Abführmittel: Nebenwirkungen und Spätfolgen
Abführmittel (Laxantien) sollten stets nur kurzfristig eingesetzt werden, da sie auf Dauer schwere Nebenwirkungen haben können. Die meisten Abführmittel sind in der Regel nicht dazu geeignet, länger als ein bis zwei Wochen eingenommen zu werden. Eine Ausnahme stellen Quellstoffe wie Flohsamen dar, die mit ärztlicher Rücksprache auch länger angewendet werden können. Doch selbst bei einer kurzzeitigen Anwendung besteht bei der Einnahme von Abführmitteln die Gefahr von Nebenwirkungen. Auch Spätfolgen sind möglich. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Artikel.
Nebenwirkungen von Abführmitteln
Bei der Einnahme von Abführmitteln kann es generell zu Blähungen und leichten Bauchkrämpfen kommen. Auch Durchfall ist möglich. Ist dies der Fall, wurden vermutlich zu hohe Dosen des Abführmittels eingenommen oder das Mittel wurde zu häufig verwendet. In der Regel sollte es genügen, das Abführmittel alle zwei bis drei Tage einzunehmen. Um die richtige Dosierung zu bestimmen, sollten Sie sich an Ihre*n Ärztin*Arzt oder an das Fachpersonal in der Apotheke wenden.
Die unterschiedlichen Arten von Laxantien können zudem verschiedene Nebenwirkungen auslösen.
Nebenwirkungen von Quell- und Füllstoffen
Quellstoffe bieten den Vorteil, dass sie lokal im Darm wirken und kaum Nebenwirkungen haben. Allerdings kann es durch die Quellstoffe zu Blähungen kommen. Zudem zeigen sie bei organischen Erkrankungen des Darms keine Wirkung.
Osmotische Abführmittel und ihre Nebeneffekte
Nachteilig bei diesen Medikamenten ist, dass es beim Einsatz von osmotisch wirkenden Abführmitteln häufig auch zu einem erhöhten Mineralstoff- und Vitaminverlust kommt. Dies kann mit der Zeit zu Mangelerscheinungen führen. Zudem dürfen bei Bluthochdruck einige osmotisch wirkende Abführmittel wie Bitter- und Glaubersalz nicht eingenommen werden. Sie haben einen hohen Natriumgehalt, was sich negativ auf den Blutdruck auswirken kann. Durch den hohen Natriumgehalt kann es auch zur Bildung von Ödemen kommen.
Folgen Hydragoger und antiresorptiver Abführmittel
Zu dieser Gruppe gehören synthetische Abführmittel, wie Mittel auf der Basis von Bisacodyl (beispielsweise Dulcolax Dragées® oder Laxans AL®) oder Natriumpicosulfat (wie Agiolax® Pico Madaus oder Dulcolax® NP Tropfen) sowie einige pflanzliche Abführmittel, beispielsweise Faulbaumrinde und Aloe.
Beim Wirkstoff Bisacodyl können als Nebenwirkungen Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall auftreten. Seltener kommt es zudem während der Einnahme zu blutigem Stuhl oder Schwindel. Medikamente mit Natriumpicosulfat lösen besonders häufig Durchfall aus. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Bauchschmerzen und -krämpfe sowie Übelkeit. Bisacodyl wird bei oraler Einnahme über die Leber verstoffwechselt, bevor der Wirkstoff in den Darm gelangt. Aus diesem Grund ist der Wirkeintritt beispielsweise bei Dulcolax® Dragées gegenüber Zäpfchen verzögert.
Pflanzliche hydragog und antiresorptiv wirkende Laxantien enthalten als Wirkstoff häufig spezielle chemische Verbindungen, die sogenannten Anthrachinone. Anthrachinonhaltige Mittel erzeugen häufig Durchfall und haben somit einen hohen Wasser- und Elektrolytverlust zur Folge. Zudem reizen sie den Darm stark und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Gleitmittel und seine Nebenwirkungen
Im Gegensatz zu anderen Abführmitteln lösen Gleitmittel eher selten Bauchkrämpfe oder Blähungen aus. Häufiger kommt es jedoch zum ungewollten Abgang von Stuhl. Auch Juckreiz im Analbereich ist nach der Anwendung möglich.
In seltenen Fällen kann es durch Ablagerungen von Paraffin im Darm auch zur Neubildung von Gewebe, sogenannten Granulomen, kommen.
Welche weiteren Folgen und Spätfolgen sind durch Abführmittel möglich?
Durch die Einnahme von osmotischen sowie hydragogen und antiresorptiven Abführmitteln werden oft vermehrt Wasser und Mineralstoffe ausgeschieden. Dies kann dazu führen, dass sich die Darmtätigkeit noch weiter verringert. Auf lange Sicht kann dies so in einem Teufelskreis enden, der im schlimmsten Fall zu einer Abhängigkeit führen kann.
