Frau nimmt Antibiotikum Ciprofloxacin
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Antibiotikum Ciprofloxacin

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin), Nadja Annerl (geb. Weber) (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 02.07.2021 - 10:56 Uhr

Ciprofloxacin ist ein verschreibungspflichtiges Antibiotikum, das zur Behandlung von bakteriellen Infektionen eingesetzt wird. Es wird unter anderem bei schweren Harnwegsinfektionen wie beispielsweise einer Blasenentzündung oder einer Nierenbeckenentzündung verschrieben. Zu den typischen Nebenwirkungen von Ciprofloxacin zählen Durchfall, Übelkeit und Hautausschläge. Jedoch kann es auch zu weitaus schwerwiegenderen Nebenwirkungen kommen, weshalb die Verschreibung nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen sollte. Erfahren Sie hier, welche Nebenwirkungen auftreten können und was Sie bei der Einnahme des Antibiotikums alles beachten sollten.

Verschreibungspflichtiges Antibiotikum

Bakterien, Viren und Pilze versuchen ständig, in unseren Körper einzudringen. Ist das Immunsystem intakt, werden die Erreger meist schnell unschädlich gemacht. Bei einem geschwächten Immunsystem können sie sich jedoch im Körper vermehren und eine Infektion hervorrufen. Handelt es sich bei den Erregern um Bakterien, können diese mit einem Antibiotikum bekämpft werden.

Ciprofloxacin ist ein verschreibungspflichtiges Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone – auch Gyrase-Hemmer genannt. Dieser Name leitet sich von der Wirkweise der Substanz ab: Ciprofloxacin blockiert im Körper das Eiweiß Gyrase, welches Bakterien benötigen, um sich zu vermehren. Können sich die Bakterien nicht mehr weiter vermehren, heilt die Entzündung ab.

Ciprofloxacin als Reserveantibiotikum

Aufgrund einiger erheblicher Nebenwirkungen dient Ciprofloxacin heute als sogenanntes Reserveantibiotikum. Solche Antibiotika werden nur bei Infektionen verwendet, bei denen kein anderes Antibiotikum gewirkt hat. In solchen Fällen handelt es sich dann um eine Infektion mit resistenten Erregern.

In der Therapie einer einfachen Infektion werden Reserveantibiotika in der Regel vermieden, um eine Resistenzentwicklung zu vermeiden. Oftmals sind Reserveantibiotika – wie auch im Falle von Ciprofloxacin – mit schwerwiegenden Nebenwirkungen behaftet.

Wann wird Ciprofloxacin angewendet?

Ciprofloxacin kann zur Behandlung folgender bakterieller Infektionen verwendet werden:

  • der Atemwege
  • im Hals-Nasen-Ohren-Bereich
  • der Geschlechtsorgane
  • des Magen-Darm-Traktes
  • der Niere und der ableitenden Harnwege
  • von Knochen und Gelenken

Daneben wird Ciprofloxacin auch bei einer Blutvergiftung, bei Mukoviszidose und prophylaktisch beim Kontakt mit Milzbranderregern eingesetzt.

Nebenwirkungen von Ciprofloxacin

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Ciprofloxacin zählen Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Verdauungsstörungen, Übelkeit und Erbrechen.

Gelegentlich (bei einer bis zehn von 1.000 behandelten Personen) können zudem unter anderem folgende Nebenwirkungen auftreten:

Seltene und sehr seltene Nebenwirkungen

In seltenen Fällen (bei einer bis zehn von 10.000 behandelten Personen) kann es durch die Einnahme von Ciprofloxacin zu den nachstehenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr selten ist, dass Nebenwirkungen wie Blutarmut, Leberversagen, Sehnenrisse, Einblutungen in die Haut (Petechien), psychotische Reaktionen sowie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse auftreten. Betroffen sind dann im Durchschnitt weniger als eine von 10.000 behandelten Personen.

Weitere Nebenwirkungen

Wird Ciprofloxacin äußerlich am Ohr angewendet, tritt dort häufig Juckreiz auf. Schwere Nebenwirkungen wie Tinnitus oder Hautentzündungen sind dagegen selten. Auch bei der Behandlung von Augenentzündungen kann Juckreiz auftreten.

Zudem zählen Lidschwellungen, ein Fremdkörpergefühl im Auge, Lichtempfindlichkeit, rote Augen, Lidrandverkrustungen, Hornhautveränderungen und eine Sehverschlechterung zu den möglichen Nebenwirkungen von Ciprofloxacin.

