Hausstauballergie – was tun?
Schätzungen zufolge leiden mindestens fünf Prozent der Deutschen an einer Hausstauballergie (Hausstaubmilbenallergie). Die Symptome dabei ähneln denen anderer Allergien und können von Niesen und Juckreiz bis zu Asthma gehen. Doch was tun bei einer Hausstauballergie? Mit ein paar Tipps, wie dem regelmäßigen Wechseln der Bettwäsche und der Verwendung eines speziellen Staubsaugers, lassen sich die Beschwerden oft lindern. Ansonsten sollten die Einnahme von Medikamenten sowie eine Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Wir informieren über Auslöser, Anzeichen und Behandlung einer Hausstauballergie und verraten, was man im Alltag tun kann, um den Beschwerden entgegenzuwirken.
Hausstauballergie: Milben als Ursache
Bei einer Hausstauballergie richtet sich die allergische Reaktion nicht – wie der Name vermuten lässt – gegen Hausstaub, sondern gegen Eiweiße (Proteine), die vor allem im Milbenkot (aber auch im Panzer der Milben) enthalten sind. Darauf ist auch der Name Hausstaubmilbenallergie zurückzuführen. Umgangssprachlich ist oftmals auch von einer Stauballergie oder einer Milbenallergie die Rede.
Hausstaubmilben sind kleine Spinnentiere, die in jeder Wohnung vorkommen und mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Das Vorkommen der Milben im Haus ist völlig normal und kein Zeichen von mangelnder Hygiene. Sie sind im Grunde komplett harmlos, es sind also weder Bisse noch Stiche von ihnen zu befürchten und sie übertragen keine Krankheiten.
Die Spinnentiere ernähren sich in erster Linie von tierischen und menschlichen Hautschuppen sowie von Haaren.
In einem Gramm Hausstaub sind bis zu 250.000 allergieauslösende Kugeln aus Milbenkot zu finden. Trocknen die Kotkügelchen durch, zerfallen sie und mischen sich unter den Hausstaub. Das Immunsystem von Allergiker*innen reagiert abwehrend auf den eigentlich harmlosen Kot und es kommt zu den allergietypischen Symptomen. Damit liegt die Ursache einer Hausstauballergie (wie bei anderen Allergien auch) in einer fehlerhaften Reaktion des Immunsystems. Ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Allergien kann familiär bedingt sein, aber auch durch Faktoren wie Luftverschmutzung und Zigarettenrauch begünstigt werden.
Wann ist die Hausstauballergie am schlimmsten?
Milben fühlen sich bei 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent besonders wohl und halten sich deswegen vorwiegend in unseren Betten auf. Deshalb sind die Beschwerden meist nachts und morgens am schlimmsten. Aber auch in Vorhängen, Teppichen, Polstermöbeln und Plüschtieren findet man größere Mengen an Milben.
Aufgrund des für sie günstigen Klimas ist die Anzahl an Milben im Spätsommer sowie im Herbst am höchsten. Die Allergie-Symptome treten allerdings im Herbst und Winter besonders stark auf, da durch das Heizen der Wohnung die Luftfeuchtigkeit sinkt und besonders viele Milben absterben. Dabei zersetzen sich die Chitin-Panzer der Spinnentiere, in denen ebenfalls große Mengen an Allergenen enthalten sind.
Typische Symptome einer Hausstauballergie
Da viele Symptome denen einer Erkältung gleichen, wird eine Hausstauballergie manchmal erst spät erkannt. Meist tritt eine Hausstaubmilbenallergie bereits im Kindes- und Jugendalter auf.
Zu den typischen Anzeichen einer Hausstauballergie gehören:
- trockener Husten, vor allem nachts
- Niesanfälle und Schnupfen (laufende oder verstopfte Nase)
- Atemnot und Kurzatmigkeit
- Hals- und/oder Kopfschmerzen
- juckende, gerötete, brennende oder tränende Augen, mitunter mit Bindehautentzündung
- unruhiger Schlaf
- allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Erschöpfung
- auch Hautreaktionen sind möglich, etwa mit Juckreiz, Nesselsucht und Ausschlag
Typisch ist, dass diese Beschwerden das ganze Jahr über anhalten (auch wenn sie sich je nach Jahreszeit bessern oder verschlechtern können) und verstärkt nachts und morgens nach dem Aufstehen auftreten.
