Mann mit Winterdepression
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Winterdepression: Was tun bei saisonal abhängiger Depression (SAD)?

Von: Psychiatrische Klinik der LMU München, Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.01.2022

Im Herbst werden die Tage kürzer und dunkler, das schlägt vielen Menschen auf die Stimmung. Eine vorübergehende gedrückte Stimmung gehört jedoch zum Leben dazu und ist noch keine Depression im medizinischen Sinne. Eine "Herbst-Winter-Depression" oder rein saisonale Depression ist deshalb sehr selten. Depressive Erkrankungen treten nicht nur in den Wintermonaten, sondern das ganze Jahr über auf und nehmen insgesamt in Herbst und Winter nur unwesentlich zu. Lediglich die "Saisonal Abhängige Depression" (SAD), eine eher seltene Unterform depressiver Erkrankungen, tritt regelmäßig in diesen Jahreszeiten auf. Welche Symptome unterscheiden den "Winterblues" von einer Winterdepression, wann sollte man ärztlichen Rat suchen und wie wird eine saisonale Depression behandelt?

SAD: Saisonal Abhängige Depression

Unter "Saisonal Abhängiger Depression" wird eine Unterform der depressiven Erkrankung verstanden, die regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr auftritt. Meist kommt sie im Herbst oder Winter vor, doch auch im Sommer sind saisonale Depressionen möglich. Im Vordergrund dieser Depressionsform steht das Erleben mangelnder Energie und verminderten Antriebs, aber auch viele andere Symptome, die sonst üblicherweise bei depressiven Erkrankungen auftreten, wie

  • eine niedergedrückte Stimmung
  • Schuldgefühle
  • Freudlosigkeit
  • Antriebslosigkeit

Im Unterschied zu allen anderen Formen von Depressionen geht die Winterdepression aber nicht mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust einher. Ganz im Gegenteil verspüren Betroffene Heißhunger auf kohlenhydrathaltige Nahrung, wie Süßes und nehmen so eher an Gewicht zu als ab. Menschen, die an dieser Form der Depression leiden, spüren außerdem ein vermehrtes Schlafbedürfnis und nicht hartnäckige Schlafstörungen wie andere depressiv Erkrankte.

Herbst- und Winterdepressionen: Licht spielt eine Rolle

Verantwortlich für Herbst- und Winterdepressionen könnten der Mangel an natürlichem Tageslicht sowie die verminderte Lichtintensität in den dunkleren Monaten sein. Auch die verkürzte Sonneneinstrahlung könnte ein Auslöser sein. Durch den Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit werden bestimmte biochemische Veränderungen im Gehirn ausgelöst, die mit verantwortlich für die Depression sein könnten.

Licht wirkt auf die Produktion des körpereigenen Hormons Melantonin, das unter anderem den Schlaf- und Wachrhythmus des Körpers beeinflusst. Während der dunkleren Jahreshälfte wird vermehrt Melatonin gebildet, das dazu führen könnte, dass manche Menschen sich zunehmend schlapp und schläfrig fühlen. Auch die Produktion des Botenstoffs Serotonin wird indirekt von Licht beeinflusst. Das Glückshormon Serotonin reguliert die Stressreaktionen des Körpers und kann deshalb stimmungsaufhellend wirken.

Saisonal Abhängige Depression: Wann zum Arzt?

Für den Laien ist es schwer zu erkennen, ob er an einer Saisonal Abhängigen Depression leidet oder ob es sich nur um eine zeitweise Verstimmung handelt. Grundsätzlich gilt: Halten die Beschwerden über einen Zeitraum von mehreren Wochen an, sollte ärztlicher Rat gesucht werden.

Dies kann der*die Hausarzt*Hausärztin sein, wenn ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht. Fachärzte*Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie können helfen, die richtige Behandlung bei einer Depression zu finden. Als ersten Check zur Einschätzung der eigenen Symptome können Betroffene im Internet beim Kompetenznetz Depression einen Selbsttest machen.

Was tun gegen Herbst- und Winterdepression?

Eine Saisonal Abhängige Depression wird bei schweren Verläufen so wie alle anderen Depressionsformen auch behandelt, nämlich mithilfe von antidepressiv wirksamen Medikamenten und/oder Psychotherapie.

Betroffene, die unter dieser Form der Depression leiden, profitieren allerdings oft zusätzlich von einer gezielten Lichttherapie. Indem man mit sehr hellen Lichtquellen diesen Lichtmangel ausgleicht, versucht man ein Abklingen der depressiven Symptome zu erreichen. Angewandt werden dabei in der Regel Lichtquellen mit 10.000 Lux. Bei vielen Menschen ist dies recht wirkungsvoll, oft lässt sich allerdings mit Lichttherapie allein die Depression nicht ausreichend behandeln.

Sich vor eine Schreibtischlampe zu setzen, nutzt überhaupt nichts; die Lichtleistung, die mit herkömmlichen Lampen erreicht wird, ist viel zu niedrig. Ein langer Spaziergang in der Herbstsonne dagegen ist ideal, selbst an einem trüben Novembertag bekommen Betroffene draußen tagsüber ausreichend Lux ab. Guter Begleiteffekt ist außerdem frische Luft und Bewegung, die sich zusätzlich positiv auswirken können.

Teure Lichtlampen sind folglich nicht notwendig. Wer allerdings keine Zeit für Spaziergänge hat, kann in manchen psychiatrischen Praxen ambulant eine Lichttherapie beginnen. So entfallen die doch recht hohen Anschaffungskosten für eine spezielle Lampe. Eine Lichttherapie sollte in jedem Fall ärztlich besprochen werden.

Auch pflanzliche Mittel können bei leichten Symptomen Linderung bringen. Johanniskraut kann bei leichten depressiven Verstimmungen helfen, die Beschwerden zu mildern. Nimmt man Mittel mit Johanniskraut ein, sollte man jedoch immer genau die Packungsbeilage studieren: Mit zahlreichen Medikamenten, unter anderem der Antibaby-Pille, sind Wechselwirkungen möglich. Bei Schlafstörungen können Präparate mit Lavendel oder Baldrianwurzel helfen. Ersteres soll auch bei Ängstlichkeit wirksam sein.

Depressive Verstimmung erfordert keine Therapie

Im Gegensatz zur depressiven Erkrankung ist eine leichtere depressive Verstimmung nicht behandlungsbedürftig. Diese wird in der Medizin auch als subsyndromale SAD, oder umgangssprachlich als "Winterblues" bezeichnet.

Betroffene selbst können hier einiges tun, um ihre Stimmung zu verbessern: Bewegung, am besten regelmäßig an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung sind zu empfehlen. Selbst an einem bedeckten Wintertag herrschen draußen Lichtverhältnisse von 1.000 bis 3.000 Lux, während in Innenräumen maximal 500 Lux erreicht werden. Wichtig ist auch, sich nicht zu sehr zurückzuziehen, sondern auch in der dunklen Jahreszeit soziale Kontakte zu pflegen.