Enzephalitis: Ursachen und Symptome der Gehirnentzündung
Die Enzephalitis ist eine Entzündung des Hirngewebes. Diese Entzündung kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden, am häufigsten jedoch durch Virusinfektionen. Die Symptome können von milden grippeähnlichen Beschwerden bis hin zu schweren neurologischen Störungen reichen. Die Entzündung des Gehirns stellt ein ernsthaftes Krankheitsbild dar, was umgehend ärztlich behandelt werden sollte. Ansonsten besteht die Gefahr von Folgeschäden. Eine besondere Form ist die Japanische Enzephalitis, die in weiten Teilen Asiens vorkommt.
Ursachen: Was löst eine Enzephalitis aus?
Eine Hirnentzündung kann im Wesentlichen durch zwei Mechanismen ausgelöst werden. Zum einen durch Infektionen. Am häufigsten sind dabei Viren für die Entstehung der Krankheit verantwortlich. Beispiele für solche Viren sind Herpesviren (wie das Varizella-Zoster-Virus oder das Herpes-simplex-Virus), Enteroviren, Masernviren oder FSME-Viren.
Letztere werden meist durch Zecken übertragen und können eine Entzündung von Gehirn, Hirnhäuten und/oder Rückenmark auslösen (Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME). Daneben können auch Bakterien oder ganz selten Pilze und Parasiten die Auslöser sein.
Neben den infektiös-bedingten Hirnentzündungen kann es auch im Rahmen eines fehlgesteuerten Immunsystems zu einer Enzephalitis kommen. Bei einer sogenannten Autoimmunenzephalitis bilden körpereigene, fehlerhafte Immunzellen Antikörper, die Hirngewebe angreifen. Diese sogenannten Autoantikörper können auch im Rahmen von Tumorerkrankungen entstehen.
Unterformen der Enzephalitis
Die Gehirnentzündung kann je nach Ursache und betroffener Hirnregion in eine entsprechende Unterform eingeteilt werden. Beispielsweise können folgende Formen unterschieden werden:
- infektiöse Enzephalitis: je nach Erreger beispielsweise viral oder bakteriell
- (paraneoplastische) Autoimmunenzephalitis: durch fehlerhafte Antikörper ausgelöste Hirnentzündung (zum Beispiel gegen den NMDA-Rezeptor gerichtet, eine sogenannte Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis)
- Japanische Enzephalitis: durch den Japan-Encephalitis-Virus ausgelöste Hirnentzündung
- Hurst-Enzephalitis (auch akute disseminierte Enzephalomyelitis, kurz ADEM): schwere Form der Enzephalitis mit rascher Zerstörung der Nervenfasern
- Bickerstaff-Enzephalitis: Enzephalitis nach einem Infekt mit guter Prognose
- Rasmussen-Enzephalitis: chronische Enzephalitis mit epileptischen Anfällen
Japanische Enzephalitis
Die Japanische Enzephalitis ist eine durch den Japan-Encephalitis-Virus ausgelöste Hirnentzündung, die vor allem in ländlichen Gebieten Asiens vorkommt. Eine Impfung dagegen wird in Deutschland als Schutzmaßnahme bei Reisen in entsprechende Risikogebiete empfohlen. Risikogebiete sind nahezu sämtliche Staaten in Asien, aber auch in Australien und Ozeanien. Das Virus wird durch Mücken übertragen, die in Reisfeldern und anderen stehenden Gewässern brüten. Menschen infizieren sich meistens während der Regenzeit, wenn die Mückenaktivität am höchsten ist.
Die Inkubationszeit liegt bei fünf bis fünfzehn Tagen. Die meisten Infektionen verlaufen mild oder symptomlos, aber in schweren Fällen kann es zu enormen neurologischen Beschwerden wie Verwirrung, Krampfanfällen und Lähmungen kommen.
Impfung: Schutz vor Japanischer Enzephalitis
Der beste Schutz gegen Japanische Enzephalitis ist die Vorbeugung durch Impfung, besonders für Reisende in Risikogebiete. Zusätzlich sollten Maßnahmen zum Mückenschutz ergriffen werden, wie die Verwendung von Insektenschutzmitteln, das Tragen langer Kleidung und das Schlafen unter Moskitonetzen.
