EEG zur Untersuchungen von Gehirn und Nerven
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Untersuchungen von Gehirn und Nerven

Von: Dagmar Reiche (Ärztin und Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 20.03.2019

Bei der Untersuchung von Gehirn und Nerven können diverse neuropsychologische Untersuchungen genauso erforderlich sein wie bildgebende Verfahren, zu denen beispielsweise MRT und CT zählen. Auch Messungen von Hirnströmungen oder der Geschwindigkeit der Nervenweiterleitung können bei der Diagnostik eine Rolle spielen. Wir stellen Ihnen verschiedene Untersuchungen vor.

Gehirn und Nerven – komplexe Systeme

Legte man alle Nervenfasern des menschlichen Körpers hintereinander, ließe sich damit zehnmal die Erde umrunden – und dabei ist noch nicht das Gehirn berücksichtigt. Dieses besitzt so viele Synapsen, dass die Zahl ihrer möglichen Verbindungen größer als die Gesamtzahl von Atomen im Universum ist. Und das, obwohl das Gehirn üblicherweise weniger als sechs Stück Butter wiegt.

Das Gehirn ist unsere Schaltzentrale: Es verarbeitet, reagiert und steuert – unser wissentliches und unbewusstes Denken und Handeln, das automatische Wirken unserer Organe. Sein Team besteht aus Nerven und Synapsen: Diese führen mittels komplexer Verschaltungen seine Befehle aus und leiten weiter, was der Chef vorgibt. So vielschichtig wie die Aufgaben des Nervensystems in Kopf und Peripherie sind, so vielfältig können sich auch Störungen äußern.

Anamnese als wichtigste Untersuchung von Gehirn und Nerven

Das wichtigste Hilfsmittel ist die Anamnese, also das Erfragen der Krankengeschichte. So kann der Arzt die Beschwerden bereits vorsortieren und bestimmte Krankheitskategorien ausschließen oder bei der Diagnostik bevorzugt weiter verfolgen.

Neben den aktuellen Symptomen und deren Verlauf sind auch folgende Aspekte von Bedeutung:

  • Vorerkrankungen
  • Operationen und Unfälle
  • Risikofaktoren
  • Medikamente
  • familiäre Krankheiten
  • soziales und berufliches Umfeld

Beim Patientengespräch kann der Arzt bereits einen Gesamteindruck gewinnen und auf Auffälligkeiten bei der Sprache, im Verhalten und bei der Bewegung sowie auf Fehlhaltungen achten.

Grunddiagnostik: körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung erfolgt am stehenden, sitzenden und/oder liegenden, teilweise entkleideten Patienten. Äußerlich sichtbare Krankheitszeichen (Inspektion) sind zum Beispiel Zuckungen, Lähmungen oder auffällige Bewegungen. Der Arzt wird sich mit verschiedenen Untersuchungen ("neurologisches Screening") einen Überblick verschaffen; weitere Test hängen von den Beschwerden und den Befunden ab.

Geprüft werden die verschiedenen Hirnnerven, Gang und Koordination sowie die Muskelfunktion und die Sensibilität, also Fähigkeit der Wahrnehmung von Reizen wie Berührung und Vibration.

Internistische Untersuchung von Gehirn und Nerven

Da auch eine Reihe von Organerkrankungen die Funktion von Gehirn und Nerven beeinträchtigen können, wird sich auch eine orientierende internistische Untersuchung anschließen.

Je nach Verdachtsdiagnose folgen genauere Tests zur Beurteilung von Psyche, Sprache, Wahrnehmung, Denken und Gedächtnis, Blut- und Urinuntersuchungen (zum Beispiel bei der Zuckerkrankheit), Untersuchung des Nervenwassers (zum Beispiel bei Verdacht auf Entzündungen) und apparative Verfahren.

Funktionstests: Hirnnerven

Die zwölf paarigen Hirnnerven sind wichtige Strukturen, die das Gehirn mit der Peripherie verbinden. Sie enthalten verschiedene Nervenfasern, die für Muskelbewegung, Sinneswahrnehmungen und andere Empfindungen zuständig sind und zum Gesicht (unter anderem Augen, Ohren, Nase, Mund), zum Hals und zu Brust- und Bauchorganen ziehen.

