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Lauterbach legt Hitzeschutzpläne für Kliniken und Pflegeeinrichtungen vor

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 24.05.2024 - 14:41 Uhr

Kühl-Zonen, abgedunkelte Räume, angepasste Speisen und Getränke - so sollen Patientinnen und Patienten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen künftig vor Hitze geschützt werden. Denn gesundheitliche Folgen hätten hohe Temperaturen besonders für Ältere, Kranke und Menschen im Freien, warnte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag in Berlin. Der Minister stellte im Anschluss an die zweite Hitzeschutzkonferenz bundeseinheitliche Empfehlungen für den Hitzeschutz in Krankenhäusern und der Pflege vor.

Empfohlen wird darin unter anderem die Benennung einer oder eines Verantwortlichen für den Hitzeschutz sowie die Erstellung eines Hitzeschutzplans. Weiter wird zu einer umfangreichen Aufklärung der Patientinnen und Patienten besonders in den Sommermonaten, einer angemessene Lagerung wärmeempfindlicher Medikamente und Materialien sowie der Einrichtung von Kühl-Zonen geraten.

An der Hitzeschutzkonferenz nahmen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens teil. Neben konkreten Handlungsempfehlungen entwickelten sie auch Informationspakete, unter anderem für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kommunen oder die Fußball-EM. 

Auf der Webseite hitzeservice.de finden Verantwortliche beispielsweise Kommunikationskonzepte, wie verschiedene Risikogruppen wie ältere oder wohnungslose Menschen über den Hitzeschutz aufgeklärt werden können.

Lauterbach hob anlässlich der Vorstellung die Rolle des Klimawandels hervor. Dieser werde Hitzeschutz "zu einem Dauerproblem machen", erklärte er. Darauf müsse Deutschland systematisch vorbereitet werden. "Sonst sterben in jedem Sommer tausende Bürger unnötigerweise."

Der Minister betonte: "Somit müssen wir uns an den Klimawandel anpassen und ihn gleichzeitig bekämpfen." Denn schon jetzt seien Hitzewellen häufiger und wärmer als noch vor zehn Jahren - "aber das ist nur der Anfang". 

Der auch an der Konferenz teilnehmende Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, beschrieb den Hitzeschutz als "gesamtgesellschaftliche Aufgabe". Es sei daher gut, dass die Politik das Thema ernst nehme. "Ein Anfang ist gemacht, aber am Ziel sind wir noch lange nicht", betonte Reinhardt.

Anlässlich des Hitzeaktionstags am 5. Juni wolle die Ärztekammer deshalb mit vielen weiteren Partnern aufzeigen, "was noch passieren muss, um Deutschland hitzeresilient zu machen".

Von "einem wichtigen Signal, dass der Bundesgesundheitsminister dem Thema Hitzeschutz in der Pflege hohe Priorität einräumt", sprach Claus Bölicke vom AWO Bundesverband, ebenfalls Teilnehmer der Hitzeschutzkonferenz. Die Klimakrise sei längst Realität. "Es ist an uns, die vulnerabelsten Mitmenschen vor ihren Folgen zu schützen, indem wir uns anpassen." Die Empfehlungen gäben nun konkrete Strategien und Konzepte vor, um Menschen in Pflegeeinrichtungen vor zusätzlichen gesundheitlichen Belastungen zu schützen.

Kritik kommt hingegen von Patientenschützern. "Ohne finanzielle Zusagen der Bundesregierung bleibt der Hitzeschutzplan nur heiße Luft", erklärte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Lauterbach und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) müssten einen verbindlichen Investitionsplan für die rund 1700 Krankenhäuser und 12.000 Pflegeeinrichtungen vorlegen. 

Dabei gelte es, die Bestandsbauten spätestens in drei Jahren an die klimatischen Bedingungen anzupassen, forderte Brysch. "Sonst verliert sich der Hitzeschutz von Millionen alten, pflegebedürftigen und kranken Menschen in Absichtserklärungen."