Tetanus (Wundstarrkrampf)
Landläufig wird dem Wundstarrkrampf (Tetanus) wenig bis kaum Beachtung geschenkt, da eine zuverlässige und wirksame Impfung gegen Tetanus zur Verfügung steht. Aber Hand aufs Herz: Kennen Sie Ihren Tetanus-Impfstatus? Viele müssen diese Frage verneinen. Dabei ist Tetanus eine schwere, oft tödlich verlaufende bakterielle Infektion, die durch typische Muskelkrämpfe gekennzeichnet ist. Immerhin enden auch heute noch bis zu 25 Prozent der Fälle in Deutschland tödlich. Deshalb ist die Tetanus-Impfung eine der wichtigsten Impfungen überhaupt.
Was ist Tetanus?
Tetanus ist eine Infektionskrankheit, mit deren Erreger man sich überall auf der Welt infizieren kann. Wegen der konsequenten Durchimpfung ist der Wundstarrkrampf in Deutschland sehr selten geworden. Wenn der Impfschutz aber nicht mehr gewährleistet ist, darf die Gefahr nicht unterschätzt werden.
Umgangssprachlich wird Tetanus manchmal mit einer Blutvergiftung (Sepsis) gleichgesetzt. Auch wenn in beiden Fällen Bakterien die Auslöser sind, handelt es sich hierbei um unterschiedliche Erkrankungen.
Bakterielle Infektion mit Clostridium tetani
Der Tetanus-Erreger ist ein Bakterium, nämlich Clostridium tetani, das sich im Erdreich, Staub, in menschlichen oder in tierischen Ausscheidungen (vor allem von Pferden) befindet. Die Sporen kommen überall im Erdboden vor, können im Erdreich jahrelang überleben und vermehren sich vor allem in sauerstoffarmer Umgebung.
Verletzt man sich zum Beispiel bei der Gartenarbeit durch einen Holzsplitter, scharfkantige Steine in der Gartenerde, einen rostigen Nagel oder Dornen, können die Bakterien in den Körper gelangen. Gerade auch kleine bis kleinste Wunden, kaum sichtbare "Bagatellverletzungen" wie Kratzer oder Stiche, können gefährlich werden.
In Wunden mit mangelhafter Sauerstoffversorgung vermehren sich die Keime dann schnell. Das Bakterium scheidet dabei eines der stärksten Gifte, ein sogenanntes Toxin aus. Das heißt: Nicht die Bakterien selbst, sondern das von ihnen produzierte Gift entfaltet im Organismus die schädlichen Wirkungen.
Tetanus: Symptome erkennen
Wenn die Entzündung sich ausbreitet, kann sich das Gift der Bakterien im Körper verteilen. Es gelangt dabei über die Blutbahn oder entlang der Nerven bis ins Gehirn. Dort hemmt es bestimmte Bereiche des Gehirns, sodass etwa nach einer Inkubationszeit von 3 Tagen bis 3 Wochen (selten auch länger) die ersten Anzeichen von Tetanus auftreten können:
- Kribbeln und Taubheitsgefühl im Bereich der Verletzung
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Mattigkeit
- Muskelschmerzen
- Unruhe
Typisches Symptom sind Krämpfe der Muskulatur. Die Krämpfe beginnen im Gesicht (unter anderem am Kiefer und der Halsmuskulatur) und breiten sich anschließend auf den ganzen Körper aus. Weitere Symptome des Wundstarrkrampfes sind:
- hohes Fieber
- Schüttelfrost und Schweißausbrüche
- Verwirrtheit
- beschleunigte Atmung
- schneller Herzschlag
- Schwankungen des Blutdrucks und der Durchblutung
Verlauf: Tetanus kann tödlich enden
Später breitet sich die sehr schmerzhafte Verkrampfung – bei vollständig erhaltenem Bewusstsein – auf praktisch alle Muskeln des Körpers aus, die Gliedmaßen bleiben meistens verschont.
Es kommt zur sogenannten Kieferklemme (Trismus), die dem Erkrankten einen grinsenden Gesichtsausdruck verleiht. Krämpfe der Schluck- und Atemmuskulatur führen zu lebensbedrohlichen Erstickungsanfällen und enden in vielen Fällen tödlich. Neben Atemnot ist auch Herzversagen bei Tetanus eine mögliche Todesursache.
Des Weiteren können die Krämpfe eine übermäßige Belastung für die Wirbelsäule darstellen – Brüche der Wirbel und bleibende Schäden an der Wirbelsäule können die Folge sein.
Die Wirkung des Giftes kann vier bis zwölf Wochen andauern. Eine frühzeitige Therapie verbessert die Prognose. Doch selbst mit intensivmedizinischer Betreuung verläuft Tetanus in 10 bis 25 Prozent der Fälle tödlich.
Wundstarrkrampf: Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose Tetanus kann der Arzt oft schon aufgrund der charakteristischen Muskelkrämpfe stellen, insbesondere, wenn kein ausreichender Impfschutz besteht. Des Weiteren kann für die Diagnose eine Blutprobe entnommen und auf den Giftstoff getestet werden – ein Fehlen des Giftes im Blut ist jedoch kein sicherer Beleg, dass es sich nicht um Wundstarrkrampf handelt.