Asthma und Kreuzallergien als mögliche Folgen
Bei Menschen, die über einen längeren Zeitraum an einer Hausstauballergie leiden, kann ohne die passende Behandlung Asthma entstehen. Diese Verlagerung der Erkrankung auf die unteren Atemwege wird als Etagenwechsel bezeichnet. Gerade Asthma im Kindesalter hat seine Ursache häufig in einer Hausstauballergie.
Daneben können bei Vorliegen einer Hausstaubmilbenallergie allergische Reaktionen auch beim Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftreten. Man spricht dann von einer Kreuzallergie. Im Gegensatz zu Heuschnupfen ist dies bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben jedoch seltener der Fall. Mögliche Kreuzallergien sind allergische Reaktionen beim Essen von Schalentieren oder Weichtieren (zum Beispiel Schnecken, Muscheln, Krebse, Hummer oder Garnelen).
Auch eine Nasennebenhöhlenentzündung kann als Folge einer Hausstauballergie entstehen.
Um solche Folgen zu vermeiden, sollten Sie bei Beschwerden frühzeitig ärztlichen Rat suchen und gemeinsam überlegen, wie Sie die Allergie am besten behandeln können.
Diagnose durch Allergietests
Bei den oben genannten Symptomen sollten Sie eine hausärztliche, allergologische oder HNO-Praxis aufsuchen. Ob Sie unter einer Hausstauballergie leiden, kann der*die Arzt*Ärztin leicht mit einem Allergietest (Pricktest) herausfinden. Dabei werden die Allergene direkt auf die Haut (meist auf der Innenseite des Unterarms) aufgetragen. Durch leichtes Einritzen gelangen sie im Anschluss unter die Haut. Bildet sich nach einiger Zeit ein roter, juckender Ausschlag, gilt der Test als positiv.
Bei nicht eindeutigen Testergebnissen können die Allergene auch direkt auf die Nasen- oder die Augenschleimhaut gegeben werden (Provokationstest).
Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung (zum Beispiel der RAST-Test oder das Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay) helfen, die Diagnose zu sichern. Je nach Art des Tests wird auf unterschiedliche Art und Weise eine entnommene Blutprobe daraufhin untersucht, ob sie Antikörper gegen ein bestimmtes Allergen enthält.
Was tun bei einer Hausstauballergie? 8 Tipps gegen Milben
Bei einer Hausstauballergie sollten Sie in erster Linie versuchen, den Hausstaub zu reduzieren, also die Hausstaubmilben zu bekämpfen und somit den Auslöser der Allergie so gut wie möglich zu vermeiden. Deswegen ist es besonders wichtig, bestimmte Regeln einzuhalten. Dann lassen sich die Beschwerden meistens deutlich abschwächen. Auch zur Vorbeugung einer Hausstauballergie können diese Maßnahmen hilfreich sein.
Diese acht Tipps können helfen, Hausstaubmilben abzutöten oder ihre Ausbreitung zu begrenzen:
- Versuchen Sie, die Raumtemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer möglichst niedrig zu halten. Idealerweise liegt erstere bei 18 bis 20 Grad Celsius, letztere bei 45 bis 55 Prozent. Achten Sie außerdem darauf, die Wohnung gründlich durchzulüften (ratsam ist drei- bis viermal tägliches Stoßlüften für fünf bis 15 Minuten).
- Wechseln Sie häufiger Ihre Bettwäsche (möglichst wöchentlich) und waschen Sie diese bei mindestens 60 Grad Celsius. Kopfkissen und Bettdecke selbst sollten mindestens alle drei Monate bei 60 Grad Celsius gewaschen werden. Einmal im Jahr sollten Sie auch Ihre Matratze reinigen. Dazu können Sie einen Milbensauger oder einen normalen Staubsauger mit speziellem HEPA-Filter benutzen. Verwenden Sie idealerweise keine Matratze mit Rosshaar-Füllung, um eine mögliche Belastung durch tierische Allergene zu vermeiden.
- Benutzen Sie für die Matratze milbenundurchlässige Allergieüberzüge (Encasing) – so werden die Milben von ihrer Nahrungsquelle abgeschnitten. Diese Bezüge sollten mindestens alle drei Monate gewaschen werden. Auch für die Bettwäsche bieten sich milbenundurchlässige Allergieüberzüge an.
- Wechseln Sie Ihre Kleidung oder Ihre Schuhe nicht im Schlafzimmer. Vermeiden Sie es auch, Ihre Haare im Schlafzimmer zu kämmen.
