Frostbeulen und Erfrierungen an Zehen, Fingern & Co. behandeln
Bei niedrigen Temperaturen kann es im Winter nicht nur zu kalten Händen, kalten Füßen oder einer kalten Nase kommen, sondern die ungemütliche Witterung kann auch schwerwiegendere Konsequenzen haben. Dazu zählen Gewebsschädigungen wie Frostbeulen und Erfrierungen. Lesen Sie hier, wie Sie Erfrierungen und Frostbeulen an Zehen, Händen und im Gesicht vorbeugen und behandeln können und ob Hausmittel helfen.
Frostbeulen an Händen, Zehen & Co.: Wie kommt es dazu?
Unter Frostbeulen (medizinisch "Pernionen" genannt) sind runde, entzündliche Schwellungen unter der Haut zu verstehen, die jucken und/oder schmerzen. Grund dafür ist vermutlich eine starke Verengung der Blutgefäße durch Kälte und Feuchtigkeit, welche eine mangelnde Durchblutung und Sauerstoffversorgung des betroffenen Gewebes zur Folge hat. Frostbeulen entstehen im Gegensatz zu Erfrierungen, die erst bei starker Kälte auftreten, schon bei Temperaturen um null Grad Celsius. Bei solchen Temperaturen treten Frostbeulen allerdings nur bei langandauernden Kälteeinwirkungen auf.
Besonders häufig sind Körperteile betroffen, die wenig durchblutet werden und verstärkt der Kälte ausgesetzt sind. Dazu gehören Füße, Hände, Finger und Ohren. Mit Frostbeulen zu kämpfen haben vor allem Personen, die generell Schwierigkeiten mit ihrer Durchblutung haben. Daneben können Frostbeulen aber auch entstehen, wenn der Blutfluss künstlich behindert wird, beispielsweise durch zu eng geschnürte Schuhe.
Frostbeulen behandeln
Normalerweise heilen Frostbeulen von selbst wieder ab, allerdings kann der Heilungsprozess bis zu drei Wochen dauern. Besonders wichtig ist es, in dieser Zeit nicht an den Beulen zu kratzen, sondern den Juckreiz mit einer entsprechenden Salbe zu lindern. Hilfreich sind in solchen Fällen beispielsweise Salben mit Hydrocortison. Sind an den Frostbeulen durch Kratzen bereits Verletzungen entstanden, können Salben mit wundheilungsfördernden Wirkstoffen wie Dexpanthenol angewendet werden.
Sind die Frostbeulen besonders stark ausgeprägt, können zur Behandlung Tabletten mit dem Wirkstoff Nifedipin eingesetzt werden. Der Calciumkanalblocker senkt den Blutdruck, indem er die Gefäße der glatten Muskulatur erweitert. So werden die betroffenen Bereiche besser durchblutet und Entzündungen gehen schneller zurück. Die Wirksamkeit von Nifedipin bei Frostbeulen ist jedoch noch nicht ausreichend untersucht, weshalb das Mittel, das eigentlich zur Behandlung von Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und des Raynaud-Syndroms angewendet wird, nur "Off-label" zur Therapie von Frostbeulen genutzt wird. Das bedeutet, es ist eigentlich nicht für die Behandlung dieser Erkrankung zugelassen.
Frostbeulen mit Hausmitteln behandeln
Neben Salben und Nifedipin kann man Frostbeulen auch mit Hausmitteln behandeln: Übergießen Sie 100 Gramm Zinnkraut oder Eichenrinde mit einem Liter heißem Wasser, lassen Sie das Gebräu etwa zehn bis 15 Minuten ziehen und anschließend so lange abkühlen, bis das Wasser nur noch lauwarm ist. Baden Sie dann die betroffenen Stellen je nach Ausmaß der Verletzung 15 bis 60 Minuten vorsichtig in der Flüssigkeit.
Zinnkraut und Eichenrinde werden in der Naturheilkunde wundheilungsfördernde beziehungsweise juckreizlindernde Eigenschaften nachgesagt. Daneben können auch kleingeschnittene Zwiebeln, die mit heißem Wasser überbrüht wurden, nach dem Abkühlen als Bestandteil des Bades helfen. Die in dem Gemüse enthaltenen ätherischen Öle tragen nachweislich dazu bei, Entzündungen zu hemmen.