Die Impfung besteht aus zwei Dosen, die bei Erwachsenen notfalls auch kurzfristig im Abstand von einer Woche verabreicht werden können. Der üblicherweise empfohlene Abstand zwischen den zwei Dosen, der im Normalfall auch eingehalten werden sollte, liegt bei vier Wochen. Die Schutzwirkung hält für etwa ein Jahr an, danach sollte eine Auffrischungsimpfung erfolgen, wenn weitere Aufenthalte in Risikogebieten geplant sind. Anschließend hält die Schutzwirkung für circa zehn Jahre an.
Die Kosten für die Impfung betragen etwa 90 bis 100 Euro pro Impfdosis, werden aber von den meisten Krankenkassen erstattet, sofern eine Reise in ein entsprechendes Risikogebiet geplant ist. Abgesehen von allgemeinen Impferscheinungen wie Schmerzen an der Einstichstelle oder kurzer Abgeschlagenheit kommt es sehr selten zu Nebenwirkungen.
Symptome: Wie äußert sich eine Enzephalitis?
Die Enzephalitis kann ein breites Spektrum an vielfältigen Beschwerden verursachen, die je nach Schweregrad und Auslöser der Entzündung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören dabei:
- Fieber und Kopfschmerzen: Ein plötzlich auftretendes, hohes Fieber und starke Kopfschmerzen sind oft die ersten Anzeichen der Krankheit. Diese Beschwerden ähneln denen einer Grippe, können aber intensiver sein.
- Verwirrtheit und Verhaltensänderungen: Plötzlich einsetzende Desorientiertheit oder Persönlichkeitsveränderungen sind möglich.
- Bewusstseinsstörungen: In schwereren Fällen kann es zu Schläfrigkeit (Somnolenz) oder Koma kommen.
- Krampfanfälle: Plötzliche, unkontrollierbare Muskelzuckungen und Krampfanfälle können auftreten.
- Nackensteifigkeit: Eine steife, schmerzende Nackenmuskulatur, ähnlich wie bei einer Meningitis, kann ebenfalls ein Symptom sein. Diese Steifigkeit tritt oft zusammen mit Kopfschmerzen auf.
- Empfindungs- und Bewegungsstörungen: Taubheitsgefühle, Spastiken oder Lähmungen in bestimmten Körperteilen können auftreten. Diese neurologischen Ausfälle hängen davon ab, welche Teile des Gehirns von der Entzündung betroffen sind.
- Sprachstörungen und Hörprobleme: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Hören können Anzeichen einer Enzephalitis sein, insbesondere wenn Sprachzentren im Gehirn betroffen sind.
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppelbilder oder sogar Sehverlust können bei Schädigung der Sehbahn auftreten.
Diese Anzeichen sind nicht spezifisch für eine Enzephalitis. Sie zeigen nur eine Schädigung des Gehirns an, die auch andere Ursachen haben kann. Ebenso können Erkrankungen, die nichts mit dem Gehirn zu tun haben, einige der Beschwerden auslösen. Die genaue Diagnose kann erst durch weitere Untersuchungen gestellt werden.
Ist eine Enzephalitis ansteckend?
Bis zu Beginn einer passenden Therapie gelten Betroffene, bei denen die Enzephalitis durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst wurde, als ansteckend. Ansteckend sind dabei die Erreger, die die Entzündung potenziell auslösen können. Eine Ansteckung bedeutet also nicht automatisch, dass es auch zu einer Enzephalitis kommt. Aus Sicherheitsgründen sollten Betroffene dennoch isoliert werden. Zudem werden bei bakteriellen Infektionen häufig auch Kontaktpersonen Antibiotika zur Vorbeugung verschrieben.
Eine Gehirnentzündung, die durch autoimmune Prozesse oder einen Tumor ausgelöst wurde, ist nicht ansteckend.
Diagnostik: Welche Untersuchungen werden bei Enzephalitis durchgeführt?
Bemerkt man anhaltende Kopfschmerzen und Fieber, so sollte man unverzüglich ärztlichen Rat einholen. Zunächst erfolgt ein ausführliches Gespräch über Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen und eine körperliche Untersuchung. Diese kann Hinweise auf eine Hirnbeteiligung zeigen, beispielsweise wenn Lähmungserscheinungen oder Sehstörungen auftreten.
Anschließend wird bei Verdacht auf eine Hirnentzündung eine Blutuntersuchung gemacht. Dabei zeigen sich meist erhöhte Entzündungsparameter wie CRP (C-reaktives-Protein) und ein Anstieg der Leukozytenzahl (weiße Blutkörperchen). Im Zuge der Blutuntersuchung wird direkt eine Blutkultur angelegt, um Bakterien im Blut nachweisen zu können.
