Frau hat Schluckauf
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Schluckauf: Ursachen und was hilft?

Von: Dr. rer. nat. Isabel Siegel (Diplom-Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.10.2024

Es gibt wohl niemanden, der ihn nicht schon hatte: Schluckauf, dieses plötzlich auftretende, unangenehme und teils laute Hicksen, das kaum unterdrückt werden kann. Sogar Föten im Babybauch können Schluckauf haben. Aber was sind die Gründe für einen Schluckauf und wie kann man ihn wegbekommen? Ist er immer harmlos oder kann er sogar ein Warnsignal für bestimmte Krankheiten sein? Im folgenden Artikel erfahren Sie, welche Ursachen Schluckauf haben kann und mit welchen Hausmitteln und Medikamenten man ihn stoppen kann.

Ursache: Warum hat man Schluckauf?

Ein Schluckauf, der medizinisch als Singultus bezeichnet wird, entsteht, wenn sich das Zwerchfell ruckartig verkrampft und beim Einatmen unwillkürlich Luft gegen die geschlossenen Stimmlippen stößt. Dadurch kommt es zum typischen "Hicksen".

Normalerweise setzt ein Singultus plötzlich ein und hört nach ein paar Minuten von allein wieder auf (akuter Schluckauf). Geht der Schluckauf nicht weg und hält er länger als 48 Stunden an – was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt – spricht man von chronischem Schluckauf.

Zwerchfell und Stimmritze

Das Zwerchfell ist eine Platte aus Muskeln und Sehnen, die die Bauchhöhle (Abdomen) von der Brusthöhle (Thorax) trennt. Es ist für die Atembewegung und die Atemmuskulatur notwendig, denn wenn sich das Zwerchfell zusammenzieht, wird gleichzeitig Atemluft in die Lunge eingesogen. Andersherum kann diese wieder ausströmen, wenn sich das Zwerchfell entspannt.

Die Stimmlippen werden umgangssprachlich auch Stimmbänder genannt. Sie befinden sich im Kehlkopf und sind beim Atmen und Sprechen geöffnet, hingegen beim Schlucken geschlossen, damit keine Nahrung in die Lunge gelangen kann.

Gründe für die Entstehung von Schluckauf

Was sind die Ursachen dafür, dass sich das Zwerchfell verkrampft und ein akuter Schluckauf entsteht? Meist resultieren die Beschwerden aus bestimmten Verhaltensweisen oder Einflüssen von außen.

Unter anderem können folgende Faktoren einen Schluckauf auslösen:

  • Verzehr von sehr heißen, sehr kalten oder scharfen Speisen und Getränken
  • hastiges Essen oder Trinken
  • übermäßiger Konsum von Alkohol
  • plötzliche Änderungen der Außentemperatur
  • Genuss von zu großen Essensportionen
  • Rauchen
  • Verschlucken von Luft
  • kohlensäurehaltige Getränke

Wenn Sie feststellen, dass Sie in einer oder mehrerer der oben genannten Situationen häufiger Schluckauf bekommen, können Sie dem vorbeugen. Zum Beispiel, indem Sie langsam essen, gründlich kauen und keine zu großen Portionen verspeisen. Zudem kann es helfen, auf Kohlensäure sowie sehr heiße und kalte Getränke und Speisen zu verzichten.

Außerdem kann ein Schluckauf auch bei Stress, Nervosität oder Aufregung auftreten. Häufig ist jedoch gar kein konkreter Auslöser festzustellen.

Krankheiten – selten ein Grund für Schluckauf

Ist ein Schluckauf chronisch, das heißt, er hört nicht nach kurzer Zeit wieder auf, kann das sehr belastend sein. In seltenen Fällen wird kein Auslöser gefunden. Man spricht dann von einem idiopathischen chronischen Schluckauf. Manchmal ist ein chronischer Schluckauf aber auch ein Warnsignal für bestimmte Erkrankungen, die das Zwerchfell reizen. Dazu gehören am häufigsten Erkrankungen von Magen, Darm und Speiseröhre, wie die Refluxkrankheit, die sich auch durch Sodbrennen bemerkbar macht. Seltener kann chronischer oder ständig wiederkehrender Schluck ein Symptom einer der folgenden Grunderkrankungen sein:

Auch manche Medikamente können Schluckauf auslösen. Dazu gehören solche, die das zentrale Nervensystem beeinflussen (zum Beispiel Opiate und einige Psychopharmaka), Kortikosteroide (Koritson) oder Chemotherapeutika.

Wenn Sie sehr häufig oder über einen längeren Zeitraum unter Schluckauf leiden, dann sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um die mögliche Ursache abzuklären.

