Nystatin bei Scheidenpilz & Co.: Wirkung und Nebenwirkungen
Der Wirkstoff Nystatin gehört zu den Antipilzmitteln (Antimykotika), einer Arzneimittelgruppe, die zur Therapie von Hefepilzerkrankungen eingesetzt wird. Dazu gehören beispielsweise Krankheitsbilder wie Scheidenpilz, Darmpilz, Windel- oder Mundsoor. Medikamente mit Nystatin sind nicht verschreibungspflichtig, das heißt, sie sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Bis heute gibt es keine bekannten Resistenzen gegen den Wirkstoff und auch Nebenwirkungen treten selten auf. Welche Wirkung Nystatin im Körper hat, welche Nebenwirkungen es auslösen kann und wie man Salbe, Suspension und Tabletten richtig anwendet, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Nystatin?
Nystatin wurde als erste gegen Pilze wirksame Substanz 1950 in New York aus dem Bakterium Streptomyces noursei isoliert. Es ist besonders wirksam gegen Candida-Pilze, eine Gattung der Hefepilze. Candida-Pilze gehören eigentlich zur natürlichen Haut- und Schleimhautflora des Menschen. Unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei einem geschwächten Immunsystem oder nach der längeren Einnahme von Antibiotika, können sich die Pilze jedoch übermäßig vermehren. Dadurch kommt es in bestimmten Bereichen zu Pilzinfektionen.
Wie wirkt Nystatin?
Nystatin beeinträchtigt die Struktur der Zellmembran von Candida-Pilzen durch die Bildung von Poren. Dadurch wird die Zellmembran durchlässig. Zellbestandteile und geladene Teilchen, vor allem Kalium, können so aus der Hefezelle austreten. Dadurch wird die Pilzzelle in ihrem Wachstum gehemmt und abgetötet. In der Fachsprache sagt man, Nystatin wirkt fungistatisch (Hemmung des Pilzwachstums) und fungizid (pilzabtötend).
Der Vorteil von Nystatin: Es wird nicht ins Blut aufgenommen. Daher kann es im gesamten Körper zur Bekämpfung von Infektionen eingesetzt werden.
Nystatin hilft gegen Scheidenpilz, Mundsoor & Co.
Nystatin wird bei Infektionen mit Candida-Pilzen eingesetzt. Zu den Anwendungsgebieten zählen zum einen Infektionen von Haut, Schleimhäuten, Nägeln oder Mundwinkeln. Konkrete Beispiele sind Scheidenpilz (Vaginalmykose) oder Windelsoor im Intimbereich von Säuglingen und Kleinkindern.
Zum anderen wird der Wirkstoff bei Infektionen des Verdauungstraktes, also im Bereich von Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen-Darmtrakt, angewendet. Entsprechende Pilzerkrankungen sind unter anderem Mundsoor oder Darmpilz.
Bei Pilzinfektionen im Darm ist die gleichzeitige Behandlung der Mund- und Rachenschleimhaut empfehlenswert. Dies liegt daran, dass die auslösenden Candida-Pilze häufig auch im Mund- und Rachenraum zu finden sind. Durch eine gleichzeitige Therapie können sie von dort nicht in den Darm gelangen.
Unterschiedliche Darreichungsformen von Nystatin
Nystatin-Präparate werden je nach Anwendungsgebiet in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten. Es gibt sowohl Zubereitungen zum Einnehmen (oral) als auch zum Auftragen auf die Haut (topisch):
- In Form von überzogenen Tabletten und Dragees wird Nystatin zur Behandlung von Pilzinfektionen des Darms eingesetzt.
- Als Salbe, Creme oder Paste wird der Wirkstoff gegen Infektionen der Haut benutzt. Dazu zählen Pilzinfektionen der Hände oder Fußpilz, Pilzerkrankungen des Nagelrands sowie der Befall von größeren Bereichen der Haut. Im After- und Intimbereich kann Nystatin ebenfalls angewendet werden.
- Als Suspension, Lutschtablette oder Gel wird es gegen Hefepilze im Mund- und Rachenraum genutzt. Bei einer Suspension handelt es sich um eine Flüssigkeit, die den Wirkstoff in Form von feinsten Teilchen enthält.
- Zur Behandlung einer Scheidenpilzinfektion wird Nystatin in Form einer Vaginalcreme zur Anwendung auf dem äußeren Genitalbereich und einer Vaginaltablette zum Einführen in die Scheide eingesetzt.
Medikamente mit dem Wirkstoff Nystatin sind in der Regel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Möchte man sie verwenden, ist es dennoch ratsam, eine*n Ärztin*Arzt aufzusuchen, um eine sichere Diagnose und die richtigen Anweisungen zur Anwendung des Arzneimittels zu erhalten.
