Minoxidil: Wirkung und Nebenwirkungen
Der Wirkstoff Minoxidil gehört zur Wirkstoffklasse der Antihypertensiva. Diese haben allesamt eine blutdrucksenkende Wirkung. Minoxidil wird heutzutage allerdings in erster Linie gegen erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) eingesetzt. Durch den Wirkstoff kann der Haarausfall verlangsamt oder gestoppt werden. In einigen Fällen kann das Haarwachstum sogar stimuliert werden. Wie bei jedem anderen Medikament sind aber auch bei Minoxidil Nebenwirkungen zu beachten. Im Folgenden erfahren Sie, welche Wirkung, Nebenwirkungen und Langzeitwirkungen Minoxidil bei Frauen und Männern haben kann.
Minoxidil: Wirkung gegen Haarausfall
Produkte mit Minoxidil werden in erster Linie zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall bei Männern und Frauen eingesetzt. Sie sind als Lösung oder Schaum für die Kopfhaut oder als Shampoo rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen.
Bei Männern wird Minoxidil bei erblich bedingtem Haarausfall im Tonsurbereich (der höchste Punkt des Kopfes und der Scheitel) angewendet. Dabei ist es von Vorteil, wenn die kahlen Flächen nicht größer als zehn Zentimeter sind. Je kleiner der betroffene Bereich ist, umso bessere Ergebnisse können in der Regel erzielt werden. Bisher gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse dazu, ob sich auch Geheimratsecken durch Minoxidil zurückdrängen lassen. Bei Frauen zeigt sich ein erblich bedingter Haarausfall meistens durch eine Ausdünnung des Scheitels, was durch die Anwendung von Minoxidil ebenfalls aufgehalten werden kann.
Anlagebedingter Haarausfall lässt sich durch die Anwendung von Minoxidil in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle aufhalten. Bei etwa 30 Prozent der Betroffenen stellt sich ein erneuter Haarwuchs ein, der jedoch nur bei zehn bis 20 Prozent der Betroffenen zu einem befriedigenden Ergebnis (also zu einem ausreichenden Nachwachsen der Haare) führt. Allerdings besteht das Ziel der Behandlung auch vorwiegend darin, ein Fortschreiten des Haarausfalls zu verlangsamen oder ganz zu stoppen und nicht in einer Stimulation des Haarwachstums. Deshalb sollte eine Therapie mit Minoxidil bei Haarausfall auch so früh wie möglich begonnen werden.
Neben dem Wachstum des Haupthaares soll sich durch den Wirkstoff angeblich auch der Bartwuchs stimulieren lassen. Durch die regelmäßige Anwendung im Gesicht soll der Bart wieder kräftiger nachwachsen und kleinere Lücken im Bart sollen geschlossen werden. Wissenschaftliche Studien stehen hierzu allerdings noch aus.
So wirkt Minoxidil auf die Haare
Dass Minoxidil das Haarwachstum anregt, war eine zufällige Entdeckung. Als Tabletten mit dem Arzneistoff in den 1970er-Jahren erstmals gegen Bluthochdruck eingesetzt wurden, bemerkte man bei den Anwender*innen am ganzen Körper einen vermehrten Haarwuchs.
Für das Wachstum der Haare ist die Durchblutung der Gefäße rund um die Haarwurzel herum entscheidend. Wie genau sich Minoxidil auf unsere Haare auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass sich durch die Anwendung die Blutgefäße am unteren Ende der Haarwurzel erweitern und durch die verbesserte Durchblutung das Haar wieder stärker mit Blut und Nährstoffen versorgt werden kann.
Daneben soll Minoxidil auch die Zellteilung und damit Produktion neuer Zellen anregen. So sorgt es vermutlich dafür, dass die Zellteilungsrate steigt und das Haar kräftiger und schneller nachwächst als zuvor, wodurch der Haarwuchs voller erscheint.
Minoxidil senkt den Blutdruck
Minoxidil-Tabletten sind verschreibungspflichtig und werden bei schweren Formen von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) eingesetzt. Zur Behandlung von Bluthochdruck wird das Arzneimittel allerdings nur dann verschrieben, wenn die Therapie mit anderen Medikamenten nicht anschlägt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Minoxidil, wenn es oral eingenommen wird, zahlreiche Nebenwirkungen haben kann.
