Bromelain: Wie wirkt das Enzym der Ananas?
Bei dem Medikament Bromelain, auch als Ananasenzym bekannt, handelt es sich um einen pflanzlichen Arzneistoff, der hauptsächlich bei Schwellungen und Entzündungen nach Operationen oder Unfällen verwendet wird. Bromelain (auch Bromelin) wird bei vielen Erkrankungen, von Verdauungsstörungen bis Entzündungen, als hilfreich beworben. Der Wirkstoff ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, hat aber auch verschiedene potenzielle Nebenwirkungen und sollte somit nicht als komplett ungefährliches Naturheilmittel verstanden werden. Genaueres über Bromelains Wirkung, mögliche Anwendungsgebiete, die richtige Dosierung und etwaige unerwünschte Nebenwirkungen erfahren Sie in diesem Artikel.
Wie wirkt Bromelain im menschlichen Körper?
Biochemisch betrachtet wird das Bromelain den eiweißabbauenden Enzymen zugerechnet. Enzyme binden, je nach Funktion, an ein bestimmtes Substrat im Körper – in diesem Falle an Eiweiße – und verändern diese chemisch. Das heißt vereinfacht: Die Funktion des Bromelains ist es, Eiweiße abzubauen.
Im menschlichen Körper ist vor allem die entzündungshemmende und abschwellende Wirkung des Bromelains beobachtet worden. Das liegt vor allem daran, dass Schwellungen, die im Rahmen einer Entzündung entstehen, eiweißreich sind. Genau diese Eiweiße können dann von dem Ananasenzym gespalten werden, was zu einem Rückgang der Schwellung führt.
Wann wird Bromelain angewendet?
Besonders nach postoperativen (das bedeutet nach einer OP) oder posttraumatischen (also infolge einer Verletzung entstandenen) Schwellungen im Nasen- und Nasennebenhöhlenbereich hat sich das Medikament Bromelain bewährt und wird gerne von Hals-Nasen-Ohren-Ärzten verschrieben. Hier hat sich die abschwellende Wirkung des Medikamentes als besonders effektiv gezeigt.
Auch bei anderen Schwellungen (zum Beispiel Ödemen) nach einer Operation oder nach einem Unfall, kann Bromelain einen abschwellenden Effekt bewirken. Oftmals wird Bromelain in Kombination mit anderen schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac, oder auch in Kombination mit Antibiotika gegeben.
Auf die Verdauung hat das Enzym Bromelain nahezu den gleichen Effekt wie die Enzyme, die von der menschlichen Bauchspeicheldrüse an den Verdauungstrakt abgegeben werden. Bei Menschen, die an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse leiden, welche zu einer geringeren Produktion der Verdauungsenzyme führt, kann daher die Einnahme von Bromelain zur Unterstützung der Verdauung sinnvoll sein. Bei gesunden Menschen oder gar zum Abnehmen ist die Einnahme von Bromelain nicht zu empfehlen.
Bei starken Verbrennungen, die auch tiefere Hautschichten verletzt haben, kann ein bromelainhaltiges Gel sehr effektiv sein. Dazu wird das Gel einmalig exakt auf die Brandwunde aufgetragen. Geschädigtes Gewebe löst sich so leichter von der gesunden Haut ab. Diese Behandlung erfolgt allerdings ausschließlich in spezialisierten Verbrennungszentren, die Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode haben.
Wie sollte Bromelain eingenommen werden?
Bromelain ist zwar frei verkäuflich, also auch ohne Rezept erhältlich, sollte aber dennoch nicht ohne Anordnung eines Arztes über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Das Enzym ist in Form von magensaftresistenten Tabletten in der Apotheke zu kaufen. Handelsnamen von Mitteln mit Bromelain sind zum Beispiel Wobenzym® oder Bromelain POS®.
Auf eine korrekte Dosierung sollte bei der Einnahme geachtet werden. Wie viel Bromelain am Tag eingenommen werden sollte, hängt vom Alter und Gewicht des Patienten ab. Die maximale Tagesdosis beträgt 80 bis 320 mg, die in zwei bis drei Einzeldosen über den Tag hinweg eingenommen werden können. Es wird empfohlen, die Tabletten 30 bis 60 Minuten vor dem Essen einzunehmen.
Schwangere und stillende Frauen sollten Bromelain nicht einnehmen, da hier bisher keine ausreichenden Daten über die Sicherheit der Einnahme vorliegen. Auch für Kinder ist Bromelain nicht geeignet.
Wie lange sollte Bromelain eingenommen werden?
Bromelain sollte maximal acht bis zehn Tage lang eingenommen werden. In individueller Absprache mit dem Arzt kann auch eine längere Einnahme sinnvoll sein. Allerdings fehlen Studien zu den Effekten einer Bromelain-Langzeiteinnahme, daher sollte eine längere Einnahme aufmerksam beobachtet werden.
Hat Bromelain Nebenwirkungen?
Bromelain kann, wie viele Medikamente, leider einige unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Am häufigsten kommt es zu einer Allergie, die durch die Einnahme ausgelöst wird. Einer bis zehn von hundert Patienten, die das Medikament einnehmen, klagen über Hautausschläge, asthmatische Symptome oder weitere allergische Reaktionen, wie zum Beispiel tränende Augen. Menschen, bei denen schon vor Einnahme eine Allergie gegen Ananas bekannt ist, sollten Bromelain daher nicht einnehmen.
Eine weitere Nebenwirkung, die unbedingt beachtet werden sollte, ist Bromlains Einfluss auf die Blutgerinnung. Es ist es noch unklar, wie stark Bromelain die Blutgerinnung beeinflusst. Laut Beipackzettel des Medikamentes sollte Bromelain daher nicht von Menschen eingenommen werden, die an einer Blutgerinnungsstörung (zum Beispiel Hämophilie) leiden oder die Medikamente zur Blutverdünnung (beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®) einnehmen. In diesem Fall sollte die Einnahme, wenn überhaupt, in enger Absprache mit dem Arzt erfolgen. Auch vor einer Operation darf Bromelain aus diesem Grund nicht eingenommen werden.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Welche Lebensmittel enthalten Bromelain?
Wie der Name "Ananasenzym" schon vermuten lässt, stammt dass Bromelain ursprünglich aus der Ananas, wobei unreife Früchte und der Stamm der Pflanze mehr von dem Enzym enthalten als reife Ananas. Auch wenn die Ananas mit Sicherheit ein gesundes Lebensmittel ist, ist der Verzehr von Ananas, um von der Wirkung des Bromelains zu profitieren, nicht ausreichend. Die Dosis in der Ananas ist viel zu gering, um einen medizinischen Effekt zu haben.
Mittlerweile werden auch viele, oftmals teure, Nahrungsergänzungsmittel verkauft, die Bromelain enthalten. Auch hier ist die Dosis des Enzyms meist viel zu gering, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen.