Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
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Leukozyten erhöht oder zu niedrig – was steckt dahinter?

Von: Dr. med. Silvana Schönit (Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 16.05.2022

Neben den roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die ihre Farbe dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin verdanken, gibt es in unserem Blutsystem auch die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die keinen roten Blutfarbstoff enthalten und daher weiß erscheinen. Die Leukozyten sind an der Immunabwehr beteiligt. Mithilfe eines kleinen Blutbildes kann man ihre Anzahl im Blut bestimmen und anhand von Veränderungen dieses Laborwerts Rückschlüsse auf vorliegende Erkrankungen ziehen. Welche Krankheiten sich durch eine zu niedrige oder erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen zeigen und welche Symptome die Folge sein können, lesen Sie in diesem Artikel.

Was sind Leukozyten?

Leukozyten werden auch als weiße Blutkörperchen oder weiße Blutzellen bezeichnet, auch die Abkürzungen Leukos oder WBC (white blood cell) werden häufig verwendet. Leukozyten befinden sich vor allem im Blut, im Lymphsystem, im Gewebe, in den Schleimhäuten und im Knochenmark. Ihre wichtigste Funktion liegt in der Immunabwehr, denn sie "patrouillieren" in unserem Körper und machen dort Krankheitserreger, Fremdkörper und andere unverträgliche Stoffe unschädlich. Zu diesem Zweck können sie sich bei Bedarf sehr schnell vermehren. Sie haben eine Lebensdauer von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten.

Die weißen Blutkörperchen lassen sich in verschiede Formen einteilen: Dazu zählen die Granulozyten und Lymphozyten sowie die Monozyten und weitere Zellen der Immunabwehr. Die Granulozyten lassen sich weiter in die neutrophilen, eosinophilen und basophilen Granulozyten unterteilen. Die verschiedenen Formen haben unterschiedliche Aufgaben bei der Immunantwort unseres Körpers. So können die Lymphozyten beispielsweise Antikörper produzieren, während die Monozyten, die auch als Makrophagen oder Fresszellen bekannt sind, die Erreger in sich aufnehmen und so unschädlich machen.

Mithilfe eines großen Blutbildes (Differentialblutbild) kann man nicht nur die Anzahl aller Leukozyten ermitteln, sondern auch bestimmen, wie viele Leukozyten der unterschiedlichen Unterformen im Blut bestehen. Nicht nur ihre Bestimmung im Blut, sondern auch die Bestimmung der Leukozyten im Urin kann Aufschluss über das Vorliegen verschiedener Erkrankungen geben. Dabei können sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte auf eine Krankheit hindeuten.

Wann und wie wird der Laborwert bestimmt?

Die Leukozyten werden standardmäßig mit einem kleinen Blutbild bestimmt. Doch der Wert kann auch dann erhoben werden, wenn eine Entzündung vermutet wird oder überprüft werden soll, wie es um das Immunsystem bestellt ist. Auch bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen, etwa Infektionskrankheiten oder Leukämien, sowie zur Verlaufskontrolle bei bestimmten Therapien ist der Leukozytenwert von Bedeutung.

Zur Bestimmung der Leukozyten im Blut ist eine Blutprobe erforderlich. Ein Tropfen Vollblut langt aus, um entweder mithilfe automatischer Zählgeräte oder manuell unter dem Mikroskop die Verteilung, Anzahl sowie den Zustand der unterschiedlichen Leukozyten zu bestimmen.

Die Leukozyten im Urin werden vor allem bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt oder Auffälligkeiten im Urin ermittelt. Hierzu ist in der Regel eine Urinprobe aus dem Mittelstrahl erforderlich.

Neben der mikroskopischen Untersuchung können in beiden Fällen auch Teststreifen als Schnelltests zum Einsatz kommen.

Wie hoch ist der normale Leukozytenwert im Blut?

Der normale Laborwert für Leukozyten im Blut ist abhängig vom Lebensalter und kann nach einer Blutentnahme im Labor bestimmt werden. Die Angabe erfolgt meist in Zellen/µl, also Anzahl der Zellen pro Mikroliter Blut.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Normwerte, wobei es von Labor zu Labor geringfügige Abweichungen bei den Normalwerten geben kann.