Dosierung und Anwendung von Nystatin
Je nach Anwendungsbereich und Präparat ist die Dosierung von Nystatin unterschiedlich. Wichtig ist, jede Behandlung einer Pilzinfektion konsequent durchzuführen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Man sollte sich also genau an die ärztliche Anweisung oder die Einnahmeempfehlungen in der Packungsbeilage halten und die Therapie nicht verfrüht abbrechen. Die Einnahme sollte stattdessen nach Abklingen der Symptome noch für mindestens zwei Tage fortgesetzt werden. Ansonsten kann es dazu kommen, dass Pilze nicht vollständig abgetötet werden.
Bei den unten stehenden Anweisungen handelt es sich lediglich um allgemeine Empfehlungen. Informieren Sie sich bezüglich der genauen Dosierung der einzelnen Präparate immer in der Arztpraxis oder der Apotheke, und werfen Sie einen genauen Blick in die Packungsbeilage.
- Nystatin-Tabletten sollten dreimal täglich mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Die Dauer der Therapie beträgt je nach Schweregrad zwei bis drei Wochen.
- Salben, Cremes und Pasten werden zwei- bis viermal täglich auf die Haut an den betroffenen Stellen aufgetragen. Bei Babys mit Windelsoor ist es ratsam, das Medikament bis zu viermal täglich nach der Reinigung der Windelregion aufzutragen.
- Für die Behandlung im Mundbereich werden Mundgel oder Suspension meist zwei- bis viermal täglich nach dem Essen auf die betroffene Stelle gegeben. Beide Darreichungsformen können auch heruntergeschluckt werden. Es empfiehlt sich dann, das Präparat einige Minuten im Mund zu behalten, bevor es geschluckt wird. Die Therapiedauer beträgt je nach Infektion zwischen zwei und vier Wochen.
- Eine bis zwei Vaginaltabletten werden ein- bis zweimal täglich in die Scheide eingeführt. Die Dauer der Therapie beträgt je nach Schweregrad der Infektion zwischen drei Tagen und zwei Wochen. Die Behandlung kann zusätzlich durch das Auftragen einer Vaginalcreme im äußeren Genitalbereich unterstützt werden. Die Creme wird dann für die Dauer der Therapie zweimal täglich aufgetragen. Der Afterbereich sollte ebenfalls behandelt werden, um eine Übertragung des Pilzes zu vermeiden.
Kann man Nystatin auf Verdacht einnehmen?
Bei Menschen, die an der Erkrankung AIDS leiden, die eine immunsupprimierende Therapie erhalten (beispielsweise mit Zytostatika) oder die aus anderen Gründen ein geschwächtes Immunsystem haben, ist das Risiko für eine Hefepilzinfektion erhöht. In diesen Fällen kann Nystatin nach ärztlicher Rücksprache auf Verdacht beziehungsweise vorbeugend gegen Candida-Pilze eingesetzt werden.
Nystatin: Erstverschlimmerung möglich
Es ist mitunter zu lesen, dass es vor allem am Anfang der Behandlung einer Pilzinfektion zu einer Erstverschlimmerung der Symptome kommen kann. Es wird vermutet, dass durch das Abtöten der Pilze zahlreiche Giftstoffe auf einmal im Körper freigesetzt werden, die zunächst zu stärkeren Beschwerden führen könnten.
Wie lange diese Erstverschlimmerung anhält, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die Beschwerden sollten jedoch mit zunehmender Therapiedauer abnehmen und nach der Beendigung der ärztlich verordneten Einnahmezeit vollständig abgeklungen sein.
Kann Nystatin Nebenwirkungen auslösen?
Nystatin gilt allgemein als sehr gut verträglich. Trotzdem kann es in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen. Vor allem bei der Einnahme von Tabletten zur Behandlung von Darmpilzinfektionen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Brechreiz und Durchfall kommen. Bei der äußerlichen Anwendung von Nystatin-Präparaten sowie bei Vaginaltabletten können zudem Juckreiz, Rötungen und Brennen auftreten.
Möglich sind auch allergische Reaktionen. Schwere Ausprägungen mit einem Abschälen der Haut, Fieber und Blasenbildung auf den Schleimhäuten (Stevens-Johnson-Syndrom) sind jedoch sehr selten.
Gegenanzeigen und Wechselwirkungen von Nystatin
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Nystatin sollen Sie die Präparate nicht anwenden. Aufgrund seiner guten Verträglichkeit kann der Wirkstoff auch bei schwangeren oder stillenden Frauen sowie bei Säuglingen und Kleinkindern angewendet werden.
Wechselwirkungen von Nystatin mit anderen Arzneimitteln oder Lebensmitteln sind nicht bekannt.
Nystantinhaltige Salbe zur Therapie von Scheidenpilz kann die Sicherheit von Kondomen beeinträchtigen. Daher sollte während des Behandlungszeitraums eine zusätzliche Verhütungsmethode angewendet werden.