Mann mit Klaustrophobie in einem Aufzug
© Getty Images/AndreyPopov

Klaustrophobie – was ist das?

Von: Daniela Kirschbaum (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 24.06.2024

Klaustrophobie – auch als Raumangst bezeichnet – zählt zu den Angststörungen und innerhalb dieser Gruppe zu den spezifischen Phobien. Da sie in der Regel mit einem Vermeidungsverhalten einhergeht, verstärken sich Symptome im Laufe der Zeit häufig. Der so entstehende Leidensdruck belastet Betroffene und schränkt die Lebensqualität ein. Dabei ist bei einer geeigneten Therapie die Prognose der psychischen Erkrankung sehr gut – bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit. Mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung der Klaustrophobie lesen Sie im Folgenden!

Definition: Was ist eine Klaustrophobie?

Der Begriff Klaustrophobie setzt sich aus "phobos" (Angst oder Furcht) und "claustrum" (Verschluss, Käfig, Riegel oder Schloss) zusammen. Das macht deutlich, was damit verbunden ist: die Furcht, eingesperrt zu sein.

So bezeichnet eine Klaustrophobie die Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen oder zu engen Räumen. Was zu eng ist, obliegt dem eigenen Ermessen. Was für den einen Menschen der beengte Aufzug oder die MRT-Röhre ist, ist für den anderen der Aufenthalt im Flugzeug, Bus oder Einkaufszentrum. Oftmals verstärkt sich der Leidensdruck, wenn die Räumlichkeiten zudem überfüllt sind.

Nicht selten taucht die Frage auf, ob die Klaustrophobie eine psychische Erkrankung ist. Nachdem sie den Angststörungen zugerechnet wird – genauer gesagt den spezifischen Phobien – kann das bejaht werden. Solche spezifischen Phobien, zu denen etwa auch die Angst vor Spinnen, Höhe oder dem Fliegen zählen, sind ein recht häufiges Krankheitsbild, das oftmals mit großem Leidensdruck einhergeht. Betroffene neigen außerdem dazu, die angstauslösende Situation zu vermeiden, was die Symptomatik und den damit verbundenen Leidensdruck langfristig verstärken kann.

Im Volksmund wird die Klaustrophobie häufig irrtümlich mit der Platzangst (Agoraphobie) gleichgesetzt. Wenngleich die beiden Störungen durchaus parallel auftreten können, handelt es sich dennoch um unterschiedliche Krankheitsbilder. Die passende alternative Bezeichnung für Klaustrophobie ist vielmehr Raumangst.

Diese Phobien gibt es!

Was ist der Unterschied zwischen Klaustrophobie und Platzangst?

Wie bereits erwähnt, werden die Begriffe Klaustrophobie und Platzangst (Agoraphobie) häufig gleichwertig verwendet, sind aber voneinander abzugrenzen. So zählt die Agoraphobie zwar ebenfalls zu den Angststörungen, meint aber die Angst vor weiten öffentlichen Plätzen und Menschenmengen. Es ist damit vorrangig die Furcht verbunden, in Notsituationen nicht flüchten zu können beziehungsweise keine Hilfe zu erhalten. Raum- und Platzangst treten häufig gemeinsam auf.

Welche Ursachen hat Klaustrophobie?

Wie bei anderen psychischen Erkrankungen auch, liegt der Klaustrophobie ein multifaktorielles Geschehen zugrunde. Ein konkreter Auslöser ist also nicht auszumachen, es kommen vielmehr unterschiedliche Gründe in Betracht:

  • lerntheoretischer Erklärungsansatz: Es wird angenommen, dass die Angst vor engen und geschlossenen Räumen erlernt wurde. Das so entstehende Vermeidungsverhalten führt dazu, dass die befürchtete Katastrophe ausbleibt. Durch das damit verbundene positive Gefühl ("Belohnungseffekt") verstärkt sich das vermeidende Verhalten – ein Teufelskreis entsteht.
  • psychoanalytische Betrachtungsweise: Man geht hier davon aus, dass Ängste vor engen Räumen auf innere Ängste – etwa Versagensängste oder Angst vor Kontrollverlust – hinweisen.
  • genetische Komponenten: Man kann in Bezug auf phobische Ängste von einer genetischen Veranlagung ausgehen, was durch Zwillingsstudien untermauert wird.
  • neurobiologische Aspekte: Klaustrophobie dürfte auch mit einer Dysbalance im Hormonstoffwechsel (vor allem in Hinblick auf Serotonin und Noradrenalin) sowie einer übermäßigen Erregbarkeit des autonomen Nervensystems zusammenhängen.
  • traumatische Ereignisse: Traumatische Ereignisse in der Vergangenheit – vor allem solche, die mit Kontrollverlust und Einschränkung der Freiheit einhergehen – können Klaustrophobie hervorrufen.

Symptome: Wie erkennt man Klaustrophobie? 

