Lorazepam-Tabletten bei Angststörungen
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Lorazepam bei Angststörungen

Von: Kathrin Mehner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.09.2020

Der Wirkstoff Lorazepam wird in erster Linie zur Behandlung von Patienten mit Angst- und Panikstörungen eingesetzt, da er eine beruhigende und angstdämpfende Wirkung hat. Allerdings ist die Einnahme des Wirkstoffes mit verschiedenen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und Gangunsicherheit verbunden. Wird Lorazepam über einen längeren Zeitraum eingenommen, kann der Wirkstoff abhängig machen. Erfahren Sie hier mehr zu Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung von Lorazepam.

Wirkung von Lorazepam

Lorazepam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine, zu der auch Wirkstoffe wie Alprazolam und Diazepam gehören. Er wird hauptsächlich zur Behandlung von Angst- und Panikstörungen eingesetzt. Hier ist die relativ lange Halbwertszeit des Wirkstoffes von Vorteil, da somit eine lange Wirkdauer erreicht werden kann. Lorazepam wird allerdings meist nur verwendet, wenn sich die Beschwerden nicht mit Hilfe von Antidepressiva oder Neuroleptika lindern lassen.

Daneben kommt Lorazepam auch bei Schlafstörungen zum Einsatz, wenn diese im Rahmen von Angst- und Panikstörungen auftreten. Die Einnahme ist vor allem dann sinnvoll, wenn auch über Tag eine beruhigende Wirkung erwünscht ist. Darüber hinaus wird Lorazepam auch zur Vorbeugung sowie zur Behandlung von lange andauernden epileptischen Anfällen verschrieben.

Der Wirkstoff bindet sich im Gehirn an spezifische Rezeptoren und unterstützt damit die Wirkung des Nervenbotenstoffes GABA. Dadurch wirkt Lorazepam angst-, erregungs- und spannungsdämpfend, hat einen beruhigenden Effekt und fördert das Ein- und Durchschlafen.

Nebenwirkungen von Lorazepam

Durch die Einnahme von Lorazepam kann es zu vielfältigen Nebenwirkungen kommen. Besonders häufig wurden folgende Symptome beobachtet:

  • Müdigkeit und Schläfrigkeit
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Depression
  • Muskelschwäche
  • Gangunsicherheit
  • eine verlangsamte Reaktion

Daneben können auch andere Nebenwirkungen auftreten, wie zum Beispiel:

Selten traten außerdem Hautausschlag, Juckreiz und Mundtrockenheit auf. Eine genaue Auflistung aller Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte dem Beipackzettel Ihres Medikamentes.

Während der Einnahme des Wirkstoffes können Symptome auftreten, die der eigentlichen Wirkung widersprechen. So kann es unter anderem zu Unruhe, Reizbarkeit, Wut, Alpträumen, Halluzinationen und Psychosen kommen. Solche Symptome werden als paradoxe Reaktionen bezeichnet. Sie werden besonders häufig bei älteren Personen sowie bei Kindern beobachtet.

Risiko für eine Abhängigkeit gegeben

Durch die Einnahme von Lorazepam kann es genau wie bei anderen Benzodiazepinen auch zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit führen. Diese äußert sich dadurch, dass nach dem Absetzen des Wirkstoffes Entzugserscheinungen auftreten. Bereits eine Einnahmedauer von wenigen Tagen kann zu solchen Entzugserscheinungen führen.

Das Risiko für eine Abhängigkeit steht in engem Zusammenhang mit der Dauer der Einnahme sowie der Dosierung des Wirkstoffes. Bei Personen mit einer Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit in der Vorgeschichte ist das Risiko für eine Abhängigkeit erhöht. In diesem Fall sollten Sie den Wirkstoff deswegen wenn möglich nicht einnehmen.

Lorazepam langsam absetzen

Die Entzugserscheinungen machen sich besonders beim plötzlichen Absetzen des Wirkstoffes bemerkbar. Bei den betroffenen Personen kann es dann zu folgenden Entzugserscheinungen kommen:

  • Schlafstörungen
  • Unruhe und Angst
  • Zittern und Schwitzen
  • erhöhte Krampfbereitschaft
  • Gedächtnisstörungen
  • Wahnvorstellungen
  • Verhaltensstörungen
  • Verwirrtheit
  • Taubheitsgefühl
  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
  • Muskelschmerzen
  • Herzklopfen

Um solche Entzugserscheinungen zu vermeiden, sollte der Wirkstoff nie von einem Tag auf den anderen abgesetzt werden. Besser ist es, die Dosierung über einen längeren Zeitraum schrittweise zu verringern.

Dosierung von Lorazepam

Die genaue Dosierung von Lorazepam sprechen Sie bitte immer mit Ihrem behandelnden Arzt ab – die folgenden Dosierungsangaben stellen nur eine allgemeine Richtlinie dar. Generell gilt, dass die Behandlung mit Lorazepam immer möglichst kurz und die Dosierung möglichst gering sein sollte. In der Regel wird mit einer geringen Dosis begonnen, die dann bis zum Erreichen der idealen Dosis gesteigert wird.

