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Long-Covid-Patienten sollen leichteren Zugang zu Arzneien bekommen

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 12.09.2023 - 15:29 Uhr

Long-Covid-Patienten sollen einen erleichterten Zugang zu Arzneimitteln erhalten. Dies ist das Ergebnis des Runden Tisches, zu dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag Fachleute und Betroffene eingeladen hatte. Danach soll eine Kommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Liste mit Medikamenten erarbeiten, die auch außerhalb der Zulassung verordnet und bezahlt werden können. Die Unionsfraktion begrüßte den Runden Tisch.

Manche Medikamente könnten die Leiden von Patienten mit Langzeitfolgen einer Corona-Infektion lindern, "obwohl sie nicht speziell für diese Erkrankung entwickelt wurden", erklärte Lauterbach. Die Behandlung dieser Patienten dürfe "nicht an Formalien scheitern", ergänzte er. "Wir müssen flexibel und entschlossen reagieren, um diese Daueraufgabe zu lösen."

Es war der erste Runde Tisch zum Thema Long Covid in Lauterbachs Ministerium. Ziel des Treffens war es, sich über die Versorgungslage von Erkrankten auszutauschen und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung zu diskutieren. Mehr als 70 Gäste aus unter anderem Wissenschaft und Forschung, Politik sowie von Betroffenenverbänden nahmen daran teil.

Lauterbach sagte nach den Beratungen vor der Presse, er wolle insgesamt hundert Millionen Euro für die Long-Covid-Forschung bekommen - bislang stünden ihm nur 40 Millionen Euro zur Verfügung. "Es fehlt an Geld für die Forschung", betonte der Gesundheitsminister. Er wolle deshalb in den anstehenden Haushaltsverhandlungen versuchen, mehr Geld zu erhalten. Der SPD-Politiker kündigte zudem an, auch auf G7- und G20-Ebene daran zu arbeiten, dass Long Covid zum Forschungsthema wird. So solle auch international mehr Geld für die Forschung zur Verfügung stehen.

Lauterbach betonte am Dienstag erneut, dass Long Covid eine organische Erkrankung und keine Erkrankung der Psyche sei. Bei dieser gebe es viele Schwererkrankte und nach wie vor keine Heilung. "Das Thema wird uns noch lange Zeit begleiten", sagte er. Die Beteiligten des ersten Runden Tisches hätten viele Erkenntnisse gewinnen können, eine Folgeveranstaltung sei geplant.

Die Unionsfraktion im Bundestag begrüßte das Treffen: Es sei wichtig, dass Lauterbach jetzt das Gespräch mit allen Beteiligten suche, erklärte deren gesundheitspolitischer Sprecher, Tino Sorge (CDU). "Wer an Long Covid erkrankt, für den ändert sich oft das ganze Leben." Für effektive Hilfe und Unterstützung der Betroffenen bleibe jedoch nur noch ein kurzes Zeitfenster. Sorge bezeichnete den Runden Tisch als "richtiges, aber spätes Signal". Der CDU-Politiker betonte: "Wir hätten schon ein paar Schritte weiter sein können."

Patientenschützer hatten vor dem Treffen ihre Forderung nach einem Hilfe-Fonds für Betroffene bekräftigt. "Die Bundesregierung ist aufgefordert, einen Post-Covid-Fonds aufzulegen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die notwendigen Mittel dieses Milliardenprogramms könnten nur aus zusätzlichen Steuermitteln bezahlt werden, betonte er. 

Den Fokus auf einen rücksichtsvollen Umgang mit erkrankten Beschäftigten legte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Die Arbeitgeber seien gefordert, die Situation ernst zu nehmen und für die Betroffenen Wege für eine gelingende berufliche Wiedereingliederung zu eröffnen, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Dafür brauche es "neben maßgeschneiderten Lösungen vor allem Zeit für eine behutsame Heranführung an die Arbeitsbelastung".

Zu den vielen Symptomen von Long Covid zählen unter anderem Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Organschäden. Bereits im Juli hatte Lauterbach ein erstes Bundesprogramm vorgestellt, das Long-Covid-Kranken zu mehr Informationen und einer besseren medizinischen Versorgung verhelfen soll.