RS-Virus: Symptome & Behandlung einer RSV-Infektion
Leiden Babys und Kleinkinder im Herbst und Winter an Husten, Schnupfen und Fieber, läuten in vielen Kitas und Kindergärten die Alarmglocken – Grund dafür ist das Respiratorische Synzytial-Virus (Respiratory Syncytial Virus, RSV oder RS-Virus). Das ansteckende RS-Virus ist bei Säuglingen und Kindern bis zu zwei Jahren weltweit der häufigste Auslöser akuter Erkrankungen der unteren Atemwege. Es handelt sich jedoch nicht um eine reine Kinderkrankheit, sondern kann Menschen jeden Alters betreffen. RSV tritt üblicherweise verstärkt von November bis April auf. Was sind RS-Viren und warum sind sie gerade für jüngere Kinder so gefährlich? Welche Symptome treten bei Kindern und Erwachsenen auf und wie erfolgt die Behandlung einer RSV-Infektion? Das und mehr lesen Sie hier.
Was ist das RS-Virus (RSV)?
Das RS-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreitetes RNA-Virus, welches Erkrankungen der oben und unteren Atemwege verursacht, die besonders für Babys und kleine Kinder gefährlich sein können. Das RS-Virus ist so weit verbreitet, dass fast alle Kinder bis zum Ende ihres zweiten Lebensjahrs mindestens eine RSV-Infektion durchgemacht haben. Bei etwa zwei Prozent von ihnen ist eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich.
Eine durchgemachte Infektion bewirkt keinen Schutz vor einer erneuten Ansteckung, aber meist verläuft eine Reinfektion milder als die erste Erkrankung.
Ansteckung und Inkubationszeit bei RSV-Infektionen
Die Ansteckung erfolgt ähnlich wie bei einer Erkältung über Tröpfcheninfektion (zum Beispiel beim Niesen oder Husten) oder auf indirektem Wege, beispielsweise über kontaminierte Hände, Türklinken oder andere Oberflächen.
Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit, kann zwei bis acht Tage betragen, im Schnitt sind es fünf Tage. Doch bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome – schon einen Tag nach der Ansteckung – kann eine Übertragung der RS-Viren auf andere Menschen erfolgen.
Wie lange man ansteckend ist, kann ebenfalls variieren – üblicherweise dauert diese Phase drei bis acht Tage. Insbesondere Angehörige der Risikogruppen können das Virus jedoch mehrere Wochen, teils sogar Monate, lang ausscheiden.
Symptome und Verlauf einer RSV-Infektion
Nach einer Infektion mit den RS-Viren kommt es meist zu folgendem Verlauf mit entsprechenden Symptomen:
- Die RS-Viren vermehren sich zunächst in den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raums. Es treten Symptome wie Schnupfen, nicht-produktiver Husten und Entzündungen des Rachens mit Halsschmerzen auf.
- In manchen Fällen greift die Infektion auf die unteren Atemwege über. Es folgen meist produktiver und schleimiger Husten, Fieber und Atembeschwerden. Säuglingen zeigen zudem oft eine beschleunigte Atmung und verweigern das Trinken.
Bei gesunden Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Kindern begrenzt sich die Infektion meist auf die oberen Atemwege, es kommt zu leichten, erkältungs- bis grippeähnlichen Symptomen.
Bei kleinen Kindern und Personen mit Immunschwäche kann der Erreger allerdings die unteren Atemwege stark in Mitleidenschaft ziehen. Eine häufige Komplikation bei Kindern unter drei Jahren ist zudem die Entstehung einer Mittelohrentzündung.
Darum ist das RS-Virus besonders für Kinder gefährlich
Während das RS-Virus bei Jugendlichen und Erwachsenen meist nur eine leichte Erkältung verursacht, stellt das RSV besonders für Babys und Kleinkinder eine Gefahr dar. Bei ihnen kommt es häufiger zu einer unteren Atemwegsinfektion, zudem haben sie besonders enge Atemwege, die durch die Infektion stark angegriffen werden.
Das Virus dockt unter anderem an der Lunge an – je unreifer und empfindlicher die Lungen sind, desto wahrscheinlicher verursacht die Infektion der unteren Atemwege krampfartigen Husten bis hin zu einer spastischen Bronchitis. Die Schwellung der Bronchialschleimhaut und eine vermehrte Schleimbildung erschweren die Atmung zusätzlich.
Eine mögliche Folge: Entzündungen der kleinen Äste des Bronchialbaumes (Bronchiolitis) bis zur Lungenentzündung (Pneumonie) und Atemaussetzern (Apnoen). Eine Lungenentzündung zählt auch zu den möglichen Folgen bei Erwachsenen, die beispielsweise durch eine Lungen- oder Herzerkrankung vorbelastet sind.