Wird Lorazepam zur Behandlung von Angst- oder Spannungszuständen eingesetzt, können Erwachsene zwischen 0,5 und 2,5 Milligramm pro Tag einnehmen. Die Dosis wird dabei auf zwei bis drei Einzeldosen aufgeteilt. In schweren Fällen kann die Dosis auf bis zu 7,5 Milligramm Lorazepam angehoben werden – dies ist aber nur bei einer stationären Behandlung möglich.

Wird Lorazepam zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt, sollte die gesamte Tages-Dosis etwa 30 Minuten vor dem Einschlafen eingenommen werden. Anschließend sollte eine Schlafdauer von sieben bis acht Stunden garantiert sein. Dadurch lassen sich Nebenwirkungen wie Müdigkeit und ein verlangsamtes Reaktionsvermögen am nächsten Morgen verhindern.

Bei älteren Patienten kann Lorazepam stärker wirken, da bei ihnen die Ausscheidung des Wirkstoffes verlangsamt ist. Da sie zudem auch empfindlicher auf den Wirkstoff reagieren können, ist hier eine individuelle Anpassung der Dosierung besonders wichtig.

Überdosierung – Was tun?

Wenn Sie eine zu große Menge Lorazepam eingenommen haben, sollten Sie umgehend Ihren Arzt darüber in Kenntnis setzen.

Durch die Überdosierung kann es zu Symptomen wie Schläfrigkeit, Benommenheit und Verwirrtheit kommen. Zudem kann die Atmung vermindert und der Bewegungsablauf gestört sein. In schweren Fällen kann durch die Überdosierung des Wirkstoffes eine Bewusstlosigkeit auftreten.

Wechselwirkungen mit Lorazepam

Werden gleichzeitig mit Lorazepam noch weitere Medikamente eingenommen, können dadurch Wechselwirkungen auftreten. So kann es durch die Einnahme von Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antiepileptika (insbesondere Valproinsäure), bestimmten Antihistaminika, opioiden Schmerzmitteln sowie Neuroleptika (insbesondere Clozapin) zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung kommen.

Lorazepam selbst verstärkt die Wirkung von Muskelrelaxantien und nicht-opioiden Schmerzmitteln. Dagegen wird durch Makrolid-Antibiotika, Protonenpumpenhemmer, Cimetidin sowie durch die Einnahme der Pille die Wirkung von Lorazepam verstärkt. Ebenso kann Alkohol die Wirkung des Benzodiazepins verstärken oder in nicht vorhersehbarer Weise verändern. Deswegen sollte während der Behandlung sicherheitshalber kein Alkohol getrunken werden.

Daneben können auch mit den folgenden Medikamenten und Wirkstoffen Wechselwirkungen auftreten:

  • Beta-Blockern
  • Antikoagulantien
  • Asthmamitteln wie Theophyllin und Aminophyllin
  • dem Gichtmittel Probenecid

Lorazepam: Gegenanzeigen

Lorazepam darf nicht eingenommen werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff selbst oder gegen einen anderen Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine vorliegt. Zudem ist die Einnahme bei einer Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängigkeit untersagt. Darüber hinaus sollten auch Personen mit einem Engwinkelglaukom den Wirkstoff nicht einnehmen.

Bei Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen sollte Lorazepam nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiken-Abwägung durch den behandelnden Arzt eingesetzt werden. Dies gilt unter anderem für Patienten mit:

Bei depressiven Patienten kann durch die Einnahme von Lorazepam die Depression verstärkt werden. Dadurch kann auch die Gefahr eines Selbstmordes steigen. Depressive Personen sollten den Wirkstoff deswegen nicht ohne eine angepasste antidepressive Therapie erhalten.

Schwangerschaft und Stillzeit

Lorazepam sollte genau wie andere Benzodiazepine während der Schwangerschaft möglichst nicht eingesetzt werden. Studien deuten darauf hin, dass durch die Einnahme möglicherweise Schäden am ungeborenen Kind auftreten können. Im Zweifelsfall darf der Wirkstoff nur nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt verschrieben werden. Nimmt die Mutter Lorazepam kurz vor der Geburt ein, können dadurch Entzugserscheinungen beim Säugling hervorgerufen werden.

Während der Stillzeit ist von der Einnahme von Lorazepam ebenfalls abzuraten, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Bei Säuglingen wird er deutlich langsamer abgebaut als bei Erwachsenen, deswegen kann es zu Symptomen wie Atembeschwerden und Trinkschwäche kommen. Muss der Wirkstoff während der Stillzeit zwingend eingenommen werden, ist es empfehlenswert, vorher abzustillen.