Koloskopie: Vorbereitung & Ablauf der Darmspiegelung
Die Koloskopie (Dickdarmspiegelung) ist zwar eine risikoarme, aber dafür nicht besonders angenehme Untersuchung, auf die Patient*innen sich sorgfältig vorbereiten müssen. Dennoch ist die Darmspiegelung weiterhin eine der wichtigsten Untersuchungen im Rahmen der Krebsvorsorge, genauer der Darmkrebsvorsorge. In diesem Artikel erfahren Sie alles über den Ablauf und die Vorbereitung zur Darmspiegelung sowie darüber, ab wann die Vorsorge empfohlen ist und wann die Krankenkasse die Kosten einer Darmspiegelung übernimmt.
Koloskopie: Was ist eine Darmspiegelung?
Ist von einer Darmspiegelung die Rede, ist üblicherweise die Dickdarmspiegelung (Koloskopie) gemeint. Die Koloskopie (Kolon = Darm, scopein = sehen), bei der das Innere des Enddarms, des Dickdarms und des letzten Teils des Dünndarms dargestellt werden kann, gehört zu den häufigsten Untersuchungen bei der Suche nach Tumoren des Dickdarms. Durch die Untersuchung können Veränderungen der Schleimhaut oder Krebsvorstufen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Darmkrebs stellt in Deutschland die zweithäufigste Krebstodesursache dar. So erkrankten laut Zahlen des Robert Koch-Instituts im Jahr 2020 30.530 Männer und 24.240 Frauen an Darmkrebs. Die relative Überlebensrate lag über zehn Jahre betrachtet bei etwa 60 Prozent. Bei rechtzeitiger Diagnose ist die Erkrankung jedoch in fast allen Fällen vollständig heilbar. Deshalb nimmt die Vorsorgeuntersuchung eine wichtige Rolle ein.
Neben der Darmkrebsvorsorge kann eine Koloskopie unter anderem auch bei unklaren Magen-Darm-Beschwerden durchgeführt werden, um weitere Krankheiten zu erkennen oder auszuschließen. Nach einer überstandenen Krebserkrankung werden im Rahmen der Nachsorge ebenfalls regelmäßig Darmspiegelungen durchgeführt.
Eine Darmspiegelung wird in einer Fachpraxis für Gastroenterologie vorgenommen. Diese medizinische Fachrichtung ist auf Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert. Um eine Koloskopie anbieten zu dürfen, benötigen Gastroenterolog*innen außerdem eine Zusatzausbildung und müssen eine Mindestanzahl dieser Untersuchungen pro Jahr durchführen.
Dünndarmspiegelung
Neben der Dickdarmspiegelung gibt es die Möglichkeit, eine Dünndarmspiegelung (Enteroskopie) durchführen zu lassen. Diese wird vorgenommen, wenn der Verdacht auf eine Blutung im Magen-Darm-Trakt oder eine tumorbedingte Engstelle im Dünndarm besteht. Im Vergleich zum Dickdarm, der nur circa 1,5 Meter lang ist, weist der Dünndarm jedoch eine Länge von etwa vier Metern auf. Eine Dünndarmspiegelung ist deshalb komplizierter.
Darmspiegelung – Vorbereitung auf die Koloskopie
Um eine Darmspiegelung durchführen zu können, sind im Vorfeld einige Vorbereitungen nötig – sowohl durch den*die Arzt*Ärztin als auch durch die betroffene Person.
Zunächst erfolgt eine Darmreinigung, denn Voraussetzung für eine erfolgreiche Darmspiegelung ist die freie Sicht auf die Darmschleimhaut. Dazu muss der Darm vorher vollständig entleert werden. Dies findet durch den Einsatz von Abführmitteln sowie den Verzicht auf spezielle Nahrungsmittel statt. Dazu erhalten Sie in der Arztpraxis eine ausführliche Anleitung.
Wenn Sie Medikamente einnehmen, müssen Sie dies ebenfalls besprechen. Es kann unter anderem sein, dass blutverdünnende Medikamente kurzfristig absetzt werden müssen, falls geplant ist, größere Polypen (gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut) zu entfernen. Gleiches gilt, falls Sie eine spezielle Diät einhalten müssen, zum Beispiel wenn Sie an Diabetes mellitus erkrankt sind.
Essen und Abführmittel vor der Darmspiegelung
Halten Sie sich beim Essen vor der Darmspiegelung grundsätzlich an die Anweisungen Ihres*Ihrer Arztes*Ärztin. Allgemein gilt: Etwa drei Tage vor der Untersuchung muss auf schwer verdauliche Speisen mit vielen Ballaststoffen verzichtet werden, also unter anderem Vollkornprodukte, Rohkost und Kleie. Kern- und faserhaltige Lebensmittel sollten ebenfalls gemieden werden, darunter Nüsse. Diese Lebensmittel benötigen trotz Abführmittel zu lange, bis sie den Körper vollständig verlassen haben.