Ebenfalls den Heilungsprozess von Frostbeulen fördern soll ein Brei aus Wasser und Heilerde: Den Brei auf die betroffene Stelle auftragen und anschließend mit einem Verband umwickeln. Heilerde soll die Abheilung der Entzündung fördern. Auch rohe Kartoffelscheiben, die auf die Frostbeulen gelegt werden, sollen die Beschwerden lindern können, indem sie entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend wirken sollen.
Möchten Sie diese Hausmittel gegen Frostbeulen anwenden, achten Sie darauf, diese nicht bei offenen Wunden zu nutzen, um Infektionen zu vermeiden.
Generell empfiehlt es sich, die von Frostbeulen betroffenen Hautstellen warmzuhalten (insbesondere, wenn man bei niedrigen Temperaturen nach draußen geht), um die Heilung zu fördern und die Entstehung weiterer Frostbeulen zu vermeiden. Denken Sie also an Handschuhe, warme Socken oder eine dicke Mütze.
Wie entstehen Erfrierungen?
Erfrierungen (medizinisch "Congelatio") treten besonders häufig bei trockener Kälte und Temperaturen unter null Grad Celsius auf. Auch kalter Wind kann die Entstehung begünstigen. Dies liegt daran, dass die warme Luft, die die Haut normalerweise wie eine Hülle umgibt, durch kalten Wind verweht wird. Gleichzeitig verdunstet mehr Körperflüssigkeit, was dem Körper wiederum Energie entzieht. Es kommt zu einem Wärmeverlust. Durch diesen sogenannten „Windchill-Effekt“ können Erfrierungen leichter entstehen.
Durch die einwirkende Kälte bilden sich Eiskristalle in oder zwischen den Körperzellen und die Zellen werden zerstört. Zudem kann es zu Durchblutungsstörungen kommen, da sich die Blutgefäße stark zusammenziehen. Diese Vorgänge können ein Absterben des Gewebes zur Folge haben.
Erfrierungen: Symptome und Grade
Typische erste Symptome einer Erfrierung sind eine blasse Haut, ein Kältegefühl sowie Taubheitsgefühle in den betroffenen Körperteilen. Mit der Zeit kommt es zu stechenden Schmerzen. Bei besonders schweren Erfrierungen bilden sich weiße, harte Hautpartien, welche sich nach dem Auftauen schwarz verfärben. Alternativ können sich auch Blutblasen bilden, die sich anschließend zu Geschwüren entwickeln.
Allgemein unterscheidet man zwischen Erfrierungen 1., 2., 3. und 4. Grades, welche unterschiedlich schwere Symptome auslösen:
- Erfrierungen 1. Grades: Die Haut ist gerötet, es kommt zu Schwellungen und die betroffenen Gliedmaßen fühlen sich taub an. Es treten noch keine Schmerzen auf.
- Erfrierungen 2. Grades: Auf der Haut kommt es zu einer starken Blasenbildung (mit klarer Flüssigkeit gefüllt) oder zu offenen Stellen. Es kommt zu Schmerzen.
- Erfrierungen 3. Grades: Das Hautgewebe stirbt ab und es können sich blutgefüllte Blasen bilden.
- Erfrierungen 4. Grades: Die Erfrierung betrifft sämtliche Gewebsschichten. Auch Muskeln und Knochen sind betroffen. Der entsprechende Körperteil muss gegebenenfalls amputiert werden.
Bei Erfrierungen 1. und 2. Grades sind die Kälteschäden nur oberflächlich, bei Schweregrad 3 und 4 tiefgehend.
Erfrierungen behandeln
Treten leichte Erfrierungen auf, sollte die betroffene Stelle langsam erwärmt werden. Dazu ist am besten die eigene Körperwärme geeignet, indem man beispielsweise Erfrierungen im Gesicht mit den Händen abdeckt. Alternativ können die erfrorenen Hautpartien langsam in körperwarmem Wasser (37 Grad Celsius) aufgetaut werden. Beginnen Sie dazu mit eher kaltem Wasser (10 Grad Celsius) und geben Sie nach und nach warmes Wasser hinzu. Entfernen Sie in jedem Fall nasse oder enge Kleidung oder auch Schmuck wie Armbänder oder Ringe.