Eine Klaustrophobie zeigt sich ganz unterschiedlich, je nachdem, wie stark sie ausgeprägt ist. So können angstauslösende Situationen und Räumlichkeiten – etwa Fahrstühle, öffentliche Verkehrsmittel oder geschlossene Räume – ebenso variieren wie die Art und Stärke der Symptome. Die Bandbreite reicht hier von leichten Angstreaktionen bis hin zu schweren Panikattacken. Katastrophendenken, Angst vor Kontrollverlust und Fluchtverhalten sind eng mit der Raumangst verbunden. Dass Ängste in Bezug auf die tatsächliche Situation übersteigert und unangemessen sind, ist den Betroffenen in den meisten Fällen bewusst, sie können aber wenig dagegen ausrichten. Manchmal stellen sich diese nicht nur in der realen Situation ein – Gedanken oder Bilder können die körperlichen und psychischen Angstreaktionen ebenso hervorrufen.

Verschiedene Symptome zeichnen die Klaustrophobie aus. Folgend finden Sie einen Überblick über die gängigsten Anzeichen:

Da Betroffene dazu neigen, angstauslösende Situationen zu vermeiden, gehen mit einer Klaustrophobie auch sozialer Rückzug, Einsamkeit und weitere Einschränkungen im Alltag einher. Ebenso steigt das Risiko, eines Alkohol- oder Medikamentenmissbrauchs, um die Angstzustände damit zu dämpfen oder zu unterdrücken.

Wie wird Klaustrophobie diagnostiziert?

Welche*r Ärztin*Arzt diagnostiziert die Klaustrophobie? Gemeinhin ist das ein*e Fachmediziner*in für Neurologie und Psychiatrie, wobei der*die Hausarzt*Hausärztin als erste Ansprechperson die Betroffenen häufig überweisen. Neben der Erhebung der Krankengeschichte und einer allgemeinen körperlichen Untersuchung, gilt es, körperliche Erkrankungen auszuschließen, die für die Symptome ebenfalls ursächlich sein könnten. Dazu werden etwa ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Messung der Herztätigkeit, ein Blutbild und/oder eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse veranlasst.

Nach Vorliegen aller Untersuchungsergebnisse und dem Abwägen von Dauer und Ausprägung vorhandener Symptome, wird schließlich mithilfe standardisierter Tests und Fragebögen die Diagnose Klaustrophobie gestellt.

Wie wird Klaustrophobie behandelt?

Verursacht Raumangst Beschwerden und starken Leidensdruck, steigt der Wunsch, die Klaustrophobie zu bekämpfen und schlussendlich zu überwinden. Der Versuch, die Störung selbst zu behandeln, ist dabei nicht sinnvoll. Vielmehr sollten sich Betroffene in professionelle Hände begeben.

Die wichtigste Säule der Behandlung bildet die kognitive Verhaltenstherapie mit einem geeigneten Expositionstraining. Während der verhaltenstherapeutische Ansatz darauf abzielt, Denkmuster so zu verändern, dass die spezifischen Ängste nicht länger aufrechterhalten werden müssen, geht es beim Expositionsverfahren darum, sich den angstauslösenden Situationen mit therapeutischer Hilfe zu stellen. Bei dieser Methode – auch als Konfrontationstherapie bezeichnet – erfahren Betroffene, dass es in der konkreten Situation eben nicht zum befürchteten Kontrollverlust kommt, sondern Ängste mit der Zeit auch wieder abflachen. Liegen der Klaustrophobie Traumata oder innere Konflikte zugrunde, können auch psychoanalytische und tiefenpsychologische Ansätze hilfreich sein.

Bei starkem Leidensdruck oder dem Vorliegen weiterer psychischer Erkrankungen kann manchmal auch die Einnahme von Medikamenten notwendig werden. In der Regel handelt es sich dabei um selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Beruhigungsmittel (Benzodiazepine), wobei letztere aufgrund ihres Suchtpotenzials nur kurzzeitig eingenommen werden dürfen. Nicht zuletzt erleben Betroffene konkrete Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training sowie Selbsthilfegruppen als hilfreich.

Klaustrophobie: Verlauf und Prognose

Betroffene und deren Angehörige stellen sich natürlich die Frage, ob man Klaustrophobie heilen kann. Wie bei allen psychiatrischen Erkrankung muss auch hier betont werden, dass die Störung nicht zur Gänze heilbar ist. Bei entsprechender Therapie ist die Prognose allerdings sehr gut. Erkrankte können in vielen Fällen sogar Beschwerdefreiheit erreichen.

Die Konfrontationstherapie weist eine Erfolgsquote von bis zu 80 Prozent auf. Doch selbst wenn sich keine völlige Beschwerdefreiheit einstellt, reduziert sich der Schweregrad der Symptome durch eine Therapie in der Regel deutlich. Je früher eine passende Behandlung einsetzt, desto besser ist die Prognose der Klaustrophobie.

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