Impfallianz Gavi: Streichung von US-Mitteln könnte zu einer Million Todesfällen führen
Die Impfallianz Gavi hat alarmiert auf die drohende Streichung von US-Hilfsgeldern reagiert. Ein solcher Schritt hätte "katastrophale Auswirkungen auf die globale Gesundheitssicherheit und könnte dazu führen, dass mehr als eine Million Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben", sagte Gavi-Chefin Sania Nishtar am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die "New York Times" hatte berichtet, dass die US-Regierung plane, ihre Mittel für Gavi zusammenzustreichen. Die Planungen stehen im Zusammenhang mit dem von US-Präsident Donald Trump und seinem Berater Elon Musk vorangetriebenen Kahlschlag bei der Entwicklungshilfeagentur USAID.
Nishtar sagte, Gavi habe von der US-Regierung noch keine Mitteilung über mögliche Kürzungen erhalten. Die Impfallianz sei "mit dem Weißen Haus und dem Kongress im Gespräch, um die vom Kongress bewilligten 300 Millionen Dollar für unsere Aktivitäten im Jahr 2025 und eine längerfristige Finanzierung zu sichern", fügte sie hinzu.
Gavi ist ein öffentlich-privates Bündnis für die Versorgung von Entwicklungsländern mit Impfstoffen. Dazu bringt es die Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern sowie andere Partner wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Weltbank, Impfstoff-Hersteller und Nichtregierungsorganisationen wie die Stiftung von Bill und Melinda Gates zusammen. Auch die Bundesregierung zählt zu den Unterstützern und großen Geldgebern.
Gavi trägt nach eigenen Angaben dazu bei, mehr als die Hälfte aller Kinder weltweit gegen Infektionskrankheiten wie Covid-19, Ebola, Malaria, Tollwut, Polio, Cholera, Tuberkulose, Typhus und Gelbfieber zu impfen. Derzeit stellen die USA etwa ein Viertel des Budgets von Gavi bereit.
Gesundheitsexperten warnen davor, dass eine Kürzung der Mittel für die Impfallianz letztlich mehr Kosten verursachen und die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Fortschritte im Kampf gegen Infektionskrankheiten ausbremsen könnte.
Die US-Epidemiologin Jennifer Nuzzo von der Brown University nannte die Pläne für die US-Kürzungen einen "verblüffend kurzsichtigen Vorschlag". Die Unterstützung für Gavi sei "keine Wohltätigkeit, sondern eine kosteneffiziente Investition, um tödliche und kostspielige Ausbrüche (von Krankheiten) zu verhindern, die hierher kommen können", sagte Nuzzo.
Es gebe einerseits eine moralische Verpflichtung, Menschen in armen Ländern zu helfen, sagte der Leiter der Forschungsgruppe für Impfstoffe an der britischen Oxford-Universität, Andrew Pollard. Anderseits habe die Corona-Pandemie gezeigt, dass "Infektionskrankheiten Grenzen überschreiten und uns alle gefährden".