Frau mit Darmkrebs
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8 Mythen rund um Darmkrebs

Von: Felix Burda Stiftung
Letzte Aktualisierung: 05.01.2021 - 10:42 Uhr

Darmkrebs ist eine Krankheit, die über lange Zeit und auch heute noch mit vielen Missverständnissen und falscher Peinlichkeit behaftet ist. Noch immer wissen viele Menschen nicht, dass Darmkrebs durch Früherkennung zu verhindern ist und gehen auf Basis dieses Fehlverständnisses nicht zur Vorsorgeuntersuchung. Andere wiederum meiden das Screening, weil sie annehmen, bei einer positiven Diagnose von Darmkrebs unweigerlich sterben zu müssen. Daneben gibt es auch Frauen, die nicht zur Vorsorge gehen, weil sie Darmkrebs für eine männerspezifische Krankheit halten, die sie deshalb nicht betreffen würde. Neben diesen wenigen Beispielen gibt es noch zahlreiche Mythen in der Bevölkerung, die sich um die Krankheit Darmkrebs und die Darmkrebsprävention ranken und dringend einer Klärung bedürfen. Die am meisten verbreiteten Mythen sollen im Folgenden besprochen und richtig gestellt werden.

Mythos 1: Ich kann nichts gegen Darmkrebs tun.

Realität: Darmkrebs kann durch Vorsorge sehr wirksam bekämpft werden. Die Heilungschancen von Darmkrebs liegen zwischen 90 bis 100 Prozent wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt wird. Deshalb ist es wichtig, zur Darmkrebsvorsorge zu gehen und ab dem Alter von 55 Jahren die empfohlene Darmspiegelung (Koloskopie) durchzuführen.

Personen in deren Familie Darmkrebs oder Darmpolypen (eine Vorstufe von Darmkrebs) aufgetreten sind, sollten darüber mit ihrem Hausarzt sprechen und bereits früher eine Vorsorgekoloskopie durchführen lassen. In der Regel sollen Menschen mit einem erhöhten erblichen Darmkrebsrisiko zehn Jahre vor dem ersten Befund von Darmkrebs oder Polypen innerhalb der Familie erstmals eine Darmspiegelung vornehmen lassen.

Mythos 2: Darmkrebs? Das kriegen doch nur alte Leute.

Realität: Viele Menschen glauben, von Darmkrebs kann man erst ab einem gewissen Alter betroffen sein. Das ist falsch! Leider ist Darmkrebs erblich und deshalb sind auch immer mehr junge Leute betroffen. Knapp 20.000 Menschen erkranken jedes Jahr allein aufgrund ihrer familiären Disposition – und dies oftmals bereits in jungen Jahren.

Insgesamt wird jährlich bei circa 60.000 Menschen Darmkrebs neu diagnostiziert, knapp 26.000 Patienten sterben an den Folgen. Eine tragische Zahl, wenn man bedenkt, dass viele Tumore dieser Krebsart etliche Jahre brauchen, um ein tödliches Ausmaß zu erreichen.

Mythos 3: Darmkrebs ist "normalerweise" tödlich.

Realität: Darmkrebs ist der einzige Krebs, der durch Früherkennung zu fast 100 Prozent vermeidbar beziehungsweise heilbar ist. Das liegt daran, dass dieser Krebs Vorstufen (so genannte Polypen) bildet. Nur aus diesen Polypen, die im Frühstadium noch kein Krebs sind, können bösartige Adenome (die Vorstufe von Darmkrebs) entstehen. Werden diese Polypen frühzeitig bei einer Darmspiegelung entdeckt, können sie während der Untersuchung (ohne OP) direkt entfernt werden und der Untersuchte kann sicher sein, die nächsten Jahre keinen Darmkrebs zu bekommen.

Falls bei einer Spiegelung ein Darmkrebs diagnostiziert werden sollte, gilt laut Statistik, dass sich circa 70 Prozent der entdeckten kolorektalen Karzinome (Darmkrebs) noch in einem frühen Krebsstadium befinden, in dem die Heilungschancen noch sehr gut sind.

Mythos 4: Vor allem Männer sind von Darmkrebs betroffen!

Realität: Bei Männern werden früher und öfter Adenome oder Karzinome gefunden als bei Frauen. Da Männer zudem seltener und erst später zur Vorsorge gehen, wird Darmkrebs bei Männern erst in höherem Alter entdeckt, weshalb Männer auch im Schnitt jünger an Darmkrebs sterben. Darmkrebs tritt im Durchschnitt bei Männern mit 69 und bei Frauen erst mit 75 auf. Männer sind also mehr von Darmkrebs gefährdet als Frauen.