- Falls Sie Haustiere besitzen, sollten Sie diese nicht ins Schlafzimmer lassen, um die Bildung von zusätzlichem Staub zu vermeiden. Bei einer schweren Hausstauballergie sollten Sie sogar besser ganz auf Haustiere verzichten, da in solchen Fällen auch die Wahrscheinlichkeit für eine Tierhaarallergie steigt.
- Entfernen Sie mögliche Staubfänger aus dem Schlafzimmer: Dazu gehören auch Gardinen und Teppiche. Auch auf Pflanzen oder offene Regale sollten Sie im Schlafzimmer besser verzichten. Kuscheltiere sollten Sie in regelmäßigen Abständen für 24 Stunden in der Tiefkühltruhe einfrieren oder in den Wäschetrockner geben. Durch anschließendes Auswaschen mit lauwarmem Wasser werden die abgetöteten Milben entfernt.
- Putzen Sie regelmäßig Ihre Wohnung: Wischen Sie dabei immer feucht Staub und verwenden Sie einen Staubsauger mit HEPA-Filter. Die betroffene Person sollte nach Möglichkeit nicht selbst staubsaugen. Falls möglich, sollte auch der Boden feucht gewischt werden.
- Anti-Milben-Sprays, die in der Apotheke gekauft werden können, enthalten ein Insektengift (Akarizide). Sie können beispielsweise zum Einsprühen von Matratzen verwendet werden. Auch als Zusatz im Waschmittel sind Akarizide erhältlich. Dann genügen auch niedrigere Temperaturen für das Abtöten der Milben. Da es sich bei Akariziden aber um Giftstoffe handelt, die auch für Menschen nicht gänzlich unbedenklich sind, empfiehlt das Umweltbundesamt jedoch, Akarizide nur in Ausnahmefällen anzuwenden und die Anwendungshinweise der Hersteller zu beachten.
Behandlung: Medikamente gegen Hausstauballergie
Gegen die akut auftretenden Symptome einer Hausstauballergie helfen rezeptfreie Medikamente wie Antihistaminika (beispielsweise als Tabletten mit den Wirkstoffen Cetirizin oder Loratadin). In Form von Nasensprays oder Augentropfen können Glukokortikoide (Kortison), Azelastin oder Chromone angewendet werden. Sogenannte Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten werden bei Asthma zur Behandlung der Symptome einer Hausstauballergie verwendet. Darüber hinaus können kurzzeitig auch abschwellende Nasensprays zum Einsatz kommen.
Helfen diese Medikamente nicht ausreichend, sollten Sie über eine Hyposensibilisierung nachdenken.
Hyposensibilisierung bekämpft die Ursachen
Durch eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) werden im Gegensatz zu den oben genannten Medikamenten nicht nur die Symptome der Hausstauballergie bekämpft, sondern auch deren Ursache, da der Körper langsam an die allergieauslösende Substanz gewöhnt wird. Dadurch lässt sich das Risiko für eine chronische Schädigung der Atemwege deutlich verringern.
Bei einer Hyposensibilisierung wird den Betroffenen das Allergen in regelmäßigen Abständen entweder in Tropfenform verabreicht (sublinguale Immuntherapie) oder direkt unter die Haut gespritzt (subkutane Immuntherapie). So wird das Immunsystem trainiert, bei Kontakt mit dem Allergen nicht mehr so stark zu reagieren. Allerdings braucht eine Hyposensibilisierung Geduld: Bis die Therapie abgeschlossen ist, kann es zwei bis drei Jahre dauern.
Homöopathie bei Hausstauballergie
Viele Allergolog*innen arbeiten bei einer Hausstauballergie auch mit homöopathischen Mitteln. Bei einer homöopathischen Behandlung werden die Mittel so ausgewählt, dass sie bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorrufen sollen, wie jene, an denen die erkrankte Person leidet. Dadurch kann es bei der Behandlung einer Hausstauballergie mit Homöopathie zunächst zu einer Verschlimmerung der Beschwerden kommen.
Zum Einsatz kommen beispielsweise Sticta oder Sabadilla, aber auch Luffa D6, Arundo D6 oder Galphimia glauca D4. Dafür, dass sich durch eine homöopathische Behandlung die Beschwerden tatsächlich lindern lassen, gibt es bisher jedoch keine wissenschaftlichen Belege.