Nabelbruch bei einem Mann
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Nabelbruch – wie gefährlich ist eine Nabelhernie?

Von: Andreas Willett (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 14.07.2020 - 09:05 Uhr

Ein Nabelbruch kann starke Schmerzen verursachen und in jedem Alter auftreten. Im Folgenden erfahren Sie, welche Symptome bei einem Nabelbruch auftreten und wie gefährlich Nabelbrüche wirklich sind. Lesen Sie darüber hinaus, an welchen Arzt Sie sich wenden sollten, wenn Sie glauben, einen Nabelbruch erlitten zu haben und wie ein Nabelbruch behandelt wird.

Was ist ein Nabelbruch und wie erkennt man ihn?

Ein Nabelbruch ist eine Schwäche des Bindegewebes am Bauchnabel, die eine Ausstülpung von Gewebe zur Folge hat. Man erkennt einen Nabelbruch meist an einer Vorwölbung im Bereich des Bauchnabels.

Hinter dem Nabel liegt nur eine dünne Schicht mit etwas Bindegewebe, die die Organe von der Bauchwand abgrenzt. Diese dünne Schicht kann unter Umständen beschädigt werden, sodass eine Lücke entsteht, durch die Gewebe austreten kann. Die innerste Schicht der Bauchwand, das sogenannte Bauchfell, kann durch den Spalt gelangen, wodurch eine Ausstülpung, ähnlich einer Beule, auftritt.

Der Teil des Bauchfells, der sich durch die Ritze stülpt, wird als Bruchsack bezeichnet. Die Ritze selbst nennt man Bruchpforte, weil dies der Bereich ist, der den Durchtritt des Gewebes ermöglicht.

Bei kleineren Nabelbrüchen stülpt sich meist nur ein Teil des Bauchfetts (sogenanntes Großes Netz, Omentum majus) vor, während bei größeren Bruchpforten und hohem Druck auch Teile der angrenzenden inneren Organe, in der Regel Teile des Dünn- oder Dickdarms, in den Bruchsack verlagert sein können.

Der Bauchnabelbruch wird auch als Nabelhernie bezeichnet, wobei unter einer Hernie stets der Durchtritt eines Bruchsacks durch eine Öffnung, in der Regel in der Bauchwand, zu verstehen ist. Die Nabelhernie lässt sich abgrenzen von der Leistenhernie (besser bekannt als Leistenbruch), die im Bereich des Leistenkanals auftritt und in der Regel bei Männern auftritt (circa 80 Prozent).

Wie entsteht ein Nabelbruch?

Die Nabelschnur dient während der Schwangerschaft, bis zur Geburt des Säuglings, der Ernährung des Embryos und seiner Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen durch die Mutter. Da die Nabelschnur nach der Geburt entfernt wird und als Überbleibsel der Bauchnabel entsteht, handelt es sich bei diesem gewissermaßen um eine Narbe. Diese stellt eine Schwachstelle in der Bauchwand dar und kann daher einen Durchbruch begünstigen.

Nabelbrüche können sowohl bei Neugeborenen als auch bei Erwachsenen auftreten. Die Ursachen sind jedoch unterschiedlich.

Nabelbruch beim Baby: mögliche Ursachen

Beim Säugling kommt es besonders häufig zu Nabelbrüchen, weil die Bildung der Nabelnarbe nach der Abtrennung der Nabelschnur eine gewisse Zeit beansprucht – in der Zwischenzeit ist die Stelle besonders anfällig. So kommt es oft zu einer Hernienbildung, weil die Bauchwand noch nicht über eine ausreichende Stabilität und Dehnbarkeit verfügt.

Begünstigt wird die Belastung der Bauchwand durch einen erhöhten Druck im Bauchraum, weil Säuglinge – unter anderem bedingt durch eine ungewohnte Umgebung und leichte Infekte, die bei Babys häufig vorkommen – vermehrt schreien und husten. Dies führt zu einer Anspannung der Bauchmuskulatur und übt somit Druck auf die inneren Organe des Bauchs aus. Man bezeichnet dies als die erworbene Form des Nabelbruchs.

