Frau nimmt eine Naproxen-Tablette ein
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Naproxen – ein Überblick über den Wirkstoff, Nebenwirkungen & Co.

Von: Henrik Janke (Student der Humanmedizin)
Letzte Aktualisierung: 18.11.2024

Jeder kennt das Gefühl von lästigen Schmerzen. Seien es Bauch-, Gelenk oder auch Kopfschmerzen, manchmal wollen sie auch nach allen erdenklichen Maßnahmen wie Wärme, Kühlung oder Schlaf einfach nicht verschwinden. Dann hilft meist nur noch das letzte Mittel der Wahl: ein linderndes Medikament. Eines dieser Schmerzmittel ist Naproxen – ein entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkstoff, der zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) gehört. Es wird häufig zur Behandlung von Schmerzen und Entzündungen verwendet und findet deshalb Anwendung bei verschiedenen Beschwerden wie Migräne, Regelschmerzen oder entzündungsbedingten Gelenkerkrankungen. Dieser Artikel bietet eine umfassende Übersicht über die Wirkungsweise von Naproxen, mögliche Nebenwirkungen, Kontraindikationen und alternative Arzneimittel wie Ibuprofen oder Diclofenac. Außerdem erfahren Sie mehr über die richtige Dosierung und ob Naproxen rezeptfrei oder rezeptpflichtig ist.

Welche Wirkung hat Naproxen im Körper?

Die Wirkungsweise von Naproxen beruht auf der Hemmung von bestimmten Enzymen, den sogenannten Cyclooxygenasen (COX-1 und COX-2). Diese Enzyme spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung von bestimmten Gewebshormonen, sogenannten Prostaglandinen. Prostaglandine werden im Körper durch die Reizung von Nerven freigesetzt und können Schmerzen, Entzündungen und Fieber hervorrufen. Durch die Hemmung der COX-Enzyme wird die Produktion dieser Prostaglandine reduziert, was zu einer Linderung von Schmerzen und Entzündungen führt. Ebenfalls hemmt Naproxen die Verklumpung von roten Blutplättchen (Thrombozyten) und wirkt somit blutverdünnend, was ein leicht erhöhtes Blutungsrisiko zur Folge haben kann.

Verstoffwechselt wird Naproxen nahezu vollständig in der Leber. Die Ausscheidung erfolgt durch die Nieren über den Urin.

Ist Naproxen ein starkes Schmerzmittel?

Naproxen zählt als NSAR und Nichtopioid-Analgetikum zu den eher schwächeren Schmerzhemmern. Es hat eine ähnliche Wirkstärke (analgetische Potenz) wie Ibuprofen oder Diclofenac und ist somit für schwache bis mittelstarke Schmerzen völlig ausreichend. Stärker wirken dagegen schwach und stark wirksame Opioide (wie beispielsweise Tramadol oder Morphin).

Wofür nimmt man den Wirkstoff Naproxen?

Der Wirkstoff Naproxen wird hauptsächlich bei Schmerzen und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Er ist bekannt für seine entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung und wird meist in Form von Tabletten  angewendet. Handelsnamen sind unter anderem Dolormin®, Vimovo® oder Aleve®.

Naproxen zeigt besonders gute Effekte bei akuten und chronischen Schmerzen wie Kopfschmerzen, Migräne und Regelschmerzen. Auch bei rheumatischen Erkrankungen und Entzündungen des Bewegungsapparates sowie schmerzhaften Schwellungen kann Naproxen helfen.

Die Besonderheit dieses Wirkstoffs liegt in seiner vergleichsweise langen Wirkungsdauer im Vergleich zu anderen NSAR wie Ibuprofen. Die Halbwertszeit, also die Zeit, in der etwa die Hälfte der ursprünglichen Menge des Medikaments im Körper abgebaut oder ausgeschieden wurde, beträgt zehn bis 18 Stunden. Zum Vergleich: Die Halbwertszeit von Ibuprofen liegt bei etwa zwei bis drei Stunden. Dadurch kann Naproxen seltener eingenommen werden, was bei chronischen Beschwerden vorteilhaft ist.

Einnahme und Dosierung von Naproxen

Naproxen ist in verschiedenen Dosen erhältlich, wobei die genaue Dosierung und Einnahmehäufigkeit von der Art und Schwere der Beschwerden abhängt. Üblicherweise wird bei akuten Schmerzen eine höhere Anfangsdosis genommen, gefolgt von niedrigeren Dosen zur Aufrechterhaltung der Wirkung.

