Transferrin und Transferrinsättigung: Das sagen die Werte aus
Der Transferrinwert und die Transferrinsättigung sind wichtige Laborwerte, wenn es darum geht, einen Eisenmangel oder eine Eisenüberladung zu diagnostizieren. Doch was ist Transferrin eigentlich und was sagt die sogenannte Transferrinsättigung aus? Wie werden die Laborwerte erhoben, welche Werte sind normal und welche Erkrankungen können dahinterstecken, wenn die Werte zu hoch oder zu niedrig sind? Wir erklären Ihnen alles Wichtige zu den beiden Laborwerten.
Was ist Transferrin?
Transferrin ist ein Eiweiß – ein Protein – das in der Leber gebildet wird. Es transportiert im Blut Eisen, genauer gesagt dreifachpositiv geladene Eisenionen. Das Eisen wird vom Körper zur Bildung von sogenannten Hämgruppen benötig. Diese dienen unter anderem im Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, zum Sauerstofftransport. Wird ein hämhaltiges Eiweiß abgebaut, kann das Eisen häufig recycelt werden und bindet, um zu seinem neuen Bestimmungsort zu kommen, wieder an Transferrin.
Das Transferrin ist somit ein Transportprotein. Es dient nicht der Speicherung von Eisen im Körper. Diese Aufgabe übernimmt das Ferritin.
Wo ist der Unterschied zwischen Transferrin und Transferrinsättigung?
Transferrin ist ein Protein, dessen Konzentration im Blut, genauer im Serum, bestimmt werden kann. Dieser Wert ist aber nicht aussagekräftig.
Daher sollte man auch die Transferrinsättigung (TfS oder Tf-Sat, englisch auch TSAT) berechnen. Sie gibt an, welcher prozentuale Anteil des Transferrins mit Eisen beladen ist. Zur Errechnung der Sättigung ist zusätzlich zur Bestimmung der Transferrinkonzentration (Transferrin pro Milliliter Blut) auch die des Eisenspiegels notwendig.
Die Formel zum Berechnen der Transferrinsättigung lautet:
Transferinsättigung (in %) = Eisenwert im Serum (in µg/dl) / Transferrinwert (in mg/dl) x 70,9
Was sagen der Transferrinwert und die Transferrinsättigung aus?
Die Transferrinkonzentration im Blut und die Transferrinsättigung hängen eng mit dem Eisenspiegel des Körpers zusammen. Von Ärzten*Ärztinnen werden beide Laborwerte zusammen mit dem Eisenwert anhand einer Blutprobe im Serum bestimmt, um einen Eisenmangel oder eine Eisenüberladung festzustellen.
Die Transferrinkonzentration alleine hat dabei eine geringe Aussagekraft, da sie sich erst bei sehr starken Veränderungen des Eisenspiegels ändert. Die Transferrinsättigung ist das aussagekräftigere Maß für Änderungen der Eisenwerte.
Welche Laborwerte sind in diesem Zusammenhang noch wichtig?
Weitere wichtige Blutwerte bei Verdacht auf Störungen des Eisenstoffwechsels sind Ferritin (das Speichereiweiß für Eisen), der rote Blutfarbstoff Hämoglobin und die beiden Werte MCV (mittleres korpuskuläres Volumen) und MCH (mittleres korpuskuläres Hämoglobin), die Maße für die Größe und den Hämoglobingehalt der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sind.
Darüber hinaus kann auch die Menge der löslichen Transferrinrezeptoren (TfR oder sTfR) im Blut bestimmt werden. Dieser Rezeptor sitzt an der Oberfläche der Zellen und wird benötigt, um das Eisen zu binden und aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Die Ermittlung der löslichen Transferrinrezeptoren erfolgt nur in komplizierten Fällen. Sie gehören also nicht zu den Werten, die üblicherweise bestimmt werden, um eine Störung des Eisentransports zu diagnostizieren.
Wie hoch muss die Transferrinsättigung sein?
Der Normbereich der Transferrinsättigung liegt bei Erwachsenen zwischen 16 und 45 Prozent. Bei Kindern variiert der Normbereich je nach Alter. Mitunter kann auch das Geschlecht eine Rolle spielen. Eine Auswahl finden Sie in der Tabelle. Je nach Labor und Messmethode können die Normbereiche für den Blutwert jedoch leicht schwanken.
Alter | Normale Transferrinsättigung |
Frühgeborene | 11,4 - 44,2 % |
reife Neugeborene | 29,4 - 46 % |
1 - 5 Jahre | 7 - 44 % |
6 - 9 Jahre | 17 - 42 % |
10 - 14 Jahre, männlich | 2 - 40 % |
10 - 14 Jahre, weiblich | 11 - 36 % |
14 - 19 Jahre | 6 - 33 % |
ab 19 Jahre | 16 - 45 % |
Was bedeutet eine niedrige Transferrinsättigung?
