Frau mit Knieschmerzen innen und außen umfasst ihr Knie
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Knieschmerzen seitlich innen oder außen – was tun?

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.03.2023 - 12:46 Uhr

Manchmal treten Knieschmerzen nur an der Innen- oder Außenseite des Knies auf, auch auf die Vorder- oder Rückseite können sich die Schmerzen beschränken. Wenn die Schmerzen nur an einer Stelle im Knie auftreten – innen, außen, vorne oder hinten – kann dies ein erster Hinweis auf die zugrundeliegende Ursache sein. Welche Gründe können hinter Knieschmerzen stecken und inwieweit helfen Übungen und Hausmittel? Wann sollte man ärztlichen Rat suchen und wie kann man Schmerzen im Knie vorbeugen? Das und mehr lesen Sie in diesem Artikel.

Das Knie – ein kompliziertes Gelenk

Das Knie ist das größte Gelenk unseres Körpers. Es verbindet die knöcherne Kniescheibe mit dem Ober- und Unterschenkelknochen (Schienbein). Die Enden beider Beinknochen sind jeweils mit einer dünnen Knorpelschicht bedeckt, die Reibung verhindern soll. Das gesamte Knie ist von einer Gelenkkapsel umschlossen, die wiederum Gelenkflüssigkeit enthält. Diese hält den Knorpel geschmeidig. Daneben ist das Knie auch von mehreren Schleimbeuteln umgeben, die eine schützende Wirkung haben.

Zwischen Oberschenkel- und Schienbeinknochen liegen im Kniegelenk zudem sogenannte Zwischengelenkscheiben (Menisken). Sie bestehen aus Bindegewebs- und Knorpelstrukturen und dämpfen Stöße und Druck auf die Knie ab. Mehrere Bänder halten Oberschenkelknochen und vor allem die Kniescheibe zudem stabil. Daneben sorgen mehrere Muskeln und Sehnen dafür, dass das Kniegelenk dennoch beweglich ist.

Da die einzelnen knöchernen Gelenkteile nicht genau ineinandergreifen, sondern teilweise nur von Bändern und Muskeln zusammengehalten werden, ist das Kniegelenk besonders verletzungsanfällig. Schmerzen im Knie können unterschiedliche Ursachen haben und deswegen auch verschiedene Formen annehmen: So können die Schmerzen als pochend, stechend, ziehend, brennend oder drückend wahrgenommen werden.

Seitliche Knieschmerzen an der Innenseite

Knieschmerzen an der Innenseite werden in der Medizin auch als mediale Knieschmerzen bezeichnet. Treten die Knieschmerzen innen auf, stecken häufig folgende Ursachen dahinter:

  • Riss des Innenmeniskus: Das Knie schmerzt vor allem in durchgestrecktem Zustand. Häufig kommt es zu Schwellungen. Wird das Knie bewegt, entsteht ein knacksendes Geräusch.
  • Schleimbeutelentzündung: Die Schmerzen verstärken sich bei Druck auf das Kniegelenk oder Bewegung des Gelenks. Zudem kommt es zu einer Rötung und Erwärmung der betroffenen Stelle.
  • Sehnenschaden am Kniebeuger: Das Knie ist geschwollen und die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Es treten seitlich innen stechende Schmerzen auf.
  • Verletzung des Innenbands: Es zeigen sich starke Knieschmerzen und eine Instabilität beim Gehen. Oftmals kommt es gleichzeitig mit der Verletzung des Innenbands zu verletzten Blutgefäßen, sodass eine Einblutung entsteht.
  • Akute Schädigung des Gelenkknorpels an der Innenseite: Bewegungen des Knies sind schmerzhaft. Die betroffene Stelle kann geschwollen sein und es kann zum Gefühl einer Blockade bei Bewegung kommen. Erhöhter Druck auf das innere Kniegelenk: Bei O-Beinen sind die Knie nach außen gekippt, wodurch sich die Beinachse nach innen verschiebt. Deshalb ist der Druck auf den inneren Bereich des Kniegelenks dauerhaft erhöht, wodurch es zu Schmerzen kommt. Unbehandelt können O-Beine auf Dauer eine Kniearthrose (Varusgonarthrose) auslösen.
  • Chronischer Verschleiß des Gelenkknorpels (Arthrose): Im Anfangsstadium kommt es vor allem nach längeren Bewegungspausen zu Beschwerden (sogenannte "Anlaufschmerzen"). Im späteren Krankheitsverlauf bessern sich diese durch Bewegung nicht mehr, sondern bleiben während der Aktivität bestehen.