Deswegen wird der Wirkstoff erst bei therapieresistentem Bluthochdruck eingesetzt. Therapieresistent bedeutet, dass die maximale Dosis anderer blutdrucksenkender Medikamente auch in Dreifach-Kombination (also die Kombination von drei blutdrucksenkenden Wirkstoffen) keinen ausreichenden Erfolg gezeigt hat.
Das Mittel sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern. Dies geschieht dadurch, dass es zu einer Erschlaffung der glatten Muskulatur der Blutgefäße führt. Durch die erweiterten Gefäße wird das Blut mit weniger Druck durch die Gefäße gepumpt und der Blutdruck sinkt.
Anwendung von Minoxidil für die Haare
Wird Minoxidil zur Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall angewendet, wird der Wirkstoff in Form einer Lösung (Haarwasser) oder eines Schaumes zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen und leicht einmassiert. Dabei ist es wichtig, dass das Mittel direkt auf die Kopfhaut und nicht auf die Haare aufgetragen wird. Auch die Verwendung eines Minoxidil-Shampoos ist möglich, aber weniger geläufig. Die Wirksamkeit ist vermutlich geringer, da das Produkt wieder ausgewaschen wird.
Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Tinktur nicht mit den Augen oder den Schleimhäuten in Kontakt kommt. Zudem sollte vermieden werden, dass das Produkt mit anderen Körperstellen in Berührung kommt, da es ansonsten auch an unerwünschten Stellen zu vermehrtem Haarwuchs kommen kann.
Je nach Geschlecht variiert die Dosierung des Wirkstoffes: Bei Frauen ist in der Regel eine zweiprozentige Lösung ausreichend, für Männer wird eine fünfprozentige Lösung empfohlen.
Minoxidil: Langzeitwirkung
Wer das Mittel verwenden möchte, braucht Geduld, denn Minoxidil setzt eher auf eine Langzeitwirkung: Ist die Behandlung mit Minoxidil erfolgreich, stellen sich nach etwa zwei bis vier Monaten erste sichtbare Ergebnisse ein. Ist dies nach vier Monaten nicht der Fall, sollte die Anwendung eingestellt und eine alternative Therapie ärztlich besprochen werden.
Für eine Anwendungsdauer von bis zu einem Jahr gibt es ausreichende klinische Erfahrungswerte, die auf einen therapeutischen Nutzen hinweisen. Möchten Sie das Mittel längerfristig anwenden, besprechen Sie dies am besten ärztlich.
Wird die Anwendung abgebrochen, setzt meistens innerhalb von drei bis vier Monaten der Haarausfall erneut ein. Wissenschaftlich wird derzeit noch diskutiert, ob dies daran liegt, dass die Wirkung von Minoxidil allmählich nachlässt (der erblich bedingte Haarausfall also voranschreitet) oder ob das Absetzen sogar einen verstärkten Haarverlust verursachen könnte.
Vermehrter Haarausfall zu Behandlungsbeginn
Zu Beginn der Behandlung kann bei einigen Patient*innen der Eindruck eines verstärkten Haarausfalls entstehen. Dies liegt daran, dass Minoxidil die Ruhephase des Haarfollikels (Telogenphase) verkürzt. Gleichzeitig wird die nachfolgende Wachstumsphase (Anagenphase) schneller eingeleitet. Dadurch wird das Wachstum neuer Haare stimuliert. Diese frisch gebildeten Haare verdrängen die inaktiven, alten Haare aus der Kopfhaut. Typischerweise wird dieses Phänomen zwei bis sechs Wochen nach Therapiebeginn beobachtet. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern: Dieser Effekt ist in der Regel vorübergehend, klingt innerhalb weniger Wochen ab und kann als erstes Zeichen dafür gewertet werden, dass Minoxidil wirkt.
Minoxidil: Dosierung und Anwendung bei Bluthochdruck
Bei Bluthochdruck wird Minoxidil oral als Tablette eingenommen. Die genaue Dosierung sollte immer ärztlich besprochen werden. In der Regel wird die Dosis so lange gesteigert, bis eine ausreichende Blutdrucksenkung eintritt oder die zulässige Höchstdosis erreicht wird. Dabei wird für gewöhnlich mit 5 mg täglich begonnen. Wenn notwendig, kann die Tagesdosis auf maximal 100 mg gesteigert werden.
