Ärztin untersucht Nase von Frau mit Nasenpolypen
© Getty Images/stefanamer

Nasenpolypen – Symptome & OP bei Polypen in der Nase

Von: Nathalie Blanck (Ärztin und Medizinautorin), Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.11.2023 - 11:55 Uhr

Wenn ständig die Nase verstopft ist, das Riechvermögen eingeschränkt ist und oder man nachts stark schnarcht, können Nasenpolypen dahinterstecken. Doch die Schleimhautwucherungen in der Nase können noch zahlreiche weitere Symptome verursachen. Welche sind das und welche Ursachen haben Polypen in der Nase? Wann muss man sie entfernen und ist dazu immer eine OP nötig? Diese und weitere Fragen beantworten wir im Folgenden.

Polypen in der Nase: Was sind Nasenpolypen?

Unter Nasenpolypen (Polyposis nasi) versteht man eine Wucherung der Nasenschleimhaut, die die Nase und die Nasennebenhöhlen von innen auskleidet. Polypen sind gutartige Geschwülste, bestehen vor allem aus Bindegewebe sowie Entzündungszellen und enthalten Flüssigkeit.

Oft entstehen sie im Bereich der Nasennebenhöhlen, genauer der Siebbeinzellen (zwischen Nase und Augen) oder der Keilbeinhöhle, seltener in der Stirn- oder Kieferhöhle. Von dort aus wachsen sie in die Nasenhaupthöhle hinein. Besonders oft sind sie im Bereich der mittleren Nasenmuschel und des mittleren Nasengangs zu finden. In der Regel entwickeln sie sich auf beiden Seiten. Ein einseitiges Auftreten von Wucherungen kann ein Hinweis auf eine Tumorerkrankung sein. Ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt, muss dann abgeklärt werden.

Nasenpolypen sind sehr weit verbreitet und können in jedem Lebensalter auftreten. Erwachsene sind jedoch weitaus häufiger betroffen als Kinder und Männer doppelt so oft wie Frauen.

Die Ausstülpungen der Schleimhaut können übrigens auch an anderen Stellen des Körpers auftreten, etwa im Darm, im Magen oder in der Gebärmutter. Umgangssprachlich bezeichnet man zudem auch die Vergrößerung der Rachenmandeln bei Kindern als Polypen. Dies ist jedoch aus medizinischer Sicht nicht korrekt.

Wie sehen Polypen in der Nase aus?

Betrachtet man das Innere der Nase mit ausreichend Licht, kann man die Polypen – je nach Lage und Größe – mitunter sehen. Die meisten Nasenpolypen sind stiel- oder tropfenförmig, seltener sitzen sie flächig auf der Schleimhaut. Oft erscheinen die als einer oder mehrere glasige, blass-grau oder honigfarben glänzende Knoten. Sie können einige Millimeter groß sein, manchmal dehnen sie sich aber so weit aus, dass sie den ganzen Nasenraum verschließen.

Ursachen: Wie entstehen Nasenpolypen?

Polypen bilden sich aus Schleimhautzellen, die sich vermehrt teilen und so zu aufgewölbten Schleimhautwucherungen oder Ausbuchtungen führen. Als wichtigste Ursache für die Entstehung von Nasenpolypen werden chronische Entzündungen der Nasenschleimhaut vermutet. Diese können zum Beispiel durch Viren, Bakterien oder Pilze hervorgerufen werden. Auch bei Allergien sowie bei Asthma oder chronischer Bronchitis kann sich die gereizte Nasenschleimhaut polypös verändern.

Sobald eine Nasenschleimhautentzündung oder Nasennebenhöhlenentzündung chronisch wird, besteht die Gefahr, dass sich Polypen entwickeln und ein Teufelskreis entsteht: Durch die Zellwucherungen wird die Durchlüftung der Nase erschwert. Dies begünstigt weitere Entzündungen, die wiederum zu Polypen führen.

Nasenpolypen treten außerdem als typische Begleiterscheinung bei Mukoviszidose (zystischer Fibrose) auf. Auch Menschen, die an einer Unverträglichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure (ASS, dem Wirkstoff in Aspirin®) oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika leiden, entwickeln häufig Nasenpolypen.

Darüber hinaus kann die Veranlagung zur Entstehung von Polypen erblich bedingt sein. Auch die primäre Ziliendyskinesie gehört als Erbkrankheit zu den möglichen, aber seltenen Risikofaktoren. Anatomische Besonderheiten, wie eine verkrümmte Nasenscheidewand oder zu enge Öffnungen der Nasennebenhöhlen, aber auch eine permanente Belastung der Schleimhaut durch Chemikalien oder trockene Luft können ebenfalls Polypen begünstigen.

Symptome – Nasenpolypen erkennen

Wenn die Wucherungen sehr klein sind und die Nasenatmung nicht einschränken, merken Betroffene meist gar nichts davon. Werden die Polypen jedoch größer, können sie das Atmen durch die Nase unter Umständen sehr beeinträchtigen, da sie den Nasenraum stark einengen. Die Nase ist dann ständig zu und verstopft, auch wenn kein Schnupfen besteht.

