Nebenwirkungen von Kortison
Da Kortison (auch Cortison) als Medikament nur in Dosierungen wirkt, die über dem natürlichen Hormonspiegel liegen, reagiert der Körper auf den Hormonüberschuss. Die Nebenwirkungen sind also sozusagen normale Reaktionen auf die Kortikoidreize – da diese erhöht sind, sind auch die Wirkungen verstärkt. Nebenwirkungen treten vor allem bei länger dauernder Behandlung auf, während der kurzfristige Einsatz nur selten problematisch ist.
Erwünschte Wirkungen der Kortison-Behandlung
Manche der Nebenwirkungen sind mitunter auch gewünschte Wirkungen: So kann die Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) gewollt sein, zum Beispiel bei der Therapie der überschießenden Abwehr im Rahmen einer allergischen Reaktion. Sie kann aber auch eine ernst zu nehmende Nebenwirkung darstellen, die zu erhöhter Infektneigung führt.
Typische Nebenwirkungen von Kortison
Unerwünschte Nebenwirkungen als Folge der direkten Hormonwirkung sind unter anderem:
- das sogenannte Cushing-Syndrom mit Vollmondgesicht, Stiernacken, Gesichtsrötung und brüchigen Hautgefäßen
- Blutdruckanstieg
- Blutzuckererhöhung
- Erhöhung der Blutfettwerte
- gesteigerte Infektanfälligkeit
- Gewichtszunahme durch gesteigerten Appetit
- Wassereinlagerung im Gewebe
- Osteoporose: Auch wenn Kortison nicht der alleinige Auslöser zu sein scheint, kann es das Risiko erhöhen. Deshalb ist es notwendig, vor einer längeren Kortison-Therapie das Risiko für eine Osteoporose festzustellen (Knochendichtemessung) und bei Bedarf präventive Maßnahmen wie Calciumgaben oder die Einnahme von Vitamin D einzuleiten.
- die Entwicklung eines grauen oder grünen Stars (Katarakt oder Glaukom)
- Störung der Wundheilung
- Störungen im Elektrolythaushalt
- Muskelschwäche
- Müdigkeit und Auswirkungen auf die Psyche (Euphorie oder depressive Verstimmungen)
Generell gilt: Bei der kurzfristigen Behandlung mit Kortison (unter zwei Wochen) sowie bei der lokalen Anwendung in Form von Cremes, Salben oder Sprays treten selten Nebenwirkungen auf. Bei der langfristigen Therapie mit Kortison sollte eine möglichst niedrige Erhaltungsdosis angestrebt und die sogenannte "Cushing-Schwelle" nicht überschritten werden. Dabei handelt es sich um eine Dosierungsgrenze, die sich je nach Präparat unterscheiden kann und bei deren Überschreitung das Cushing-Syndrom ausgelöst werden kann.
Kortison beeinflusst den Regelkreis der Hormone
Eine weitere Gruppe von Nebenwirkungen betrifft den Regelkreis der Hormone (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse). Durch die Zuführung des Glukokortikoids von außen schläft die eigene Hormonproduktion ein.
Problematisch wird dieser Zustand, wenn die Therapie abgebrochen wird, weil es einige Zeit dauert, bis die eigene Produktion wieder in Gang kommt. In Stresssituationen besteht dann die Gefahr von gesundheitlichen Beschwerden, weil die Nebennierenrinde das Hormon nicht in ausreichender Menge schnell genug zur Verfügung stellen kann. Dann kann es zu einem Ungleichgewicht der Körperfunktionen kommen (Homöostase), was sich beispielsweise in Schweißausbrüchen, Muskelkrämpfen, einer Über- oder Unterzuckerung oder einer Übersäuerung des Blutes äußern kann.
Auch kann es zu einem sogenannten Rebound-Effekt kommen – das verstärkte Wiederauftreten der Krankheitssymptome, wenn das Medikament zu schnell abgesetzt wird, statt es langsam auszuschleichen.
Richtlinien für die richtige Dosierung
Die inzwischen gut erforschten Konsequenzen der Kortison-Therapie haben auch dazu geführt, dass das Medikament heute anders eingesetzt wird als noch zu Zeiten seiner Entdeckung. Die Dosierung richtet sich dabei nach der Schwere des individuellen Krankheitsbildes und der Reaktion der betroffenen Person.
Akute Erkrankungen werden in der Regel nur kurzfristig, chronische Erkrankungen meist langfristig therapiert. Dabei bemüht man sich, chronisch Kranken mit der kleinsten, eben noch wirksamen Dosis zu helfen ("Erhaltungsdosis").
Dieser Prozess ist langwierig und schwierig, weil man nach einer erfolgreichen Anfangsbehandlung mit einer relativ hohen Dosierung versucht, die Dosis immer weiter zu verringern. Bei sehr niedrigen Dosierungen kann dieser Vorgang jedoch nur sehr langsam und in ganz kleinen Schritten vollzogen werden.
Eigenes Verhalten kann Nebenwirkungen positiv beeinflussen
Ziel ist es immer, die unerwünschten Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Dazu müssen Ärzte*Ärztinnen und Betroffene zusammenarbeiten. Man sollte sich selbst intensiv mit seiner Kortison-Behandlung auseinandersetzen und sich so gut wie möglich informieren, um an der Therapieführung aktiv teilzunehmen.
Dazu gehört unter anderem auch eine ausgewogene Ernährung, bei der fettarme Milchprodukte, mageres Fleisch sowie Obst und Gemüse eine wichtige Rolle spielen. Eine solche Ernährung wirkt sättigend und beugt damit Heißhungerattacken und Gewichtszunahme durch Kortison vor. Auch können ballaststoffreiche Lebensmittel einen positiven Effekt auf den Blutzucker haben. Die Reduzierung von Salz kann zudem dazu beitragen, Wassereinlagerungen abzumildern. Sport und Bewegung tragen ebenso zu weniger Beschwerden und Nebenwirkungen bei.