Vor allem Frühgeborene und Babys bis sechs Monate haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe. Daneben sind Säuglinge und Kinder – aber auch Erwachsene – mit folgenden Vorerkrankungen besonders häufig davon betroffen:
- chronische Lungenerkrankungen
- neuromuskuläre Erkrankungen
- Immundefekte
- Mukoviszidose
- Herzfehler
- Chromosomenanomalien (beispielsweise Trisomie 21)
Daneben gelten auch Erwachsene über 65 Jahre als besonders gefährdet.
Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt die weltweite Sterberate von Kindern, welche aufgrund einer RSV-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden und keiner Risikogruppe angehören, bei etwa 0,2 Prozent.
Behandlung: Was tun bei einer RSV-Infektion?
Bei starken Beschwerden sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Durch einen PCR- oder Antigen-Test kann der Erreger im Zweifelsfall nachgewiesen werden. Eine frühzeitige Diagnose ist besonders bei gefährdeten Personengruppen wichtig.
Da es sich um eine Virusinfektion handelt, eignet sich eine Antibiotika-Therapie nicht, auch Kortison-Sprays zeigen keine Wirkung. Vielmehr sollten die Symptome wie Schnupfen, Husten und Fieber mithilfe entsprechender Medikamente behandelt werden. Auch Hausmittel wie Tee, viel Flüssigkeit, Inhalieren und Gurgeln sowie warme Halswickel können ähnlich wie bei einer Erkältung unterstützend wirken. In der Regel klingt die Atemwegserkrankung von selbst wieder ab.
Bei schweren Verläufen müssen Säuglinge und Kleinkinder oder auch Erwachsene mitunter im Krankenhaus beobachtet werden. In manchen Fällen benötigen sie zusätzlichen Sauerstoff und Unterstützung beim Atmen.
Wichtig sind in jedem Fall sorgfältige Hygienemaßnahmen und das Vermeiden von Kontakt zu anderen (vor allem Risikopatient*innen), um die Übertragung auf weitere Personen zu vermeiden. Eine gesetzliche Meldepflicht besteht jedoch nicht.
Infektion mit dem RS-Virus: Wann ist sie überstanden?
Die Dauer eines leichten RS-Infekts beträgt meist drei bis zwölf Tage. Allerdings können die Symptome (vor allem der Husten) auch mehr als vier Wochen anhalten.
Zu den möglichen Langezeit- und Spätfolgen nach einer überstandenen RSV-Infektion zählen eine Überempfindlichkeit der Bronchien auf Umweltreize (zum Beispiel Rauch, Abgase oder Duftstoffe) und eine eingeschränkte Lungenfunktion. Vorerkrankungen wie Asthma oder chronische Erkrankungen von Herz und Lunge können sich durch eine RSV-Infektion verschlimmern.
Gibt es eine Impfung gegen das RS-Virus?
Eine Impfung gegen RS-Viren kann vor RSV-Erkrankungen schützen. Empfohlen wird diese für folgende Personengruppen:
- schwangere Frauen: Die Impfung soll so auch das neugeborene Kind während der ersten sechs Lebensmonate schützen.
- Säuglinge: Säuglinge sollten vor oder während ihrer ersten RSV-Saison, die üblicherweise zwischen Oktober und März liegt, geimpft werden.
- Personen von 60 bis 74 Jahren: Menschen zwischen 60 und 74 Jahren wird die Impfung empfohlen, wenn sie einer Risikogruppe angehören. Dies ist beispielsweise bei einer chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankung der Fall oder wenn die betroffene Person in einer Pflegeeinrichtung lebt.
- Menschen ab 75 Jahren: Personen in dieser Altersgruppe wird die Impfung generell empfohlen.
Zu den möglichen Nebenwirkungen der Impfung zählen Müdigkeit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Schmerzen an der Einstichstelle.
Für Kinder unter zwei Jahren mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf besteht zudem die Möglichkeit einer kurzfristig anhaltenden RSV-Prophylaxe. Durch den monoklonalen Antikörper Palivizumab wird das Immunsystem auf die RSV-Infektion vorbereitet und mit Antikörpern ausgestattet, um die RS-Viren abzuwehren (passive Immunisierung). Die Gabe der Antikörper erfolgt im vier-Wochen-Rhythmus während der RSV-Saison. Der*die Kinderarzt*Kinderärztin entscheidet, ob eine Prophylaxe im Vorfeld sinnvoll ist, um eine schwere RSV-Infektion zu verhindern.