Behandlung von Tetanus
Eine spezielle Therapie gegen das Gift der Clostridien gibt es nicht. Die Behandlung ist vor allem darauf gerichtet, die weitere Ausbreitung des Bakteriums im Körper zu stoppen, den Giftstoff zu neutralisieren und die Beschwerden zu lindern.
Die Wunde wird gründlich gereinigt, mitunter wird sie auch chirurgisch gesäubert (Herausschneiden verschmutzter Wundbereiche) und möglichst offen behandelt, damit Sauerstoff an die Wunde gelangt und die Ausbreitung der Bakterien verhindert. Auch hochdosierte Antibiotika können dazu beitragen, die Verbreitung der Bakterien im Körper aufzuhalten.
Zudem wird Antiserum (Tetanus-Immunglobulin) verabreicht, um das Gift unwirksam zu machen. Auch kann eine Tetanus-Impfung helfen: Selbst wenn noch ein Impfschutz besteht, kann die Auffrischungsimpfung verabreicht werden, um die Immunreaktion des Körpers schneller zu aktivieren.
Zur Linderung der Symptome werden Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxanzien) und Beruhigungsmittel verabreicht. Zudem wird der Betroffene vor äußeren Reizen wie Licht und Lärm geschützt, da diese die Muskelkrämpfe auslösen können.
Tetanus vorbeugen
Nach einer Verletzung müssen immer zuerst eventuell eingedrungene Fremdkörper entfernt werden, danach die Wunde mit Jod oder Alkohol unbedingt desinfizieren. Dies gilt gerade auch für kleine und kleinste Wunden. Tiefe Wunden dürfen nicht verschlossen werden, damit in das Wundgebiet genügend Sauerstoff gelangen kann.
Bei großen Wunden, in die Schmutz gelangt ist, oder wenn kein ausreichender Impfschutz vorliegt, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die oben beschriebenen Maßnahmen vorbeugend zu ergreifen. Bei größeren, verschmutzen Wunden wird eine Tetanus-Impfung auch dann vorbeugend aufgefrischt, wenn noch Impfschutz besteht, die letzte Impfung aber mehr als fünf Jahre zurückliegt. Dies kann auch der Fall sein, wenn es sich um eine Bisswunde handelt, beispielsweise einen Hundebiss oder einen Menschenbiss.
Einen sicheren Schutz gegen Tetanus bietet in jedem Fall die Schutzimpfung. Diese Impfung ist gut verträglich und die Schutzrate liegt bei nahezu 100 Prozent.
Impfung schützt vor Tetanus
Obwohl es einen zuverlässigen Impfstoff gegen Tetanus gibt, haben viele Menschen keinen ausreichenden Impfschutz mehr. Risikogruppen sind vor allem Ältere, chronisch Kranke oder Menschen mit Hauterkrankungen.
Hat der Körper bei einer Infektion mit den Bakterien zu wenig Antikörper im Blut, kann er es oft nicht mehr schaffen, die Krankheitserreger zu bekämpfen. Die Infektion breitet sich dann im gesamten Organismus aus. Sicherheit über den aktuellen Impfstatus kann der Hausarzt beziehungsweise ein gut geführter Impfpass geben.
Tetanus: Wie oft impfen?
Die Tetanus-Grundimmunisierung besteht bei Kindern aus drei Teilimpfungen:
- Erstimpfung im Säuglingsalter (mit 2 Monaten)
- 2. Impfung mit 4 Monaten
- 3. Impfung mit 11 Monaten
Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfdosis im Alter von 3 Monaten. Die erste Auffrischung wird für Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren empfohlen, dann erneut im Alter von 9 bis 16 Jahren.
Bei Erwachsenen, die als Kind keine Grundimmunisierung erhalten haben, besteht die Grundimmunisierung aus drei Impfungen, die im Abstand 4 Wochen und 6 bis 12 Monaten gegeben werden.
Der Schutz gilt jeweils für zehn Jahre und muss anschließend durch eine erneute Impfung aufgefrischt werden.
Kombi-Impfung möglich
Der Impfstoff gegen Tetanus ist auch als Kombi-Impfung verfügbar, sodass die Spritze auch gemeinsam mit der Impfung gegen Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis) und/oder Polio (Kinderlähmung) und weiteren Impfungen gegeben werden kann.
Wer ins Ausland reist beziehungsweise eine Fernreise unternimmt, sollte unbedingt gegen Wundstarrkrampf geimpft sein. Alle Impfungen sollen im Impfpass eingetragen werden, damit Sie jederzeit ihren Impfstatus kennen.
Nebenwirkungen der Tetanus-Impfung
Die Tetanus-Impfung wird in der Regel sehr gut vertragen, es kann aber zu (möglicherweise schmerzenden) Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Auch kann es in seltenen Fällen in den ersten Tagen zu allgemeinen Begleiterscheinungen einer Impfung kommen, wie zum Beispiel:
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen
- Magen-Darm-Probleme
- erhöhte Körpertemperatur und Frösteln
Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen der Haut oder Atemwege sind bei der Tetanus-Impfung sehr selten (weniger als 1 von 1.000 Personen betroffen). Vereinzelt kam es bereits zu Erkrankungen des Nervensystems. Eine Tetanus-Erkrankung kann durch die Impfung nicht ausgelöst werden, da der Impfstoff das unschädlich gemachte Bakterien-Gift enthält.