Männer sind stärker von zusätzlichen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und Fettleibigkeit betroffen, sie haben aber insbesondere deshalb ein höheres Darmkrebsrisiko, weil sie die Vorsorgemöglichkeiten weniger nutzen als Frauen. Dies liegt in erster Linie in ihrem Gesundheits- und Körperbewusstsein begründet. Männer gehen generell später zum Arzt als Frauen. Wenn es keine Anzeichen für eine Krankheit gibt, gehen Männer häufig gar nicht zum Arzt. Neben ihrem geringerem Gesundheitsbewusstsein im Vergleich zu Frauen haben Männer zudem häufig ein ausgeprägt funktionales Körperbewusstsein.

Fazit: Männer müssen sich über ihr erhöhtes Risiko der Darmkrebserkrankung bewusst werden und Vorsorgeangebote stärker nutzen. Als Gesundheitsmanager der Familie sollten Frauen ihre Männer stärker zur Vorsorge motivieren – und natürlich selbst zur Vorsorge gehen!

Mythos 5: Die virtuelle Darmspiegelung kann die konventionelle Darmspiegelung ersetzen.

Realität: Die virtuelle Darmspiegelung (zum Beispiel mittels Computertomografie- oder Magnetresonanzverfahren) kann die konventionelle Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt, noch nicht komplett ersetzen. Man kann sie aber als alternative Methode in Betracht ziehen, da größere Polypen zuverlässig erkannt werden und die Methode meistens als angenehmer empfunden wird. Dennoch gilt zu beachten, dass die Bildqualität der Aufnahmen noch nicht gut genug ist, um kleinste (kleiner als acht Millimeter) und flache Veränderungen auf der Darmschleimhaut erkennen zu können.

Außerdem gibt es immer wieder Fehleindrücke (Artefakte) auf den Bildern, da sich der Darm während der Untersuchung bewegt, auch wenn der Patient währenddessen ganz ruhig liegt. Zudem kann ein Polyp auch nur bei einer konventionellen Darmspiegelung entfernt werden, auch wenn er bei einer virtuellen Koloskopie entdeckt wird. Darüber hinaus werden die Kosten für eine virtuelle Darmspiegelung in der Regel nicht von der Krankenkasse getragen.

Mythos 6: Der Stuhlbluttest kann die Darmspiegelung ersetzen.

Realität: Ein jährlicher Stuhlbluttest ist sehr sinnvoll, um okkultes (verstecktes) Blut im Darm erkennen zu können, andererseits kann der Darmkrebs trotzdem unentdeckt bleiben, weil Polypen, die die Vorstufen von Darmkrebs sein können, nur in Intervallen bluten, das heißt nicht kontinuierlich. Deshalb muss auch jeder positive Stuhlbluttest durch eine Koloskopie abgeklärt werden, um sicher zu sein, dass keine Polypen oder andere Erkrankungen vorliegen.

Eine mehrmalige Testung, zum Beispiel so lange bis ein negatives Ergebnis vorliegt, darf auf keinen Fall geschehen. Dies ist explizit in den ärztlichen Richtlinien festgeschrieben. Nur eine Darmspiegelung kann wirkliche Sicherheit bieten.

Mythos 7: Eine Darmspiegelung ist nur bei Symptomen notwendig.

Realität: Weil die Symptome einer Darmkrebserkrankung oftmals verborgen sind, ist es sehr wichtig, auch ohne Symptome regelmäßig zu einer Spiegelung zu gehen. Rechtzeitig entdeckt werden kann Darmkrebs nur im Rahmen einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung. Die sicherste Methode zur Feststellung von kolorektalen Karzinomen ist die Darmspiegelung (Koloskopie). Der größte Teil aller neuen Darmkrebsfälle werden bei Menschen im Alter von über 55 Jahren diagnostiziert, die keine bekannten Risikofaktoren für diese Krankheit aufweisen. Deshalb wird für Menschen ohne ein familiäres Risiko eine Koloskopie nur alle zehn Jahre ab dem Alter von 55 empfohlen.

Wenn es bereits einen Befund von Darmkrebs, Polypen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Familie gegeben hat, sollte man bereits vor dem 55. Lebensjahr zur Vorsorge. In der Regel sollen Menschen mit einem erhöhten erblichen Darmkrebsrisiko zehn Jahre vor dem ersten Befund von Darmkrebs oder Polypen innerhalb der Familie erstmals eine Darmspiegelung vornehmen lassen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt darüber!

Mythos 8: Ich muss jährlich zur Koloskopie.

Realität: Für Menschen ohne ein familiäres Risiko ist eine Koloskopie nur alle 10 Jahre ab dem Alter von 55 notwendig. Die Kosten dafür werden von der Krankenkasse übernommen. In der Zwischenzeit kann man davon ausgehen, nicht an Darmkrebs zu erkranken. Dies gilt allerdings nur, wenn bei der vorhergehenden Spiegelung der Befund negativ ist.

Für Menschen, bei denen Polypen gefunden und entfernt wurden, sowie bei Menschen mit einem erblichen Risiko sind die Untersuchungszeiträume kürzer. Diese können, je nach vorliegender Diagnose, zwischen zwei und sechs Jahren variieren.