Auf gar keinen Fall dürfen zum Behandeln von Erfrierungen heißes Wasser verwendet werden oder die Hautpartien mit einer heißen Heizung in Kontakt kommen. Schädlich wirkt sich darüber hinaus auch das Reiben oder Massieren der erfrorenen Stellen aus.
Neben den genannten Maßnahmen können Schmerzmittel und juckreizlindernde Salben während des Heilungsprozesses die Beschwerden mildern. Beachten Sie dabei die Anwendungshinweise in den Packungsbeilagen. Zudem empfiehlt es sich, das betroffene Körperteil möglichst wenig zu belasten, Druck zu vermeiden und auf das Rauchen zu verzichten, da Nikotin die Blutgefäße verengt und so den Heilungsprozess behindert.
In der Regel bilden sich leichtere Erfrierungen nach einiger Zeit zurück, ohne dass es zu bleibenden Schäden kommt. Lediglich eine dauerhaft erhöhte Kälteempfindlichkeit an den betroffenen Stellen ist möglich.
Im Zweifelsfall ärztlichen Rat suchen
Suchen Sie auch bei leichten Erfrierungen im Zweifelsfall immer eine*n Ärztin*Arzt auf. Diese*r kann Tipps zur weiteren Behandlung geben und – falls nötig – eine durchblutungsfördernde Salbe verschreiben. Bei schwereren Erfrierungen sollten Sie stets umgehend ärztlichen Rat suchen oder im Zweifelsfall den Notruf verständigen, um bleibende Schäden möglichst zu reduzieren.
Neben der langsamen Wiedererwärmung der betroffenen Körperstellen und dem Einsatz von Schmerzmitteln werden während der ärztlichen Behandlung häufig desinfizierende Verbände angebracht. Bei schweren Gewebeschädigungen müssen diese operativ entfernt werden. Dies kann so weit gehen, dass ein Körperteil, wie ein Finger oder Zeh, komplett amputiert werden muss.
Frostbeulen und Erfrierungen vorbeugen
Mit ein paar einfachen Tipps können Sie Frostbeulen und Erfrierungen vorbeugen:
- Tragen Sie Kleidung, die den Temperaturen angemessen ist. Achten Sie besonders auf eine warme Mütze, warme Handschuhe, geeignete Schuhe und dicke Wollsocken, wenn Sie sich länger im Freien aufhalten. Insbesondere bei starkem Wind, wie beim Skifahren, kann zusätzlich ein Gesichtsschutz getragen werden, der das halbe oder ganze Gesicht (ausgenommen der Augen) bedeckt.
- Wenn Sie an der frischen Luft Sport treiben, sollten Sie danach schnell wieder ins Warme gehen. Denn beim Schwitzen entsteht auf der Haut Verdunstungskälte.
- Schützen Sie Ihre Gesichtshaut mit einer dicken Schicht Fettcreme oder einer speziellen Kälte- oder Wind- und Wettercreme.
- Verzichten Sie auf alkoholische Getränke. Alkohol erweitert die Blutgefäße stark, was zu einem erhöhten Wärmeverlust des Körpers führt. Zudem kann die Wahrnehmung durch Alkoholgenuss beeinträchtigt sein, sodass Erfrierungen nicht so schnell bemerkt werden.
Was ist ein Kältebrand?
Bei einem Kältebrand (auch Kälteverbrennung) kommt es im Gegensatz zu einer normalen Erfrierung innerhalb von sehr kurzer Zeit zu schweren Gewebeschäden. Er wird durch den Kontakt mit einer extrem kalten Substanz, wie Trockeneis oder flüssigem Stickstoff, ausgelöst. Auch Deo-Spray kann diese Art der Verletzung verursachen, wenn es nicht nur kurz, sondern über eine etwas längere Zeit auf eine Hautstelle gesprüht wird.
Bei einem Kältebrand kommt es zu einer massiven Schädigung des Gewebes. Die Symptome ähneln nicht denen einer Erfrierung, sondern denen einer schweren Verbrennung. Im Normalfall muss das betroffene Gewebe komplett entfernt werden.