Seitliche Knieschmerzen außen – was kann der Grund sein?

Die Liste von möglichen Ursachen für Knieschmerzen an der Außenseite (laterale Knieschmerzen) ist lang. Folgende Gründe können unter anderem hinter Schmerzen außen neben der Kniescheibe stecken:

  • Iliotibiales Bandsyndrom: Beim Iliotibialen Bandsyndrom (auch "Läuferknie" genannt) reibt durch Fehlbelastungen eine Sehnenplatte am Oberschenkel. Dadurch kommt es beim Joggen, später auch beim Gehen, zu stechenden Schmerzen außen am Knie. Es können zudem eine Schwellung und Überwärmung des Knies auftreten. Das "Läuferknie" ist einer der häufigsten Gründe für Knieschmerzen außen.
  • Verletzung des Außenbands: Eine Verletzung des Außenbandes tritt meist zusammen mit anderen Knieverletzungen auf. Symptome für eine Außenbandverletzung sind ein dumpfes Schmerzgefühl außen neben der Kniescheibe, eine eingeschränkte Beweglichkeit und/oder ein Gefühl von Instabilität des Knies sowie Schwellungen oder Flüssigkeitsansammlungen am Knie.
  • Riss des Außenmeniskus: Bewegungen werden als schmerzhaft empfunden. Sie können von einem knacksenden Geräusch und Schwellungen begleitet sein. Reißt der Außenminiskus, sind die Schmerzen stechend und sehr stark.
  • Erhöhter Druck auf das äußere Kniegelenk: Bei X-Beinen zeigen die Knie nach innen, weshalb die Beinachse nach außen verschoben wird. Dadurch wird ein unnatürlich hoher Druck auf das äußere Kniegelenk ausgeübt. Ohne Behandlung können X-Beine einen chronischen Gelenkknorpelverschleiß auslösen (Valgusgonarthrose).
  • Chronischer Verschleiß des Gelenkknorpels (Arthrose): Der Gelenkknorpel verschleißt allmählich. Zunächst äußert sich die Arthrose durch zu sogenannte "Anlaufschmerzen", also vorübergehenden Knieschmerzen nach Ruhephasen. Später verschlimmern sich die Schmerzen und bessern sich im Laufe der Aktivität nicht.

Hüftarthrose oder Bandscheibenvorfall: Bei Verschleiß von Knorpeloberflächen des Hüftgelenkes können Schmerzen entstehen, die über den Oberschenkel bis in die Außenseite des Knies ausstrahlen. Auch bei einem Bandscheibenvorfall können die Schmerzen auf diese Weise vom Rücken aus in das seitliche Knie ausstrahlen.

Knieschmerzen vorne: Was steckt dahinter?

Schmerzen an der Vorderseite des Knies (anteriore Knieschmerzen) stehen häufig mit der Kniescheibe in Verbindung. So kann eine Überlastung der Patellasehne – auch als Patellaspitzensyndrom oder "Springerknie" bezeichnet – Schmerzen unterhalb der Kniescheibe auslösen.

Ebenso kann eine Überlastung der Kniescheibe zu Schmerzen vorne am Knie führen: Die Schmerzen werden durch hohe sportliche Aktivität oder häufiges berufsbedingtes Knien hervorgerufen und lassen in der Regel nach einigen Ruhetagen wieder nach.

Die Kniescheibe sorgt dafür, dass die Kräfte vom Oberschenkel auf den Unterschenkel übertragen werden. Unter bestimmten Umständen kann es passieren, dass die Kniescheibe aus ihrer Bahn nach außen gleitet (Patella-Lateralisation) oder sich komplett aus ihrer Gleitbahn ausrenkt – dies wird als Patella-Luxation bezeichnet. Rutscht die Kniescheibe häufiger aus ihrer Gleitbahn, verursacht dies meist keine Schmerzen mehr, kann jedoch langfristig zu Knorpelschäden führen. Eine Patella-Luxation ist dagegen äußerst schmerzhaft: Meist lässt sich das Knie nicht mehr strecken, es kommt zu einer Schwellung durch Flüssigkeitsansammlungen in der Gelenkkapsel (Knieerguss) sowie zu Schmerzen an der Vorderseite des Knies.