Ist die Transferrinsättigung zu niedrig, sind weniger Transferrine mit Eisen beladen als normalerweise. Das spricht für einen niedrigen Eisenspiegel, also einen Eisenmangel. Ein Eisenmangel macht sich vor allem durch Symptome einer Blutarmut (Anämie) bemerkbar. Hierzu zählen:
- geringe körperliche Belastbarkeit
- Herzrasen und Atemnot (insbesondere unter Belastung)
- Müdigkeit
- Schwäche
- Blässe
Außerdem kann eine Eisenmangelanämie zu Haarausfall, Aphten an der Mundschleimhaut, eingerissenen Mundwinkeln und Konzentrationsschwäche führen. Mit der Gabe von Eisen lässt sich der Eisenwert gut steigern und eine Blutarmut therapieren. Bei einem leichten Eisenmangel können mitunter auch eisenhaltige Lebensmittel helfen, die Eisenwerte zu erhöhen.
Was bedeutet eine zu hohe Transferrinsättigung?
Eine zu hohe Transferrinsättigung spricht für das Gegenteil eines Eisenmangels, also eine Eisenüberladung. Das heißt, dass im Körper zu viel Eisen vorhanden ist.
Zu der Überladung mit Eisen kann es kommen, wenn ein Mensch im Rahmen einer schweren Erkrankung viele Bluttransfusionen bekommt, da in diesen auch immer Eisen enthalten ist. Außerdem gibt es eine genetische Erkrankung, die Hämochromatose, bei der zu viel Eisen aus dem Darm aufgenommen wird. Auch bestimmte Formen der Anämie (Blutarmut) können zu einem erhöhten Eisenspiegel führen und gehören somit zu den möglichen Ursachen. So ist beispielsweise zu Beginn der megaloblastären Anämie, die durch einen Folsäure- und Vitamin-B12-Mangel ausgelöst wird, die Transferrinsättigung erhöht.
Problematisch am erhöhten Eisenspiegel im Serum ist, dass sich das nicht benötigte Eisen in schwerlöslicher Form, dem Hämosiderin, in den Organen – besonders häufig in der Leber – ablagert und so zu Schäden und einer geminderten Funktion führen kann. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, wie zum Beispiel Potenzstörungen, bronzefarbener Haut oder einem Diabetes mellitus. Häufig kommt es zu einer Leberzirrhose und einer entsprechend eingeschränkten Leberfunktion mit unter anderem erhöhter Blutungsneigung.
Normwerte für die Transferrinkonzentration
Die Transferrinkonzentration bei Erwachsenen sollte zwischen 200 und 400 Milligramm pro Deziliter Blutserum liegen. Auch sie variiert im Kindesalter und kann je nach Labor und Messmethode andere Grenzwerte haben. Die folgende Tabelle zeigt den Referenzbereich:
Alter | Normale Transferrinwerte |
bis 2 Wochen | 158 - 268 mg/dl |
bis 6 Monate | 202 - 302 mg/dl |
bis 1 Jahr | 261 - 353 mg/dl |
bis 14 Jahre | 240 - 360 mg/dl |
Erwachsene | 200 - 400 mg/dl |
Wann ist der Transferrinwert zu hoch?
Anders als die Transferrinsättigung ist die Transferrinkonzentration bei einem Eisenmangel zu hoch. Der Körper versucht, den Eisenmangel auszugleichen, indem er mehr Transportproteine zur Verfügung stellt, die theoretisch auch mehr Eisen transportieren könnten.
In der Schwangerschaft ist ein erhöhter Transferrinwert normal. Bestimmte Medikamente beziehungsweise Hormone können den Transferrinwert ebenfalls erhöhen. So führt die Einnahme von Östrogen, der Pille (orale Kontrazeption) und von Schilddrüsenhormonen (Thyroxin) beispielsweise im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis zu erhöhten Transferrinwerten.
Was bedeutet es, wenn das Transferrin erniedrigt ist?
Zu niedrige Transferrinkonzentrationen können verschiedene Ursachen haben. Zum einen zeigt ein niedriger Transferrinwert eine Eisenüberladung an, zum Beispiel im Rahmen einer Hämochromatose (einer genetischen Erkrankung) oder bei häufigen Bluttransfusionen.
Außerdem reagiert Transferrin als ein sogenanntes Anti-Akute-Phase-Protein. Das heißt, dass es in der akuten Phase von Erkrankungen, Entzündungen oder Verletzungen vermindert gebildet wird. In dieser Phase ist die Konzentration also nicht aussagekräftig für den Eisenspiegel.
Auch bei Lebererkrankungen wie beispielsweise einer Leberzirrhose ist der Transferrinwert erniedrigt, da die Leber nicht mehr ausreichend Transferrin bilden kann.