Novaminsulfon (Novalgin®) – gefährliche Nebenwirkungen
Novaminsulfon, auch bekannt als Metamizol oder unter dem Handelsnamen Novalgin®, ist ein nicht-opioides Schmerzmittel, das unter anderem bei hohem Fieber eingesetzt wird. Novaminsulfon kommt in Form von Tabletten, Tropfen, Injektionslösungen oder Zäpfchen zur Anwendung. Der Wirkstoff kann verschiedene Nebenwirkungen auslösen. In sehr seltenen Fällen können diese auch tödlich sein. Wie schädlich ist Novalgin® wirklich? Das sind die möglichen Nebenwirkungen von Novaminsulfon!
Nebenwirkungen von Novalgin®
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Novaminsulfon gehören Übelkeit und Erbrechen sowie eine leichte Rotfärbung des Urins. Daneben kann es auch zu Kreislaufschwankungen kommen.
Bei einer Langzeiteinnahme von Novaminsulfon kann das Schmerzmittel allerdings auch Organschäden, vor allem an den Nieren, hervorrufen.
Gelegentliche Nebenwirkungen von Novalgin® sind ein violetter bis roter, teilweise blasiger Hautausschlag sowie ein Blutdruckabfall. Das Risiko einer Blutdrucksenkung kann bei extrem hohem Fieber erhöht sein.
Typische Anzeichen eines Blutdruckabfalls sind:
Seltene Nebenwirkungen von Novalgin®
Zu den seltenen Nebenwirkungen gehören in erster Linie Überempfindlichkeitsreaktionen oder allergische Reaktionen. Diese können auch nach mehrfach problemloser Anwendung auftreten und lebensbedrohlich sein.
Anzeichen einer leichten Überempfindlichkeitsreaktion sind:
- Augenbrennen
- Husten, Niesen, Nasenlaufen
- ein Engegefühl in der Brust
- Hautrötungen (besonders im Gesicht)
- Nesselsucht
- Übelkeit und Bauchkrämpfe
- ein Brennen, Jucken und Hitzegefühl auf und unter der Zunge und besonders auf den Handflächen und Fußsohlen
Leichte Reaktionen können unter Umständen in eine schwere Überempfindlichkeitsreaktion übergehen und eine starke Nesselsucht, Schwellungen, krampfartige Verengung der Atemwege, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall und einen Kreislaufschock verursachen. Im schlimmsten Fall kann diese Nebenwirkung tödliche Folgen haben.
Eine weitere seltene Nebenwirkung von Novalgin® ist eine verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen.
Bei bereits bestehenden Vorerkrankungen wie Asthma bronchiale oder Heuschnupfen kann zudem durch die Einnahme von Novaminsulfon ein Anfall ausgelöst werden. Diese Nebenwirkung tritt vor allem dann auf, wenn Novaminsulfon zu schnell injiziert wird. Dann kann es auch zu einem kritischen Blutdruckabfall kommen.
Im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln ist bei Novaminsulfon allerdings positiv anzumerken, dass es sehr gut magenverträglich ist. Zudem liegt kein Suchtpotential vor, wie es beispielsweise bei Opioiden existiert. Auch Wassereinlagerungen, wie sie etwa bei nicht-steroidalen Entzündungshemmern auftreten können, werden bei Novalgin® in der Regel nicht beobachtet.
Agranulozytose als sehr seltene Nebenwirkung
Sehr selten kann es durch die Einnahme von Novaminsulfon auch zu einer Schädigung der Zellbildung im Knochenmark kommen (Agranulozytose). Im Knochenmark werden die Granulozyten – eine Unterart der Leukozyten – gebildet. Typische Symptome für eine Agranulozytose sind zunächst ein allgemeines Krankheitsgefühl, Halsschmerzen, Schüttelfrost und vor allem Fieber. Ein spezifischeres Symptom ist die Entzündung der Mundschleimhaut. Mit der Zeit kann sich die Entzündung auf den gesamten Körper ausbreiten und es kann zu einer Sepsis kommen.