Bei längerfristiger Gabe, beispielsweise zur Therapie von chronischen Schmerzen, sollten generell niedrige Dosen eingenommen werden. In solchen Fällen sollte immer eine individuelle Schmerztherapie in Rücksprache mit einem*einer Arzt*Ärztin angestrebt werden. Er*sie kann entscheiden, ob eine Kombination mit nicht-medikamentösen Maßnahmen oder gegebenenfalls hochpotenten Schmerzhemmern (Opioiden) nötig ist.

Die Einnahme des Schmerzmittels in Tablettenform sollte vorzugsweise mit ausreichend Flüssigkeit und zusammen mit einer Mahlzeit erfolgen, um Magenbeschwerden vorzubeugen.

Erhältliche Dosierungen der Tabletten sind 250 mg (Naproxen 250) und 500 mg (Naproxen 500) sowie 750 mg (Naproxen 750). Die tägliche Höchstdosis für Erwachsene liegt bei 1.250 mg. Diese Gesamtdosis sollte auf zwei bis drei Einnahmen pro Tag aufgeteilt werden. Zwischen den einzelnen Einnahmen sollten etwa acht Stunden liegen. Eine Einzeldosis sollte in keinem Fall mehr als 1.000 mg beinhalten.

Ist Naproxen rezeptfrei oder rezeptpflichtig?

Naproxen ist in niedrigen Dosen rezeptfrei in Apotheken erhältlich und kann ohne ärztliche Verschreibung zur kurzfristigen Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen verwendet werden. Höher dosierte Präparate ab 500 mg sind jedoch rezeptpflichtig und werden nur auf ärztliche Anweisung und für eine begrenzte Zeit bei chronischen Schmerzen oder entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.

Welche Nebenwirkungen löst Naproxen aus?

Wie bei vielen Medikamenten können auch bei der Anwendung von Naproxen Nebenwirkungen auftreten. Häufige Nebenwirkungen bei oraler Einnahme in Form von Tabletten betreffen den Magen-Darm-Trakt und äußern sich durch Übelkeit, Bauchschmerzen oder Magenschleimhautreizungen. Naproxen besitzt ein höheres Potenzial für solche Auswirkungen als Ibuprofen oder Diclofenac.

Das Risiko für schwerwiegendere Nebenwirkungen wie Magengeschwüre oder Blutungen im Magen-Darm-Bereich erhöht sich bei längerer Einnahme und höherer Dosierung, weshalb in solchen Fällen eine zusätzliche Einnahme von Tabletten für den Magenschutz (beispielsweise Pantoprazol) in Erwägung gezogen werden sollte.

Eine Gewichtszunahme als Folge der Einnahme kommt selten vor, kann aber bei manchen Menschen auftreten. Weitere mögliche Nebenwirkungen umfassen unter anderem Kopfschmerzen, Tinnitus, Müdigkeit, Schwindel, Sehstörungen und in seltenen Fällen auch Hautreaktionen.

Bei empfindlichen Personen kann das Arzneimittel auch zu allergischen Reaktionen führen, die sich durch Hautausschlag, Juckreiz oder Atembeschwerden bemerkbar machen. In seltenen Fällen kann Naproxen Einfluss auf die Nierenfunktion haben, insbesondere bei längerer Einnahme und hohen Dosen. Daher ist es wichtig, die empfohlene Höchstdosis nicht zu überschreiten und auf gesundheitliche Beschwerden zu achten.

Eine vollständige Auflistung möglicher Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage.

Wechselwirkungen von Naproxen

Bei der Einnahme von Naproxen kann es mit verschiedenen anderen Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen. Die gleichzeitige Anwendung von blutverdünnenden Medikamenten (wie Warfarin) erhöht das Risiko von Blutungen, da Naproxen ebenfalls eine leicht blutverdünnende Wirkung hat.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Kortikosteroiden (Kortison) oder bestimmten Antidepressiva (wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern) steigt das Risiko für Magen-Darm-Blutungen. Kortikosteroide (Prednisolon) hemmen die Produktion des Stoffes Prostaglandin E2, welcher essenziell für die schützende Schleimhautbarriere des Magens ist und die Säureproduktion hemmt. Deshalb kann die Schleimhaut leichter verletzt werden, was wiederum zu Blutungen führt. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer beeinträchtigen dagegen die Funktion der für die Blutgerinnung zuständigen Thrombozyten.

