Aktivkohle-Pulver und Kapsel
© istockphoto, Tuckraider

Gesund und schön dank Aktivkohle?

Von: TB, Silke Schwertel (geb. Hamann) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.11.2018

Aktivkohle, auch bekannt als medizinische Kohle, ist eines der ältesten bekannten Arzneimittel. Bereits frühe Zivilisationen wie die Griechen und Ägypter wussten um ihre Wirkung. Und auch heute findet sich medizinische Aktivkohle, ob gepresst oder als Kapseln, in jeder gut sortierten Hausapotheke. Aktivkohle kommt nicht nur bei Magen-Darm-Problemen und Detox-Kuren zum Einsatz, sondern wird auch in Kosmetik-Produkten verwendet. Wissenswertes über Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Aktivkohle verraten wir Ihnen hier.

Was ist Aktivkohle?

Bei Aktivkohle handelt es sich um Kohlenstoff, der in hohem Maße porös ist. Er besitzt also die Eigenschaft, offenporig wie ein Schwamm zu sein und in kleinste Teile zu zerfallen. Auf diese Weise entfaltet er eine große Oberfläche. 

Daraus ergibt sich nun jene für die Aktivkohle charakteristische Fähigkeit zur sogenannten Adsorption. Das heißt, die Kohlenstoffpartikel sind in der Lage, andere Stoffe wie etwa Toxine, Chemikalien oder auch Geruchsmoleküle an ihrer Oberfläche an sich zu binden.

Medizinische Aktivkohle wird mehrheitlich aus pflanzlichen Rohstoffen wie Torf, Baumrinde oder Nussschalen gewonnen.

Aktivkohle bei Magen-Darm-Beschwerden

Medizinische Kohle ist speziell für ihre Anwendung bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts bekannt. Zu nennen wären hier beispielsweise die Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe) oder Lebensmittelvergiftungen.

Auch bei harmloseren Beschwerden, die sich gelegentlich auf Reisen oder nach schweren Mahlzeiten einstellen, kann Aktivkohle Linderung verschaffen. Hierzu gehören:

Bei Durchfall mit Fieber sollte Aktivkohle jedoch nicht eingenommen werden.

Wie wirkt Aktivkohle bei Verdauungsproblemen?

Die Wirkung der Aktivkohle ist darauf zurückzuführen, dass sie die Auslöser der Symptome, wie etwa Bakterien oder Schadstoffe, an sich bindet. Auf diese Weise werden diese zunächst unschädlich gemacht und anschließend über den Stuhl aus dem Körper transportiert.

Hilfe bei Vergiftungen

Wurden Chemikalien oder toxische (giftige) Substanzen geschluckt, kann die nachträgliche Gabe von Aktivkohle helfen. Die Kohlenstoffpartikel sind in der Lage, diejenigen Bestandteile zu neutralisieren, die giftig sind. Die Adsorptionsfähigkeit des Kohlenstoffes verhindert so, dass die Toxine in den Blutkreislauf gelangen. 

Zu beachten ist hierbei, dass die Kohle möglichst schnell eingenommen werden sollte, die Dosierung ist dabei abhängig vom Körpergewicht. Aktivkohle ist zwar gegen viele, aber nicht gegen alle Gifte wirksam. Beispielsweise wirkt sie nicht bei Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln oder Ethanol.

Nebenwirkungen bei der Einnahme von Aktivkohle

Die medizinische Aktivkohle wirkt auf rein physikalische Art im Körper. Das heißt, sie wird unverändert wieder ausgeschieden. Daher existieren auch nur wenige Nebenwirkungen beziehungsweise Begleiterscheinungen. Bei übermäßiger Einnahme kann es etwa zu Verstopfungen oder auch Erbrechen kommen.

Unvermeidbar dagegen ist eine Schwarzfärbung des Stuhls, hervorgerufen durch die Kohlenstoffpartikel. Diese ist jedoch harmlos.

Aktivkohle bindet nicht nur schädliche Stoffe

Beachtet werden sollte allerdings, dass Aktivkohle in ihrer Wirkung nicht differenziert. Sie bindet Schadstoffe und Toxine ebenso wie Vitamine oder andere Nährstoffe

Auch die Neutralisierung von Medikamenten oder oralen Verhütungsmitteln (Pille) durch Aktivkohle ist nicht ausgeschlossen. Die Einnahme der Aktivkohle sollte daher in solchen Fällen mit zeitlichem Abstand zu den Medikamenten und nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker erfolgen.

Wie ist Aktivkohle einzunehmen?

Ausgiebiges Trinken ist das oberste Gebot, wenn Aktivkohle eingenommen wird. Denn nur in hinlänglich viel Flüssigkeit kann der Kohlenstoff optimal zerfallen und seine Wirkung entfalten. 