Besonders der Verlust von zu viel Kalium kann zu Störungen an verschiedenen Organen führen. Dazu gehören die Nieren und das Herz, aber auch die Muskulatur. Es kann zu Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Blasenlähmungen und Störungen der Leber kommen. Auch am Darm selbst können dadurch Veränderungen auftreten: Beispielsweise kann sich die Darmwand mit der Zeit verdünnen und die Darmmuskulatur durch den Kaliummangel geschwächt werden. Ist die Muskulatur geschwächt, kann der Darm den Inhalt nicht mehr in Richtung Ausgang pressen und es kommt erneut zu Verstopfungen – die allerdings durch das Abführmittel selbst hervorgerufen werden.
Besonders schwere Spätfolgen können möglicherweise bei der Einnahme von Abführmitteln mit antrachinonhaltigen Pflanzenextrakten wie Aloe oder Sennesblättern auftreten. Es besteht der Verdacht, dass durch diese Abführmittel langfristig das Risiko für bestimmte Krebsarten wie Darmkrebs ansteigen könnte. Insbesondere Mittel mit ganzen Aloeblättern stehen hier im Fokus der Wissenschaft. Bisherige Erkenntnisse beruhen jedoch auf Tierversuchen, Untersuchungen an Menschen stehen noch aus.
Auch besteht durch die langfristige Anwendung von Abführmitteln die Gefahr, dass durch die Reizung des Darms vermehrt Dickdarmpolypen auftreten. Haben diese Darmpolypen eine bestimmte Größe erreicht, können sie unter Umständen entarten und es können Tumore entstehen.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Werden Abführmittel eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten wie beispielsweise der Anti-Baby-Pille kommen. Einige Medikamente können in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt, andere verstärkt werden. Dies gilt insbesondere, wenn es durch Abführmittel zu einem starken Kaliumverlust kommt. So verringert ein verminderter Kaliumgehalt im Körper die Wirkung von Insulin bei Menschen, die sich das Hormon spritzen müssen. Auch kann der Kaliumverlust durch Medikamente mit ähnlichen Nebenwirkungen (beispielsweise Diuretika) verstärkt werden.
Kontraindikationen: Wann sollte man Abführmittel nicht einnehmen?
Generell sollten Abführmittel nicht ohne ärztliche Rücksprache angewendet werden, wenn neben der Verstopfung auch andere Symptome, wie starke Bauchschmerzen, Durchfall im Wechsel mit Verstopfung oder Blut im Stuhl auftreten. Es empfiehlt sich, die Ursachen dieser Beschwerden dann zunächst durch ärztlich abklären zu lassen. Auch bei Kindern sollte vor der Anwendung der Mittel (mit Ausnahme von Füll- und Quellstoffen) ärztlicher Rat gesucht werden.
Für nähere Informationen sollten Sie einen genauen Blick auf die Packungsbeilage Ihres Abführmittels werfen oder sich an medizinisches oder pharmazeutisches Fachpersonal wenden.
Abführmittel während der Schwangerschaft
Viele Frauen haben während der Schwangerschaft mit Verstopfungen zu kämpfen. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto häufiger treten Verstopfungen auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Körper während der Schwangerschaft verstärkt Hormone produziert, die sich negativ auf die Tätigkeit des Darms auswirken. Zudem können auch die zunehmende Vergrößerung der Gebärmutter, veränderte Essgewohnheiten sowie wenig Bewegung während der Schwangerschaft die Entstehung von Verstopfungen begünstigen.
Generell gilt, dass während der Schwangerschaft und der Stillzeit möglichst auf Abführmittel verzichtet werden sollte. Treten Verstopfungen auf, sollte zunächst versucht werden, diese auf eine natürliche Art und Weise zu beheben (beispielsweise durch eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und das Trinken von genügend Flüssigkeit). Daneben kann auch der mäßige Verzehr von Quellmitteln wie Leinsamen, Weizenkleie oder Flohsamen Abhilfe schaffen. Bei anhaltenden Problemen können nach ärztlicher Rücksprache Medikamente mit den Wirkstoffen Lactulose oder Macrogol angewendet werden.
Nicht geeignet während der Schwangerschaft und Stillzeit sind anthrachinonhaltige Abführmittel. Sie können nämlich Kontraktionen der Gebärmutter auslösen sowie nach der Geburt in die Muttermilch übergehen. Dadurch können auch beim Neugeborenen Nebenwirkungen auftreten. Vor der Einnahme eines Abführmittels sollten Schwangere und stillende Mütter aber in jedem Fall ärztliche Rücksprache halten.