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Suizide von Krankenhauspersonal: Französische Ministerinnen verklagt

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 14.04.2025 - 11:09 Uhr

Nach mehreren Suiziden von Ärzten und Pflegekräften in französischen Krankenhäusern haben Angehörige Klage gegen zwei Ministerinnen eingereicht. Die 19 Klägerinnen und Kläger werfen Gesundheitsministerin Catherine Vautrin und Hochschulministerin Elisabeth Borne Mobbing und fahrlässige Tötung vor, wie die Anwältin Christelle Mazza am Montag der AFP bestätigte. Die Klage sei am Donnerstag bei dem zuständigen Gericht eingereicht worden, das sich mit möglichen Vergehen von Regierungsmitgliedern bei der Ausübung ihres Amtes befasst. Die betroffenen Ministerien reagierten zunächst nicht öffentlich. 

Die Zahl der Suizide wurde nicht beziffert. Die Anklageschrift prangert "komplett illegale und tödliche Arbeitsbedingungen" und eine "unerträgliche Arbeitsbelastung" an. Betroffen seien Angehörige verschiedener Berufsgruppen und verschiedener Fachgebiete in mehreren Regionen des Landes. 

"Warnhinweise, die von einzelnen oder systematisch geäußert wurden, wurden ignoriert", heißt es weiter. Es habe "weder politisches Bewusstsein noch den Willen gegeben, den Niedergang der öffentlichen Krankenhäuser zu stoppen". 

Die Witwe eines Notarztes, der sich 2023 das Leben genommen hatte, berichtete im Interview mit der Zeitung "Le Monde" von 80 bis 90 Arbeitsstunden pro Woche. Er habe bis zu 37 Tage hintereinander gearbeitet, ohne zwei aufeinanderfolgende Ruhetage zu haben. 

"Die Arbeitsbedingungen haben ihn in den Tod getrieben", erklärte die Frau, die ebenfalls im Krankenhaus arbeitet. "Die Misshandlung von Ärzten und Pflegepersonal muss endlich aufhören", fügte sie hinzu. Vom Tod ihres Mannes habe sie in einer Gruppenmail an die Mitarbeiter des Krankenhauses erfahren. "Es hat nicht mal jemand versucht, mich zu erreichen", sagte sie. 

Die Anwältin fordert, auf die beiden Ministerinnen dieselbe Rechtsprechung anzuwenden wie im Fall von France Télécom (heute: Orange). Zwei ehemalige Manager waren 2022 von einem Berufungsgericht wegen institutionellen Mobbings verurteilt worden, nachdem sich mehrere Mitarbeiter des Unternehmens das Leben genommen hatten. Das Kassationsgericht hatte das Urteil im Januar bestätigt.