Medizinische Kohle ist in Form von Tabletten, Kapseln oder Pulver erhältlich. Aktivkohletabletten oder -kapseln können sowohl geschluckt als auch zuvor in einem Glas Wasser aufgelöst werden. Pulver kann ebenfalls einfach in Wasser gerührt werden.

Wie gesund ist Aktivkohle?

Gerade im Zusammenhang mit Entgiftungskuren, auch Detox genannt, kommt Aktivkohle immer häufiger zum Einsatz. Einem Smoothie oder anderem Getränk beigemengt, soll sie das Entschlacken und Abnehmen unterstützen. 

Diese Art der Verwendung stützt sich auf die Annahme, Aktivkohle würde sich auch auf einen gesunden Organismus positiv auswirken. Schadstoffe, die sich im Verdauungstrakt angereichert haben, sollen dank des Kohlenstoffes schneller aus dem Körper transportiert werden.

Wissenschaftlich belegt ist dieser Effekt jedoch nicht. Hinzukommt, dass die den Säften und Smoothies beigemengte Aktivkohle einen Teil der darin enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe bindet. So wird verhindert, dass diese eigentlich gesunden Inhaltsstoffe durch den Körper aufgenommen und verarbeitet werden können.

Mittel für mehr Schönheit?

Auch die Beauty-Industrie bewirbt Aktivkohle indessen als Wundermittel. Die Kohle ist beispielsweise in Produkten zur Hautreinigung und in Shampoos zu finden. Die Kosmetik-Branche macht sich hierbei ebenfalls die adsorbierende Eigenschaft der Kohlenstoffpartikel zu Nutze. Diese soll helfen, Haut und Haare von Verschmutzungen und Schadstoffe zu befreien. 

Allerdings sei stets zu einem Blick auf die Inhaltsstoffliste der betreffenden Produkte geraten. Dort sollte sich unbedingt der Begriff charcoal finden lassen. Andernfalls ist unter Umständen keine Aktivkohle, sondern lediglich ein schwarzer Farbstoff in der Kosmetik enthalten.

Aktivkohle für weiße Zähne

Auch Zahnpasta ist bisweilen mit Aktivkohle versetzt. Mit ihrer Hilfe sollen Zahnbeläge und Verfärbungen durch Rückstände von Wein, Tee und Kaffee abgetragen werden – so wenigstens lauten die Versprechungen der Anbieter von Zahnpasta mit Aktivkohle. 

Dass die Verwendung von Aktivkohle tatsächlich für weiße Zähne sorgt, ist nicht bewiesen. Zudem raten Mediziner vom Zähneputzen mit Aktivkohlepulver oder -paste ab, da noch nicht geklärt ist, ob der Zahnschmelz durch das "Schrubben" geschädigt wird.

Mit Aktivkohle gegen Mitesser

Wem der Kauf von Beauty-Produkten zu teuer ist oder wer seine Kosmetik lieber selbst anrührt, der kann mit Aktivkohle ganz leicht in der heimischen Küche eine Gesichtsmaske gegen unreine Haut herstellen. Die benötigten Zutaten für eine Maske mit Aktivkohle sind:

  • 1 Tablette Aktivkohle
  • 15 Gramm Weizenmehl
  • 125 Milliliter Wasser

Die Zutaten werden zu einer einheitlichen Masse vermengt und anschließend auf die T-Zone aufgetragen. Ist die Maske auf der Haut getrocknet, sollte sie sich abziehen lassen und die Gesichtspartie von etwaigen Mitessern befreien.

Einen allzu großen Effekt sollte man sich jedoch von der Aktivkohle-Maske nicht versprechen, denn auch zur Wirksamkeit von Aktivkohle für die Haut fehlen noch Belege durch wissenschaftliche Studien.

Wo ist Aktivkohle erhältlich?

Medizinische Aktivkohle gibt es in der Apotheke zu kaufen. Auch in Drogerien und gut sortierten Supermärkten sind entsprechende Präparate erhältlich.

Stets lohnt sich allerdings ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Dort kann sich etwa der Hinweis über Spuren von Laktose finden. Patienten mit einer Laktoseintoleranz sollten daher beim Kauf besonders aufmerksam sein.

Wofür wird Aktivkohle außerdem verwendet?

Außerhalb der medizinischen Anwendung kommt Aktivkohle auch als Filter zum Einsatz. Solche Aktivkohlefilter finden sich beispielsweise in Wasserfiltern für Trinkwasser, im Aquarium, als Innenraumfilter im Auto, in Atemschutzmasken oder auch in Zigaretten. Außerdem wird Aktivkohle auch als Farbstoff E 153 in Lebensmitteln verwendet.

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