Steinleiden: Steine in Bauchspeicheldrüse, Galle, Niere & Co.
Steine im Körper können mit enormen Schmerzen und weiteren Unannehmlichkeiten verbunden sein. Nierensteine und Gallensteine sind die Steinleiden, die am bekanntesten sind. Doch es gibt noch weitere Stellen am Körper, an denen sich Steine bilden und zu schmerzhaften Ablagerungen werden können: In Speicheldrüsen, wobei Steine in der Bauchspeicheldrüse besonders gefährlich sind, und im Magen-Darm-Trakt ist eine Steinbildung möglich und kann die normale Organfunktion gewaltig stören. Welche Symptome verursachen Steine im Körper und wie werden sie behandelt?
Steine im Körper: Was sind Steinleiden?
Steinleiden sind Krankheiten, die durch Ablagerungen in flüssigkeitsgefüllten Körperorganen wie Speicheldrüsen, Gallenblase oder Niere entstehen. Wenn man die jeweilige Flüssigkeit (also Speichel, Galle oder Harn) genauer untersucht, stellt man fest, dass sie außer Wasser viele verschiedene Bestandteile (Mineralien, Elektrolyte, Fette, Zucker etc.) enthält, die alle in der Flüssigkeit gelöst sind.
Sobald die Flüssigkeitsmenge zu gering für die gelösten Bestandteile ist, bilden sich zuerst mikroskopisch kleine Kristalle, dann allerdings immer größere Verklumpungen – die man auch Gries oder Sand nennt – und dann regelrechte Steine. Kleinere Verklumpungen sind zwar teilweise noch rückbildungsfähig oder werden mit der Flüssigkeit, in der sie liegen, aus dem Organ ausgespült. Sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, behindern sie aber in der Regel die normale Funktion des Organs, in dem sie sich befinden: So verstopfen sie die Abflussmöglichkeiten oder führen zu einer Entzündung des Organs, da sie ihre Umgebung mit ihrer rauen Oberfläche mechanisch reizen.
Oft werden Steine erst entdeckt, wenn sie Beschwerden verursachen – sobald also das eigentliche Steinleiden auftritt.
Welche Steinleiden gibt es?
Es werden verschiedene Arten von Steinleiden unterschieden. Am bekanntesten sind sicherlich die Gallensteine, die in Deutschland fast jeder sechste Erwachsene hat, auch wenn nicht jeder von ihrer Existenz weiß. Sie entstehen bei einem ungünstigen Mischungsverhältnis von Gallensäuren, Fetten und Cholesterin in der Gallenblase und bleiben entweder lange unbemerkt oder führen irgendwann zu einer schmerzhaften Entzündung der Gallenblase.
Sobald Steine mit der Gallenflüssigkeit in den Gallengang gespült werden, wird es problematisch: Der Stein kann den Gallengang verstopfen und so den Abfluss der Galle behindern. Der Gallengang endet mit einer kleinen Öffnung im Zwölffingerdarm, durch die der Stein hindurch muss, um dann den Körper über den Darm zu verlassen. Oft ist genau dieser Engpass das große Problem: Der Stein sitzt fest und blockiert den Abfluss von Galle und leider auch von Verdauungssekret, dass aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kommt.
Der Abfluss der Bauchspeicheldrüse führt nämlich direkt in den Gallengang, so dass Gallensteine auch in die Bauchspeicheldrüsengänge wandern können. So entstehen dann Steine in der Bauchspeicheldrüse und das Verdauungssekret der Bauchspeicheldrüse verdaut statt der Nahrung die Drüse selbst. Dieser gefährliche Zustand ist oft die Ursache für eine akute Pankreatitis, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Nierensteine sind zwar nicht ganz so häufig wie Gallensteine, aber immerhin vier Prozent der deutschen Bevölkerung haben Ablagerungen aus Kalksalzen und Harnsäure, die so groß sein können, dass sie wie ein "Ausguss" das gesamte Nierenbecken auskleiden. Die Steine gelangen ab einer gewissen Größe nur noch mit Hilfe von starken, schmerzhaften Muskelkontraktionen durch den schmalen Harnleiter bis zur Harnblase, behindern den Harnabfluss und verursachen so eine Nierenkolik.
Steine in der Harnblase können dort unter Umständen noch weiter wachsen und werden dann nicht mit dem Urin über die Harnröhre ausgeschieden. Unter Umständen sind sie die Ursache für wiederkehrende Blasenentzündungen.
