum Schutz der Magenschleimhaut (Protonenpumpenhemmer)
- Rauchen, Alkohol und fettreiche, ballaststoffarme Ernährung
- Infektion mit Helicobacter pylori
Magenpolypen wachsen langsam. Wenn sie größer werden, können folgende Anzeichen auftreten:
- Völlegefühl
- Druckgefühl im Oberbauch
- Übelkeit und Magenschmerzen
- Appetitlosigkeit
Häufig leiden Betroffene gleichzeitig an einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Diese kann die Symptome noch verstärken. Selten bluten die Polypen, was zum Erbrechen von Blut oder Blut im Stuhl führen kann.
Polypen in der Gallenblase
Gallenblasenpolypen bilden sich aus der Schleimhaut der Gallenblasenwand. Sie verursachen normalerweise keine Beschwerden, daher werden sie oft nur zufällig entdeckt. Da sie grundsätzlich als gutartig gelten und es nur selten zur Entartung kommt, müssen sie nicht entfernt werden. Wenn bekannt ist, dass Polypen in der Gallenblase vorhanden sind, sollten diese jedoch regelmäßig kontrolliert werden.
Polyp oder Adenom: Was ist der Unterschied?
Neben den überwiegend gutartigen Geschwülsten aus Schleimhautgewebe in verschiedenen Organen ist eine andere Form von Polypen besonders erwähnenswert: Adenome in Magen oder Darm. Diese bilden sich im Unterschied zu den anderen Formen von Polypen nicht aus Schleimhautgewebe, sondern aus Drüsengewebe.
Mit der Größe des Adenoms nimmt die Gefahr zu, dass die Zellen entarten und Magen- oder Darmpolypen bösartig werden können. Daher werden Adenome als eine häufige Vorstufe von Krebserkrankungen (Karzinomen) angesehen.
Wann sollten Polypen entfernt werden?
Solange die Polypen, ganz gleich an welcher Stelle des Körpers, klein sind und keine Beschwerden verursachen, besteht keine Notwendigkeit, sie zu entfernen. Sie sollten jedoch von Zeit zu Zeit kontrolliert werden, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Wenn Polypen jedoch drohen zu entarten und bösartig zu werden, stark wachsen und Probleme bereiten, sollte eine Entfernung in Betracht gezogen werden.
- Da Polypen im Darm oft lange Zeit unbemerkt wachsen, weil sie sich nicht bemerkbar machen, ist die Darmspiegelung (Koloskopie) im Rahmen der regelmäßigen Darmkrebsvorsorge äußerst wichtig. Dabei wird die Darmschleimhaut mit einer Kamera begutachtet. Meist werden im Verlauf der Untersuchung entdeckte Polypen sofort entfernt und kleine Gewebeproben im Labor untersucht. So können Adenome und bösartige Tumoren frühzeitig entdeckt und behandelt werden, bevor sie gefährlich werden.
- Auch Magenpolypen bleiben häufig unerkannt. Werden sie zufällig bei einer Magenspiegelung gesichtet und weisen Auffälligkeiten auf, können sie bereits während der Untersuchung entfernt werden.
- Polypen in der Nase können entfernt werden, wenn es durch die Polypen zu einer verminderten Belüftung der Nasennebenhöhlen, Stirnhöhlen oder Kiefernhöhlen und damit verbunden zu Entzündungen kommt.
- Bei belastenden Symptomen wie Blutungen, Schmerzen oder verminderter Fruchtbarkeit sollten Gebärmutterpolypen entfernt werden. Auch wenn die Polypen sehr groß sind oder das Risiko für die Entwicklung von Krebs erhöht ist, kommt eine Operation infrage.
Therapie: Wie werden Polypen entfernt?
Die Behandlung richtet sich nach dem Organ, in dem sich die Polypen befinden. Bei Magen, Darm oder Gebärmutter können Polypen während der Untersuchung des Organs mittels Endoskopie (Magen-, Darm- oder Gebärmutterspiegelung) entfernt werden.
Die Entfernung von Polypen während einer Endoskopie wird auch als Polypektomie bezeichnet. Dabei kommt eine dünne Metallschlinge zum Einsatz, die ins Organinnere vorgeschoben wird. Sie wird um den Stiel des Polypen gelegt und zugezogen. Die Drahtschlinge wird unter Strom gesetzt, wodurch der Polyp abgeschnitten wird und die Blutgefäße sofort verschlossen werden. Da eine endoskopische Untersuchung für die Betroffenen häufig unangenehm und mit Unsicherheitsgefühlen verbunden ist, wird eine kurze Sedierung oder leichte Narkose empfohlen. Selten kommt es bei dem Eingriff zu Komplikationen wie Blutungen oder Schmerzen.
Nasenpolypen können bei einer Operation entfernt oder mit Medikamenten behandelt werden, beispielsweise in Form von Nasensprays und -tropfen mit Glukokortikoiden (Kortison). Um Polypen in der Gallenblase zu entfernen, ist eine OP notwendig. Dabei kann auch die gesamte Gallenblase entfernt werden, wenn die Gallenpolypen schnell wachsen oder sehr große Polypen vorhanden sind.
Was kann man selbst tun, damit Polypen nicht entarten?
Da ein ungesunder Lebensstil dazu beitragen kann, dass sich aus einem Adenom ein bösartiger Tumor im Verdauungstrakt entwickelt, sollte auf Genussmittel wie Nikotin verzichtet und Alkohol nur in Maßen genossen werden. Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
Und nicht zuletzt ist regelmäßige Bewegung unerlässlich – nicht nur, um das Krebsrisiko zu senken, sondern um die körperliche und seelische Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Darüber hinaus wird empfohlen, regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen, insbesondere dann, wenn in der Familie schon Krebserkrankungen vorliegen. Durch die frühzeitige Diagnose kann bei Bedarf eine rechtzeitige Behandlung der Erkrankung erfolgen.