Im Verlauf der Untersuchung kann durch ein MRT (Magnetresonanztomografie) das Hirn dargestellt werden, um entzündliche und infektiöse Veränderungen beurteilen zu können. Final bestätigt wird die Diagnose durch eine Lumbalpunktion. Dabei sticht die untersuchende Person mit einer kleinen Kanüle in den Lumbalkanal in der Lendenwirbelsäule des*der Patient*in und entnimmt Hirnwasser (Liquor). Dieses kann nun auf Auffälligkeiten und Erreger untersucht werden.
Ist die Diagnose gestellt und es liegt keine Infektion vor, so muss mit weiterer Diagnostik nach der Ursache gesucht werden. Diese beinhaltet eine Antikörperdiagnostik und eine ausgedehnte Tumorsuche.
Therapie: Kann man eine Enzephalitis heilen?
Eine Enzephalitis sollte schnellstmöglich behandelt werden, um Spätfolgen und Folgeschäden zu verhindern. Ungeachtet des genauen Auslösers ist die Behandlung bei einer infektiösen Gehirnentzündung immer eine antiinfektive Therapie, die die Vermehrung der Erreger hemmt oder diese abtötet. Bei Bakterien wären dies Antibiotika, bei Pilzen Antimykotika und bei Viren Aciclovir. Dieser Wirkstoff wirkt vorrangig gegen Herpes-simplex-Viren, kann aber auch gegen das Varizella-Zoster-Virus eingesetzt werden. Da eine rasche Behandlung bei einer Enzephalitis entscheidend ist, wird oftmals bei Verdacht auf eine virale Infektion Aciclovir eingesetzt, auch wenn der genaue Erreger noch nicht bestimmt wurde.
Liegt weder eine Infektion mit Herpes-simlex- noch mit Varizella-Zoster-Viren vor (also beispielsweise mit dem Japan-Encephalitis-Virus), muss sich die Therapie bei einer viralen Infektion lediglich auf die Linderung der Symptome beschränken.
Liegen der Erkrankung Autoimmunprozesse oder eine Tumorerkrankung zugrunde, so muss die jeweilige Grunderkrankung behandelt werden. Dabei kommt es auch zum Einsatz von immununterdrückenden Medikamenten (Immunsuppressiva). Daneben sollte auch in diesen Fällen eine symptomatische Behandlung zur Fiebersenkung und zur Milderung der Kopfschmerzen durchgeführt werden.
Kann eine Enzephalitis Langzeit- oder Spätfolgen haben?
Eine vollständige Rückbildung der Beschwerden, auch von so weitreichenden wie Lähmungserscheinungen, ist bei rechtzeitiger und konsequenter Behandlung häufig möglich.
Allerdings ist dafür auch entscheidend, welche Ursache der Erkrankung zugrunde liegt. So sind Autoimmun-Enzephalitiden deutlich schwieriger zu behandeln als bakterielle Hirnentzündungen. Auch die virale Enzephalitis, besonders durch Herpesviren, kann mit einer hohen Sterblichkeit einhergehen.
Wurden Nervenzellen im Gehirn zerstört, können Langzeitfolgen auftreten. Möglich sind beispielsweise Hör- und Gleichgewichtsstörungen, bleibende Lähmungen oder auch kognitive Beschwerden (beispielsweise Störungen der Konzentration und Aufmerksamkeit).
Unterschieden werden müssen diese Beschwerden von Spätfolgen. Spätfolgen sind gesundheitliche Beeinträchtigungen, die erst Monate oder Jahre nach der akuten Erkrankung auftreten. Dies ist bei einer Enzephalitis nicht üblich.
Was ist der Unterschied zwischen Meningitis und Enzephalitis?
Während die Enzephalitis das Großhirn betrifft, so handelt es sich bei einer Meningitis um eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen). Das sind feine Strukturen, die das Gehirn überziehen und schützen.
Kommt es zu einer Enzephalitis, sind oft die Meningen ebenfalls betroffen. Man spricht dann von einer Meningoenzephalitis. Durch die entzündliche Reizung der Hirnhäute kommt es zur typischen Nackensteifigkeit. Umgekehrt kann eine Meningitis auch in eine Enzephalitis übergehen.