Dosierung von Ciprofloxacin

Die Höhe der Dosierung von Ciprofloxacin hängt von der jeweiligen Infektion sowie deren Schweregrad ab. Falls nicht anders verordnet, können Erwachsene zweimal täglich zwischen 500 und 700 Milligramm einnehmen.

Bei leichten Harnwegsinfektionen ist eine geringere Dosis ausreichend. Grundsätzlich gibt e Ciprofloxacin in der Dosierung von 100 mg, 200 mg, 500 mg und 750 mg.

Dauer der Anwendung

Die Behandlung dauert in der Regel zwischen sieben und 14 Tagen. Bei besonders schweren Infektionen kann das Antibiotikum aber auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden.

Liegt lediglich eine unkomplizierte Infektion wie beispielsweise ein leichter Harnwegsinfekt vor, kann es genügen, Ciprofloxacin über einen Zeitraum von einem bis drei Tagen einzunehmen.

Hinweise zur Einnahme von Ciprofloxacin

Folgende Hinweise sollten Sie bei der Einnahme von Ciprofloxacin beachten:

  • Ciprofloxacin muss unbedingt genau nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden. In keinem Fall sollte man eigenständig Ciprofloxacin absetzen. Ansonsten kann es nach dem Absetzen passieren, dass die Erkrankung nicht vollständig abheilt oder eine Resistenz gegen Ciprofloxacin entsteht.
  • Durch die Einnahme können das Reaktionsvermögen und damit verbunden die Fahrtüchtigkeit sowie die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt insbesondere in Verbindung mit Alkohol.
  • Durch die Einnahme des Antibiotikums kann die Zahl der weißen Blutkörperchen gesenkt und der Körper anfälliger für Infektionen werden. Wenn Sie Symptome einer Infektion bei sich feststellen, suchen Sie ärztlichen Rat. Dies gilt auch, wenn Anzeichen auftreten, die auf einen Sehnenriss hindeuten.
  • Verzichten Sie während der Einnahme von Ciprofloxacin auf den Besuch von Solarien sowie auf ausgiebige Sonnenbäder. Das Antibiotikum kann die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen.
  • Achten Sie darauf, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Gegenanzeigen von Ciprofloxacin

Nicht angewendet werden sollte Ciprofloxacin bei:

  • einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Patient*innen, die zu Krampfanfällen neigen
  • gleichzeitiger Einnahme von Tizanidin
  • einem Mangel am Enzym Glucose-6-Phosphatdehydrogenase, da ansonsten Blutbildungsstörungen auftreten können.
  • gestörter Leber- oder Nierenfunktion
  • psychischen Erkrankungen
  • Herzerkrankungen, wie Herzrhythmusstörungen
  • Sehnenerkrankungen oder Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
  • Störungen im Salzhaushalt
  • bereits erlittenen Krampfanfällen

Tritt eine allergische Reaktion auf, muss umgehend ärztlicher Rat gesucht werden. Zudem sollten Kinder und Jugendliche im Wachstumsalter grundsätzlich kein Ciprofloxacin einnehmen.

Ciprofloxacin in Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft sollte Ciprofloxacin nicht eingenommen werden, da es bislang keine ausreichenden Erkenntnisse über die Folgen der Anwendung gibt. Im Tierversuch wurden jedoch bei neugeborenen Tieren Knorpelschäden festgestellt. Bei einer örtlichen Verwendung von Ciprofloxacin – beispielsweise zur Behandlung von Infektionen an den Augen oder Ohren – muss eine Kosten-Nutzen-Abwägung durch den*die Arzt*Ärztin erfolgen.

Ciprofloxacin geht in die Muttermilch über. Bei Säuglingen, deren Mütter in der Stillzeit Ciprofloxacin einnehmen mussten, konnten bisher keine starken Nebenwirkungen festgestellt werden. In einzelnen Fällen wurden bei Säuglingen verdünnter Stuhlgang bis hin zu Durchfall beobachtet. Auch in der Stillzeit sollte der Einsatz von Ciprofloxacin bei der Mutter aber in jedem Fall sorgfältig geprüft und abgewogen werden.

