Frau verspürt Benommenheit
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15 häufige Ursachen von Benommenheit

Von: Dr. med. Jana Wittkowski (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 10.07.2019 - 14:23 Uhr

Ein Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein – man nimmt die Umgebung eingeschränkt wahr, reagiert verlangsamt und fühlt sich "wie im Halbschlaf". Benommenheit ist ein meist als unangenehm empfundener Zustand, für den es verschiedenste Ursachen geben kann. Wir erklären, was hinter Benommenheit stecken kann und was Sie dagegen tun können.

Was ist Benommenheit?

Laut medizinischer Definition ist Benommenheit die leichteste Form einer quantitativen Bewusstseinsstörung. Das bedeutet, dass bei klarem Bewusstsein die Wachheit (Vigilanz) reduziert ist.

Die Steigerungen von Benommenheit sind Somnolenz (Schläfrigkeit), Sopor (ein tiefschlafähnlicher Zustand) und Koma. Von den quantitativen Bewusstseinsstörungen abzugrenzen sind Bewusstseinstrübungen, die sich beispielsweise durch Verwirrtheit oder Orientierungsstörungen äußern können.

Benommenheit und begleitende Symptome

Bei Benommenheit sind Denken und Handeln verlangsamt, die Wahrnehmung ist verzögert und Informationen werden eingeschränkt verarbeitet. Häufig treten Konzentrationsschwierigkeiten auf, auch Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit können vermindert sein. Nicht selten geht Benommenheit zudem mit einem Schwindelgefühl, Druck im Kopf oder Müdigkeit einher.

Was verursacht Benommenheit?

Hinter Benommenheit können verschiedene harmlose Ursachen stecken, doch auch ernsthafte Erkrankungen können sich durch ein Benommenheitsgefühl äußern. Wir haben für Sie einen Überblick über mögliche Ursachen von Benommenheit zusammengestellt:

  1. Austrocknung: Ein Flüssigkeitsmangel kann sich durch Benommenheit – meist in Kombination mit Müdigkeit und Kopfschmerzen – bemerkbar machen. Achten Sie daher darauf, stets ausreichend Wasser zu sich zu nehmen. Ein guter Richtwert sind grob zwei Liter pro Tag.
  2. Niedriger Blutdruck oder langsamer Puls: Insbesondere in Verbindung mit Schwindel kann Benommenheit ein Hinweis auf ein Kreislaufproblem sein.
  3. Schlafmangel: Zu wenig Schlaf kann neben Müdigkeit auch ein Benommenheitsgefühl verursachen.
  4. Alkoholkonsum: Sowohl im akuten Rausch als auch beim "Kater" am Morgen danach kann es zu Benommenheit im Kopf kommen.
  5. Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder "KO-Tropfen" können Benommenheit verursachen.
  6. Infektionen: Bei einer Infektion – etwa durch das Epstein-Barr-Virus, bei einer Borreliose oder Grippe kann es zu ausgeprägter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Benommenheit kommen. Diese Begleitsymptome können unter Umständen noch für einige Wochen nach der Erkrankung andauern.
  7. HWS-Syndrom: Im Rahmen eines HWS-Syndroms, das unter anderem durch Verspannungen oder Verschleißerscheinungen an der Halswirbelsäule (HWS) entstehen kann, können Schwindel und Benommenheit auftreten.
  8. Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt – Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Benommenheit können Symptome sein.
  9. Blutzuckerentgleisungen: Insbesondere bei Diabetes mellitus können Unter- oder Überzuckerung auftreten – beides kann zu Benommenheit führen.
  10. Kopfverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma): Nach Stürzen, Stößen oder Schlägen gegen den Kopf kann starke Benommenheit auftreten – etwa im Rahmen einer Gehirnerschütterung oder Hirnblutung.
  11. Schlaganfall: Bei einer akuten Durchblutungsstörung des Gehirns wie einem Schlaganfall kommt es zwar meist zu neurologischen Symptomen wie Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen. Jedoch sind in manchen Fällen unspezifische Symptome wie Benommenheit, Kopfdruck und Schwindel die einzigen Anzeichen.
  12. Hirnhautentzündung (Meningitis): Neben Bewusstseinsstörungen wie Benommenheit sind Kopfschmerzen, Fieber und Nackenverspannung (Nackensteifigkeit) typische Symptome einer Hirnhautentzündung.
  13. Hirntumor: Raumforderungen im Gehirn wie ein Tumor oder Abszess können den Hirndruck steigern und so zu Bewusstseinsstörungen führen. Dies sind jedoch sehr seltene Ursachen für Benommenheit.
  14. Psychische Ursachen: Im Rahmen psychischer Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder Borderline-Störung kann Benommenheit auftreten. Auch Stress kann ein möglicher Auslöser für ein Benommenheitsgefühl sein.

