Frau zwischen Blumen: Blütenpollen belasten die Augen
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Pollenallergie – wenn die Augen jucken & brennen

Von: Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2022 - 12:30 Uhr

Der Frühling ist für Menschen mit Heuschnupfen keine leichte Zeit, denn kaum fliegen die ersten Pollen, jucken und brennen die Augen. Menschen, die an Heuschnupfen leiden, erkranken oft saisonal bedingt an Bindehautentzündung. Das sogenannte "Rote Auge" ist die häufigste Augenerkrankung, die neben Allergien auch viele andere Ursachen haben kann. Warum Menschen mit Pollenallergie besonders oft an Bindehautentzündung leiden und was dann hilft, lesen Sie hier.

Die Pollenflugsaison

Bei den meisten Betroffenen mit Pollenallergie beginnt die Leidenszeit zwischen Februar und Mai. Sobald der Frühling auf dem Vormarsch ist, wird die Luft für einige Menschen zur Belastung. Denn der Wind transportiert den Blütenstaub von Frühblühern wie Hasel, Birke und Erle in unsere Atemwege – sehr zu Lasten der Menschen, die von Heuschnupfen betroffen sind. Je nachdem, gegen welche Pollen man allergisch ist, kann die Pollenflugsaison bis hinein in den September dauern.

Heuschnupfen-Symptome erkennen

Allergische Reaktion auf Pollen: Augen und Atemwege

Wenn die Pollen bei Allergiker*innen mit den Schleimhäuten in der Nase und den Atemwegen in Kontakt kommen, werden Proteine im Körper freigesetzt, die eine Abwehrreaktion hervorrufen: Die Nase läuft, man muss ständig niesen und das Atmen fällt schwerer als sonst.

Doch auch die Augen werden oftmals in Mitleidenschaft gezogen. Denn die Pollen geraten nicht nur in Nase und Atemwege, sondern kommen auch unmittelbar mit der Bindehaut des Auges in Berührung. Diese ist jedoch nicht wie Nase und Bronchien durch die Schleimhäute geschützt, sodass die Bindehaut besonders anfällig für allergische Reizungen bis hin zur allergischen Bindehautentzündung durch Pollen ist.

Symptome gereizter Augen bei Heuschnupfen

Allergiebedingte Reaktionen der Augen sind anhand verschiedener Anzeichen zu erkennen. Bei Pollenallergie kann es an den Augen zu folgenden Symptomen kommen:

  • juckende und brennende Augen
  • tränende, aber gleichzeitig auch oft trockene Augen
  • gerötete und geschwollene Augen
  • Ringe unter den Augen
  • ein Fremdkörpergefühl im Auge
  • Sehprobleme
  • Lichtempfindlichkeit

Häufige Begleitsymptome sind Niesreiz, eine verstopfte Nase oder juckende Haut.

Was hilft bei akut gereizten Augen?

Am besten ist es, wenn man versucht, die Allergieauslöser – im Falle von Heuschnupfen also die umherfliegenden Pollen – zu meiden. Da man sich aber schlecht über Monate nur im Haus aufhalten kann, gibt es noch andere Möglichkeiten, die Beschwerden gereizter Augen zu lindern.

Bei leicht gereizten Augen können kalte Kompressen helfen. Denn sie verengen die durch die allergische Reaktion erweiterten Blutgefäße und schaffen so Linderung. Auch Tropfen, die das Auge mit Tränenersatzflüssigkeit versorgen, wirken besänftigend.

Leidet man an stärker gereizten Augen, kann zur Behandlung auf Medikamente zurückgegriffen werden, wie zum Beispiel:

  • gefäßverengende Augentropfen
  • Augentropfen oder Tabletten mit Antihistaminika
  • Augentropfen oder Tabletten mit Mastzellstabilisatoren
  • entzündungshemmende Augentropfen (mit Kortison)

Desensibilisierung: Hilfe auf Dauer

Eine Desensibilisierung (auch Hyposensibilisierung) kann langfristig allergische Reaktionen abschwächen und sogar verhindern. Betroffene bekommen in der Regel über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren mit steigenden Dosierungen das Allergen gespritzt, gegen das sie allergisch sind. Dadurch wird die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber den Allergenen nach und nach verringert. Mittlerweile ist bei vielen Allergenen auch eine orale Therapie in Form einer regelmäßigen Tabletteneinnahme möglich.

Die allergische Bindehautentzündung

Häufig ist die Ursache einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis) eine Allergie. Die sogenannte Rhinokonjunktivitis (allergische Bindehautentzündung mit Entzündung der Nasenschleimhaut) entsteht durch eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Allergenen und geht meist mit anderen typischen Heuschnupfensymptomen einher.

