Schröpfen: Wie das Heilverfahren funktioniert
Das Schröpfen wird seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen eingesetzt. Unter anderem ist es Bestandteil der TCM, der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Indikationen reichen von Verspannungen am Rücken oder Muskelschmerzen über Nervenschmerzen bis hin zu seelischen Problemen. Was Schröpfen genau ist und wie die Behandlung mit den Schröpfgläsern funktioniert, erklären wir im Folgenden.
Was ist Schröpfen?
Schröpfen ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die über Jahrtausende hinweg in zahlreichen Kulturkreisen Anwendung gefunden hat und zu den ausleitenden Verfahren zählt. Heute wird Schröpfen in der Regel in Kombination mit weiteren Behandlungsverfahren eingesetzt.
Durch das Ansaugen der Haut mithilfe eines Schröpfglases kann das darunterliegende Gewebe gelockert werden. Daher wird das Schröpfen beispielsweise bei Muskelverspannungen und deren Folgen angewendet, wie etwa bei bestimmten Arten von Kopfschmerzen.
Wie geht Schröpfen?
Damit die Haut in das Glas gesaugt werden kann, muss darin vorher ein Vakuum erzeugt werden. Das geschieht traditionell durch Erhitzen der Schröpfgläser. Ein in Alkohol getränkter Wattebausch wird angezündet und in das Glas gehalten. Anschließend wird er wieder entfernt und das Glas auf die Haut gesetzt. Die Luft kühlt aus und ein Vakuum entsteht.
Mittlerweile gibt es jedoch auch spezielle Pumpvorrichtungen, die den Unterdruck im Glas erzeugen.
Die Form der Schröpfgläser erinnert an eine Glocke. Sie sind in verschiedenen Größen erhältlich und es gibt sie mittlerweile auch aus Kunststoff.
Für was ist Schröpfen gut?
Da das Schröpfen – auf Englisch Cupping – schon früh an vielen verschiedenen Orten auf der Welt praktiziert wurde, gibt es auch zahlreiche unterschiedliche Erklärungsansätze für seine Wirkung.
Wer von der westlichen Schulmedizin geprägt ist, kann sich wohl am ehesten mit der Erklärung anfreunden, dass Schröpfbehandlungen eine verspannungslösende Wirkung haben könnten. Zudem wird durch das Schröpfen die lokale Durchblutung angeregt. Daraus resultierend können sich der Lymphfluss und ganz allgemein der Stoffwechsel im behandelten Areal verbessern.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird geschröpft, um den Fluss der Lebensenergie Chi wieder zu harmonisieren. Erkrankungen werden in der TCM nämlich als Unregelmäßigkeiten im Chi-Fluss verstanden. Außerdem soll das Schröpfen an speziellen Reflexzonen auf die mit diesen Punkten verbundenen inneren Organe und Organsysteme wirken und die Selbstheilungskräfte stärken.
In Europa hingegen herrschte lange die Vorstellung vor, dass Krankheitssymptome das Ergebnis eines "Säfteungleichgewichts" im Körper seien. Entsprechend sollte es zur Heilung notwendig sein, die schädlichen "Säfte" auszuleiten. So kam das Schröpfen auch hier zu seiner Bedeutung.
Bei welchen Beschwerden wird geschröpft?
Vorwiegend wird Schröpfen bei Verspannungen der Muskulatur und dadurch verursachten Schmerzen sowie anderen Beschwerden des Bewegungsapparates eingesetzt. Auch bei Erkältung kann eine Schröpfbehandlung die Beschwerden lindern.
Es gibt jedoch noch andere Einsatzgebiete, zum Beispiel:
- Verdauungsbeschwerden
- Kopfschmerzen
- mentale Erschöpfung und Stress
- chronische Entzündungen
- Lungenprobleme wie Asthma
- Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden
Für wen ist Schröpfen nicht geeignet?
Nicht geschröpft werden darf bei allergischen Reaktionen und Entzündungen der Haut an den Stellen, die behandelt werden sollen. Auch Bereiche mit Muttermalen, Narben oder Sonnenbrand sowie Zonen, an denen eine Strahlentherapie durchgeführt wird beziehungsweise kürzlich durchgeführt wurde, müssen bei der Behandlung ausgelassen werden.