Ihre Funktion lässt sich unter anderem durch folgende Tests und Untersuchungen einschätzen:

  • Augentests
  • Ohrenuntersuchungen
  • Prüfung der Hautempfindlichkeit in Gesicht, der Mimik und der Zungenbewegung

Diese werden überprüft, wenn der Arzt Sie zum Beispiel bittet, ihm die Zunge zu zeigen, die Stirn zu runzeln und seinen Fingern hinterherzuschauen.

Funktionstest der Motorik

Für die Fähigkeit, die willkürlichen Muskeln gezielt und koordiniert zu bewegen, müssen sich Gehirn, Rückenmark, periphere Nerven und Muskeln abstimmen. Deshalb werden zur Motorikprüfung auch ganz verschiedene Tests eingesetzt.

  • Koordination: Beim normalen Gehen oder auch Seiltänzergang, Stehen mit geschlossenen Augen, auf Zehenspitzen und auf den Hacken oder beim virtuellen Eindrehen einer Glühbirne wird das abgestimmte Zusammenwirkung überprüft. Dies kann bei ganz unterschiedlichen Störungen wie der Parkinson-Krankheit oder einem Innenohrschaden beeinträchtigt sein.
  • Der Arzt bittet den Patienten, einzelne Muskeln oder Muskelgruppen gegen seinen Widerstand anzuspannen. Er beurteilt die Kraft immer im Seitenvergleich und achtet dabei auch auf Schmerzen. Auch das Vorhalten der Arme bei geschlossenen Augen kann Hinweise auf leichte Störungen geben – nämlich dann, wenn ein Arm langsam absinkt.
  • Der Spannungszustand der Muskulatur gibt ebenfalls wichtige Hinweise auf mögliche Krankheiten. Er kann erhöht sein (Spastik, Rigor), zum Beispiel bei der Parkinson-Krankheit oder vermindert sein, beispielsweise bei Muskelerkrankungen.
  • Reflexe: Fast jeder kennt es: das mit Gummi ummantelte, glänzende Hämmerchen, mit dem der Arzt unter das Knie oder in die Ellenbeuge schlägt und so Bein oder Arm zum Zucken bringt. Er prüft damit, wie gut ein Reiz über Nervenfasern an den Muskel weitergeleitet wird. Reflexe können vermindert bzw. erloschen oder gesteigert (Klonus) sein. Da die Reizantwort individuell unterschiedlich ausgeprägt ist, werden Reflexe immer im Seitenvergleich beurteilt. Starke Differenzen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit krankhaft. Daneben gibt es Reflexe, die bei Babys normal, später aber dann krankhaft sind.

Test der Sensibilität

Auch die Untersuchung der verschiedenen Empfindungsqualitäten erfolgt im Seitenvergleich. Nacheinander werden dem Patienten bei geschlossenen Augen verschiedene Reize gesetzt – erst an gesunden Arealen zum Vergleich, wie es sich normal anfühlt, dann an den vermutlich kranken Gebieten.

Geprüft werden:

  • Berührungsempfinden (zum Beispiel mit einem Wattebausch)
  • Vibrationsempfinden (mit einer Stimmgabel, die auf Knochenvorsprünge gesetzt wird)
  • Lage- und Bewegungsempfindung ("Was ist oben und unten" bei dem Finger, der vom Arzt bewegt wird)
  • Schmerzempfinden (mit einem abgebrochenen Holzstäbchen) und
  • Temperaturempfinden (mit kaltem und warmen Wasser in einem Reagenzglas)

Daneben soll der Patient Zahlen erkennen, die auf die Haut geschrieben werden, Gegenstände erfühlen oder erfassen, und erkennen, wenn gleichzeitig zwei Reize gesetzt werden. Störungen der Sensibilität kommen zum Beispiel beim Bandscheibenvorfall oder bei Nervenstörungen infolge einer Zuckerkrankheit vor.

