AFP-News-Bild

Lauterbach zu E-Patientenakte: Werden Probleme bis zum bundesweiten Start lösen

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 15.01.2025 - 16:00 Uhr

Viele Jahre wurde die elektronische Patientenakte (ePA) geplant, bald wird sie bundesweit eingeführt - die Testphase dafür startete am Mittwoch. "Der heutige Tag markiert den Beginn eines neuen Zeitalters", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei einer Pressekonferenz in Berlin. Der Minister versicherte zugleich die Behebung aller bekannten Sicherheitsmängel bis zum bundesweiten Start. Auf solche hatte zuvor der Chaos Computer Club (CCC) hingewiesen.

Pläne für eine elektronische Patientenakte bestehen seit mehr als 20 Jahren, seit 2021 gibt es die Akte auf freiwilliger Basis. Bislang wurde sie aber nur wenig genutzt. Dies ändert sich nun: Am Mittwoch starteten 300 Praxen, Kliniken und Apotheken in drei Modellregionen - Hamburg, Franken sowie Nordrhein-Westfalen - mit der Testung der ePA. "Eine neue Epoche" beginne, so Lauterbach.

Vom Chaos Computer Club für diese Testphase aufgezeigten Probleme seien gelöst, versicherte der Minister. Das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe bestätigt, das die Pilotphase beginnen könne - "und zwar auf einem Sicherheitsniveau, das sehr hoch ist".

Bundesweit soll die Akte Lauterbach zufolge "im März oder April" zum Einsatz kommen. Bis dahin würden dann alle Probleme gelöst sein. "Wir werden eine sehr sichere ePA haben, auch im Vergleich zu anderen Ländern", betonte der Minister. Die elektronische Patientenakte sei in anderen Ländern "wesentlich weniger sicher als das Sicherheitsniveau, das wir anstreben".

Der CCC hatte Angriffsmöglichkeiten auf die digitale Patientenakte nachgewiesen und anschließend den Umgang Lauterbachs mit den möglichen Sicherheitsmängeln kritisiert. Durch die Computerexperten geäußerte Sicherheitsbedenken seien über Monate nicht ernst genommen worden. Er sei "dankbar, dass sich der Chaos Computer Club mit solchen Themen beschäftigt", sagte der Gesundheitsminister nun. 

Der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, begrüßte die Einführung der ePA als "riesigen Schritt vorwärts". Die Akte werde zu einer besseren Behandlung führen, der Nutzen überwiege "bei Weitem", sagte er bei der Pressekonferenz mit Lauterbach. Mit etwas über fünf Prozent hätten zudem weniger TK-Versicherte als erwartet, der Anlegung der Akte widersprochen. Dies sei "ein positives Zeichen".

Von einer "sehr guten Nachricht, dass es jetzt endlich losgeht mit der ePA für alle", sprach auch die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. Positiv sei auch die prinzipielle Aufgeschlossenheit der Bevölkerung: Nur 2,9 Prozent der AOK-Versicherten hätten der Akte widersprochen, erklärte sie. "Dieser Vertrauensvorschuss darf nicht verloren gehen", vom CCC identifizierten Sicherheitslücken müssten deshalb "schnellstmöglich" geschlossen werden.

Sowohl Ärztekammer als auch Deutsche Apothekerverband (DAV) betonten die Bedeutung der Testphase. "Während der Pilotphase müssen wir genau hinschauen, wo noch Probleme auftreten und wie wir diese bis zum bundesweiten Roll-Out lösen können", erklärte beispielsweise die DAV-Vizevorsitzende Anke Rüdinger.

Kritik kommt von den Linken im Bundestag. Deren gesundheitspolitische Sprecherin, Kathrin Vogler, erklärte: "Die elektronische Patientenakte ist nicht sicher." Die Mängel seien "katastrophal", mit geringem Aufwand könnten fremde Patientenakten eingesehen und verändert werden.