Bei der Einnahme sollte beachtet werden, dass Minoxidil normalerweise nur in Kombination mit einem Betablocker und einem Diuretikum (Entwässerungsmittel) verwendet werden sollte. Denn Minoxidil kann zu einer vermehrten Wassereinlagerung im Gewebe, einem beschleunigten Herzschlag sowie zu anfallsartigen Brustschmerzen (Angina pectoris) führen. Diese unerwünschten Effekte sollen durch die gleichzeitige Einnahme von Diuretika und Betablockern vermieden werden.
Nebenwirkungen von Minoxidil
Welche Nebenwirkungen Minoxidil verursachen kann, hängt von der Anwendungsform ab.
Minoxidil-Nebenwirkungen bei Anwendung auf der Kopfhaut
Die Nebenwirkungen sind in aller Regel auf die Kopfhaut beschränkt. Häufig kommt es dabei zu Reizungen der Kopfhaut, die sich in Form von Juckreiz, Schuppen, Trockenheit, Brennen oder Stechen zeigen kann.
Nebenwirkungen von Minoxidil-Tabletten
Bei der Einnahme von Tabletten sind deutlich mehr unerwünschte Effekte möglich. Folgende Nebenwirkungen treten häufig bis sehr häufig auf:
- Veränderungen oder Erkrankungen des Herzens, darunter Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz), Herzbeutelentzündung, Perikarderguss (Ansammlung von Flüssigkeit um das Herz herum) sowie EKG-Veränderungen
- vermehrter Haarwuchs am ganzen Körper (Hypertrichose)
- Veränderung der Haarfarbe
- Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe)
- Magen-Darm-Probleme
Eine vollständige Liste möglicher Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der Packungsbeilage.
Minoxidil-Überdosierung
Wenn Sie Minoxidil gegen Bluthochdruck einnehmen, sollten Sie sich immer an die ärztlich empfohlene Dosis halten und eine gegebenenfalls notwendige Erhöhung der Dosierung ebenfalls nur in ärztlicher Rücksprache vornehmen. Eine Überdosierung von Minoxidil-Tabletten führt vornehmlich zu einem zu niedrigen Blutdruck oder zu einem plötzlichen, starken Blutdruckabfall. Dies kann zum Beispiel mit Symptomen wie Schwindel und Benommenheit einhergehen.
Auch bei der Anwendung auf der Kopfhaut sollten Sie eine Überdosierung vermeiden. Neben verstärkten Hautirritationen sind zwar keine gefährlichen Nebenwirkungen zu erwarten. Jedoch wirkt das Mittel auch nicht besser oder schneller, wenn man mehr davon verwendet.
Gegenanzeigen: Wann darf man Minoxidil nicht verwenden?
Unter bestimmten Umständen dürfen Produkte mit Minoxidil nicht eingenommen werden. So wird von einer Verwendung während der Schwangerschaft und der Stillzeit abgeraten, da nicht ausreichend wissenschaftliche Daten zur Sicherheit vorliegen. Das gilt auch für die äußerliche Anwendung. Bei Kindern sollte der Wirkstoff nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet und nicht äußerlich aufgetragen werden.
Daneben darf Minoxidil in folgenden Fällen nicht oral, also in Form von Tabletten, eingenommen werden:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Phäochromozytom (Tumor des Nebennierenmarks)
- pulmonale Hypertonie (erhöhter Blutdruck im Lungenkreislauf), der auf einen Herzklappenfehler (Mitralstenose) zurückzuführen ist
Bei Patient*innen, die kürzlich einen Herzinfarkt erlitten haben, darf das Mittel erst dann innerlich angewendet werden, wenn der Zustand wieder stabil ist.
Wechselwirkungen mit Minoxidil-Tabletten
Wechselwirkungen mit Minoxidil-Tabletten können bei der gleichzeitigen Einnahme der ebenfalls blutdrucksenkenden Stoffe Guanethidin und Bethanidin sowie Alpha-Rezeptorenblockern auftreten. In der Folge kann es zu einem sehr starken und schnellen Abfall des Blutdruckes kommen. Ebenso kann auch die gleichzeitige Einnahme von Neuroleptika zu einem verstärkten Blutdruckabfall führen.