Treten nach sportlicher Aktivität Schmerzen im vorderen Bereich des Knies auf, kann neben Überlastungen der Muskulatur auch das sogenannte Plica-Syndrom die Ursache sein. Darunter ist eine Verdickung der Falten der Gelenkinnenhaut zu verstehen. Diese Falten können anschwellen oder eingeklemmt werden und dadurch für eine Entzündung im Knie sorgen. Außerdem können die Falten auch den Gelenkknorpel schädigen. Neben den Schmerzen an der Vorderseite des Knies deuten Probleme beim Strecken des Gelenkes sowie ein knarrendes oder knacksendes Geräusch beim Beugen auf ein Plica-Syndrom hin.

Knieschmerzen an der Hinterseite

Treten Schmerzen an der Hinterseite des Knies auf (dorsale Knieschmerzen), kann eine Baker-Zyste die Ursache darstellen. Dabei sammelt sich Gelenkflüssigkeit in Form einer Zyste an und es tritt dadurch eine Schwellung in der Kniekehle auf. Charakteristisch für eine solche Zyste ist zudem, dass bei vollständiger Beugung oder Streckung ein leichter Belastungsschmerz auftritt. Häufig ist eine vollständige Beugung des Knies auch gar nicht möglich.

Eine typische Sportverletzung im Knie ist zudem der Kreuzbandriss. Er entsteht infolge von abruptem Abbremsen und gleichzeitigem Drehen des Knies. Meist kommt es zu einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes, ein Riss des hinteren Kreuzbands ist eher selten. Auch beim vorderen Kreuzbandriss sind die Schmerzen eher in der Knierückseite spürbar. Häufig sind sie jedoch nur leicht, sodass der Kreuzbandriss oft lange nicht bemerkt wird. Fühlt sich beim Treppensteigen das betroffene Bein instabil an, kann dies ein Anzeichen für einen Kreuzbandriss sein.

Daneben kommen für Schmerzen an der Hinterseite des Knies noch weitere Ursachen infrage:

  • Meniskusschäden
  • Überbelastung des Kniekehlenmuskels oder der Oberschenkelmuskulatur
  • in seltenen Fällen Gefäßstörungen (Beinvenenthrombose)

Sie möchten mehr zum Thema erfahren? Unser Artikel informiert über Ursachen und Tipps bei Schmerzen in der Kniekehle.

Was tun bei Knieschmerzen?

Generell kommt es bei der Behandlung von Knieschmerzen sehr stark darauf an, welche Ursachen hinter den Beschwerden stecken. Deshalb gibt es auch keine pauschalen Empfehlungen, was man bei Knieschmerzen tun oder nicht tun sollte.

Knieschmerzen behandeln

Bei akuten Verletzungen, wie einem Meniskus- oder Bänderriss, sollte zunächst die PECH-Regel angewendet werden. Diese beinhaltet Schonung (Pause), Kühlung (Eis), das Anlegen eines Druckverbands (Compression) und das Hochlagern des betroffenen Beins. Alternativ wird seit einigen Jahren auch die PEACE-Regel angewendet. Diese beinhaltet zusätzlich zu den Punkten Hochlagern und Kompression auch den Schutz der verletzten Stelle (beispielsweise durch eine Bandage), das Vermeiden von Kühlung und Schmerzmitteln sowie die Aufklärung der betroffenen Person über die Verletzung.

Zusätzlich können Sie die schmerzenden Knie bei Entzündungen mit einer schmerzlindernden und antientzündlich wirkenden Salbe behandeln. Auch Einlagen oder Stützbandagen können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.

Hausmittel bei Knieschmerzen

Als Hausmittel bei entzündlichen Knieschmerzen haben sich kühlende Quarkwickel bewährt. Dazu einfach etwas Quark aus dem Kühlschrank in ein Küchentuch einschlagen und auf die betroffene Stelle legen.

Auch Wickel aus rohen Kohlblättern sollen dank der enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe entzündungshemmend und abschwellend wirken. Damit diese Stoffe austreten können, sollten die Kohlblätter zuerst mit einem Nudelholz auf einem Baumwolltuch zerdrückt werden. Die Masse kann anschließend direkt auf die entzündete Stelle gegeben werden. Danach das Tuch darum wickeln, fixieren und mehrere Stunden einwirken lassen.

Beide Hausmittel sollte aber nicht bei offenen Verletzungen angewendet werden, um Verunreinigungen der Wunde zu vermeiden.