Am Vortag der Untersuchung ist in Vorbereitung auf die Darmspiegelung in der Regel noch ein leichtes Frühstück erlaubt. Am Nachmittag oder Abend vor der Koloskopie wird der Darm zudem durch ein spezielles Abführmittel entleert, das je nach Produkt drei- oder viermal eingenommen wird. Danach sollten nur noch klare Flüssigkeiten zu sich genommen werden. Dazu gehören neben Wasser beispielsweise Säfte ohne Fruchtfleisch, schwarzer Kaffee, Brühe oder Tee.
Darmspiegelung: Narkose oder Sedierung nötig?
Ob ein Beruhigungsmittel gegeben werden soll oder nicht, wird im Vorgespräch geklärt. Grundsätzlich ist die Untersuchung zwar etwas unangenehm, jedoch nicht schmerzhaft, weshalb Patient*innen im Allgemeinen wach bleiben können. Wer ärztlichen Untersuchungen grundsätzlich ängstlich begegnet, sollte diesen Punkt im Vorgespräch auf jeden Fall zum Thema machen. Eine Narkose kommt bei Darmspiegelungen meist nicht zum Einsatz. In Absprache ist jedoch als Alternative zu einem Beruhigungsmittel eine Kurznarkose (Sedierung) möglich. So bekommen Sie von der Untersuchung nichts mit.
Kurz vor der Dickdarmspiegelung
Direkt vor der Untersuchung bekommt der*die Patient*in eine Venenverweilkanüle. Über diesen Zugang kann bei Bedarf ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel gegeben werden. Im seltenen Fall einer Komplikation können so auch Notfallmedikamente ohne Verzögerung verabreicht werden. Außerdem wird vor dem Eingriff der Darm mithilfe von Medikamenten ruhiggestellt, damit die natürlichen Darmbewegungen die Untersuchung nicht stören.
Koloskopie: Ablauf der Darmspiegelung
Während der Untersuchung liegt der*die Patient*in auf der linken Seite. Mithilfe eines Gleitmittels wird das Koloskop, ein circa 12 Millimeter dünner, flexibler Schlauch, durch den After in den Dickdarm vorgeschoben. Das Koloskop ist flexibel und lässt sich von außen steuern. Im Kopf des Schlauches sind eine Lichtquelle und eine Kamera integriert, sodass man das innere Darmbild über einen Monitor verfolgen kann.
Angeschlossen an den Monitor sind meist ein Drucker und Videoaufzeichnungsgeräte zur Dokumentation. Während der Untersuchung wird Luft in den Darm gepumpt, damit sich der leere Darm entfaltet und alle Wandstrukturen gut erkennbar werden. Eine Spülung und Absaugung am Ende des Gerätes sorgt zusätzlich für gute Sicht. Durch Stellräder am hinteren Ende des Koloskops kann das vordere Ende in verschiedene Richtungen gebogen werden. Dadurch ist es möglich, die Richtung des Instruments beim Vorschieben zu bestimmen und gleichzeitig die Darmwand im gesamten Umfang genau zu betrachten.
Gleichzeitig können durch einen Arbeitskanal Gewebeproben zur weiteren Untersuchung entnommen werden oder eventuell vorhandene Darmpolypen (gutartige Schleimhautvorwölbungen, die sich innerhalb von Jahren zu Krebs entwickeln können) sofort entfernt werden, ohne dass ein weiterer Eingriff nötig ist. Dieser Vorgang wird auch als interventionelle Koloskopie bezeichnet.
Dauer und Nachsorge
In der Regel wird der Eingriff morgens vorgenommen. Die Dauer einer Darmspiegelung liegt bei 30 bis 45 Minuten.
Nach dem Eingriff müssen Sie sich noch kurz in der Praxis ausruhen, bis Sie wieder ganz wach sind. Sie sollten sich abholen lassen, da Autofahren aufgrund der verabreichten Medikamente nicht erlaubt ist. Sobald Sie sich fit genug fühlen, ist Essen nach der Darmspiegelung wieder ganz normal erlaubt. Durch die Luft, die während der Untersuchung in den Darm gepumpt wird, kann Ihr Bauch aufgebläht sein, was etwas unangenehm sein kann. Dies sollte sich jedoch im Laufe des Tages von alleine wieder geben.
Welche Risiken hat eine Darmspiegelung?
Die Risiken einer Darmspiegelung sind gering. Es kann zu leichten Blutungen im Darm kommen, insbesondere wenn Polypen entfernt oder Gewebeproben entnommen werden. Solche Blutungen lassen sich in der Regel direkt während der Untersuchung stoppen und gelten als unbedenklich.
Schwere Komplikationen, wie starke Blutungen oder das Durchstoßen der Darmwand mit dem Endoskop, treten nur sehr selten auf: Höchstens drei von 1.000 Personen sind davon betroffen.