Steine in den Mundspeicheldrüsen sind zwar nicht häufig, führen aber oft zu starken Schmerzen. Jeder Mensch hat drei paarige Speicheldrüsen, wovon die bekannteste und größte die Ohrspeicheldrüse ist. Die kleineren Speicheldrüsen, die innen am Unterkiefer liegen, sind aber am häufigsten von Speichelsteinen betroffen – ihr Ausführungsgang ist sehr lang und abgeknickt und der hier produzierte Speichel ist wesentlich zähflüssiger als der der Ohrspeicheldrüse und wird gegen die Schwerkraft von unten nach oben transportiert.
Kotsteine bestehen aus massiv eingedicktem Kot und gehen häufig unbemerkt mit dem Stuhlgang ab. Leider setzen sie sich aber auch gerne im Wurmfortsatz fest und lösen dort eine Blinddarmentzündung aus oder führen ab einer gewissen Größe zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss.
Symptome: Wie erkennt man ein Steinleiden?
Steine machen sich leider meist durch Schmerzen bemerkbar und zwar dann, wenn sie den Flüssigkeitsabfluss in ihrem Organ mechanisch versperren und hinter dem Hindernis ein zunehmender Aufstau von Flüssigkeit auftritt. Die Schmerzen haben häufig kolikartigen Charakter, bei Gallen- und Speichelsteinen treten sie meist in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme auf.
Diagnose von Steinleiden
Nierenkoliken können so schmerzhaft sein, dass der Betroffene das Bewusstsein verliert. Manchmal lösen die Steine auch eine Entzündung mit Fieber und anderen Infektionszeichen aus und werden dann im Rahmen der Diagnostik entdeckt. Bei Verdacht auf einen Stein als Ursache für die Beschwerden werden bildgebende Verfahren zur Diagnostik eingesetzt. Speichel-, Nieren- und Gallensteine lassen sich gut im Ultraschall darstellen, vor allem, wenn sie schattenbildenden Kalk enthalten.
Im Röntgenbild lassen sich kalkhaltige Steine gut darstellen und nach Kontrastmittelgabe sind die Ausführungsgänge von Speicheldrüsen, Gallen- und Harnblase sichtbar und auch kalkfreie Steine erkennt man als Aussparungen in der Flüssigkeit. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung wird man von einer Kontrastmittelgabe absehen, da sie die Entzündung noch verstärken kann. Kotsteine als Ursache für eine Blinddarmentzündung oder einen Darmverschluss werden oft erst während der meist notfallmäßigen Operation entdeckt, sie sind im Ultraschall nicht zu erkennen.
Behandlung: Was kann man gegen Steine tun?
Neben der Behandlung der Schmerzen und der diagnostischen Maßnahmen, um die Menge und die genaue Lokalisation der Steine festzustellen, wird sich das weitere Therapieschema nach Art der Steine und Ausmaß der Beschwerden richten.
- Bei bestimmten Gallensteinen wird eine medikamentöse Auflösung versucht, sonst werden die Steine entweder über ein Endoskop oder operativ mitsamt der Gallenblase entfernt.
- Auch Steine in der Bauchspeicheldrüse werden möglichst über ein Endoskop entfernt – damit sie besser abfließen, vergrößert man die Mündung des Gallengangs in den Darm.
- Nierensteine können medikamentös aufgelöst, mit einer speziellen Stoßwellentherapie von außen zertrümmert oder mit einem Endoskop sowie operativ entfernt werden. Glücklicherweise ist letzteres nur noch selten nötig, viele Steine verlassen den Nierentrakt auch von selbst.
- Bei Speichelsteinen besteht manchmal die Möglichkeit, sie auszumassieren, ansonsten kommen Zertrümmerung oder Operation zum Einsatz. Falls die Speicheldrüse dabei komplett entfernt werden muss, wird besonders auf die umgebenden Gesichtsnerven geachtet.
- Kotsteine im Enddarm werden mit mehrfachen Einläufen aufgelöst oder manuell entfernt, bei einem höher gelegenen Darmverschluss bleibt nur die Operation, um die lebensgefährliche Situation abzuwenden.
Wie kann man einem Steinleiden vorbeugen?
"Viel trinken" ist der beste Schutz – vor Nieren-, Speichel- und auch Gallenstein: Eine Flüssigkeitsaufnahme vor mindestens zwei Litern pro Tag sollte für Sie selbstverständlich sein. Bei höheren Außentemperaturen, sportlicher Betätigung oder fieberhafter Krankheit sollten Sie Ihre Trinkmenge dringend anpassen. Bei schon bekanntem Steinleiden kann eine erneute Erkrankung oft durch eine Anpassung der Ernährung vermieden werden – wenig Cholesterin bei Gallenleiden, wenig Fleisch bei der Neigung zu Harnsäuresteinen, Anregung des Speichelflusses mit Kaugummi oder zitrushaltigen Nahrungsmitteln sind typische Maßnahmen, um einem neuen Steinleiden vorzubeugen.