Sport und Bewegung bei Schmerzen im Knie

Wer häufig mit Knieschmerzen zu kämpfen hat, muss nicht zwangsläufig auf Sport verzichten. Eine kräftige Beinmuskulatur trägt sogar dazu bei, das Knie vor Verletzungen und Abnutzung zu schützen. Wichtig beim Sport ist jedoch, sich nicht zu überschätzen.

Treten Knieschmerzen nach dem Joggen aufgrund von Fehl- oder Überbelastungen auf, macht sich dies meist durch Schmerzen an der Vorderseite des Knies bemerkbar. Dann kann es (je nach Stärke der Beschwerden) sinnvoll sein, für ein paar Tage eine Trainingspause einzulegen oder das Training anzupassen. Dies bedeutet, eine Zeitlang kürzere Strecken zu laufen, Auf- und Abstiege möglichst zu vermeiden und eher auf weichen als auf harten Untergründen zu laufen.

Kommt es nach dem Joggen häufig zu Knieschmerzen, kann es zudem ratsam sein, sich ergänzend zum regelmäßigen Lauftraining noch eine weitere Sportart zu suchen, bei der andere Muskelgruppen in den Beinen und dem Rumpf angesprochen werden – so kann eine einseitige Belastung der Muskeln vermieden werden.

Knieschonende Sportarten sind hier empfehlenswert. Dazu gehören mäßiges Radfahren, Rückenschwimmen und Kraulen, Wandern, Walking, Gymnastik oder Tanzen. Ein hohes Verletzungsrisiko fürs Knie besteht hingegen bei Sportarten mit abrupten Richtungswechseln, etwa Fußball, Squash, Volleyball oder Tennis.

Ist eine physiotherapeutische Behandlung notwendig, können dabei auch passende Übungen zur Stärkung des Knies und der umgebenden Beinmuskulatur erlernt werden.

Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Nach ein paar Tagen Ruhe verschwinden Knieschmerzen häufig von selbst wieder. Doch nicht immer ist eine konservative Therapie ausreichend. Verbessern sich die Beschwerden nicht oder kommt es zu starken Schwellungen, sollten Sie deswegen unbedingt ärztlichen Rat suchen und ihre Knie genau untersuchen lassen. Dies gilt erst recht dann, wenn die Knieschmerzen auch in Ruhe auftreten. Es sollte zudem überprüft werden, ob die Symptome ihre Ursache tatsächlich im Knie haben, oder beispielsweise Erkrankungen wie eine Hüftarthrose oder ein Bandscheibenvorfall ursächlich sind. Die erste Anlaufstelle kann auch hier die Hausarztpraxis sein. Alternativ können Sie auch eine orthopädische Praxis aufsuchen.

In der Regel wird heutzutage versucht, Kniebeschwerden konservativ, also ohne eine Operation, zu behandeln. In einigen Fällen kann aber eine OP notwendig werden, beispielsweise bei einer Patella-Luxation oder einer Arthrose im Knie, wenn eine konservative Therapie keine Ergebnisse bringt. Bei einer Arthrose kann dann der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks notwendig sein.

Knieschmerzen vorbeugen: Tipps und Tricks

Eine schmerzhafte Verletzung im Knie durch einen Unfall oder eine falsche Bewegung lässt sich in der Regel nur schwer verhindern. Knieschmerzen, die durch Fehlbelastungen entstehen, können Sie jedoch mit ein paar einfachen Tricks vorbeugen:

  1. Erneuern Sie abgenutzte Laufschuhe frühzeitig und finden Sie durch eine Laufbandanalyse heraus, was für einen Laufschuh Sie benötigen.
  2. Bei ausgeprägten Fehlstellungen der Beine kann es zudem sinnvoll sein, in den Schuhen spezielle Einlagen zu tragen. Verzichten Sie zudem generell bei Ihrem Schuhwerk auf hohe Absätze.
  3. Wenn Sie regelmäßig Joggen gehen, achten Sie darauf, auf einem weichen Untergrund – beispielsweise auf einem Waldboden – zu laufen. Diese Maßnahme schont die Gelenke.
  4. Führen Sie regelmäßig Dehn- und Stabilisationsübungen durch, um mögliche Muskel- und Sehnenverkürzungen und Dysbalancen auszugleichen. Suchen Sie dazu am besten vorher physiotherapeutischen Rat.
  5. Wenn Sie übergewichtig sind, versuchen Sie Ihr Gewicht ein wenig zu reduzieren – das entlastet die Knie. Bei starkem Übergewicht sollten Sie gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking wählen, um Gewicht zu verlieren.
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