US-Regierung will künstliche Farbstoffe aus Lebensmitteln und Medikamenten verbannen
Es ist ein seltener Fall der politischen Übereinstimmung in den USA: Die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA hat angekündigt, bis Ende 2026 alle aus Erdöl gewonnenen künstlichen Farbstoffe in Lebensmitteln zu verbieten. In den vergangenen 50 Jahren hätten "amerikanische Kinder zunehmend in einer giftigen Suppe aus synthetischen Chemikalien" gelebt, sagte FDA-Chef Marty Makary am Dienstag. Der Vorstoß wird auch von den US-Demokraten begrüßt.
Makary berief sich auf Studien, wonach künstliche Farbstoffe mit Krankheiten wie Diabetes und Krebs sowie Magen-Darm-Problemen und Verhaltensproblemen wie ADHS in Verbindung gebracht werden. Die Vorgängerregierung unter Demokrat Joe Biden hatte im Januar bereits den Farbstoff "Rot 3" verboten - E127 in der EU. Es handelt sich um Erythrosin, in der EU ist der Farbstoff nur noch für Cocktailkirschen und kandierte Kirschen zugelassen, dazu in Lippenstiften und Arzneimitteln. Der Stoff soll Studien zufolge bei Tieren Krebs auslösen.
Auf der Liste der FDA stehen insgesamt acht Zusatzfarbstoffe, darunter "Rot 40", in der EU zugelassen unter der Bezeichnung E129 für Lebensmittel und Kosmetika; der "Gelb 5" oder E102 genannte Farbstoff Tartrazin oder der Farbstoff "Gelb 6" oder E110, der etwa in Zitrusfrüchtejoghurt oder Käse eingesetzt wird.
Diese Farbstoffe werden in Millionen Lebensmittelprodukten verwendet, in Bonbons, Frühstücksflocken, Soßen oder Getränken, wie Peter Lurie erklärte, Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation Center for Science in the Public Interest (CSPI). Keiner dieser Farbstoffe "hat einen Nährwert", sagte Lurie AFP. "Sie dienen in Wirklichkeit nur der Irreführung, um Lebensmittel roter, blauer, fruchtiger oder attraktiver erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit sind. Und das zu kommerziellen Zwecken."
In Europa sind die von den US-Behörden genannten Farbstoffe nicht gänzlich verboten. Es besteht aber eine mit Warnhinweisen versehene Kennzeichnungspflicht. Aufgrund dessen haben viele Unternehmen inzwischen auf natürliche Alternativen umgesattelt.
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. nannte das Problem der Farb- und Zusatzstoffe am Dienstag allgemein eine "existenzielle" Bedrohung. Sein Plan basiere weitgehend auf der freiwilligen Einhaltung der Vorschriften durch die Lebensmittelbranche, sagte Kennedy. Diese habe sich in Gesprächen aufgeschlossen gezeigt.
Kennedy führt sein Ressort unter dem Motto "Make America Healthy Again" ("Macht Amerika wieder gesund") - eine Anlehnung an Präsident Donald Trumps Slogan "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig"). Er will unter anderem das in der US-Bevölkerung weitverbreitete Übergewicht bekämpfen. Chronische Krankheiten sollen seinem Ministerium zufolge durch die Fokussierung auf "sicheres, gesundes Essen, sauberes Wasser und die Eliminierungen von Giften in der Umwelt" eingedämmt werden.
Kennedys Haltung hinsichtlich künstlicher Farbstoffe stimmt mit dem wissenschaftlichen Konsens überein - ganz im Gegensatz zu seinen früheren Äußerungen zu angeblichen Gesundheitsgefahren durch Impfungen. Früher war Kennedy ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, bevor er zunehmend mit Verschwörungserzählungen für Aufmerksamkeit sorgte.