15. Ursache: Benommenheit durch Medikamente

Viele Medikamente können als Nebenwirkung benommen machen. Hierzu zählen insbesondere Beruhigungs- und Schlafmittel, die zu einem "Hangover" am nächsten Morgen führen können, wenn sie abends zu spät eingenommen werden. Außerdem können unter anderem folgende Medikamente Benommenheit auslösen:

  • Antihistaminika wie Dimetinden (Fenistil®), Doxylamin (Hoggar® Night) oder Dimenhydrinat (Vomex®) werden gegen Allergien, Schlafstörungen und Übelkeit eingesetzt. Sie wirken im zentralen Nervensystem und können müde und benommen machen.
  • Antipsychotika wirken auf die Psyche und werden beispielsweise bei Schizophrenie eingesetzt. Insbesondere die sogenannten niedrigpotenten Antipsychotika wie Pipamperon können als Nebenwirkung zu Benommenheit führen.
  • Blutdrucksenker wie Beta-Blocker und ACE-Hemmer können – insbesondere in hohen Dosierungen – durch die Senkung des Blutdrucks einen Benommenheitsschwindel verursachen.
  • Antidepressiva wie Amitryptilin wirken nicht nur gegen Depressionen, sondern können auch bei chronischen Schmerzen angewendet werden. Müdigkeit und Benommenheit sind häufige Nebenwirkungen.
  • Opiate wie Tramadol und Morphin sind starke Schmerzmittel, die Benommenheit verursachen können.

Dies ist nur eine Auswahl der Medikamentengruppen, bei denen Benommenheit besonders häufig als Nebenwirkung auftritt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Arzneimittel, die bei einigen Menschen zu Benommenheit führen können.

Was tun gegen Benommenheit?

Benommenheit ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom, dessen Ursache es herauszufinden gilt. Die Frage "Wie behandelt man Benommenheit?" kann man daher nicht pauschal beantworten.

Dennoch können Sie mit ein paar Kniffen versuchen, dem Benommenheitsgefühl auf den Grund zu gehen:

  • Trinken Sie ein großes Glas Wasser, um einem möglichen Flüssigkeitsmangel entgegenzuwirken.
  • Halten Sie Ihre Handgelenke unter kaltes Wasser oder spritzen Sie sich kaltes Wasser ins Gesicht, um den Kreislauf anzuregen.
  • Wechselduschen oder Kneipp-Güsse können dem Kreislauf ebenfalls auf die Sprünge helfen.
  • Ein flotter Spaziergang an der frischen Luft kann bei Benommenheit helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.
  • Halten Sie einen kurzen Mittagsschlaf – aber Achtung: Wer tagsüber länger als 30 Minuten schläft, fühlt sich unter Umständen danach erst recht benommen.

Benommenheit: Wann zum Arzt?

Wenn Sie unter einem ständigen Gefühl der Benommenheit leiden und keine der oben genannten Maßnahmen der Selbsthilfe zur Besserung führen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen als Ursache auszuschließen.

Außerdem sollten Sie bei folgenden Warnzeichen möglichst schnell ärztlichen Rat einholen:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • hohes Fieber
  • Nackensteifigkeit: Schmerzen bei der Kopfbeugung
  • plötzliche oder sehr starke Kopfschmerzen
  • tagsüber zunehmende Schläfrigkeit mit Schwierigkeiten, wach zu bleiben
  • Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühle, Seh- oder Sprachstörungen
  • Wesensveränderungen, auffälliges Verhalten oder Apathie
  • Krampfanfälle

Wenn Sie seit kurzem ein neues Medikament einnehmen und die ständige Benommenheit damit in zeitlichem Zusammenhang steht, sollten Sie das Ihrem Arzt mitteilen. Keinesfalls sollten Sie das Medikament ohne ärztliche Rücksprache eigenmächtig absetzen!