Die Symptome einer allergischen Bindehautentzündung sind die gleichen wie die einer allergischen Reaktion im Auge. Zusätzlich treten jedoch noch folgende Beschwerden auf:

  • Absonderung eines wässrigen Sekrets
  • verklebte Augenlider
  • Schleim und Sekret auf der Hornhaut trüben die Sicht

Formen der allergischen Bindehautentzündung

Eine allergische Konjunktivitis wird in der Medizin in fünf Formen unterteilt:

  1. Saisonale allergische Konjunktivitis
  2. Gigantopapilläre Konjunktivitis
  3. Perenniale Konjunktivitis
  4. Keratokonjunktivitis vernalis
  5. Atopische Keratokonjunktivitis

Während die ersten drei Formen in der Regel keine Folgeschäden am Auge auslösen, kann es bei einer Keratokonjunktivitis vernalis oder einer Atopischen Keratokonjunktivitis zu einer Schädigung der Hornhaut kommen, was langfristige Sehstörungen nach sich ziehen kann.

Die erstgenannte Form zeichnet sich durch sehr starke Beschwerden aus, die häufig mit der Bildung sogenannter Riesenpapillen, also runden Schwellungen der Bindehaut (Durchmesser größer als ein Millimeter) einhergehen. Bei einer Atopischen Keratokonjunktivitis kommt es meist auch zu Ekzemen auf der Haut sowie zur Bildung von zäher Flüssigkeit in den Augen. Auch die Bildung von Riesenpapillen ist möglich.

Bei starken allergiebedingten Beschwerden an den Augen sollte also im Zweifelsfall ärztlicher Rat gesucht werden, um Schäden an der Hornhaut zu vermeiden.

Unterschiede zur normalen Bindehautentzündung

Eine durch Allergien und äußere Reize ausgelöste Bindehautentzündung ist nicht ansteckend – im Gegensatz zu einer durch Bakterien oder Viren hervorgerufenen Konjunktivitis.

Besonders wenn die Symptome an beiden Augen gleichzeitig in Erscheinung treten, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Rhinokonjunktivits. Treten die Anzeichen nur an einem Auge auf, liegt eher die Möglichkeit einer bakterien- oder virenbedingten Bindehautentzündung nahe. Auch wenn sich die Symptome nicht (je nach Pollenflug) verbessern oder verschlechtern, kann dies auf eine Bindehautentzündung hinweisen.

Das "Rote Auge" kann neben Allergien und Umweltreizen, wie Zugluft, Bakterien und Viren, auch durch Verletzungen oder anderweitige Entzündungen im Auge hervorgerufen werden.

In jedem Fall sollten die vielfältigen möglichen Ursachen der Bindehautentzündungen untersucht werden, um mögliche Langzeitschäden am Auge zu vermeiden.

Bindehautentzündung als Warnsignal

Nicht immer sind die entzündeten, roten Augen Ausdruck einer allergischen Reaktion oder das Ergebnis von entzündungsfördernden Umweltreizen. Vielmehr ist die vermeintliche Bindehautentzündung oft nur Symptom einer anderen Augenkrankheit.

So werden auch Verletzungen der Hornhaut, Regenbogenhaut oder Lederhaut sowie Entzündungsprozesse in anderen Bereichen des Auges von den Betroffenen oftmals zunächst als unangenehme, aber vermeintlich harmlose Bindehautentzündung wahrgenommen und die Inanspruchnahme ärztlichen Rates erst einmal verschoben.

Schwerwiegende Augenkrankheiten möglich

Augenschmerzen, die als tiefliegend empfunden werden, Sehverschlechterung oder eine einseitige Veränderung der Pupillen können signalisieren, dass sich hinter der scheinbaren Bindehautentzündung eine ernstere Augenerkrankung verbirgt.

Spätestens wenn diese Warnsignale auftreten, sollten die Betroffenen unbedingt eine*n Augenärztin*Augenarzt aufsuchen, da die Beschwerden ernster Augenkrankheiten teilweise nicht von denen einer harmlosen Bindehautentzündung zu unterscheiden sind. Oft können irreparable Augenschäden dann nur noch vermieden werden, wenn schnell die richtige Behandlung eingeleitet wird.

Besondere Gefahr geht von der plötzlichen Steigerung des Augeninnendrucks aus, dem sogenannten akuten Glaukomanfall, der auch Symptome einer Bindehautentzündung aufweisen kann und deshalb oft unterschätzt wird. Gerade in solchen Fällen kann das Sehvermögen nur durch eine sofortige augenärztliche Behandlung gerettet werden.

Bei Bindehautentzündung ärztlichen Rat suchen

Da sich hinter jeder Bindehautentzündung auch schwerwiegende Augenkrankheiten, wie zum Beispiel eine Regenbogenhautentzündung oder ein grüner Star, verbergen können, ist es wichtig, dass Betroffene unbedingt augenärztlichen Rat suchen. Auch kann sich eine allergische Konjunktivitis bei Kontakt mit Bakterien zu einer gefährlicheren eitrigen Bindehautentzündung weiterentwickeln. Gekennzeichnet ist diese durch gelbes, zähes Augensekret.

Allgemein gilt: Bei jeder Bindehautentzündung, die länger unbehandelt andauert oder aufgrund von Eigendiagnose falsch behandelt wird, können die Augen im schlimmsten Fall irreparablen Schaden nehmen. Deshalb sollte jede Bindehautentzündung ernst genommen werden.