Löwenzahn
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Löwenzahn essen – gesund oder giftig?

Von: Jasmin Rauch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.04.2022

Löwenzahn wächst in vielen Gärten, auf Waldlichtungen und am Straßenrand. Die leuchtend gelbe Blume ist aufgrund ihrer großen Verbreitung und ihrer hartnäckigen Wurzeln nicht überall beliebt und daher oft als "Unkraut" verschrien. Dabei kann man Löwenzahn auch essen. Und nicht nur das: Er ist sogar äußerst gesund und kann eine schmackhafte Ergänzung von vielen Gerichten sein. Vom sogenannten Löwenzahn-Honig über Salat, Gelee und Kaffee – die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten für die Pflanze ist groß. Wie kann man Löwenzahn zubereiten, sind alle Teile der Pflanze ungefährlich und mit welchen Inhaltsstoffen kann Löwenzahn punkten?

Kann man Löwenzahn essen oder ist er giftig?

Löwenzahn ist weit verbreitet und vielen Menschen im eigenen Garten ein Dorn im Auge. Doch Löwenzahn ist nicht nur für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten ein wichtiger Pollen- und Nektarlieferant – auch für die heimische Küche kann der Löwenzahn in vielen Rezepten verwendet werden.

Denn trotz gegenteiliger Gerüchte ist die gesamte Pflanze nicht giftig: Sowohl Blüten als auch Blätter und sogar die Wurzeln werden in der Küche verwendet. Die Blütenstiele sind zwar nicht gesundheitsschädlich, sie eignen sich aber geschmacklich und aufgrund ihrer Konsistenz nicht zum Kochen.

Milchsaft im Blütenstiel: Ist er schädlich?

Auch der im Stil enthaltene weiße Milchsaft ist entgegen der landläufigen Meinung nicht giftig. Er kann aber auf Haut und Kleidung unschöne, rot-braune Flecken hinterlassen. In der Regel lassen sich frische Flecken mit Wasser und Seife gut von der Haut entfernen. Bei älteren Flecken kann der vorsichtige Einsatz einer Scheuerbürste helfen. Bei Kleidung soll die Vorbehandlung der Flecken mit Butter dafür sorgen, dass sie beim Waschen leichter rausgehen.

In seltenen Fällen kann der austretende Milchsaft bei Hautkontakt auch allergische Reaktionen, wie Juckreiz und Rötungen, auslösen.

Inhaltstoffe von Löwenzahn

Löwenzahn ist mit 29 Kilokalorien beziehungsweise 123 Kilojoule pro 100 Gramm sehr kalorienarm. Die Pflanze kann zudem mit unterschiedlichen Vitaminen und Mineralstoffen punkten.

So enthalten 100 Gramm Löwenzahn:

Etwa 76 Gramm Löwenzahn decken somit bereits den empfohlenen Tagesbedarf an Vitamin A bei einer erwachsenen, gesunden Person. Auch der Vitamin-C-Gehalt ist sehr hoch. Der Tagesbedarf von Erwachsenen liegt bei etwa 100 Milligramm.

Daneben stecken in Löwenzahn unter anderem Vitamin B3 und Vitamin B5 sowie Natrium und Phosphor.

Wirkung von Löwenzahn

Ein weiteres Merkmal von Löwenzahn sind die enthaltenen Bitterstoffe, unter anderem Taraxacin, Cumarine und Flavonoide. Diese können den Appetit und den Stoffwechsel anregen sowie die Verdauung fördern, da sie die Produktion von Speichel und Magensäure erhöhen.

Auch die Nieren- und Blasentätigkeit soll durch die Bitterstoffe angeregt werden, sodass insbesondere der Löwenzahntee als harntreibendes Mittel getrunken wird. Die Wirkung des Tees macht man sich auch bei Völlegefühl oder Verstopfung zu Nutze.

Viele Menschen verwenden Löwenzahn darüber hinaus aufgrund seiner verdauungsfördernden Eigenschaften zur Entschlackung. Auch der Ballaststoff Inulin, der in Löwenzahn enthalten ist, hat einen verdauungsfördernden Effekt, weil er unverdaut in den Dickdarm gelangt.

Kann der Verzehr von Löwenzahn auch schaden?

Bei übermäßigem Verzehr können die enthaltenen Bitterstoffe zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Magenschmerzen und Erbrechen führen. Ebenso können große Mengen von Inulin Verdauungsbeschwerden auslösen.

Zu beachten ist zudem, dass Löwenzahnblätter Oxalsäure enthalten. Diese kann in Verbindung mit im Körper enthaltenem Kalzium Ablagerungen bilden und so Blasen- und Nierensteine auslösen.

