AFP-News-Bild

WHO-Mitgliedstaaten einigen sich auf historisches Pandemie-Abkommen

Quelle: Agence-France-Presse
Letzte Aktualisierung: 16.04.2025 - 09:02 Uhr

Durchbruch bei Pandemie-Abkommen: Nach zähen Verhandlungen haben die WHO-Mitgliedstaaten einem historischen Abkommen zugestimmt, mit dem sie sich besser auf künftige Pandemien vorbereiten wollen. Die Mitgliedstaaten hätten "bei ihren Bemühungen, die Welt sicherer vor Pandemien zu machen, einen großen Schritt nach vorne gemacht", erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch. Demnach haben die Länder "einen Entwurf für eine Vereinbarung ausgearbeitet", welcher der WHO-Jahresversammlung im Mai zur Unterzeichnung vorgelegt werden soll.

Nach der Grundsatzeinigung auf ein weltweites Pandemie-Abkommen waren die Unterhändler zusammengekommen, um dem Vertragswerk den letzten Feinschliff zu geben. Die Sitzung hinter verschlossenen Türen begann am Dienstagvormittag am WHO-Hauptsitz in Genf. Die Mitglieder verhandelten buchstäblich bis zur letzten Minute und besiegelten die Vereinbarung gegen 2.00 Uhr morgens (MESZ).

Bis zum Schluss herrschte Uneinigkeit über einige heikle Fragen. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Verhandlungskreisen erfuhr, sorgte insbesondere jene Passage für Unstimmigkeiten, bei der es um den Technologietransfer für Pandemie-Gesundheitsprodukte an Entwicklungsländer geht. Die Differenzen konnten demnach überwunden werden, indem hinzugefügt wurde, dass jeglicher Technologietransfer "in beidseitigem Einverständnis" erfolgen müsse.

Die Länder der Welt hätten "heute in Genf Geschichte geschrieben", würdigte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus die erzielte Einigung. Sie hätten mit dem Abkommen "nicht nur einen Generationenvertrag zur Erhöhung der Sicherheit in der Welt" geschaffen. Sie hätten zudem gezeigt, "dass der Multilateralismus lebendig und gesund ist und dass die Nationen in unserer gespaltenen Welt noch immer zusammenarbeiten können, um einen gemeinsamen Nenner und eine gemeinsame Antwort auf gemeinsame Bedrohungen zu finden".

Kernstück der neuen Vereinbarung ist ein Mechanismus, der die rasche Weitergabe von Daten über Krankheitserreger an Pharmaunternehmen ermöglichen soll. Auf diese Weise soll die Pharmaindustrie bei zukünftigen Gesundheitskrisen in der Lage sein, möglichst schnell mit der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten zu beginnen.

Allerdings hat das anvisierte Abkommen schon jetzt einen Schwachpunkt: Die USA sind nicht dabei - Präsident Donald Trump hatte nach seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus den Rückzug seines Landes aus der WHO erklärt. 

"Die Pandemievereinbarung ist ein Ausgangspunkt", sagte der Leiter des internationalen Verbands für Pharmaunternehmen, David Reddy, am Mittwoch. Mit Blick auf die Umsetzung erklärte er, dass Fragen des geistigen Eigentums und der Rechtssicherheit entscheidend seien, wenn die Pharmaindustrie bei zukünftigen Krisen in risikoreiche Forschung und Entwicklung investieren wolle. "Wir hoffen, dass die Mitgliedstaaten in den nachfolgenden Verhandlungen die Bedingungen für den Privatsektor beibehalten werden".

Der endgültige Text des Abkommens soll auf der Jahresversammlung der WHO im Mai unterzeichnet werden. Seit mehr als drei Jahren verhandeln die WHO-Mitgliedstaaten über ein internationales Abkommen zur Vorbeugung von Pandemien. Mit dem Abkommen soll die Welt besser auf künftige Gesundheitskrisen wie die Corona-Pandemie vorbereitet werden.

Durch die Corona-Pandemie starben nach Angaben der UN-Organisation weltweit mindestens 20 Millionen Menschen. Gegenmaßnahmen wie Lockdowns und Reisebeschränkungen brachten schwere wirtschaftliche Schäden mit sich. Auch die Gesundheitssysteme waren nicht auf die Pandemie vorbereitet: So behinderte lange ein Mangel an Impfstoff den Kampf gegen das Coronavirus.