Gabapentin-Tabletten gegen Epilepsie
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Gabapentin bei Epilepsie

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Der Wirkstoff Gabapentin wird zur Behandlung von epileptischen Anfällen sowie zur Linderung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Antiepileptika gilt er als gut verträglich, hat aber trotzdem eine Reihe von Nebenwirkungen. Zu den häufigsten zählen Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Wird der Wirkstoff plötzlich abgesetzt, können weitere Nebenwirkungen auftreten. Lesen Sie hier, wie Gabapentin wirkt, wie Sie den Wirkstoff richtig dosieren und was Sie bei der Einnahme alles beachten müssen.

Wirkung von Gabapentin

Der Wirkstoff Gabapentin gehört zur Gruppe der Antikonvulsiva (Antiepileptika). Diese werden zur Behandlung oder zur Vorbeugung von epileptischen Anfällen eingesetzt. Gabapentin ist für Patienten geeignet, bei denen nur ein bestimmter Teil des Gehirns von dem epileptischen Anfall betroffen ist (fokaler Anfall). Zudem kann der Wirkstoff bei sogenannten sekundär generalisierten Anfällen verwendet werden, bei denen der Anfall von einem Punkt im Gehirn ausgeht und erst später auf das gesamte Gehirn übergreift.

Daneben wird Gabapentin aber auch zur Linderung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt. Diese können beispielsweise im Rahmen einer Gürtelrose oder bei einer diabetischen Polyneuropathie auftreten. Auch zur Behandlung von Phantomschmerzen ist der Wirkstoff geeignet. Der genaue Wirkungsmechanismus ist bislang allerdings noch ungeklärt.

Nebenwirkungen von Gabapentin

Während der Einnahme von Gabapentin kann es zu einer Reihe von Nebenwirkungen kommen. Trotzdem gilt der Wirkstoff als besser verträglich als viele anderen Antiepileptika. Zu den häufigsten Beschwerden während der Einnahme zählen Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Nervosität, Schlaflosigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen. Daneben kann es zu einem gesteigerten Appetit und einer Gewichtszunahme, aber auch zu Appetitlosigkeit und Anorexie kommen.

Weitere Nebenwirkungen, die im Rahmen einer Behandlung mit Gabapentin auftreten können, sind Atemwegsinfektionen, Mittelohrentzündung, Gedächtnisstörungen, Sprechstörungen sowie eine Leuko- oder Thrombozytopenie. Außerdem kann die Behandlung auch Auswirkungen auf die Psyche haben, die sich in Symptomen wie Angst, Verwirrtheit, Halluzinationen oder Depressionen äußern. Für eine vollständige Auflistung aller Nebenwirkungen werfen Sie bitte einen Blick auf den Beipackzettel Ihres Medikamentes.

Im Zweifelsfall zum Arzt

Wenn bei Ihnen schwerere Nebenwirkungen auftreten, ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie bei sich eines der folgenden Symptome feststellen:

  • Schwere Hautreaktionen
  • Ständige Bauchschmerzen, gepaart mit Übelkeit und Erbrechen

Ebenso sollte bei Symptomen wie Fieber, Juckreiz, Drüsenschwellungen, Schwellungen von Lippen und Zunge, Gelbfärbung der Haut oder der Augen, ständiger Müdigkeit, Muskelschmerzen sowie häufigen blauen Flecken oder Blutungen unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Bei einigen Patienten erhöhte sich während der Behandlung die Selbstmordneigung bzw. der Wunsch, sich selbst zu verletzen. Deswegen sollten Patienten gerade zu Beginn der Einnahme engmaschig kontrolliert werden.

Dosierung von Gabapentin

Gabapentin gibt es in Form von Tabletten, Kapseln und Hartkapseln. Diese sind unterschiedlich dosiert – es gibt Medikamente mit 100, 300, 400, 600 oder 800 Milligramm. Welche Dosierung für Sie geeignet ist, muss individuell von Ihrem Arzt festgelegt werden. Wichtig ist, dass die Medikamente mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.

Bei Jugendlichen und Erwachsenen wird oftmals mit einer Gabapentin-Dosis von einmal täglich 300 Milligramm begonnen. Diese wird in den nächsten beiden Tagen auf dreimal täglich 300 Milligramm gesteigert. Wenn nötig, kann die Dosis danach schrittweise weiter um jeweils 300 Milligramm gesteigert werden, bis eine maximale Tagesdosis von 3600 Milligramm erreicht ist. Die Einnahme erfolgt in der Regel dreimal täglich, wobei zwischen zwei Einnahmen nicht mehr als zwölf Stunden liegen sollten.

