Schale mit Heilerde
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Heilerde: Wirkung und Anwendung des Naturheilmittels

Von: Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.09.2024

Heilerde kommt als Naturkosmetik und Naturheilmittel schon seit der Antike zum Einsatz. Als Kapseln, Maske, Paste oder Granulat ist das pflanzliche Produkt heute zur äußerlichen Anwendung für Haut und Haare oder zur innerlichen Anwendung bei allerlei Beschwerden erhältlich. Wir erklären, für was Heilerde alles gut ist, inwiefern Heilerde tatsächlich eine gesundheitliche Wirkung innewohnt und wie sie zu verwenden ist.

Was ist Heilerde?

Heilerde besteht aus einem mineralischen Pulver. Dieses wird aus Löss gewonnen – einer gelblichen Lehmart, die aus den Resten eiszeitlicher Gletscher stammt – und dann getrocknet und gemahlen. Zu den chemischen Bestandteilen gehört vor allem Aluminiumsilikat, aber auch Mineralstoffe, wie Calcium, Kalium und Magnesium, Sauerstoffmoleküle und Spurenelemente, wie Eisen und Zink, sind in Heilerde enthalten. Aufgrund ihrer Fähigkeit, andere Stoffe zu binden, kommt sie neben ihrer Verwendung als pflanzliches Arzneimittel auch als Trockenmittel oder in Tierfutter vor.

Im medizinischen Kontext gibt es Heilerde in unterschiedlich fein zermahlenen Zuständen und gegebenenfalls mit beigemischten Zusätzen wie ätherischen Ölen in Drogeriemärkten und Reformhäusern zu kaufen. Einige dieser Produkte zur innerlichen Anwendung gegen Sodbrennen oder Durchfall haben eine Zulassung als Arzneimittel und sind daher ausschließlich in der Apotheke erhältlich.

Wirkung von Heilerde

Die mineralische Erde wird zwar seit Jahrhunderten in der Volksheilkunde genutzt, jedoch ist ihre Wirksamkeit bis heute nicht wissenschaftlich belegt. Es werden ihr jedoch entgiftende und entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt: Hersteller von Heilerde-Produkten erklären die angeblich entgiftende Wirkung mit der besonderen chemischen Zusammensetzung von Heilerde. Diese wirke wie ein Schwamm und soll dadurch schädliche Stoffe binden und so aus dem Körper abtransportieren können. Bei Magen-Darm-Beschwerden soll Heilerde beispielsweise die Magensäure binden und neutralisieren können und so bei Sodbrennen helfen sowie bei Durchfall quellend wirken und dadurch den Kot verfestigen. Auch wenn es an wissenschaftlichen Belegen mangelt, haben viele Anwender*innen positive Erfahrungen mit der Nutzung von Heilerde in gerade diesen Bereichen gemacht.

Auch einen antibakteriellen und entzündungshemmenden Effekt soll Heilerde haben, weshalb sie zur Wundversorgung oder bei Entzündungen zum Einsatz kommt.

Aber Achtung: Bei offenen, nässenden oder eitrigen Wunden oder Entzündungen mit offenen Hautstellen ist Vorsicht geboten. Heilerde ist nicht steril und nicht als Medikament zur Wundtherapie zugelassen. Sie kann die Wundheilung unter Umständen verzögern oder die Wunde sogar verschlimmern beziehungsweise zu Infektionen führen. In solchen Fällen soll deshalb immer ein*e Arzt*Ärztin zurate gezogen werden.

Für was ist Heilerde alles gut?

Heilerde kann sowohl äußerlich als auch innerlich verwendet werden. Beim Kauf eines Präparates mit Heilerde sollte genau nachgelesen werden, ob es zum äußerlichen oder innerlichen Gebrauch bestimmt ist. Denn es gibt keinen einheitlichen Rahmen für die Rezeptur und je nach Anwendungsgebiet und Hersteller ist das Produkt unterschiedlich zusammengesetzt. Unter Umständen kann eine Erstverschlimmerung auftreten, bevor Heilerde die gewünschte Linderung verschafft. Das heißt, dass die Beschwerden vorübergehend sogar zunehmen können.

Äußerliche Anwendung

Bei der äußerlichen Anwendung wird das mineralische Pulver meist mit Wasser vermischt und zu einer Paste angerührt, die dann beispielsweise als Gesichtsmaske oder Wickel dient.

  • Die antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung soll besonders bei Hautproblemen zutage treten und so gegen Pickel und Akne helfen. Am Ende des Artikels ist auch eine Anleitung zu finden, wie man eine Maske selber machen kann.
  • Die bindenden Eigenschaften von Heilerde sollen bei fettigen Haaren den überschüssigen Talg aufnehmen und abtransportieren können. Bei schuppiger oder gereizter Kopfhaut kann die Erde ebenfalls Linderung verschaffen.
  • Heilerde soll die Heilung von Wunden, Ekzemen oder Pilzerkrankungen unterstützen können. Auf keinen Fall sollte Heilerde aber auf offene Wunden oder offene Hautstellen aufgetragen werden, da dies zu Infektionen führen kann.
  • Auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich soll eine Spülung mit Heilerde Abhilfe schaffen können.