AlterNormalwert
1 bis 5 Jahre5.000 bis 17.000 Zellen/µl
6 bis 11 Jahre4.300 bis 13.500 Zellen/µl
12 bis 16 Jahre4.500 bis 13.000 Zellen/µl
ab 17 Jahren4.000 bis 10.000 Zellen/µl

Oft erfolgt die Angabe auch in Zellen/nl also Zellen pro Nanoliter Blut. Dann muss der Wert jeweils durch 1.000 geteilt werden.

Wann sind die Leukozyten zu hoch?

Eine erhöhte Anzahl an Leukozyten (Leukozytose) im Blut liegt vor, wenn die in der Tabelle aufgeführten Normwerte überschritten werden. Die Leukozytose kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen und Krankheiten entstehen, von denen im Folgenden wichtige Beispiele genannt werden sollen:

  • Ein häufiger Grund für erhöhte Leukozyten im Blut ist eine Infektion. Egal ob eine Grippe, ein Harnwegsinfekt oder eine Herzmuskelentzündung, jede dieser Infektionen kann mit einer Leukozytose im Blutbild einhergehen.
  • Bei Rauchern sind die Leukozyten häufig leicht erhöht.
  • Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel aus dem Kreis der rheumatischen Erkrankungen, können eine Ursache sein. Ein Beispiel ist die rheumatoide Arthritis, eine entzündliche Krankheit, die vor allem die Gelenke betrifft.
  • Auch Medikamente können der Auslöser sein. Zu diesen zählen unter anderem die Steroide, wie zum Beispiel das Mittel Budesonid, welches im Rahmen der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn eingesetzt wird
  • Eine vorliegende Schwangerschaft kann zu erhöhten Leukozyten-Spiegeln führen.
  • Ein Zelluntergang im Rahmen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls kann der Grund sein.
  • Tumorerkrankungen, darunter auch der Blutkrebs (Leukämie), können mit einer Leukozytose einhergehen.

Erhöhte Leukozyten durch Rauchen kommen häufig vor, ein weiterer häufiger Grund sind Infektionen jeder Art. Das große Blutbild gibt zudem Aufschluss darüber, welche Formen der weißen Blutkörperchen besonders stark erhöht sind. Liegt beispielsweise eine Monozytose, also ein erhöhtes Auftreten der Monozyten vor, so kann das für das Vorliegen eines Pfeifferschen Drüsenfiebers sprechen. Eine erhöhte Anzahl eosinophiler Granulozyten kann beispielsweise im Rahmen von Allergien auftreten.

Leukozytose heißt nicht unbedingt Leukämie

Viele assoziieren mit erhöhten Leukozyten das Vorliegen einer Leukämie. Diese geht jedoch nicht immer mit einer erhöhten Leukozytenzahl, sondern auch in einigen Fällen mit einer normalen oder verminderten Anzahl einher. Nur 60 Prozent der Betroffenen einer akuten Leukämie weisen die klassische Leukozytose auf.

Äußern kann sich eine Leukämie durch Symptome wie einen ungewollten Gewichtsverlust, starken Nachtschweiß mit notwendigem Wechsel der Kleidung in der Nacht und Fieber. Außerdem fühlen sich Betroffene oft schwach, sind sehr blass und haben eine Blutungsneigung. Die Blutungsneigung kann sich zum Beispiel durch punktförmige Blutungen unter der Haut oder häufige Blutergüsse und Nasenbluten zeigen.

Auch im Blutbild können weitere Veränderungen, wie eine verminderte Anzahl roter Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) vorliegen, welche für die Müdigkeit und Blässe sowie die Blutungsneigung verantwortlich sind.

Leukozyten zu hoch – was hilft?

Ist der Laborwert der Leukozyten erhöht, sollte die Ursache hierfür abgeklärt werden. Diese kann unter anderem mithilfe weiterer Blutwerte oder durch die Symptome ermittelt werden. Eine notwendige Behandlung richtet sich schließlich nach dem festgestellten Auslöser.

Leicht erhöhte Werte bei Rauchern, ohne Symptome bei sonst unauffälligem Blutbild, haben meist keine medizinische Bedeutung. Es wird natürlich trotzdem empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Liegt eine Infektion vor, so muss diese entweder mit Medikamenten behandelt oder lediglich auskuriert werden. Das hängt davon ab, welche Keime die Ursache sind:

  • Sind Bakterien die Auslöser, so können je nach Schwere der Erkrankung Antibiotika eingenommen werden.
  • Sind Viren die Auslöser, so kann die Erkrankung oft nur symptomatisch behandelt werden. Das bedeutet, die Therapie hängt von den Symptomen der Betroffenen ab, sodass beispielsweise schmerzlindernde oder fiebersenkende Medikamente verabreicht werden.

