Verhandlungen über internationales Pandemie-Abkommen in Genf fortgesetzt
In Genf sind die Verhandlungen über ein internationales Pandemie-Abkommen am Montag fortgesetzt worden. Die Vertreter der 194 Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten in elf Verhandlungsrunden bereits viele der insgesamt 37 Artikel des Vertragsentwurfs abschließen. Experten sind daher zuversichtlich, dass in der einwöchigen Verlängerung der zwölften Verhandlungsrunde nun endlich eine Einigung erzielt werden kann.
"Sie kennen Ihre Aufgabe, und Sie wissen, was auf dem Spiel steht", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus den Delegierten. "Sie sollten stolz sein auf das, was Sie in den verhangenen drei Jahren erreicht haben, und Sie sollten zuversichtlich sein, dass das Ende in Sicht ist. Es ist näher, als Sie denken."
Tedros zeigte sich zuversichtlich, dass alle offenen Fragen "vor Ende dieses Jahres" geklärt werden. Am Freitag sollen die Delegierten Bilanz ziehen und entscheiden, ob sie genug Fortschritte erzielt haben, um eine Sondersitzung der Weltgesundheitsversammlung einzuberufen und das Abkommen endgültig zu verabschieden.
Beobachter erwarten allerdings, dass Streitthemen wie der Informationsaustausch über Krankheitserreger aus dem eigentlichen Abkommen ausgeklammert und erst im Anschluss verhandelt werden.
Die Weltgesundheitsversammlung, das höchste Entscheidungsorgan der WHO, hatte im Dezember 2021 bei einer Sondersitzung beschlossen, als Konsequenz aus der Corona-Pandemie ein globales Abkommen zur Reaktion auf künftige Gesundheitskrisen auszuarbeiten. Das Auftreten einer neuen Mpox-Variante in Afrika, tödliche Infektionen mit dem Marburg-Virus in Ruanda und das kursierende Vogelgrippevirus H5N1 haben zuletzt verdeutlicht, dass dringend Handlungsbedarf besteht.
Hauptstreitpunkte bei den Gesprächen sind die Weitergabe von Informationen über Krankheitserreger und die Verteilung von Impfstoffen und anderen Mitteln zur Eindämmung von Pandemien. Bisher konnten sich die reichen Industriestaaten, in denen die meisten Medikamente entwickelt werden, nicht mit ärmeren Ländern einigen, die in der Corona-Pandemie einen deutlich schlechteren Zugang zu Tests, Medikamenten und Impfstoffen hatten.