Löwenzahn sollte also nicht im Übermaß verzehrt werden. Personen mit Nierenproblemen, aber auch mit Gicht, Arthritis oder Rheuma sollten deshalb besser auf den Genuss von Löwenzahnblättern verzichten.

Für was wird Löwenzahn verwendet? Tipps zur Zubereitung

Die enthaltenen Bitterstoffe sorgen auch dafür, dass Löwenzahnblätter einen leicht bitteren Geschmack aufweisen. Insbesondere bei älteren Blättern ist dieser stärker ausgeprägt, jüngere Pflanzenblätter sind milder im Geschmack. Die Blüten des Löwenzahns haben ein süßliches Aroma.

Löwenzahnblätter kann man sowohl roh als auch gekocht verwenden. Beliebt sind sie als Bestandteil eines grünen Salats, aber auch in Pesto, Risotto oder als Alternative zu anderem Blattgemüse, wie Spinat, machen sie eine gute Figur.

Möchte man die Blätter kochen, sollte man sie zunächst waschen und dann in mundgerechte Stücke schneiden. In leicht gesalzenem Wasser können sie anschließend circa zehn Minuten gekocht werden.

Die Wurzeln können getrocknet und in einer Pfanne angeröstet werden. Anschließend können Sie sie zu einem Pulver mahlen, um daraus einen Aufguss herzustellen. Pro Tasse kann dann ein Teelöffel dieses Pulvers in einen Filter gegeben und mit heißem Wasser übergossen werden. So entsteht ein kaffeeähnliches Getränk.

Wer lieber Löwenzahntee trinken möchte, kann auf getrocknete oder frische Blätter zurückgreifen. Ein bis zwei Teelöffel sollten dabei für eine Tasse Tee verwendet werden. Die Ziehzeit beträgt etwa zehn Minuten.

Die Blüten des Löwenzahns können entweder roh gegessen werden, beispielsweise als farbenfrohes Topping im Salat, oder in Form von Löwenzahnsirup, Honig oder Gelee weiterverarbeitet werden.

Rezept: Löwenzahn-Gelee

Löwenzahn-Gelee schmeckt gut und hat eine schöne gelbe Farbe. Für etwa zwölf Gläser des leckeren Aufstrichs benötigen Sie folgende Zutaten:

  • 1 kg Gelierzucker im Verhältnis 2 plus 1
  • 2 Bio-Zitronen
  • 500 g Löwenzahnblüten
  • 1,5 l Wasser

Waschen Sie die Pflanzenteile gründlich und schütteln Sie sie trocken, beispielsweise mit einer Salatschleuder. Anschließend zupfen Sie die Blütenblätter ab. Es sollten möglichst keine grünen Blätter zwischen die Blütenblätter geraten, da sie den Geschmack beeinträchtigen.

Anschließend können Sie die Blüten in einen Topf geben. Füllen Sie diesen mit 1,5 Litern Wasser auf. Waschen Sie dann eine der Zitronen, schneiden Sie sie in Scheiben und geben Sie diese zu den Blütenblättern hinzu. Entfernen Sie vorher die Kerne, da diese einen bitteren Geschmack verursachen können.

Lassen Sie die Mischung circa drei Minuten aufkochen und dann über Nacht ziehen. Am nächsten Tag können Sie die Mischung in ein Baumwollküchentuch gießen und die Flüssigkeit durch das Tuch abseihen, sodass die festen Bestandteile im Tuch zurückbleiben.

Waschen Sie die zweite Zitrone und ziehen Sie mit einem Zestenreißer dünne Streifen der Zitronenschale ab. Kochen Sie dann die Flüssigkeit zusammen mit dem Gelierzucker und der Zitronenschale nach Packungsanweisung. Anschließend können Sie das Löwenzahn-Gelee in sterile Einmachgläser umfüllen.

Rezept für Löwenzahn-Honig

Bei Löwenzahn-Honig handelt es sich streng genommen nicht um "richtigen" Honig, der von Bienen hergestellt wird. Stattdessen bezeichnet der Begriff einen Sirup, der aus Wasser, Zitronen, Löwenzahnblüten und Zucker hergestellt wird. Er ist damit eine vegane Alternative zum Bienenhonig.

Die Zubereitung erfolgt ähnlich wie beim Löwenzahn-Gelee. Statt Gelierzucker wird allerdings normaler Zucker verwendet. Zudem muss der durch das Tuch abgeseihte Sud circa zwei bis drei Stunden einkochen, damit er eine dickflüssigere Konsistenz erhält. Auf 500 Gramm Löwenzahnblüten verwendet man zwei Liter Wasser sowie zwei Kilogramm Zucker.

