AFP-News-Bild

Lebender acht Zentimeter langer Wurm aus Gehirn von Frau herausoperiert

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 29.08.2023 - 17:02 Uhr

"Lebendig und sich windend": Ärzte in Australien haben aus dem Gehirn einer Frau einen acht Zentimeter langen lebendigen Rundwurm herausoperiert. Wie sie am Dienstag mitteilten, handelte es sich bei dem Wurm um einen Parasiten, der üblicherweise bei Kängurus und Rautenpythons anzutreffen ist - nicht aber bei Menschen. Der Fall wurde zugleich im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" veröffentlicht.

Bevor der Wurm entdeckt wurde, hatte die 64-jährige Australierin über Gedächtnisprobleme geklagt. Die Ärzte nahmen bei ihr daraufhin eine Kernspintomografie des Gehirns vor. Auf den Aufnahmen erkannten die Mediziner zunächst nur eine "atypische Verletzung" im vorderen Teil des Gehirns. Bei der anschließenden OP im Juni 2022 zogen sie schließlich den Wurm mit dem wissenschaftlichen Namen Ophidascaris robertsi aus dem Gehirn.

Dem Artikel im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" zufolge hatte die Frau zudem an den Spätfolgen einer Lungenentzündung gelitten. Im Januar 2021 sei sie ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sie drei Wochen lang erst an Bauchschmerzen und Durchfall und schließlich auch an trockenem Husten und nächtlichen Schweißausbrüchen gelitten hatte.

"Wir dachten zunächst, dass es sich um eine immunologische Erkrankung handelte, und dann tauchte plötzlich ein großer Knoten im Frontalhirn auf", berichtete der beteiligte Arzt Sanjaya Senanayake. "Die Chirurgin wollte eine Biopsie machen - war es Krebs, war es ein Abszess, usw. Und plötzlich holt sie mit einer Pinzette dieses sich windende Ding heraus". Alle im Operationssaal seien "absolut fassungslos" gewesen.

"Das ist weltweit der erste Fall eines Ophidascaris, der bei einem Menschen beschrieben wurde", erklärte Senanayake, ein Experte für Infektionskrankheiten. "Unseres Wissens ist es auch der erste Fall, dass das Gehirn einer Säugetierart - Mensch oder andere - betroffen ist."

Die Wissenschaftler glauben, dass die Frau nach dem Sammeln essbarer Pflanzen in der Nähe ihres Hauses von dem Wurm befallen wurde. Wahrscheinlich seien die Pflanzen mit Schlangenfäkalien verunreinigt gewesen, die Larven des Parasiten enthielten.

Worum genau es sich bei dem Fund im Gehirn der Frau handelte, ließen die Ärzte durch einen DNA-Test klären. Senanayake drückte der Patientin sein Mitgefühl aus. "Ich kann gar nicht genug unsere Bewunderung für die Frau ausdrücken, die in diesem Prozess Geduld und Mut bewiesen hat," sagte er. Es sei niemals "leicht oder wünschenswert", der erste Patient oder die erste Patientin zu sein, egal, um welche Krankheit es sich handelt.

Senanayake wies darauf hin, dass die Ophidascaris-Rundwürmer auch Tiere in anderen Teilen der Erde befallen. Es sei daher "wahrscheinlich, dass weitere Fälle in den kommenden Jahren festgestellt werden".