Schon vor der Geburt, noch während der Schwangerschaft, kann es darüber hinaus zum sogenannten physiologischen Nabelbruch kommen. Physiologisch bedeutet hier soviel wie "der normalen Entwicklung entsprechend", denn bei jedem Embryo verlagert sich zwischen der sechsten und zehnten Schwangerschaftswoche ein Teil der Bauchorgane durch die Bauchwand nach außen.

Das liegt daran, dass diese zwischenzeitlich keinen ausreichenden Platz in der Bauchhöhle finden würden. In der zehnten Schwangerschaftswoche wandern sie zurück in die Bauchhöhle. Wenn es bei dieser Rückverlagerung zu Problemen kommt und der natürliche Nabelbruch erhalten bleibt, spricht man von der angeborenen Form des Nabelbruchs.

Circa jedes zehnte Neugeborene leidet unter einem Nabelbruch. Neugeborene mit sehr geringem Körpergewicht sowie Frühgeborene sind besonders häufig von Nabelbrüchen betroffen. Zwei von drei Frühchen werden mit Nabelhernie geboren.

Welche Risikofaktoren gibt es bei Erwachsenen?

Beim Erwachsenen und auch bei Kindern ist die Bauchwand in der Regel widerstandsfähiger und dehnbarer als bei Babys. Verschiedene Faktoren können aber dazu führen, dass der Druck im Bauchraum zu stark ansteigt und die Schwachstelle im Nabelbereich dem Druck des Bauchraums nachgeben muss. Dazu gehören:

  • starkes Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas)
  • erhebliche körperliche Belastung, zum Beispiel schweres Heben
  • Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle (Aszites)
  • Alkoholmissbrauch mit Leberschädigung (Leberzirrhose)
  • rasche und starke Gewichtsveränderung (sowohl Zu- als auch Abnahme)
  • starkes Pressen bei chronischer Verstopfung
  • familiäre Veranlagung für Bindegewebsschwäche

Auch eine Schwangerschaft ist ein Risikofaktor für Nabelbrüche, denn bei der Dehnung der Bauchdecke entsteht häufig eine Lücke, die als Bruchpforte ein Hindurchtreten von Darmabschnitten begünstigt. Der Schwangerschaftsnabelbruch ist unbedenklich, sofern keine Schmerzen auftreten, und bildet sich in der Regel nach der Schwangerschaft von allein wieder zurück.

Frauen sind deutlich häufiger von Nabelbrüchen betroffen als Männer. Männer hingegen leiden eher unter Leistenhernien, weil bei ihnen der Leistenkanal erheblich ausgeprägter ist als bei Frauen.

Symptome: Wie merkt man, dass man einen Nabelbruch hat?

Meist verursacht ein Nabelbruch keine oder nur leichte Beschwerden. Ein klares Symptom sind Verformungen oder eine Vorwölbung im Nabelbereich. Diese treten besonders beim Husten, Schreien, starken Pressen oder bei körperlicher Aktivität hervor, lassen sich mit der Hand aber in die Bauchhöhle zurückdrücken.

Wie gefährlich ist ein Nabelbruch bei Erwachsenen?

Bei Erwachsenen kann ein Nabelbruch gefährlich werden, denn bei ihnen ist das Risiko einer Einklemmung von Darmabschnitten deutlich erhöht. Bereitet der Nabelbruch Schmerzen oder wird größer, wird eine Operation durchgeführt, um Einklemmungen zu vermeiden. Wenn es bereits zu Einklemmungen von Darmabschnitten (Inkarzeration) gekommen ist, ist eine zügige OP erforderlich.

Bei Säuglingen hingegen ist ein Nabelbruch in der Regel nicht gefährlich, weil das Risiko der Einklemmung von Darmabschnitten sehr gering ist. Eine Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich, weil die Nabelhernie sich in circa 90 Prozent der Fälle von selbst zurückbildet.

Fünf Anzeichen für eine Einklemmung von Darmabschnitten

Die Einklemmung von Darmabschnitten infolge eines Nabelbruchs lässt sich an folgenden Symptomen erkennen:

  1. Stuhlverhalt durch Blockade des Darms
  2. Übelkeit
  3. Erbrechen
  4. Bauchschmerzen
  5. bläuliche Verfärbungen der Haut

Diese Symptome weisen darauf hin, dass innere Organe verletzt sind und erfordern eine schnelle Behandlung.

Wie erfolgt die Diagnose eines Nabelbruchs?