Löwenzahnarten: Gewöhnlicher Löwenzahn weit verbreitet

Beim Löwenzahn handelt es sich nicht um eine einzelne Pflanze, sondern um eine ganze Pflanzengattung. Der lateinische Begriff für diese Gattung lautet Taraxacum. Unter diese Bezeichnung fallen weltweit etwa 400 verschiedene Löwenzahnarten, die wiederum zur botanischen Familie der Korbblütler gehören.

Am bekanntesten ist hierzulande der sogenannte Gewöhnliche Löwenzahn. Er hat kräftige, senkrecht nach unten wachsende Wurzeln, sogenannte Pfahlwurzeln, aus denen im Frühling etwa 20 Zentimeter lange, gezackte Blätter wachsen. Von diesen Zacken, die den Zähnen eines Löwen ähneln sollen, hat die Pflanze auch ihren Namen. Eine andere Erklärung ist, dass der gelbe Blütenkopf an eine Löwenmähne erinnert.

Der Stängel des Löwenzahns ist hohl, die darauf sitzende gelbe Blüte besteht aus einzelnen kleinen Blütenblättern und sogenannten Zungenblüten, also winzigen Einzelblüten. Bis zu 500 sind es pro Blüte. In den Wänden des Pflanzenstils ist weißer Milchsaft enthalten.

Ist die Blume später verblüht, werden die Samen des Löwenzahns mithilfe von Flughärchen durch den Wind weitergetragen – oder auch durch das Pusten von Menschen. Besonders Kinder kennen den Löwenzahn deshalb auch als "Pusteblume". Beliebt ist die Pflanze nicht nur bei Kindern – Weidekühe fressen Löwenzahn gern, weshalb er auch als "Kuhblume" bezeichnet wird.

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Löwenzahn ernten

Je nachdem, welche Bestandteile des Löwenzahns man essen möchte, sollte man unterschiedliche Zeiten bei der Ernte beachten. Die Blätter schmecken kurz nach dem Austrieb des Löwenzahns im April und Mai am mildesten, wenn sie noch hellgrün sind.

Die gelben Blüten des Löwenzahns erntet man ebenfalls am besten direkt nach dem Aufblühen, also zwischen April und Juni. Möchte man die Wurzeln verarbeiten, lassen sich diese am besten im Herbst mit einer Grabegabel aus der Erde holen.

Verwendet man Löwenzahn in der Küche, sollte man immer darauf achten, ihn nicht an Stellen zu pflücken, an denen er potenziell starker Verschmutzung ausgesetzt ist – etwa an einer Straße oder an einem gut besuchten Wanderweg.

Sicherheitshalber sollte man die Pflanzenteile vor der Verarbeitung aber in jedem Fall gründlich waschen.

Falscher Löwenzahn – hier besteht Verwechslungsgefahr

Bei Löwenzahn kann es mit einigen anderen Blumen zu Verwechslungen kommen.

Vorsicht geboten ist beim giftigen Kreuzkraut. Insbesondere die Blätter können mit denen von Löwenzahn verwechselt werden, da sie auch länglich und gezackt sind. Unterschieden werden können die beiden Pflanzen am besten an den Blüten: Kreuzkraut weist pro Stiel mehrere Blüten auf, Löwenzahn nur eine.

Sehr ähnlich sieht dem Gewöhnlichen Löwenzahn auch der sogenannte Schaftlöwenzahn oder Gewöhnliche Leuenzahn, der jedoch zur Gattung Leontodon gehört. Die Blüten sind etwas kleiner und die Stile dünner als beim Gewöhnlichen Löwenzahn. Der Schaftlöwenzahn im Gegensatz zum Kreuzkraut nicht giftig.

Löwenzahn kaufen und lagern

Wer Löwenzahn nicht selbst sammeln kann oder möchte, kann die Pflanze auch im Geschäft erwerben. In einigen Lebensmittelgeschäften, Bio-Läden oder auf dem Markt kann man Löwenzahn kaufen. Häufig wird er dann auch im Topf angeboten.

In ein feuchtes Tuch eingeschlagen bleibt die geerntete Pflanze einige Tage im Kühlschrank frisch. Alternativ kann man die Blüten und Blätter auch trocknen. Dazu werden die Blätter in Bündeln an einem schattigen und trocknen Ort aufgehängt. Die Blüten können (ohne Stängel) auf einer Unterlage ausgebreitet und so getrocknet werden.

Zum Einfrieren ist Löwenzahn weniger gut geeignet, da die Pflanzenteile aufgrund des Wassergehalts und der ohnehin schon weichen Konsistenz beim Auftauen matschig werden.