Neuropsychologische Untersuchung

Weiterer Teil der neurologischen Untersuchung ist die Überprüfung von Bewusstsein, Gedächtnis und der Zustand der Psyche. So lassen sich höhere Gehirnleistungen wie Wahrnehmung und Denken beurteilen und Störungen wie Demenz, psychische Erkrankungen oder Folgen organischer Krankheiten wie eines Schlaganfalls erkennen.

Wie oben beschrieben gibt das ausführliche Gespräch bereits bedeutende Hinweise. Sprach- und Sprechstörungen lassen zum Beispiel – je nach Ausprägung – auf das betroffene Gehirnareal schließen. Das Verstehen von Gesprochenem und Geschriebenem wird mit bestimmten Tests beurteilt, ebenfalls die Orientiertheit zu Raum, Zeit und Person sowie das Gedächtnis (Mini-Mental-Status-Test). Auch Intelligenztests oder psychologische Untersuchungen wie der Rorschach-Test kommen manchmal zur Anwendung.

Bildgebende Verfahren zur Untersuchung von Gehirn und Nerven

Oft interessiert besonders das, was sich gut geschützt hinter den Schädelknochen oder Wirbeln verbirgt. Zur Untersuchung von Gehirn und Rückenmark wird am häufigsten die Computertomographie (CT) durchgeführt. Damit lassen sich besonders gut Verkalkungen, Tumoren, Entzündungen und Wassereinlagerungen feststellen, ebenso Blutungen und Bandscheibenvorfälle. Auch die Knochen selbst lassen sich beurteilen. Das konventionelle Röntgen kommt daher nur noch selten zum Einsatz.

Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) lassen sich vor allem Weichteile, Tumoren und Hirninfarkte sehr gut darstellen. Wie auch beim CT lassen sich bestimmte Fragen durch zusätzliches Spritzen eines Kontrastmittel beantworten.

Die Angiografie dient der Darstellung der Gefäße, zum Beispiel bei Verdacht auf Ausweitungen oder Verengungen. Dazu wird ein dünner Schlauch in die entsprechenden Gefäße vorgeschoben, Kontrastmittel eingefüllt und mit einer Röntgendurchleuchtung dargestellt.

Der Blutstrom selber lässt sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung farbig sichtbar und hörbar machen.

Die Single-Photon-Emissions-Computertomographie (SPECT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) haben nicht nur komplizierte Namen, sondern bergen komplexe Technik. Deshalb sind sie recht teuer in der Anwendung. Sie bedienen sich radioaktiver Substanzen, die gespritzt werden und deren im Körper abgestrahlte Energie dargestellt wird.

Das Spannende ist, dass sich damit das Gehirn während seiner Arbeit darstellen lässt – aktive Bereiche zeigen mehr Anreicherungen als tatenlose Areale. Damit sind sie eine beliebte Hilfe in der Gehirnforschung – welche Gebiete reagieren, wenn man zornig ist, Hunger hat oder Werbung anschaut? Was passiert beim Einschlafen, Fernsehgucken und Lernen?

Elektrische Aktivitäten von Hirn und Nerven messen

Eine standardmäßige Gehirnuntersuchung bei bestimmten neurologischen Erkrankungen wie der Epilepsie ist das Messen von Hirnströmen (EEG).

Vermutet man, dass bestimmte Leitungsbahnen (z.B. für das Sehen oder Hören) geschädigt sind, lassen sich an der Peripherie gezielt Reize setzen (zum Beispiel an den Augen oder Ohren) und die dadurch ausgelösten Aktivitäten am Gehirn messen (evozierte Potentiale).

Mit der Elektroneurographie (ENG) lässt sich die Geschwindigkeit der Nervenleitung messen. Diese ist zum Beispiel bei Verletzungen oder Erkrankungen der Nerven vermindert. Dazu wird der entsprechende Nerv mit einem kleinen Stromreiz aktiviert, was zum Zucken des angeschlossenen Muskels führt. Gemessen wird, wie lange es dauert, bis der Reiz beim Muskel ankommt.

Mit der Elektromyographie (EMG) werden die Muskelaktivitäten optisch und akustisch sichtbar gemacht. Dadurch lassen sich bei Muskelveränderungen unterscheiden, ob die Ursache am Muskel selbst oder am diesen versorgenden Nerv liegt.

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