Auch Schnarchen und Schlafstörungen können ein Anzeichen für Nasenpolypen sein, da die Atmung besonders im Liegen erschwert wird. Außerdem können ständig wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), vermehrter (eitriger) Schnupfen oder ein Räusperzwang und Halsschmerzen durch in den Rachen abfließendes Nasensekret auftreten. Ebenso ist eine Schwächung oder gar der komplette Verlust des Geruchssinns möglich.

Bei manchen Menschen weist auch eine näselnde Sprechweise darauf hin, dass Polypen vorliegen. Als weitere Symptome können Kopfschmerzen oder eine chronische Entzündung von Bronchien (Bronchitis), Kehlkopf (Laryngitis) oder Rachen (Pharyngitis) vorkommen. Wenn die Nasennebenhöhlen, Stirn- oder Kieferhöhlen betroffen sind, verspürt man möglicherweise ein Druckgefühl im Gesicht, und zwar vor allem um die Augen herum, über den oberen Wangen oder an der Stirn.

Komplikationen als Folge von Nasenpolypen

Nasenpolypen sitzen häufig in der Nähe der Durchgänge zu den Nasennebenhöhlen und können diese stark verengen. Die Nebenhöhlen werden dadurch schlechter belüftet und Sekret kann nur schwer oder gar nicht abfließen. Dies kann zu einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut mit Nasennebenhöhlenentzündung (Rhinosinusitis) führen.

Da die Atmung durch die Nase wegen der Nasenpolypen und der geschwollenen Schleimhaut nur sehr eingeschränkt möglich ist, atmen Betroffene verstärkt durch den Mund. Dabei entfällt jedoch die Filterwirkung der Nasenschleimhaut und Bakterien oder Viren können leichter in den Körper eindringen – wodurch wiederum vermehrt Atemwegsinfekte auftreten.

Sehr selten greift die Entzündung auf weitere Knochen- und Weichteile über, im Extremfall sogar auf die Augenhöhle (Orbitaphlegmone), die Hirnhaut (Meningitis) oder das Gehirn (Enzephalitis). In diesen Fällen ist eine Notfallbehandlung im Krankenhaus unbedingt erforderlich.

Diagnose von Polypen in der Nase

Die Diagnose von Nasenpolypen erfolgt meist in einer Hals-Nasen-Ohren-Arztpraxis. Nach einer gründlichen Anamnese, also einem Gespräch über vorliegende Symptome oder bekannte Vorerkrankungen, wird mithilfe eines sogenannten Spekulums (Nasenspiegel) zunächst der vordere Bereich der Nasenhöhle untersucht. Das Spekulum ist eine Art Zange, die in geschlossenem Zustand von vorne in die Nase eingeführt und dort leicht geöffnet wird. Bei der Untersuchung lassen sich größere Polypen im vorderen Teil der Nase teils mit bloßem Auge erkennen.

Um den mittleren Abschnitt der Nasenhöhle sowie die rachennahen Bereiche zu betrachten, kommt in der Regel eine Endoskopie (Rhinoskopie) zum Einsatz. Endoskope sind schlauchförmige Instrumente unterschiedlicher Größe, die es ermöglichen, mittels einer Kamera Körperhöhlen zu inspizieren und dabei auch Gewebeproben zu entnehmen.

Bis in die Nasennebenhöhlen kann der*die Arzt*Ärztin mit dem Endoskop allerdings nicht sehen. Dafür muss eine Röntgenaufnahme, eine Computertomografie (CT) oder auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) angefertigt werden. Sollen die Polypen operativ entfernt werden, wird auf diese Weise vorher die Ausdehnung der Polypen sichtbar gemacht.

Im Rahmen einer Messung des Peak Nasal Inspiratory Flow (PNIF) kann zudem die Durchgängigkeit der Nase bestimmt werden. Auch eine Riechprüfung ist möglich.

Nasenpolypen von bösartigen Tumoren unterscheiden

Bösartige Wucherung in der Nase sind manchmal schon an ihrem Aussehen und den typischen Symptomen zu erkennen: Sie erscheinen leuchtend rot und führen bei der Untersuchung leicht zu Blutungen. Zudem sorgen sie generell häufiger für Nasenbluten und sondern oft ein übelriechendes Sekret ab. Eine sichere Diagnose liefert eine Gewebeuntersuchung.

Behandlung von Nasenpolypen: Wie werden sie entfernt?

Kleine Polypen in der Nase rufen häufig keine Beschwerden hervor und bleiben deshalb meist unentdeckt und damit auch unbehandelt. Größere Polypen führen oft zu Beschwerden und müssen deshalb behandelt werden. Auch wenn der Verdacht besteht, dass es sich um bösartige Geschwulste handelt, sollte man sie entfernen lassen. Die Therapie kann grundsätzlich durch Medikamente oder eine Operation erfolgen. Bitte beachten Sie, dass Polypen in der Nase sich nicht selbst entfernen lassen.