Innerliche Anwendung

Für den innerlichen Gebrauch wird Heilerde in Form von Kapseln, Granulat oder Pulver verkauft. In dieser Form soll sie vor allem aufgrund der binden Eigenschaften der in Heilerde enthaltenden Substanzen bei etlichen gesundheitlichen Problemen helfen:

  • zur Linderung von Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Sodbrennen, Durchfall, Reizdarm, Reizmagen und Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut)
  • zur Darmsanierung im Sinne einer Entgiftung und Entschlackung des Darms
  •  zur Behandlung von entzündlichen Gelenkschmerzen
  • zur Senkung der Cholesterinwerte im Blut (Um Cholesterin, Fette und Schadstoffe aus der Nahrung zu binden, sollte man die Heilerde zu den Mahlzeiten zu sich nehmen.)

Für die beiden Indikationen Durchfall und säurebedingte Magenbeschwerden besitzen einige Heilerde-Produkte eine Zulassung als traditionell angewandtes Arzneimittel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Arzneimitteln muss dazu kein Wirksamkeitsnachweis erfolgen – es reicht ein Hinweis auf eine traditionelle Nutzung. Es gibt deshalb für die aufgelisteten Anwendungsgebiete auch keine wissenschaftlichen Belege für eine heilende Wirkung von Heilerde.

Auch, dass Heilerde beim Abnehmen oder bei einer Histaminunverträglichkeit unterstützen soll, ist nicht erwiesen. Bei den genannten Beschwerden ist es zudem ratsam, sich ärztlich behandeln zu lassen.

Dosierung und Einnahme von Heilerde

Möchte man Heilerde anwenden, sollte man immer auf der Verpackung oder im Beipackzettel nachlesen, wie das gekaufte Produkt einzunehmen ist, welche Dosierung empfohlen ist und ob eventuell sonst noch etwas zu beachten ist.

Bei der äußerlichen Anwendung wird das Pulver mit Wasser vermischt, gegebenenfalls mit weiteren Zusätzen wie Öl oder Honig angereichert und dann auf die betroffene Hautstelle aufgetragen.

Möchte man Heilerde innerlich zu sich nehmen, kann man entweder Pulver in Wasser einrühren und trinken oder aber bequem auf Granulat oder Kapseln zurückgreifen, die lediglich heruntergeschluckt werden müssen. In der Regel empfehlen die Hersteller, Heilerde morgens auf nüchternen Magen und abends vor dem zu Bett gehen einzunehmen. Bei Bedarf, wie etwa um Cholesterin aus der Nahrung zu binden, sollte man das Heilerde-Produkt zum Essen verzehren.

Bei der Einnahme von Heilerde – vor allem als Kapseln – wird oft zu wenig Flüssigkeit dazu getrunken. Dies sollte vermieden werden, denn die stark bindende Eigenschaft der Erde kann sonst eine Verstopfung oder in seltenen Fällen sogar einen Darmverschluss verursachen.

Kann man täglich Heilerde einnehmen?

Eine tägliche innerliche Anwendung von Heilerde sollte besser vermieden werden. Denn in seltenen Fällen kann es bei einer langfristigen und hoch dosierten Einnahme wegen der enthaltenen Silikate zu einer Entzündung der Nieren kommen.

Wann darf man Heilerde nicht nehmen?

Heilerde gilt allgemein als gut verträglich und nicht als ungesund. Nichtsdestotrotz sollte man ein paar Dinge beachten: Wer Medikamente zu sich nimmt, sollte sich vor einer innerlichen Heilerde-Anwendung ärztlich beraten lassen, da das Risiko einer Wechselwirkung besteht.

Außerdem ist es möglich, dass bestimmte Wirkstoffe des Arzneimittels von der Heilerde im Magen-Darm-Trakt gebunden und somit wieder ausgeschieden werden, bevor sie in die Blutbahn gelangen konnten. Darum sollte man stets mehrere Stunden zwischen einer Medikamenteneinnahme und einer innerlichen Anwendung von Heilerde abwarten.

In der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollte auf eine innere Heilerde-Anwendung aufgrund des hohen Aluminiumgehalts verzichtet werden. Zudem sind Hersteller beim Verkauf von Heilerde zu keiner Reinheitsprüfung verpflichtet, weshalb das – wenn auch geringe – Risiko einer Verunreinigung besteht.

Heilerde-Maske selber machen

Eine Heilerde-Maske kann man entweder fertig kaufen oder einfach selbst herstellen. Der Vorteil einer eigens hergestellten Maske ist, dass man selbst je nach Vorlieben und individuellem Hauttyp bestimmen kann, welche Zusätze ansonsten enthalten sein sollen. Um die Haut optimal auf die Gesichtsmaske vorzubereiten, sollte man sich abschminken und das Gesicht reinigen. Wer möchte, kann mit Wasserdampf auch noch seine Poren öffnen, damit die Wirkstoffe der Heilerde besser in die Haut eindringen können. Als Basis der Maskenzubereitung empfiehlt sich naturreines Heilerde-Pulver.

Zutaten für eine Maske für fettige Haut:

  • fünf Teelöffel Heilerde
  • zwei Teelöffel Wasser
  • ein Teelöffel Honig

Mischen Sie Heilerde und Wasser in einer Schale, geben Sie dann den Honig hinzu und verrühren Sie alles miteinander, bis eine möglichst klumpenfreie Masse entsteht. Die Paste können Sie anschließend auf das Gesicht auftragen. Dabei sollten Sie Augen- und Mundpartie aussparen. Die Maske dann für etwa 15 Minuten einwirken lassen. Danach können Sie die Reste mit lauwarmen Wasser abspülen. Da Heilerde der Haut Feuchtigkeit entzieht, sollte im Anschluss eine Feuchtigkeitscreme aufgetragen werden. Zusätzlich kann man bei trockener Haut der Mischung Jojobaöl oder Mandelöl beifügen, um die Haut mit genügend Feuchtigkeit zu versorgen.

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