WHO warnt vor "problematischer" Internet-Nutzung durch Jugendliche in Europa
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat vor den Auswirkungen der zunehmenden Internet-Nutzung durch Jugendliche in Europa gewarnt. Laut Daten der WHO zeigten 2022 rund elf Prozent der Jugendlichen Anzeichen einer "problematischen", das heißt einer suchtartigen Nutzung sozialer Medien - vier Jahre zuvor waren es demnach nur sieben Prozent. Ein Drittel der Jugendlichen spielte zudem täglich Online-Spiele, 22 Prozent von ihnen mindestens vier Stunden lang.
"Es ist klar, dass wir sofortige und anhaltende Maßnahmen brauchen, um Heranwachsenden zu helfen, den potenziell schädlichen Gebrauch sozialer Medien einzudämmen, der nachweislich zu Depressionen, Mobbing, Ängsten und schlechten schulischen Leistungen führt", erklärte WHO-Europa-Direktor Hans Kluge.
Zu den suchtartigen Symptomen zählt die Unfähigkeit, die Medien-Nutzung zu kontrollieren, die Vernachlässigung anderer Aktivitäten zugunsten der sozialen Medien oder auch das Auftreten negativer Folgen im Alltag als Folge übermäßiger Nutzung.
Die WHO berief sich auf Daten von 280.000 jungen Menschen im Alter von elf, 13 und 15 Jahren aus 44 Ländern in Europa, Zentralasien und Kanada. Demnach waren weibliche rumänische Jugendliche im Alter von 13 und 15 Jahren mit 28 Prozent am stärksten von problematischer Internet-Nutzung betroffen. Unter männlichen niederländischen Teenagern war das Phänomen am seltensten, nur drei Prozent berichteten von solchen Symptomen.
Zwölf Prozent der gesamten Kohorte wiesen ein problematisches Verhalten hinsichtlich Onlinespielen auf. Hier waren mit 16 Prozent deutlich mehr Jungen als Mädchen (sieben Prozent) betroffen.
Zugleich betonte die WHO, dass die Onlinenetzwerke auch Vorteile mit sich brächten. 36 Prozent der jungen Menschen berichteten demnach, online in beständigem Kontakt zu ihren Freunden zu sein. Bei 15-jährigen Mädchen waren es sogar 44 Prozent.
Junge Menschen "sollten die sozialen Medien beherrschen und sich nicht von den sozialen Medien beherrschen lassen", erklärte Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin für Gesundheitspolitik und -systeme der Länder bei der WHO Europa. Die Organisation appellierte an die nationalen Behörden, in die Vermittlung von digitaler Kompetenz in Schulen, die Verbesserung der psychosozialen Dienste sowie in die Ausbildung von Lehrern und medizinischem Personal zu investieren. Auch solle die Rechenschaftspflicht der Anbieter von Onlinenetzwerken durchgesetzt werden.