Ausschlag von Scharlach auf dem Rücken eines Kindes
© Getty Images/Marina Demidiuk

Scharlach: Symptome und Behandlung

Von: Jule Eder (Studentin der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 24.03.2025

Scharlach tritt besonders oft bei Kindern auf, kann aber auch Erwachsene betreffen. Ein charakteristisches Symptom ist der typische Hautausschlag. Wie genau Scharlach entsteht, wie man die Erkrankung erkennt und was man dagegen tun kann, all das erfahren Sie hier.

Welche Ursachen hat Scharlach?

Bei Scharlach kommt es zu einer Infektion mit den sogenannten β-hämolysierenden Gruppe-A-Streptokokken (GAS). Streptokokken sind kugelförmige Bakterien, welche sich häufig in Ketten aneinander reihen. Diese Gruppe von Bakterien löst beispielsweise auch eine "normale" Rachen-Mandelentzündung aus. Die Begriffe "β-hämolysierend" und "Gruppe A" ermöglichen es dabei, die Bakterien aufgrund deren Eigenschaften genauer einzugrenzen.

Um Scharlach auslösen zu können, braucht es spezielle GAS, welche sogenannte Exotoxine bilden können. Exotoxine sind Substanzen, die von Bakterien produziert und ausgeschieden werden. Diese haben eine schädigende Wirkung auf zelluläre Prozesse oder Strukturen. Verschiedene Streptokokken können verschiedene Exotoxine bilden, noch dazu sind die Exotoxine selber in ihrer genetischen Struktur ebenfalls sehr variabel.

Meist tritt Scharlach, auch Scarlatina genannt, bei Kindern im Alter von vier bis zehn Jahren auf. Es können aber auch Jugendliche und Erwachsene betroffen sein. Säuglinge erkranken so gut wie nie, warum ist nicht bekannt. Zusammen mit der "normalen" GAS-Infektion zählt Scharlach zu den häufigsten bakteriellen Infektionserkrankungen in Deutschland.

Welche Symptome löst Scharlach aus?

Der Beginn der Erkrankung ist oft geprägt von abruptem Fieberanstieg mit Schüttelfrost und allgemeinem Krankheitsgefühl. Hinzu kommen ein schneller Herzschlag, Kopfschmerzen und Erbrechen. Klassischerweise treten Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Lymphknotenschwellungen im Kopf- und Halsbereich auf. Die Symptome ähneln in einigen Punkten sehr der klassischen Mandel- oder Rachenentzündung.

Innerhalb von 48 Stunden nach Krankheitsbeginn treten dann die für Scharlach charakteristischen Hautveränderungen auf. Dazu zählen unter anderem:

  • Wangenrötung mit Blässe um den Mund herum (perioral)
  • kleinflächiger, roter Ausschlag im Mundraum
  • Veränderungen der Zunge: zuerst scheint die Zunge weißlich belegt, im Verlauf entwickelt sich eine rote "Himbeer"- oder "Erdbeerzunge": Die kleinen Erhebungen der Zunge (Papillen) schwellen an und führen zu diesem charakteristischen Bild.
  • feinfleckiger, makulopapulöser Hautausschlag (Exanthem): Es kommt zu dichten, stecknadelkopfgroßen, tief rot gefärbten und leicht erhabenen Hauterscheinungen.

Typisch für den makulopapulösen Ausschlag ist ein sandpapierartiges Gefühl beim Darüberstreichen. Der Hautausschlag breitet sich meist über den Kopf-Hals-Bereich, den Körperstamm und Arme und Beine aus. Dabei ist er im Leistenbereich besonders ausgeprägt zu finden. In der Regel ist dieser Ausschlag ohne Juckreiz, nach ein bis zwei Tagen beginnen die Flecken ineinanderzufließen. Nach drei bis sieben Tagen blasst das Exanthem ab, das Fieber verschwindet etwas zeitversetzt. In der zweiten bis vierten Erkrankungswoche kommt es oft zu einer Schuppung der Haut, an Handinnenflächen und Fußsohlen kann es zu handschuhartigen Ablösungen der obersten Hautschicht kommen (Desquamation).

Heutzutage trifft immer häufiger der atypische Scharlach auf, auch Scarlatinella genannt. Dabei handelt es sich um eine milde Verlaufsform, alle Symptome sind schwacher ausgeprägt. Insbesondere wird der Hautausschlag hierbei oft übersehen, da er nur schwach und kurzzeitig vorhanden ist.

Selten kann es zu Wundscharlach kommen. Hierbei kommt es zu einer Wundinfektion durch Scharlach-auslösende Bakterien, größtenteils nach Operationen.

Ist Scharlach ansteckend?

Scharlach ist ansteckend. Die Übertragung der Erreger geschieht via Tröpfcheninfektion, also insbesondere durch Husten und Niesen, aber auch durch Sprechen. Grundsätzlich ist auch die Ansteckung über mit Bakterien verunreinigte Gegenstände, wie Türklinken, möglich. Dies ist aber eher seltener der Fall.

Da sich die Bakterien immer wieder verändern, besteht auch keine Immunität, wenn man schon einmal Scharlach hatte. Das bedeutet, Scharlach ist auch für vormals infizierte Jugendliche und Erwachsene ansteckend.

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Infektion und Krankheitsausbruch, beträgt bei Scharlach in der Regel zwischen zwei und vier Tagen.

Wie lange ist man ansteckend?