Die Kombination von Naproxen mit anderen NSAR, wie Ibuprofen, sollte vermieden werden, da dies die Nebenwirkungen (insbesondere von Blutungen im Magen-Darm-Trakt) verstärken kann. Zudem wird die Wirkung von Acetylsalicylsäure (ASS) abgeschwächt.

Generell wird empfohlen, zwischen der Einnahme von Naproxen und anderen NSAR einen zeitlichen Abstand von acht Stunden zu lassen und im Zweifelsfall vor der Einnahme weiterer Schmerzmittel ärztliche Beratung einzuholen.

Naproxen und Alkohol

Da Naproxen die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts belasten kann, sollte während der Einnahme auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden, da dieser das Risiko von Nebenwirkungen wie Magenschmerzen und -blutungen erhöht.

Kontraindikationen: Wann sollte man Naproxen nicht nehmen?

Naproxen ist nicht für alle Personen geeignet. Bei bestimmten Krankheiten und unter bestimmten Bedingungen ist die Einnahme von Naproxen nicht empfohlen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Allergien gegen NSAR: Personen, die in der Vergangenheit allergisch auf NSAR reagiert haben, sollten auf Naproxen verzichten.
  • Magengeschwüre oder Blutungen: Bei bestehenden oder zurückliegenden Magen-Darm-Geschwüren, Blutungen oder anderen Magen-Darm-Erkrankungen ist Naproxen nicht geeignet, da es das Risiko für Blutungen und Geschwüre in diesem Bereich erhöhen kann.
  • Nieren- und Leberfunktionsstörungen: Da Naproxen über die Nieren und die Leber abgebaut und ausgeschieden wird, sollten Personen mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen auf eine Einnahme verzichten oder dies nur unter ärztlicher Aufsicht tun.
  • schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Naproxen kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Komplikationen geringfügig erhöhen. Besonders bei Menschen mit schweren Herzerkrankungen ist deshalb bei der Anwendung Vorsicht geboten.

Darüber hinaus sollte Naproxen in der Schwangerschaft, insbesondere im zweiten und dritten Trimester, nicht eingenommen werden, da es die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinflussen und das Fehlbildungsrisiko erhöhen kann. Auch in der Stillzeit sollten Frauen vor der Anwendung der Schmerztabletten ärztlichen Rat einholen, da Naproxen in die Muttermilch übergehen kann.

Zudem sollte der Wirkstoff bei Kindern unter fünf Jahren nicht eingesetzt werden. Ausgenommen sind spezielle Wirkstoff-Lösungen für Kinder ab zwei Jahren. Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren sollte die Dosierung in ärztlicher Rücksprache passend zum Körpergewicht gewählt werden.

Alternativen zu Naproxen – andere Möglichkeiten der Schmerzhemmung?

Es gibt verschiedene medikamentöse Alternativen zu Naproxen, die ähnliche Wirkungen haben. Dazu zählen vor allem andere NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac. Ibuprofen ist ebenfalls entzündungshemmend und schmerzlindernd und eignet sich gut bei akuten Schmerzen, hat jedoch eine kürzere Wirkungsdauer als Naproxen und muss daher in kürzerem Abstand eingenommen werden.

Auch die Wirkung von Diclofenac ähnelt Naproxen. Es wird deshalb ebenfalls oft bei Gelenkschmerzen und rheumatischen Erkrankungen angewendet. Die Halbwertszeit ist, ähnlich wie die von Ibuprofen, aber deutlich kürzer als die von Naproxen und beträgt nur etwa ein bis zwei Stunden.

Paracetamol ist eine weitere Alternative, jedoch vor allem für seine schmerzlindernde und fiebersenkende Effekte bekannt und weniger wirksam gegen Entzündungen.

Für alle NSAR gilt: Man sollte sie in eigener Verantwortung nur kurzzeitig und vereinzelt einnehmen, um Nebenwirkungen vorzubeugen. Ist eine länger andauernde Einnahme aufgrund anhaltender Beschwerden nötig, sollte immer ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.

Zudem empfiehlt es sich, auch nicht-medikamentöse Maßnahmen der Schmerzlinderung einzubeziehen. Möglichkeiten dafür sind Wärmeanwendungen wie die Wärmflasche oder ein heißes Bad, körperliche Bewegung oder Schonung, Entspannungstherapie und vieles mehr.

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