Ist die Infektion abgeklungen, dann sollte auch der Blutwert der Leukozyten wieder normwertig werden.

Auch die anderen aufgeführten Krankheitsgruppen, wie Autoimmunerkrankungen oder Tumorerkrankungen, haben ihre individuellen Therapien, die mit einem*einer Arzt*Ärztin besprochen werden sollten.

Was ist, wenn man zu wenig Leukozyten hat?

Einen zu niedrigen Wert an Leukozyten im Blut bezeichnet man als Leukopenie oder Leukozytopenie. Auch hierfür gibt es zahlreiche potenzielle Ursachen, im Folgenden sollen einige Beispiele genannt werden:

  • Infektionskrankheiten können auch hier die Ursache sein. Das liegt daran, dass im Rahmen von Infekten viele Leukozyten für die Immunabwehr verbraucht werden, was letztendlich zu einem Mangel dieser führen kann.
  • Außerdem können auch in diesem Fall Medikamente die Ursache sein. Clozapin und das Schmerzmedikament Metamizol (Novalgin®) sind Beispiele für Medikamente, die in sehr seltenen Fällen eine sogenannte Agranulozytose auslösen können. Diese bezeichnet einen nahezu vollständigen Mangel an den Granulozyten, einer Unterform der weißen Blutkörperchen.
  • Auch ein Mangel an Vitamin B12 kann ursächlich sein. Zudem kann ein Mangel an dem Vitamin unter anderem zu Erschöpfungszuständen und Empfindungsstörungen in den Beinen führen.
  • Eine Bestrahlung im Rahmen einer Tumorerkrankung kann das Knochenmark schädigen. Da dort die Leukozyten gebildet werden, kann es zu einer Leukopenie kommen.

Da die weißen Blutkörperchen eine zentrale Rolle in der Immunantwort spielen, kann eine Leukopenie gefährlich werden. Ein Mangel an Leukozyten kann demnach zu einer höheren Anfälligkeit für Infekte führen.

Was tun bei einem niedrigen Wert der Leukozyten?

Wie auch im Falle der Leukozytose ist die Therapie der Leukopenie abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Liegt beispielsweise ein Mangel an Vitamin B12 vor, so kann dieses in Form von Tabletten oder Spritzen ergänzend verabreicht werden.

Ist dagegen ein Medikament die Ursache, dann sollte dieses nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden.

Wie hoch ist der normale Leukozytenwert im Urin?

Im Urin beträgt der Normwert 0-5 Zellen/µl (Zellen pro Mikroliter). Der Wert kann durch eine Urinprobe bei einem*einer Arzt*Ärztin ermittelt werden. Eine erhöhte Ausscheidung über den Urin wird als Leukozyturie bezeichnet.

Wann sind die Leukozyten im Urin erhöht?

Eine erhöhte Anzahl an Leukozyten im Urin hat meist einen Infekt der Nieren und/oder ableitenden Harnwege zur Ursache. Zu diesen Infektionen zählt zum Beispiel die Blasenentzündung, welche sich vor allem durch Brennen beim Wasserlassen und das häufige Bedürfnis, auf die Toilette gehen zu müssen, äußern kann. Breitet sich ein solcher Infekt weiter auf das Nierenbecken aus, so klagen Betroffene häufig über Schmerzen in den Flanken und Fieber. Man spricht dann von einer Nierenbeckenentzündung.

Bei Männern kann auch ein Infekt der Prostata oder Nebenhoden dahinterstecken.

Was tun gegen erhöhte Leukozyten im Urin?

Eine Blasenentzündung, die oft ursächlich für die erhöhte Anzahl der Leukozyten ist, kann rein symptomatisch oder antibiotisch behandelt werden.

Sind die Leukozyten im Urin in der Schwangerschaft erhöht oder ist das Nierenbecken mitbetroffen, dann sollte die Behandlung mit einem Antibiotikum erfolgen. Außerhalb der Schwangerschaft empfiehlt sich in leichten Fällen die symptomatische Therapie, bei der die Trinkmenge erhöht und bei Bedarf Schmerzmedikamente eingenommen werden können. Bei stärkeren Beschwerden können auch hier Antibiotika eingesetzt werden.

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