Wie lange eine Person ansteckend ist, hängt davon ab, ob eine Behandlung mit Antibiotika erfolgt. Nach einer 24-stündigen Antibiotikabehandlung ist die erkrankte Person nicht mehr ansteckend, ohne Antibiotikum jedoch bis zu drei Wochen.

Wie wird Scharlach diagnostiziert?

Scharlach ist eine Blickdiagnose. Das bedeutet, dass die typische Krankheitsgeschichte sowie die Symptome der betroffenen Personen für den*die Arzt*Ärztin ausreichend sind für das Diagnostizieren der Krankheit. Neben Fieber muss mindestens eines der typischen Zusatzsymptome der Haut (oben beschrieben) vorhanden sein, um die Diagnose gesichert stellen zu können.

Bei den angesprochenen Sonderformen von Scharlach kann ein Antigennachweis sinnvoll sein. Dieser wird mittels Streptokokken-A-Schnelltest oder bakteriologischer Kultur durchgeführt. Im Blutbild finden sich erhöhte Entzündungswerte, jedoch ist ein Bluttest im Labor nicht routinemäßig erforderlich.

Behandlung: Was macht man bei Scharlach?

In der Regel ist bei einer Scharlach-Erkrankung eine Antibiotikatherapie empfohlen. Sie verkürzt dabei vor allem die Dauer der Symptome und die Ansteckungsfähigkeit (Infektiosität). Zu beachten ist, dass Antibiotika den Verlauf der Krankheit bei Kindern stärker beeinflussen als bei Erwachsenen – je älter die erkrankte Person, desto geringer die Wirkung auf die Symptomlinderung. Jedoch können Antibiotika auch bei älteren Menschen helfen, Komplikationen zu vermeiden. Die Vorteile müssen individuell gegen die Nachteile wie unerwünschte Nebenwirkungen abgewogen werden.

Die Behandlung mit Antibiotika entspricht der Therapie bei einer durch Streptokokken ausgelösten Rachen-/Mandelentzündung. Das Mittel der Wahl ist deshalb Penicillin. Bei Unverträglichkeiten kann auf Alternativen wie Cefadroxil, Erythromycin oder Clindamycin zurückgegriffen werden. Gegen Halsschmerzen können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen zum Einsatz kommen. Auch schmerzlindernde Lutschtabletten können helfen. Bei seltenem starkem Anschwellen der entzündeten Mandeln können Glucocorticoide verwendet werden.

Allgemein gilt es, wie bei anderen Erkrankungen auch, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Schonung zu achten.

Die Prognose einer Scharlach-Erkrankung ist sehr gut, seit der Einführung der Antibiotikatherapie liegt die Sterblichkeitsrate bei behandeltem Scharlach bei unter einem Prozent.

Komplikationen bei Scharlach

Eine Streptokokken-Infektion, zu denen auch Scharlach gehört, kann Komplikationen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Beides ist in Ländern des globalen Nordens selten, im globalen Süden kommen insbesondere Folgeerkrankungen häufiger vor.

Zu den möglichen Komplikationen zählen unter anderem:

  • Streprococcal Toxic Shock Syndrom, ein Erkrankungsbild mit Schock und Multiorganversagen, ausgelöst durch von Streptokokken gebildete toxische Stoffe
  • toxischer Scharlach, eine schwere Scharlach-Erkrankung mit starker Beeinträchtigung weiterer Organe
  • Sepsis (Blutvergiftung), bei der ein lebensbedrohliches Multiorganversagen infolge einer überschießenden Immunantwort auftreten kann
  • Abszessbildung im Mund-Rachen-Raum
  • Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung
  • Hirnhautentzündung, Hirnabszess

Daneben kann es bedingt durch die Infektion zum Auftreten weiterer Krankheiten kommen. Zu den möglichen Streptokokken-Folgeerkrankungen zählen unter anderem:

  • akutes rheumatisches Fieber: Autoimmunreaktion des Körpers nach einer Streptokokkeninfektion mit Entzündungsprozessen unter anderem am Herz, an den Gelenken und der Haut
  • akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis: entzündliche Erkrankung der Nieren
  • Poststreptokokken-reaktive Arthritis: Gelenkentzündungen infolge einer Infektion

FAQ: Impfung, Meldepflicht und Schwangerschaft

Es gibt keine Impfung gegen die GAS, welche Scharlach auslösen. Aufgrund der hohen Veränderlichkeit der GAS und ihrer Toxine ist nach einer durchgemachten Scharlach-Erkrankung auch keine Immunität erreicht, eine erneute Infektion kann durch Streptokokken mit einem anderen Exotoxin ausgelöst werden.

Es besteht keine bundesweite Meldepflicht für Scharlach-Fälle gemäß dem Infektionsschutzgesetz. Ausgenommen sind Leitende von Gemeinschaftseinrichtungen, wie Pflegeheimen oder Kindertagesstätten, die das zuständige Gesundheitsamt informieren müssen. In Sachsen und Thüringen besteht zudem eine Arztmeldepflicht bei Erkrankungs- und Todesfällen, in Thüringen darüber hinaus eine Labormeldepflicht bei Erregernachweis.

Bei einer Scharlach-Erkrankung dürfen Gemeinschaftseinrichtungen durch die betroffene Person nicht betreten werden, bis keine Infektiosität mehr gegeben ist. Eltern von erkrankten Kindern sollten Kindergarten, Schule & Co. über das Auftreten des Falls informieren.

Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass eine Scharlach-Erkrankung bei Schwangeren vermehrt mit Komplikationen oder Risiken für Kind und Mutter einhergeht.

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