Wer unter Blutgerinnungsstörungen leidet oder Blutverdünner wie Marcumar® einnimmt, muss ebenfalls aufs Schröpfen verzichten.
Kosmetisches Schröpfen
Doch nicht nur aus medizinischen, auch aus kosmetischen Gründen kann eine Schröpfbehandlung erfolgen.
Da es die Durchblutung verbessert und den Stoffwechsel anregt, wird Schröpfen auch gegen Cellulite eingesetzt. Zudem wird dem Verfahren ein Anti-Aging-Effekt nachgesagt, weil es Falten glätten soll.
Möchte man das Gesicht schröpfen, sollte man unbedingt speziell dafür gefertigte Gläser verwenden.
Welche Schröpfmethoden gibt es?
Es wird zwischen drei Schröpfmethoden unterschieden:
- trockenes Schröpfen
- blutiges Schröpfen
- Schröpfmassage
Entweder werden die Gläser an Reflexpunkten angesetzt, die auch aus der Akupunktur bekannt sind, oder der Behandelnde tastet zuvor die Haut ab, um Verhärtungen und Unregelmäßigkeiten zu finden, die dann geschröpft werden.
Wie oft geschröpft wird, ist vom Einzelfall abhängig.
Trockenes Schröpfen
Das trockene Schröpfen wird wie oben bereits beschrieben durchgeführt, die Haut wird nicht vorbehandelt. Eine solche Behandlung dauert maximal fünfzehn Minuten.
In der Folge können Blutergüsse entstehen, auch kann ein Gefühl wie Muskelkater auftreten. Bei diesen "Nebenwirkungen" nach dem Schröpfen handelt es sich jedoch um lokale Reaktionen, die im Laufe einiger Tage nach der Behandlung abklingen.
Blutiges Schröpfen: Hacamat oder Hijama
Beim blutigen Schröpfen, auch Hacamat oder Hijama genannt, werden die Hautstellen, an denen die Gläser aufgebracht werden, vorab eingeritzt. Hier ist es notwendig, dass ganz hygienisch gearbeitet wird. Diese Schröpfmethode gehört daher nur in die Hände eines Arztes oder Heilpraktikers.
Zum Einritzen kann ein sogenannter Schröpfschnepper (ein Gerät mit Lanzetten, das zum Einritzen der Haut verwendet wird) verwendet werden, manche arbeiten aber auch mit sterilen Lanzetten. Durch den Unterdruck im Schröpfglas treten beim Schröpfen Blut und Gewebewasser aus.
Auch eine Behandlung nach dieser Methode wird in der Regel nicht länger als fünfzehn Minuten durchgeführt. Sie kann jedoch früher beendet werden, wenn kein Blut mehr austritt.
Eine solche Behandlung soll das Blut besser fließen lassen, zudem heißt es, dass sie Schadstoffe ausleite. Bei der Stimulation von Reflexpunkten soll das blutige Schröpfen Vorteile bieten, da es stärkere Reize auslösen soll.
Was ist eine Schröpfkopfmassage?
Vor einer Schröpfkopf- oder auch Schröpfmassage wird das zu behandelnde Hautareal eingeölt oder -gecremt, ehe die Schröpfgläser über die Haut geführt werden. Diese Massage ist schmerzhaft. Wie lange sie dauert, hängt daher von der Schmerzempfindlichkeit des Behandelten ab. Selten wird sie länger als einige Minuten ausgeführt.
Als Folge bilden sich Hautverfärbungen entlang der Massagelinien.
Wer darf schröpfen?
Als Heilkunde gehört Schröpfen in die Hände eines Arztes oder Heilpraktikers, der Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode hat.
Eine Selbstbehandlung oder das Behandeln von Freunden und Familienmitgliedern ist zwar möglich, aber nicht empfehlenswert. In keinem Fall sollten Laien das blutige Schröpfen anwenden, da es hier zu schweren Infektionen kommen kann.
Schröpfen lernen kann man beispielsweise in Seminaren an Heilpraktikerschulen. Schröpfsets mit Anleitung für die Anwendung zu Hause kann man im Internet kaufen.
Was kostet Schröpfen?
Da es keine ausreichenden wissenschaftlichen Nachweise über die Wirksamkeit der Schröpftherapie gibt, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen solche Behandlungen größtenteils nicht. Die Kosten für eine Sitzung liegen zwischen zwanzig und achtzig Euro.