Medikamentöse Behandlung

In leichten Fällen wird zunächst eine Behandlung ohne Operation angestrebt. Medikamentöse Therapien sind in erster Linie gegen die Auslöser der Polypen gerichtet, etwa gegen die Entzündung oder die Allergie. Oft wird Kortison in Form von Nasensprays beziehungsweise -tropfen oder (bei stärkeren Beschwerden) auch systemisch, also innerlich in Form von Tabletten, verabreicht. Das Spray wird dabei mehrere Monate lang angewendet, die Tabletten hingegen nur kurzzeitig. Dies kann bei kleineren Polypen zu einer Verringerung der Größe führen und die Nasenatmung erleichtern, eine komplette Ausheilung ist jedoch eher selten.

In einigen Fällen können auch Antihistaminika (Antiallergika) die Beschwerden verringern. Liegt die Ursache der Nasenpolypen in einer Allergie, ist es wichtig, diese zunächst durch einen Allergietest (Prick-Test) genau zu bestimmen und dann ebenfalls zu behandeln, um eine weitere Polypenbildung zu vermeiden.

In schweren chronischen Fällen von Nasennebenhöhlenentzündungen mit Nasenpolypen, in denen zuvor weder Kortisontabletten noch eine Operation Erfolg gezeigt haben, können zusätzlich zur Therapie mit dem Kortison-Spray auch monoklonale Antikörper (Biologika, wie zum Beispiel Mepolizumab oder Dupilumab) zum Einsatz kommen. Diese werden per Spritze verabreicht.

Nasenpolypen entfernen mittels OP

In schwereren Fällen erfolgt die Therapie durch eine Operation – zum Beispiel, wenn die Atmung massiv eingeschränkt ist, die Nebenhöhlen häufig entzündet sind oder bei einseitigen Polypen ein Tumorverdacht besteht.

Ziel der OP ist es, die Wucherungen zu entfernen sowie unter Umständen die verengten Zugänge zu den Nasennebenhöhlen zu erweitern. Dafür wird unter örtlicher Betäubung oder leichter Narkose zunächst im Zuge einer Endoskopie eine Metallschlinge ("Polypenschlinge") in die Nase eingeführt, um die polypösen Wucherungen gelegt und unter Einsatz von Strom zusammengezogen, sodass der Polyp abgetrennt wird. Dieser Eingriff wird als Polypektomie bezeichnet. Alternativ kann der Polyp auch mithilfe eines Lasers entfernt werden. Bei Verdacht auf einen Tumor erfolgt nach der chirurgischen Entfernung eine Untersuchung auf bösartige Zellen.

Wenn eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung besteht, werden im Zuge einer Polypenentfernung mitunter auch die Ausführungsgänge der Kiefer- oder Stirnhöhlen erweitert, sodass das Atmen leichter fällt und die Nebenhöhlen besser belüftet werden. Im Rahmen einer Nasennebenhöhlensanierung kann im Zuge der OP auch erkrankte Schleimhaut aus den Nebenhöhlen entfernt werden. Diese Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt.

Die OP zur Entfernung von Nasenpolypen kann meist ambulant in einer HNO-Praxis erfolgen. Bei einer Operation der Nasennebenhöhlen ist jedoch oft ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich.

Nasenpolypen vorbeugen

Wurden Polypen in der Nase erfolgreich entfernt, so gilt es, der Bildung weiterer Wucherungen vorzubeugen und die Nase regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen. Besonders wichtig ist die intensive Pflege der Nasenschleimhaut nach der Operation oder medikamentösen Behandlung.

Folgende Tipps und Hausmittel können helfen, die Nase zu pflegen und der (erneuten) Entstehung von Nasenpolypen vorzubeugen:

  • Nasenspülungen mit Salzwasser, Dampfinhalationen und Meerwassersprays zur Befeuchtung der Schleimhaut kommen bei der Nachsorge eine wichtige Bedeutung zu.
  • Auch die Anwendung von kortisonhaltigen Nasensprays über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate) gehört zur Nachsorge.
  • Wenn die Ursache für die Polypen eine Allergie war, ist es besonders wichtig, die Allergieauslöser herauszufinden und zu meiden. Gelingt dies nicht, ist eine erneute Bildung von Wucherungen sehr wahrscheinlich.
  • Auch andere Erkrankungen wie Asthma sollten behandelt werden. Eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) wird mit Antibiotika sowie abschwellenden und schleimlösenden Medikamenten therapiert.
  • Liegt eine Schmerzmittelunverträglichkeit gegen ASS vor, sollten entsprechende Medikamente gemieden werden. Im Rahmen einer adaptiven ASS-Desaktivierung kann außerdem eine langsame Gewöhnung an den Wirkstoff erzielt werden.
  • Ebenfalls meiden sollte man alles, was die Schleimhaut reizt, etwa Rauchen, Alkohol oder ätzende Dämpfe.

Generell ist die Rückfallquote bei Polypen in der Nase relativ hoch: Viele Betroffene erkranken innerhalb von einigen Monaten oder Jahren erneut, besonders wenn eine Allergie der Auslöser ist.