WHO-Studie: Fast ein Drittel aller Erwachsenen bewegt sich nicht genug
Die WHO spricht von einem "Weckruf": Fast ein Drittel aller Erwachsenen bewegt sich nicht genug. Dies sei eine zunehmende Gefahr für die Gesundheit weltweit, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Wissenschaftler.
Mehr als 31 Prozent aller Erwachsenen - und damit 1,8 Milliarden Menschen - kamen im Jahr 2022 nicht auf das empfohlene Maß an körperlicher Bewegung. "Bewegungsmangel ist eine stille Gefahr für die globale Gesundheit und trägt erheblich zur Bürde chronischer Krankheiten bei", sagte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung. "Leider bewegt sich die Welt nicht in die richtige Richtung", sagte er in einer Online-Pressekonferenz.
Um gesund zu bleiben, empfiehlt die WHO Erwachsenen pro Woche mindestens 150 Minuten körperliche Bewegung von moderater Intensität wie etwa Gehen, Radfahren oder auch Hausarbeit - oder aber mindestens 75 Minuten stärkere körperliche Betätigung wie Rennen oder sportliche Wettkämpfe. Auch eine Mischung von beidem dient dem Ziel.
Wer unter dieser Empfehlung bleibt, riskiert laut Krech Herzkrankheiten, Diabetes, einige Krebsarten sowie mentale Gesundheitsprobleme.
Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, könnte der Bewegungsmangel unter Erwachsenen bis zum Jahr 2030 auf 35 Prozent steigen, heißt es in der im Fachmagazin "The Lancet Global Health" veröffentlichten Studie. Damit würde das Ziel der WHO, den Bewegungsmangel bis zum Ende des Jahrzehnts weltweit um 15 Prozent zu reduzieren, deutlich verfehlt.
Die Forschungsergebnisse seien "ein Weckruf, dass wir nicht genug tun", sagte Fiona Bull, Leiterin der WHO-Abteilung für körperliche Bewegung. Das Ausmaß des Bewegungsmangels variiert allerdings je nach Land: Zum Beispiel bewegen sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten 66 Prozent der Erwachsenen nicht genug, während die Zahl in Malawi unter drei Prozent liegt.
Es gebe "zahlreiche Ursachen" für den allgemeinen Rückgang körperlicher Bewegung, sagte Bull. So gehen die Menschen weniger zu Fuß, arbeiten mehr am Computer und schauen auch in ihrer Freizeit häufiger auf Bildschirme.
Mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in diesem Sommer erinnerte Krech daran, dass Sport im Fernsehen "nicht das gleiche ist wie körperlich aktiv zu sein". "Sitzen Sie nicht nur auf dem Stuhl, stehen Sie auf und tun was - jeder Schritt zählt", sagte er.
Laut WHO reicht eine Änderung der individuellen Gewohnheiten nicht aus. Sie rief die Staaten dazu auf, die Bevölkerung zur körperlichen Aktivität zu animieren - etwa durch die Förderung von Sportvereinen sowie von Zufußgehen, Radfahren und Öffentlichem Nahverkehr.
Die Studie gilt als bislang umfassendster Überblick zum Thema Bewegung. Dafür führte ein internationales Forscherteam die Ergebnisse von mehr als 500 Studien über 5,7 Millionen Menschen in 163 Ländern zusammen.
Es gab allerdings nicht nur schlechte Nachrichten: Fast die Hälfte der Länder erzielte in der zurückliegenden Dekade Fortschritte, und 22 Länder dürften das für 2030 gesteckte Ziel erreichen - so lange sie sich weiter in die richtige Richtung bewegen.