Menschen, die schon einmal eine Bauchoperation hatten, haben ein etwas höheres Risiko für Komplikationen. In solchen Fällen kann der Darm weniger beweglich oder stärker mit dem umliegenden Gewebe verwachsen sein. Dies betrifft unter anderem Menschen, die schon einmal an Darmkrebs erkrankt waren und im Rahmen der Nachsorge zur Darmspiegelung gehen. Auch Herz-Kreislauf-Probleme durch die Kurznarkose treten äußerst selten auf.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Seit Oktober 2002 gehört die Koloskopie als Vorsorgeuntersuchung in den Leistungskatalog der Krankenkassen. Danach kann jede Frau ab dem 55. Lebensjahr sowie jeder Mann ab dem 50. Lebensjahr eine Darmspiegelung in Rahmen der Krebsvorsorge durchführen lassen.
Als Vorsorgeuntersuchung kann die Koloskopie im Abstand von 10 Jahren zweimal in Anspruch genommen werden. Laut aktuellen Daten nehmen jedoch weniger als drei Prozent der Anspruchsberechtigten die Vorsorgemöglichkeit wahr. Alternativ kann auf Kosten der Krankenkassen auch alle zwei Jahre eine Stuhluntersuchung in Anspruch genommen werden. Dies wird von zehn bis 20 Prozent der Versicherten wahrgenommen. Diese Stuhluntersuchung gilt jedoch als weniger effektiv als die Darmspiegelung. Die Koloskopie ist bislang die sicherste Methode zur Vorbeugung und Früherkennung von Darmkrebs.
Bei einem Verdacht auf bestimmte Magen-Darm-Erkrankungen, wie ein Reizdarm oder Colitis ulcerosa, sowie bei unklaren Symptomen in diesem Bereich wird die Koloskopie ebenfalls von der Krankenkasse bezahlt.
Alternativen zur Koloskopie
Da die Durchführung der herkömmlichen Koloskopie von vielen Menschen als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden wird, gibt es mittlerweile unterschiedliche Alternativen zur Darmspiegelung. Auch diese weisen Vor- und Nachteile auf.
Virtuelle Koloskopie
Seit einigen Jahren ist es möglich, Bilddaten aus einem Computertomografen (CT) in dreidimensionale Ansichten umzurechnen, die den Bildern aus einem optischen Endoskop sehr ähnlich sehen.
Während der Untersuchung muss der*die Patient*in für circa 20 Sekunden die Luft anhalten. In dieser Zeit wird der Bauchraum mithilfe eines Computertomografiegeräts unter dem Einsatz von Röntgenstrahlen gescannt. Dieses Gerät erzeugt feinste zweidimensionale Schnittbilder aus dem Körperinneren und stellt Schicht für Schicht die Gewebestrukturen der Organe dar. So können eventuell vorliegende Polypen oder Tumore gefunden werden.
Ähnlich wie bei einer herkömmlichen Darmspiegelung wird jedoch auch bei einer virtuellen Koloskopie Luft in den Darm gepumpt. Zudem muss der Darm ebenfalls vollständig entleert sein. Ein angepasster Speiseplan sowie die Einnahme von abführenden Mitteln ist also auch hier notwendig. Außerdem ist es nicht möglich, Proben aus dem Darm zu entnehmen oder Polypen zu entfernen, wie es bei der konventionellen Koloskopie der Fall ist. Ein weiterer Nachteil ist die Strahlenbelastung. Langfristige Erfahrungswerte mit dem Einsatz der virtuellen Koloskopie stehen aktuell noch aus.
Die Kosten für eine virtuelle Koloskopie werden nur in Ausnahmefällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie liegen bei etwa 300 bis 500 Euro.
Dickdarm-Kapselkoloskopie
Die Minikapsel ist nicht größer als eine Tablette. Sie besitzt eine Miniaturkamera, die per Funk zwei Bilder pro Sekunde aus dem Darm liefert. Der*die Patient*in trägt ein Aufnahmegerät am Körper, das die Bilder aus dem gesamten Verdauungstrakt aufzeichnet. Diese Videoaufzeichnung wird im Anschluss von einem*einer Arzt*Ärztin ausgewertet.
Die Kapsel wird morgens (nüchtern) ganz einfach wie eine Tablette eingenommen. Auch hier muss der Darm frei und sauber sein, das heißt, vorab muss ebenfalls ein Abführmittel genommen werden. Außerdem muss viel getrunken werden. Anschließend darf drei Stunden lang nichts gegessen werden. Die Kapsel selbst verweilt circa ein bis zwei Stunden im Magen und benötigt für die Dünndarmpassage in der Regel 90 Minuten. Sie verlässt den Körper auf natürlichem Wege per Stuhlgang nach etwa zehn bis zwölf Stunden.
Die Untersuchung per Kapselendoskopie wird ambulant durchgeführt. Man kann dabei ohne Probleme seiner täglichen Arbeit beziehungsweise seinem Alltag nachgehen, es besteht keinerlei körperliche Beeinträchtigung.
Die Kapselkoloskopie ist in Bezug auf ihre Zuverlässigkeit aktuell noch nicht so gut untersucht, wie die konventionelle Darmspiegelung. Wie bei der virtuellen Koloskopie ist auch hier keine Entfernung von Polypen oder die Entnahme von Gewebeproben möglich. Die Kosten für eine Kapselkoloskopie werden in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Sie belaufen sich auf circa 1.000 Euro.