Wird Novaminsulfon nach dem Auftreten der Symptome abgesetzt und die Schädigung entsprechend behandelt, ist der Schaden meist reversibel. Wird das Schmerzmittel allerdings weiterhin eingenommen, liegt die Sterberate bei etwa zehn Prozent. Im Gegensatz zur Anwendung in Form von Tabletten, Zäpfchen oder Tropfen ist das Risiko für eine Agranulozytose bei der intravenösen Gabe von Novaminsulfon besonders groß.
Uneinigkeit über die Häufigkeit der Agranulozytose
Wie häufig eine Agranulozytose als Nebenwirkung von Novaminsulfon tatsächlich auftritt, ist unter Forschenden umstritten. Während in einigen Studien von einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1:1.000.000 ausgegangen wird, schätzt eine andere Studien das Risiko mit 1:1.439 deutlich höher ein.
Die unterschiedlichen Ergebnisse sind unter anderem wohl auf eine unterschiedlich hohe Dosis sowie einen verschieden langen Einnahmezeitraum des Medikamentes zurückzuführen. Die letztgenannte Studie bezog sich zudem auf lediglich acht Anwendungsfälle und ist damit wenig aussagekräftig.
Weitere sehr seltene Nebenwirkungen
Sehr selten kann auch eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion bis hin zu Nierenversagen sowie eine großflächige Blasenbildung der Haut (Stevens-Johnson-Syndrom) auftreten. Diese erinnern an Brandblasen, die sich im Laufe der Erkrankung ablösen können. Häufig tritt auch Fieber auf. In diesen Fällen muss dringend ärztlicher Rat gesucht werden, um einen potenziell tödlichen Verlauf zu vermeiden.
Daneben können als sehr seltene Nebenwirkungen auch eine Thrombozytopenie, also ein Mangel an Blutplättchen, sowie eine Panzytopenie (ein Mangel an allen Arten von Blutzellen) auftreten. Dabei können Hautveränderungen, Verwirrtheit und Bewusstseinstrübungen auftreten.
Berichte über Leberschäden
Ein Rote-Hand-Brief zu Metamizol aus dem Jahr 2020 warnt zudem vor möglichen Leberschäden, die vereinzelt nach der Behandlung mit Novaminsulfon auftraten.
Hintergrund ist vermutlich eine immunlogische Reaktion. Symptome, die auf eine Schädigung der Leber hinweisen können, sind unter anderem Juckreiz sowie Fieber und Hautausschlag als mögliche Anzeichen einer Überreaktion des Immunsystems. Im Labor lassen sich veränderte Leberwerte nachweisen.
Novaminsulfon: in einigen Ländern verboten
Aufgrund seiner gefährlichen Nebenwirkung ist die Gabe von Novaminsulfon in einigen Ländern, wie beispielsweise England, Japan, Dänemark, Schweden oder den USA, nicht erlaubt.
In Deutschland ist die Verwendung dagegen zugelassen. Allerdings wird Novaminsulfon meist nur für kurzfristige Behandlungen und nur für bestimmte Einsatzgebiete verwendet. So wird die Einnahme von Novaminsulfon vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nur zur Behandlung von starken Schmerzen oder in Situationen, in denen andere Medikamente nicht anschlagen, empfohlen.
Patient*innen, die Novaminsulfon einnehmen, sollten regelmäßig ein Blutbild machen lassen und bei starken Nebenwirkungen oder grippeähnlichen Symptomen direkt ärztlichen Rat suchen. Dies gilt auch, wenn Nebenwirkungen auftreten, die nicht im Beipackzettel genannt werden. So wird beispielsweise vereinzelt von Effekten auf die Psyche (zum Beispiel Verwirrtheit, Schläfrigkeit oder Angstgefühlen) berichtet.