Kinder unter sechs Jahren sollten nicht mit Gabapentin behandelt werden. Bei älteren Kindern ist die Dosis vom Körpergewicht abhängig. Eine übliche Dosis beträgt 25 bis 35 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge wird üblicherweise in drei Einzeldosen aufgeteilt, die morgens, mittags und abends eingenommen werden. Bislang ist noch unklar, ob eine Langzeitbehandlung mit diesem Wirkstoff über neun Monate negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben kann. Bei Kindern und Jugendlichen muss deswegen eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen.

Gabapentin absetzen

Wenn Sie eine zu hohe Dosis Gabapentin eingenommen haben, sollten Sie sofort Ihren Arzt oder alternativ das nächste Krankenhaus aufsuchen. Eine Überdosierung kann sich durch Symptome wie Schwindel, Benommenheit, Doppeltsehen sowie eine undeutliche Sprache äußern. Haben Sie eine Einnahme vergessen, holen Sie diese so schnell wie möglich nach. Nehmen Sie jedoch keine doppelte Dosis ein: Wenn es bereits Zeit für die nächste Dosis ist, verzichten Sie auf das Nachholen der Einnahme.

Beenden Sie die Behandlung mit Gabapentin nicht, ohne vorher Rücksprache mit Ihrem Arzt zu halten. Auf keinen Fall dürfen Sie den Wirkstoff einfach abrupt von heute auf morgen absetzen. Zum Beenden der Therapie muss Gabapentin langsam Schritt für Schritt abgesetzt werden – dieser Prozess sollte sich über mindestens eine Woche hinziehen. Wird der Wirkstoff plötzlich abgesetzt, können Nebenwirkungen wie Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit, Schwitzen, Übelkeit und Schmerzen auftreten.

Gegenanzeigen

Unter bestimmten Umständen dürfen Sie keine Medikamente mit Gabapentin einnehmen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt. Ebenso darf der Wirkstoff nicht bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung verwendet werden.

Bei bestimmten Vorerkrankungen darf das Antiepileptikum nur unter besonderer Vorsicht eingenommen werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Nierenprobleme
  • Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Primär generalisierte epileptische Anfälle
  • Psychosen

Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft dürfen Medikamente mit Gabapentin nicht oder nur auf ausdrückliche Anordnung des behandelnden Arztes eingenommen werden. Mit dem Wirkstoff selbst wurden zwar keine Studien durchgeführt, bei anderen Antiepileptika wurde jedoch ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Fehlbildungen beobachtet. Dies war insbesondere dann der Fall, wenn mehr als ein Antiepileptikum gleichzeitig eingenommen wurde.

Gabapentin geht in die Muttermilch über. Ob er dadurch Auswirkungen auf den Säugling haben kann, ist bislang nicht bekannt. Deswegen sollten Sie den Wirkstoff während der Stillzeit nicht einnehmen. Ist eine Behandlung zwingend notwendig, sollten Sie vorher abstillen.

Wechselwirkungen mit Antazida

Bei der Einnahme von Gabapentin kann es zu Wechselwirkungen mit verschiedenen anderen Medikamenten kommen. Betroffen sind unter anderem Antazida, die Aluminium oder Magnesium enthalten. Bei gleichzeitiger Einnahme kann die Aufnahme von Gabapentin verlangsamt werden. Deswegen sollten Sie das Antiepileptium frühestens zwei Stunden nach dem Antazidum zu sich nehmen. Im Gegensatz zu Antazida kann durch die Einnahme von Cimetidin, das bei zu viel Magensäure verwendet wird, die Wirkdauer von Gabapentin verlängert werden.

Alkohol sowie Schmerzmittel mit Morphin sollten nicht gleichzeitig mit dem Antiepileptikum eingenommen werden, da sich ansonsten die Wirkung und Nebenwirkungen verstärken können. Bitte beachten Sie außerdem, dass Gabapentin bei Urintests den Eiweißgehalt verfälschen kann. Wird bei Ihnen ein Urintest durchgeführt, sollten Sie den Arzt deswegen unbedingt darauf hinweisen, dass Sie derzeit mit dem Antiepileptikum behandelt werden.