Schilddrüsenentzündungen – Ursache und Verlauf
Entzündungen gehören zu den eher selteneren Krankheiten der Schilddrüse. Hinter dem Begriff der "Thyreoiditis" verbirgt sich eine inhomogene Gruppe verschiedener Krankheitsbilder. Diese haben allerdings eines gemeinsam: Eine diffuse oder herdförmige entzündliche Reaktion des Schilddrüsengewebes auf einen Entzündungsreiz. Man kann die Schilddrüsenentzündungen nach ihrer Ursache, ihrem klinischen Verlauf oder nach ihrer Histologie, also dem mikroskopischen Bild des Schilddrüsengewebes einteilen.
Wann entsteht eine Schilddrüsenentzündung?
Eine akute Schilddrüsenentzündung wird meist durch Bakterien verursacht, die sich über die Blutbahn oder Lymphwege ausgebreitet haben. Seltener entwickelt sich diese Form durch andere Infektionen (Tuberkulose, Syphilis, Pilze), als Folge einer Bestrahlung oder bestimmter Medikamente beziehungsweise einer Autoimmunreaktion oder Verletzung.
Auslöser einer subakuten Schilddrüsenentzündung (de Quervain) sind vermutlich Viren, zum Beispiel von einer Masern- oder Mumps-Infektion. Die durch Autoimmunprozesse ausgelöste Form nach der Schwangerschaft (postpartale Thyreoiditis) verläuft meist ebenfalls subakut.
Eine chronische Schilddrüsenentzündung ist fast immer durch eine Autoimmunerkrankung verursacht, bei der das Abwehrsystem fälschlicherweise Antikörper gegen körpereigenes Gewebe produziert. Je nachdem, welche Antikörper und Zellen sich im Gewebe finden lassen, werden verschiedene Formen dieser Autoimmun-Thyreoiditis unterschieden. Die bekanntesten sind die Hashimoto-Thyreoiditis und die Riedel-Struma. Selten sind Medikamente oder andere Erkrankungen wie AIDS die Ursache.
Symptome der akuten Schilddrüsenentzündung
Die Beschwerden variieren je nach Form der Schilddrüsenentzündung.
Bei der akuten Formkommt es meist nach einer Infektion im Hals-, Nasen- oder Ohrenbereich zu erneutem Fieberanstieg mit Schweißausbrüchen und einer recht schnell zunehmenden Schwellung der Schilddrüse, die meist sehr druckschmerzhaft ist.
Die Schmerzen können bis in das Ohr und die Kieferregion ausstrahlen, während sich die Schwellung häufig auf ein Areal beschränkt. Die Haut über diesem ist gerötet. Die Betroffenen fühlen sich oft sehr krank und haben Schluckbeschwerden.
Symptome der subakuten Schilddrüsenentzündung
Die Beschwerden bei der subakuten Formkönnen von fehlenden Symptomen bis hin zu schweren Verläufen wie bei der akuten Thyreoiditis reichen. Typisch ist der akute Druckschmerz, der auch ausstrahlen kann. Die Schilddrüse ist nur mäßig vergrößert. Manchmal tritt vorübergehend eine Überfunktion der Schilddrüse auf.
Symptome der chronischen Schilddrüsenentzündung
Die chronischen Formengehen in der Regel mit einer schmerzlosen Vergrößerung der Schilddrüse einher. Gerade zu Beginn haben die Betroffenen meist überhaupt keine Beschwerden, weshalb die Krankheit selten in der Frühphase erkannt wird.
Später kann es bei manchen Formen zum Druck auf Atemwege und Halsgefäße kommen. Wenn das Gewebe durch den fortschreitenden Entzündungsprozess zerstört ist, resultiert eine Schilddrüsenunterfunktion mit entsprechenden Symptomen. Dazu gehören:
- Kälteempfindlichkeit
- Pulsverlangsamung
- kühle, trockene Haut
- dünnes, struppiges Haar
- Trägheit
- Depressionen
Wie wird die Diagnose gestellt?
Zunächst wird der Arzt die Krankengeschichte erheben. Er wird die Schilddrüse abtasten und ihre Größe und Beschaffenheit mit dem Ultraschall begutachten, wobei er eventuell auch eine Gewebeprobe entnimmt.
Wichtig sind die Blutuntersuchungen – je nach vermuteter Erkrankung wird nach Hormonveränderungen, Antikörpern oder Entzündungszeichen gefahndet.
Stoffwechselaktivität und Funktion der Schilddrüse können mittels einer Szintigraphie eingeschätzt werden, indem man die Anreicherung von Jod in der Schilddrüse überprüft. Bei der Szintigraphie erhält der Patient eine radioaktiv markierte Substanz in eine Vene gespritzt. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse nimmt diese die Substanz wenig bis gar nicht auf, während bei einer Überfunktion einige Bereiche der Schulddrüse übermäßig viel aufnehmen.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Je nach Ursache werden Antibiotika und Entzündungshemmer und/oder Schmerzmittel verordnet.
Bei einer akuten Entzündung sollte der Patient Bettruhe einhalten. Kalte Halswickel helfen gegen die Schmerzen. In manchen Fällen ist Kortison angezeigt, in anderen ist keine Behandlung nötig – die Entzündung bildet sich nach einigen Wochen von allein zurück.
Liegt eine Unterfunktion vor, wird diese mit Schilddrüsenmedikamenten ausgeglichen.