Normalerweise ist ein Nabelbruch für den Arzt sehr einfach ersichtlich. Die Hernie beziehungsweise der Bruchsack lassen sich in der Regel gut ertasten. Durch Anspannung der Bauchmuskulatur tritt dieser zusätzlich nach außen.

Weitergehende Diagnostik ist nur dann erforderlich, wenn durch die Tastuntersuchung nicht eindeutig festgestellt werden kann, ob Eingeweide hervorgetreten sind. Als bildgebendes Verfahren wird hierzu in der Regel die Ultraschalluntersuchung verwendet.

Welcher Arzt sollte bei Verdacht auf einen Nabelbruch konsultiert werden?

Die Diagnose eines Nabelbruchs ist mit geringem Aufwand möglich, weshalb der Hausarzt diese Untersuchung gut durchführen kann und der erste Ansprechpartner sein sollte.

Wann ist eine Operation erforderlich?

Ein eingeklemmter Darm ist ein Notfall und erfordert eine zügige Operation. Entstehen Schmerzen oder wird der Nabelbruch größer, sollte ebenfalls eine OP durchgeführt werden.

Wie erfolgt die OP bei einem Nabelbruch?

Eine Operation kann entweder offen oder mittels minimal-invasiver Methoden, also mit dem sogenannten Schlüssellochverfahren (Laparoskopie), erfolgen. In beiden Fällen kann ein Kunststoffnetz zur Stabilisierung des Bindegewebes eingenäht werden.

Offene Nabelbruch-OP

Beim offenen Verfahren wird ein kleiner, runder Schnitt um den Bauchnabel gesetzt, der Bruchsack vom Nabel entfernt und die Öffnung mit einfachem Vernähen des Bindegewebes geschlossen. Bei größeren Nabelbrüchen (über drei Zentimeter) werden die Bauchwandschichten von den verschiedenen Seiten überlappend vernäht, sodass eine besondere Stabilität gewährleistet wird.

Laparoskopie bei Nabelbruch

Bei der minimal-invasiven Methode sind nur sehr kleine Hautschnitte nötig, durch die Kameras und spezielle Instrumente zum Verschluss der Bruchpforte eingeführt werden. Durch die verringerte Verletzung der Bauchdecke treten kaum Schmerzen auf und die Betroffenen sind schneller wieder belastbar.

Netz zur Stabilisierung des Bindegewebes

Zusätzlich wird häufig ein stabiles Netz aus Kunststoff eingenäht, das die Belastbarkeit noch erhöht. Obwohl dieses Netz sehr stabil ist, kommt es gelegentlich vor, dass es durch große Belastung reißt. Ist das Netz gerissen, wird eine erneute Operation erforderlich.

Wie lange dauert die OP?

Normalerweise findet die Operation unter Vollnarkose statt, lediglich bei kleineren Brüchen ist mitunter ein Eingriff unter lokaler Betäubung möglich. Je nach Aufwand dauert die OP meist 20 bis 30 Minuten.

In der Regel ist zur Beobachtung ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt erforderlich. Nur bei sehr kleinen Brüchen ist es mitunter möglich, die Operation ambulant durchzuführen, sodass der Betroffene im Anschluss nach Hause gehen kann.

Nabelbruch: Wie lange dauert die Heilung?

Nach acht bis zehn Tagen werden die Fäden entfernt und nach ein bis zwei Wochen sind Betroffene in der Regel wieder arbeitsfähig. Auf Sport sollte für circa drei Wochen komplett verzichtet werden, bevor leichte sportliche Tätigkeiten wiederaufgenommen werden können. Schwere Lasten sollte erst nach drei Monaten wieder bewegt werden.

Wie lange haben Betroffene nach der Operation Schmerzen?

Circa 15 Prozent der Betroffenen klagen nach der Operation über Schmerzen im Bauchraum. Dabei handelt es sich in der Regel um normalen Wundschmerz, der nach wenigen Tagen oder Wochen wieder abklingt.

Wie lange ist der Bauch nach der Operation geschwollen?

Eine Schwellung des Bauchs für circa zwei Wochen nach der Operation ist völlig normal, sodass die Hose meist nicht vollständig geschlossen werden kann. Nach zwei Wochen normalisiert sich der Umfang des Bauchs wieder.