Wechselwirkungen von Ciprofloxacin

Wird Ciprofloxacin gleichzeitig mit bestimmten anderen Wirkstoffen eingenommen, kann es zu Wechselwirkungen kommen. Innerlich angewendet hemmt das Antibiotikum beispielsweise den Abbau von Wirkstoffen wie Clozapin, Ropinirol, Tizanidin, Methotrexat, Pentoxifyllin und Theophyllin. Dadurch werden Wirkung und Nebenwirkungen der Stoffe verstärkt. Bei den meisten Medikamenten genügt es, die Dosierung nach Rücksprache anpassen zu lassen. Lediglich Tizanidin darf gar nicht eingenommen werden.

Daneben gibt es auch Wirkstoffe, die die Konzentration von Ciprofloxacin im Körper erhöhen. Zu diesen zählt beispielsweise das Gichtmittel Probenecid. Durch die gleichzeitige Anwendung von Phenytoin kann die Ciprofloxacin-Konzentration im Körper sowohl erhöht als auch gesenkt werden.

Zu den Medikamenten, die die Wirkung von Ciprofloxacin im Körper vermindern, gehören unter anderem Antazida, die Wirkstoffe Sucralfat und Sevelamer sowie Mittel, die Kalzium, Magnesium, Eisen oder Aluminium enthalten. Muss eines dieser Mittel unbedingt eingenommen werden, sollte Ciprofloxacin mindestens zwei Stunden vorher oder vier Stunden später zugeführt werden.

Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln

Milchprodukte können die Aufnahme von Ciprofloxacin im Körper verschlechtern. Deshalb sollten zwischen der Einnahme des Antibiotikums und dem Verzehr von Milchprodukten mindestens vier Stunden liegen.

Zudem sollte während der Behandlung auch auf koffeinhaltige Getränke, wie Kaffee, koffeinhaltige Schmerzmittel und Medikamente gegen Erkältungen – die ebenfalls häufig Koffein enthalten – verzichtet werden. Denn durch die Einnahme von Ciprofloxacin wird der Abbau von Koffein im Körper gehemmt. Diese Einschränkung gilt insbesondere für Personen, die Probleme mit Krampfanfällen oder Herzrhythmusstörungen haben.

Auch sollte bei der Einnahme von Ciprofloxacin auf Alkohol verzichtet werden, da diese Kombination das Reaktionsvermögen stark beeinflussen kann.

Die Pille und Ciprofloxacin

Durch die Einnahme von Antibiotika wird die Darmflora geschädigt und bestimmte Wirkstoffe können schlechter in den Körper aufgenommen werden. So kann unter anderem auch die Wirksamkeit der Pille nachlassen.

Für Ciprofloxacin konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden, dass die Schutzwirkung der Pille herabgesetzt wird. Studien scheinen eher darauf hinzuweisen, dass die Wirkung durch das Antibiotikum nicht beeinträchtigt wird. Um sicher vor einer Schwangerschaft geschützt zu sein, sollten Sie dennoch auf zusätzliche Verhütungsmittel zurückgreifen.

Kritik an Ciprofloxacin

Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone wie Ciprofloxacin stehen seit mehreren Jahren aufgrund schwerwiegender und folgenreicher Nebenwirkungen stark in der Kritik. Mitunter sind bleibende Schäden die Folge einer Einnahme von Ciprofloxacin.

So kann das Medikament Sehnenschäden wie Entzündungen oder Risse der Sehnen hervorrufen. Besonders oft kommt ein Riss der Achillessehne vor. Das Risiko hierfür ist vor allem bei älteren Menschen ab 60 Jahren erhöht.

Auch psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände und Nervenschäden gehören zu den langanhaltenden Nebenwirkungen. Als Ursache dieser unerwünschten Effekte wird die mögliche Schädigung der DNA von Mitochondrien durch Ciprofloxacin diskutiert. Mitochondrien sind in menschlichen Zellen für die Energiegewinnung zuständig. Damit beeinflussen sie auch die Neubildung von Zellen.

Aufgrund der beschriebenen schweren Nebenwirkungen fordert auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen restriktiveren Umgang mit Fluorchinolonen wie Ciprofloxacin. In einem 2019 veröffentlichten Rote-Hand-Brief1 wird daher die Anwendung von Ciprofloxacin eingeschränkt und die Verschreibung nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen.2 So sollte Ciprofloxacin beispielsweise nicht verschrieben werden bei Infektionen, die nicht schwerwiegend oder nicht bakteriell bedingt sind oder bei solchen Infektionen, die auch ohne Behandlung wieder abklingen.

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