Schluckauf bei Babys

Im ersten Lebensjahr haben Babys häufig Schluckauf. Es wird geschätzt, dass manche Babys fast 15 Minuten täglich hicksen. Schon bei Neugeborenen und sogar während der Schwangerschaft im Babybauch kann ein Schluckauf vorkommen. Das ist ganz normal, bereitet dem Baby keine Schmerzen und ist kein Grund zur Sorge. Der Schluckauf soll bei Säuglingen folgendes bezwecken:

  • Der Schluckauf hilft dem Baby, das Atmen zu lernen. Es wurde herausgefunden, dass das Gehirn bei jedem Hicks ein Signal aussendet und auf diese Weise die Atmung geschult wird. Außerdem werden Zwerchfell- und Rippenmuskulatur trainiert.
  • Mit dem Schluckauf soll Luft aus dem Magen im Babybauch gepresst werden, was Verdauungsprobleme vorbeugt, ein ähnlicher Effekt wie beim Aufstoßen.

Schlucken Säuglinge beim Trinken reichlich Luft, kann das die Entstehung eines Schluckaufs begünstigen. Denn ein gefüllter Magen nach dem Essen, der zusätzlich noch Luft enthält, drückt auch bei Babys auf das Zwerchfell, was sich daraufhin verkrampfen kann. Mit zunehmenden Alter der Kinder kommt ein Schluckauf dann immer seltener vor.

Schluckauf: was tun?

Es gibt zahlreiche Tipps gegen Schluckauf, aber was hilft wirklich, um ihn möglichst schnell wegzubekommen? In der Regel sind es Hausmittel und keine Medikamente, die den Schluckauf schnell beenden sollen. Folgende Tipps dienen dazu, das Zwerchfell wieder zu entspannen.

10 Tipps und Hausmittel gegen Schluckauf

Probieren Sie die folgenden Maßnahmen aus, um Ihren Schluckauf schnell loszuwerden:

  1. Halten Sie für etwa 20 Sekunden die Luft an und atmen Sie anschließend entspannt weiter.
  2. Trinken Sie einige Schlucke Wasser und halten Sie sich dabei die Nase zu.
  3. Lassen Sie sich von jemandem erschrecken.
  4. Überlegen Sie der Reihe nach, was Sie in den letzten Tagen zu jeder Mahlzeit gegessen haben. Um es schwieriger zu machen, können Sie auch noch aufzählen, was Sie getrunken haben.
  5. Trinken Sie ein Glas stilles Wasser, und zwar kopfüber: Das bedeutet, Sie nehmen das Glas in eine Hand und beugen sich mit dem Oberkörper nach vorne, mit dem Blick durch Ihre Beine nach hinten. Nun führen Sie das Glas zur Oberlippe – die nun unten ist – und trinken, indem Sie das Wasser vorsichtig in den Gaumen gießen. Das ist technisch nicht ganz einfach, einfacher geht es, wenn Sie durch einen Strohhalm trinken.
  6. Ziehen Sie sich vorsichtig an der Zunge. Das soll einen Nerv reizen, der bis in den Bauch reicht und gleichzeitig das Zwerchfell entspannen.
  7. Atmen Sie einige wenige Male in eine Papiertüte. Aber Achtung, nicht zu oft! Aufgrund des Sauerstoffmangels kann sich zwar das Zwerchfell entspannen, aber auch eine Ohnmacht drohen.
  8. Schließen Sie die Augen und drücken Sie leicht auf Ihre Augäpfel.
  9. Trinken Sie ein Glas Eiswasser.
  10. Sagen Sie siebenmal hintereinander: "Ich hab 'nen Schlick, der Schlick hat mich und wer mich liebt, der nimmt ihn sich."

Chronischer Schluckauf: Behandlung mit Medikamenten

Während akuter Schluckauf gut mit den oben genannten Hausmitteln behandelt werden kann, können bei einem chronischen Schluckauf nach ärztlicher Rücksprache Medikamente zum Einsatz kommen. Diese zielen in der Regel auf die Therapie der den Schluckauf auslösenden Erkrankung ab. So können beispielsweise Protonenpumpenhemmer helfen, wenn eine Refluxkrankheit vorliegt. Wird das Sodbrennen besser, verschwindet häufig auch der Schluckauf.

Wurden andere Krankheiten, wie zum Beispiel psychische Erkrankungen, Tumore oder Entzündungen ausgeschlossen, kann der Schluckauf mit entspannenden und krampflösenden Medikamenten behandelt werden. Hierzu gehören Arzneimittel mit den Wirkstoffen Baclofen, Domperidon oder Gabapentin. Bitte wenden Sie sich bei länger andauerndem Schluckauf immer an Ihren*Ihre Arzt*Ärztin, um die für Sie beste Behandlung zu finden.

Welche Namen trägt der Schluckauf?

Regional gibt es zahlreiche verschiedene, unter anderem diese Namen für den Schluckauf:

In Süddeutschland wird der Schluckauf Glutzger, Hecker, Hickser, Häsch, Hätscher, Hägger, Schnackler und Schluckser genannt. Im Rheinland sagt man Hickeschlick oder Hickepick, in Nord- oder Ostdeutschland Hicker oder Schlucken. In Österreich trägt der Schluckauf die Namen Schluckzia, Schnackler, Schnackel oder Schnaggile und in der Schweiz Hitzgi, Hicki oder Glucksi. In anderen Regionen gibt es noch die Begriffe Schlickser, Hicks und Schlicks.

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