Tuberkulose als weltweit gefährlichste Infektionskrankheit
Im Jahr 2015 starben 1,8 Millionen Menschen an den Folgen der Tuberkulose. Die Schwindsucht, wie die so gefährliche Infektionskrankheit auch im Volksmund heißt, wird über Bakterien übertragen. Alarmierend ist, dass viele Bakterienstämme gegen Antibiotika resistent sind. Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind erschreckend: etwa alle 20 Sekunden stirbt ein Mensch an Tuberkulose (Tb oder auch Tbc). Ein Tuberkulose-Kranker kann im Jahr bis zu 15 Personen anstecken. Ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als infiziert. Zwischen 4.000 und 6.000 Neuerkrankungen werden jährlich in Deutschland gemeldet.
Tuberkulose – eine besiegte Krankheit?
Viele Jahre glaubte man, dass Tuberkulose, ähnlich wie Pest und Lepra, dank moderner Medikamente, besserer Gesundheitsversorgung und Hygiene, besiegt sei. Für die westlichen Industrieländer trifft dies weitgehend zu. Doch die Immunschwächekrankheit AIDS und die größere Mobilität der Menschen durch Reisen oder Immigration ist ein Grund für die Rückkehr der Tuberkulose.
Verbreitung von Resistenzen
In Afrika, Osteuropa und Zentralasien ist die Krankheit zu einem der größten medizinischen Probleme geworden. Besonders dramatisch für die Erkrankten ist die Tatsache, dass sich zunehmend Bakterienstämme ausbreiten, die gegen die meisten Antibiotika und klassischen Tuberkulose-Medikamente resistent sind. Ein solcher Stamm – Fachbegriff multidrug-resistant tuberculosis (MDR-Tb) – wurde inzwischen in über 100 Ländern nachgewiesen, auch in Westeuropa und Nordamerika. Solche Stämme entwickeln sich, wenn Patienten die Behandlung vorzeitig abbrechen, was überwiegend in den ärmeren Ländern der Erde der Fall ist.
Resistenzen entstehen dadurch, dass bei einer Therapie nicht alle Bakterien getötet werden. Darum verwendet man gerade in der Tuberkulose-Behandlung Kombinationen von Medikamenten, um möglichst alle Keime zu vernichten. Zusätzlich muss die Anwendung lange genug erfolgen. Wenn Patienten die Medikamente nur unregelmäßig zu sich nehmen oder die Behandlung abbrechen, besteht die Gefahr, dass die Erkrankung wieder aufflammt – diesmal mit resistenten Keimen.
Übertragung durch Tröpfcheninfektion
Tuberkulose ist eine chronische Infektionskrankheit, die durch Tuberkelbakterien fast immer über Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Erreger werden eingeatmet, gelangen in die Lunge. Hier greifen die Fresszellen (Makrophagen) die Bakterien an, doch dank eines besonderen Schutzmechanismus überleben die meisten Bakterien.
Wenn die Fresszelle nach getaner Arbeit zerfällt, können die Bakterien wieder aktiv werden, es müssen neue Makrophagen her. So entsteht ein erster Entzündungsherd, die sogenannte Primärtuberkulose.
Tuberkulose: Verlauf und Symptome
Oft schützt sich der Körper, indem er den Entzündungsherd abkapselt – die Erreger breiten sich nicht weiter aus. Der Infizierte verspürt keine Beschwerden. Doch häufig genug – manchmal nach Jahren – und begünstigt durch ein geschwächtes Immunsystem, finden die Erreger der Tuberkulose ihren Weg in den Körper. Wieder entstehen Entzündungsherde, nicht nur in der Lunge, auch in den Nieren, Knochen oder im Gehirn.
Das Tückische an der Tuberkulose ist ihr schleichender Verlauf: Husten, nächtliche mäßige Fieberattacken und Gewichtsverlust sind Symptome, die auch auf andere Infektionskrankheiten deuten können. Bei wochenlangem Husten mit blutigem Auswurf und starker körperlicher Schwäche (daher der Name Schwindsucht) sind die Symptome schon deutlicher.
Nachweis von Tuberkulose
Der eindeutige Nachweis gelingt nur über eine klinisch-chemische Analyse, zum Beispiel des Bronchialsekrets.
Daneben gibt es den Tuberkulin-Test: Ein Stoff, der von den Kapseln der Tuberkulose-Bakterien gewonnen wird, wird über einen Stempel in die Haut gespritzt; eine Hautreaktion (meist ein tastbares Knötchen) frühestens nach 72 Stunden deutet auf eine Infektion, auch wenn es sich nicht um eine offene Tuberkulose handelt.
Offene Tuberkulose ist meldepflichtig
Ansteckend ist die Tuberkulose, wenn ein Entzündungsherd aufbricht, denn nun gelangen die Erreger nach außen. Dies ist die gefürchtete offene Tuberkulose, die sofort dem Gesundheitsamt gemeldet werden muss. Die Patienten werden isoliert, weil die Ansteckungsgefahr sehr hoch ist.
Die Inkubationszeit liegt zwischen vier und sechs Wochen.
Behandlung von Tuberkulose
Die Infektionskrankheit ist heilbar, wenn Patienten rechtzeitig und konsequent mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Die Behandlung der Tuberkulose erfolgt mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika, die circa neun Monate lang verabreicht werden muss. Der Patient muss zwei Jahre lang regelmäßig untersucht werden.
Impfung gegen Tuberkulose
Eine überstandene Tuberkulose schützt nicht vor einer neuen Infektion. Daher ist Impfen nur für bestimmte Personen sinnvoll, etwa medizinisches Pflegepersonal oder Kleinkinder und ältere Menschen, die etwa durch infizierte Verwandte einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Bei der Impfung werden bestimmte Abwehrzellen aktiviert, was letztlich das Infektionsrisiko senkt. Doch nach Versuchen der WHO kam es bei zahlreichen Geimpften zu einer allgemeinen Verschlechterung der körpereigenen Abwehr bis hin zu Komplikationen wie Abszessen an der Impfstelle, Knochen- und Knochenmarksentzündungen und Gehirnhautentzündungen.
Entdeckung der Tuberkulose
Am 24. März 1882 berichtete Dr. Robert Koch, Leiter der Bakteriologischen Abteilung des kaiserlichen Gesundheitsamtes in Berlin, in seinem Vortrag "Ätiologie der Tuberkulose" von der Entdeckung des Tuberkel-Bakteriums. Einige Jahre später entwickelte Koch einen Impfstoff gegen Tuberkulose.
Aufgrund seiner Verdienste wird die Krankheit auch "Morbus Koch" genannt.